USA - Texas

Panamericana

USA - Texas, 22.03. - 30.03.2016

Übersicht der Route

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01 Rogers Lake

Relativ zügig geht es nach zwei Tagen weiter. Von Louisiana nach Texas. An den Staats-Grenzen findet man oft gut ausgestattete Visitor Center, die viel Informationsmaterial, kostenlose Straßenkarten und manchmal sogar WiFi haben. Insbesondere die Straßenkarte ist mir willkommen, seitdem ich wegen einer technischen Panne auf meinen Computer verzichten muss, welcher nicht nur Navigationsaufgaben übernimmt, sondern auch zum Schreiben des Reiseberichtes erforderlich ist. Daher jetzt erst das Update zu den letzten Tagen.

Eher zufällig gelange ich zum Rogers Lake. Denn auf dem Interstate sind oft touristisch interessante Plätze sowie State Parks angeschrieben, doch nie findet man eine Entfernungsangabe dazu. So sehe ich auch erst auf der Nebenstraße, dass es bis zu dem State Park, dem ich mit seiner Beschilderung auf dem Interstate Highway gefolgt war, nochmals 18 Meilen sind. Also biege ich kurzerhand zum nächsten blauen Fleck auf der Karte ab und komme so zum Rogers Lake, wo ich an der einsam im Wald gelegenen Boat Ramp einen tollen Platz finde.

 

02 Dallas / Fort Worth

Es ist die K-Woche mit nur vier Werktagen. Also eile ich nach Dallas (Plano), wo sich zwei der drei in Texas befindlichen Kundendienst Werkstätten von Samsung befinden. Doch hier repariert man leider nur Smartphones, wie ich vor Ort erfahre. Erst auf Drängen und Nachfragen bekomme ich eine Telefonnummer einer Firma in Fort Worth, wo man mir evtl. weiterhelfen kann. Nach einem Anruf habe ich die Adresse und die Gewissheit, dass man dort grundsätzlich helfen kann – bis 17:00 Uhr. Also muss ich Antares doch mal die Sporen geben, doch dann wird die Adresssuche zur Nerven aufreibenden Aktion. Eigentlich sind die Hausnummern immer nach Quartern gegliedert, doch hier hält mich eine Autobahn davon ab, jenseits meine Suche fortzusetzen. Erst nach einer Stunde Suchen und der Hilfe eines Locals komme ich dort an wo ich hin will. Es ist 16:30 Uhr. Doch man hilft mir unbürokratisch. Ich brauche nicht die angekündigten fünf Tage zu warten sondern nach einer guten halben Stunde sind beide Probleme behoben und ich kann wieder los.

 

03 Stockyards Station, Fort Worth

Nachdem dem Computer wieder seine üblichen Fähigkeiten beigebracht wurden, geht es zum Großeinkauf zum Aldi. Der wohl letzte für eine lange Zeit, denn im Westen der USA gibt es fast keine Filialen der Supermarktkette die Sauerkraut, Rotkohl mit Apfel und deutsche Schokolade zu bezahlbaren Preisen anbietet. Die Verkäuferin läuft vor dem Kassieren sogar noch los, um den 10$ Oster-Gutschein aus dem Angebotsblatt für mich zu holen und auszuschneiden. Ich bin positiv überrascht.

Jetzt drängt die Zeit, denn ich will zum 'Cattle Drive' an der Stockyards Station in Fort Worth sein. Um 4:00PM werden jeden Nachmittag Rinder über die Eastern Exchange Avenue getrieben. Dieses ‚historische Ereignis‘ findet jeden Tag zweimal statt. Nicht nur für Kinder, Touristen und Möchtegern Cowboys eine sehenswerte Show.

Später habe ich dann Gelegenheit den 'Patron' bei den Hörnern zu packen. Obwohl immer wieder auch vor den Gefahren der Tiere gewarnt wird. Also schön lieb sein zu dem Bullen, obwohl er sich offensichtlich gerne kraulen lässt.

Da sich der Parkplatz für eine Übernachtung anbietet, gehe ich zum Abendessen ins Riscker’s. Am Einganng drückt man mir lediglich eine Gabel in die Hand – kein Messer. Auch als ich ein Fleischgericht bestelle, bleibt das Besteck in der Einzahl. Der Koch muss ein großes Selbstbewusstsein haben, dass er denkt sein Fleisch sei so zart, dass man kein Messer bräuchte. Aber so ist es! Das Fleisch zerfällt wenn man es mit der Gabel berührt und es schmeckt hervorragend. Einfach super klasse. So was Leckeres habe ich schon lange nicht mehr gegessen.

Der Verdauungsspaziergang ermöglicht dann noch einen Blick hinter die Kulissen und die schon etwas in die Jahre gekommenen Saloons der Nachbarschaft. Die Besucher tun es den Gebäuden oft gleich und so geht der Tag für mich recht schnell zu Ende.

Nach einer sehr regnerischen Nacht mit kräftigem Hagel scheint am Morgen wieder die Sonne. Trotzdem ist es empfindlich kühl und ich begrüße meinen Fleece-Pullover, der mich wärmt.

Um 11:30 Uhr schaue ich mich nochmals die Longhorns an, die wieder aus ihren Stallungen ins Außengehege getrieben werden. Die Ferche, in denen früher wohl mal Tiere auf ihre Auktion und somit auf ihr Schicksal gewartet haben, sind heute eher hölzerne Ruinen. Nur wenige sind noch so gut erhalten, dass sie einem Rind oder Pferd Widerstand bieten würden. Hier dreht sich eh alles um die Touristen und die Erhaltung der Tradition. Diese wird auch beim Rodeo an jedem Freitag und Samstag hoch gehalten. Ich sehe die Arena nur leer, da ich nicht bis zur nächsten Vorstellung warten möchte.

 

04 Lake Arrowhead State Park

Mein heutiger Weg führt mich zum Lake Arrowhead State Park. Hier ist es auch noch immer winterlich kühl. Die Bäume sind noch ohne Blüten oder Blätter. Die nördliche Lage macht sich bemerkbar. Dafür gibt es hier an jedem Camp-Site mindestens einen Erdhaufen, welcher von Prärie Hunden aufgeworfen wurde, welche in Erdlöchern wohnen und ähnlich pfeifen wie Murmeltiere in den uns bekannten Bergen. Mücken lassen sich durch die Kälte allerdings nicht fernhalten.

 

05 Caprock Canyons State Park

Zum Glück gibt es jeden Tag etwas zu berichten. Heute wurde ich zum ersten Mal von der Polizei angehalten. Besser gesagt von einem State Trooper, denn in den USA gibt es ganz viele verschiedene Polizei-ähnliche Ordnungshüter. Dieser konnte mit dem Nummernschild nichts anfangen und wollte kaum glauben, dass ich das Fahrzeug hier in den USA damit bewegen darf. Dann gab es noch eine Diskussion über das Fahrzeuggewicht und ob ich das Auto denn gewogen hätte. Letztendlich darf ich aber weiter fahren.

Gerade um die nächste Kurve, dort besuche ich die Wichita Falls. Die originalen Wasserfälle sind vor langer Zeit bei einer Überschwemmung zerstört worden und so hat die Stadt einen neuen (künstlichen) Wasserfall errichtet. Entsprechend schnell bin ich mit dieser Attraktion fertig.

Viele Kilometer eintöniger Landschaft liegen heute vor mir. Mehr als 300 km relativ langweiliger Landschaft mit einigen verrosteten kleinen Ölförder-Anlagen am Wegesrand liegen hinter mir, als ich abends am Caprock Canyons State Park ankomme. Da das Büro bereits geschlossen hat, muss ich eine Self-Registration vornehmen, bei der man die Gebühr für die erste Nacht in einem Umschlag in eine Art Briefkasten wirft. Der zuvor abgetrennten Zettel klebt man an die Windschutzscheibe. Leider stelle ich dann fest, dass alle Campingplätze, die etwas 2 km vom Eingang entfernt liegen, belegt sind. Vom Camping Host erfahre ich dann, dass es einen Overflow Parking gibt. Etwa weitere 2 km in den Park hinein. Bingo! Das ist mein Platz. Kein Wasser, kein Strom, keine Touristen die Musik machen oder sonst wie stören. Inmitten einer wilden Landschaft von steilen rot-braunen Berghängen umgeben finde ich endlich den so lange ersehnten Offroad Platz. Mal sehen wann die ersten Bisons hier vorbei kommen, für die der Park so bekannt ist. Denn hier leben die letzten texanischen Ur-Bisons, eine sehr selten gewordene Rasse.

Das heutige Fahren beschränkt sich auf den Park, denn die Distanzen sind zu groß, um alles fußläufig zu erreichen. Gleich nach dem Check-in im Visitor Center treffe ich dort auf eine kleine Gruppe und eine weitere Herde Bisons. Da sie recht nahe an der Straße sind, steige ich lieber nicht aus sondern mache Fotos aus dem Auto bzw. vom Dach aus. Hier macht sich die Dachluke wieder einmal bezahlt. - Und natürlich die neue Foto-Ausrüstung mit den wichtigsten Utensilien.

Anschließend unternehme ich am anderen Ende des Parks eine Wanderung. Hier ragen die roten Felswände in die Höhe. Im Canyon ist es recht angenehm und weniger windig als auf dem Rückweg über die ‚Ridge‘. Beim Abstieg in den Canyon verliere ich irgendwo den Pfad und finde mich schnell in einer ausgewaschenen Regenrinne mit weit über einen Meter hohen Stufen wieder. Querfeldein suche ich einen Ausweg und komme wieder auf den ausgewiesenen Pfad. Eine schöne Wanderung durch eine tolle Landschaft. Im Sommer ist es hier sicherlich sehr heiß. Heute herrschen tagsüber ca. 26°C, doch nachts wird es noch ziemlich frisch.

Als ich später lesend in meinem Campingstuhl sitze, höre ich wie schon gestern das Geheule von einem Kojoten. Und dann steht er plötzlich in etwa 30m Entfernung neben mir und schaut mich an. Leider wartet er nicht bis ich den Fotoapparat rausgeholt habe.

 

06 Canyon

Heute fahre ich nach Canyon. Das liegt auf dem Weg in den Palo Duro Nationalpark. Da ich einiges zu erledigen habe und noch ein paar E-Mails beantworten will, bleibe ich am späten Nachmittag auf einem relativ ruhigen Walmart Parkplatz stehen.

Unterwegs hat mich ein Polizist angesprochen. Er hatte seitlich am Brillenbügel eine kleine Kamera, welche alles sieht, und sicherlich auch aufzeichnet, was der Beamte sieht. Aus Sicht des Beamten verständlich, aber das Thema Datenschutz drängt sich einem hier wieder Mal auf. Es war trotzdem eine nette Unterhaltung für zwischendurch.

 

07 Palo Duro State Park / Canyon

Relativ früh morgens fahre ich in den Palo Duro State Park, etwas 20 km östlich von Canyon. Gleich am Eingang werde ich von einem kleinen Wild-Rudel begrüßt. Als ich einige Vögel fotografieren will, kommen Adrie und Joop zufällig vorbei, die schon einige Tage hier im Park sind. Von ihnen bekomme ich auch den Tipp für die Wanderung zum „Lighthouse“, dem Wahrzeichen des Parks. Eigentlich ist die 2,7 Meilen lange Wegstrecke mit zwei Stunden für den Rundweg angegeben, doch ich finde den Platz schön und verweile eine längere Zeit.

Die vielen Jugendlichen, die ebenfalls hier wandern, haben oft ihren kleinen Ghettoblaster im Rucksack dabei. Und ich dachte diese Zeiten seien vorbei…

Am Nachmittag mache ich noch Halt bei meinen Freunden, wo wir bis abends quatschen und Neuigkeiten austauschen. Bevor die Sonne unter geht, was hier erst sehr spät der Fall ist, fahre ich noch zurück nach Canyon, da ich für den Park nur einen Tagespass habe.

 

07 Boys Ranch

Amarillo umfahre ich süd-westlich. Auf der I-40 liegt mein erstes Ziel - die Cadillac Ranch. Hier wurden von einem Künstler zehn Cadillacs, übrigens im selben Winkel wie die Hiobs-Pyramien gebaut sind, in die Erde gegraben und bunt angesprüht. Da überall leere Sprühdosen rumliegen und die Farbe inzwischen eine dicke Schicht auf den Karossen bildet, denke ich ist der Prozess noch nicht abgeschlossen. Nur die Künstler sind inzwischen andere.

Weiter westlich komme ich irgendwo im Nirgendwo nach Boys Ranch. Dieser Ort entstand an dem Platz einer ehemaligen Western-Stadt. Cal Farley hatte hier 1939 eine Institution gegründet, welche sich um Kinder zwischen vier und 18 Jahren kümmert, die zu Hause nicht zurechtkommen oder wo die Eltern überfordert sind. Derzeit haben 266 Kinder in Familien von bis zu 12 Heranwachsenden hier ihr Heim. Es gibt neben Schulen und allen erdenklichen Sporteinrichtungen ein dichtes Netz aus Betreuung und für Touristen einen neuen RV Park neben dem Museum, in dem eine beeindruckende Kollektion von verschiedenen Stacheldraht Varianten aller Epochen zu sehen ist. Ich habe heute eine zweistündige Exkursion durch die ausschließlich durch Spendengelder finanzierte Einrichtung bekommen und dabei viele Leute inklusive einiger Kinder kennengelernt. Da fällt auch nicht mehr ins Gewicht, dass die Tour auf dem Friedhof begann, wo 18 Cowboys aus dem 19. Jahrhundert begraben liegen, die allesamt bei Schießereien ums Leben gekommen sind. – Willkommen im wilden Westen.

 

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