Chile

Panamericana

Chile, 11.07. - 21.07.2015

Übersicht der Route

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01 Arica

Die Nacht war frostig mit bis zu -10°C. Doch Antares hat sich warm gehalten und uns auch. Der bolivianische Zoll beginnt seine Schicht zuletzt, als alle anderen sich schon eine Stunde die Beine in den Bauch stehen. Doch dann bekommen wir den ersehnten Stempel und können die Einreise in Chile angehen. Hier gibt es ebenfalls ein paar wirre Anweisungen und Aussagen, aber nach ungefähr einer halben Stunde sind wir drin. Lediglich unser restliches Obst und Gemüse sowie den Honig müssen wir, wie erwartet, abgeben. Einige andere Sachen sind nicht aufgefallen und so sind wir ganz zufrieden mit der unvorbereiteten Einreise nach Chile.

Ich bin recht froh, dass wir nicht gestern Abend im Dunkeln weiter gefahren sind, denn die Landschaft ist wieder einmal atemraubend. Die schneebedeckten Vulkane liegen in einer ach so friedlichen Landschaft. Es geht durch den Nationalpark Lauca.

Dem Ort Putre statten wir einen erwartungsvollen Besuch ab, doch das Nest macht nur einen sehr verschlafenen Eindruck auf uns und so fahren wir weiter Richtung Arica.

Aus einer Höhe von 4.573m kommend, geht es, inklusive Gegenanstiege, auf 200km fast 6.000m abwärts. Für den ‚Bremser‘ eine echte Anstrengung. Aber wieder sind wir von den tollen Landschaft beeindruckt. Auch wenn es nur schroffe Berge und hier auch große Sandhügel sind.

Nördlich von Arica stellen wir uns neben einem Militär Posten an den Strand. Es ist kühl und sehr feuchte Luft weht uns vom Meer entgegen. Aber eine Abwechslung ist es allemal.

Wir bleiben ein paar Tage in der Gegend von Arica. Es gilt einzukaufen und einen Werkstattbesuch für Antares abzuhalten. Hier stellt sich heraus, dass wir in Bolivien eher ein Paraffin-Öl-Gemisch getankt haben als Diesel. Dieses Gemisch hat die Filter zugesetzt und zündet auch schlecht. Also neue Filter rein und die restlichen 55 Liter aus dem Tank ‚in den Gulli‘. Leider hatten wir heute zum ersten Mal eine Diskussion um die Rechnung bei Fa. Kaufmann. Aber irgendwie haben wir uns dann doch zufriedenstellen geeinigt.

 

02 Ruta A-31

Am kommenden Tag ist ein Service bei mir fällig. Seit Wochen habe ich Probleme mit der Verdauung. Neben verschiedenen Tropfen bekomme ich vom Arzt eine ‚Speisekarte‘, auf der unter verboten mehr aufgelistet ist als unter erlaubt. Das werden ein paar enthaltsame Tage in den Bergen werden.

Als Testfahrt wollen wir noch einmal über 4.000m hinauf, bevor wir uns letztendlich nach Peru auf machen. Eine tolle Gegend bietet sich gleich vor den Toren Aricas an. Vorbei an einigen Stein-Säulen fahren wir wieder in die Berge. Auf 3.000m halten wir, um uns über Nacht zu akklimatisieren.

 

03 Salar de Surire

Obwohl es bereits morgens 10°C hat und wir ‚nur‘ auf einer Höhe von 3.000m stehen, tut sich Antares wiederholt schwer mit dem Startvorgang. Vielleicht ist er auch etwas reisemüde. Letzten Endes starten wir jedoch gemeinsam in den Tag. Die Piste windet sich durch ein immer grüner werdendes Tal aufwärts. Der Bach ist größtenteils zugefroren und hat weiß glitzerndes Eis an seinen Ufern.

An der nächsten Gabelung ist der Salar de Surire bereits angeschrieben. Es sind 66km bis dort hin. Da haben wir dann noch einen freien Nachmittag, denke ich mir so. Doch die Piste wird immer schlechter und schmaler. Einige Flüsse sind zu durchqueren. Zum Glück führen sie wenig Wasser. Doch das ein oder andere Mal ist die Flussdurchfahrt tricky, denn wir müssen 90° um die Kurve und dann zwischen den dicken Steinen hindurch, welche im Flussbett liegen. Doch dann wird es noch spannender. Die nächste Auffahrt ist lediglich noch von Geländewagen befahren und entsprechend schmal. Rechts und links liegen mehr oder weniger spitze Steine, die ich mit Antares nicht unbedingt überfahren will. Hinzu kommen Rinnen und Bodenwellen, die wir bei steiler Bergauffahrt nur langsam durchfahren können. Mit Untersetzung und teilweise im Kriechgang schleichen wir mehrere Stunden dahin. Immer alle vier Räder im Blick.

In einem kleinen Ort halten wir kurz an um durchzuatmen. Eine Frau stoppt uns bei der Weiterfahrt. Wir mögen doch bitte warten, denn die Alpaca-Herde wird gerade ins Dorf getrieben und kommt uns entgegen. Um die Tiere nicht aus der Gruppe zu versprengen, warten wir bis die Tiere im Ferch sind uns fahren dann weiter.

Nach der Überquerung des nächsten Bergkamms blicken wir auf den Salar de Surire und sind ganz hin und weg. Eine atemraubende Aussicht auf den Salar und die umliegenden Berge eröffnet sich uns. Allerdings fegt uns ein kalter und kräftiger Wind um die Ohren und durch das T-Shirt. Ich glaube ich sollte mir ein Beispiel an Elke nehmen, die schon länger mit Fleece- und Daunen-Jacke neben mir sitzt.

Beim Conaf-Gebäude ist niemand anwesend, wo wir uns registrieren könnten. Lediglich einige Vizcachas düsen hier über den Hof. Also fahren wir weiter zu den heißen Quellen am Ost-Ende des Salars, wo wir auf 4.276m Höhe die Nacht verbringen.

 

04 El Gigante de Tarapaca, Huara

Als wir morgens wach werden, blicken wir in eine weiße Wolke als wäre dichter Nebel um uns herum. Bei nur -12°C Frühtemperatur dampfen die heißen Quellen so stark, dass wir kaum etwas sehen. Ich unternehme als Erstes einen Foto-Spaziergang um diese faszinierende Natur auf mich wirken zu lassen. Im Camping-Stuhl sitzend genieße ich die Stille dieser Landschaft. Nur das heiße aus dem Boden quellende Wasser gluckert leise dahin. Die Sonne liefert mit ihrer hohen Strahlungswärme den Ausgleich zu den frostigen Umgebungstemperaturen. Selbst mittags, als wir los fahren, sind es erst 2°C. Antares hat Glück, er bekommt eine Vorwärmung von der Dieselheizung, welche trotz der Höhe recht gut funktioniert. Wir hingegen wärmen uns mit einem Bad in dem warmen, oder besser gesagt heißen, Pool. Das Wasser ist so heiß, dass wir nur langsam rein gehen können. Als wir wieder raus kommen, sind die Körperpartien die im Wasser waren, durch die angeregte Durchblutung ganz rot. Und wir stinken für den Rest des Tages stark nach Schwefel.

Es stehen zwei Routen zur Auswahl. Wir entscheiden uns für die kürzere Piste aber insgesamt längere Strecke. Es ist eine sehr abgelegene Gegend. Dann bemerken wir, dass wir einige Kilometer durch bolivianisches Staatsgebiet fahren. Ein Schild weist uns darauf hin, als wir durch einen Stacheldrahtzaun fahren. Doch wenige Kilometer führt die Piste wieder zurück nach Chile. Es scheint auch einige grenzüberschreitende Pisten zu geben. Die wollen wir jedoch nicht ausprobieren.

Wieder gibt es einige Flussquerungen durch vereiste Wasserläufe. Die Piste hingegen hat immer mehr Wellblech für uns parat und wir kommen nur langsam voran. Als wir gerade den aktiven und heute auch rauchenden Vulkan Isluga passieren, überholen wir zwei Radfahrer. Ein brasilianisches Pärchen, die hier eine neue Strecke für eines ihrer nächsten Bücher recherchieren und befahren. In dieser Höhe auf dem Rad und nachts im Zelt, das sind echte Helden. Wir haben nur wenig Zeit um miteinander zu quatschen, denn die beiden wollen noch eine Herbere suchen und es ist schon recht spät.

Auch wir geben Gas. Bald erreichen wir die Teerstraße, doch statt talwärts geht es erst einmal kräftig in den Gegenanstieg und so kommen wir auch nur langsam voran. Hinzu kommt die von mir unterschätzte Distanz von 150km bis zum nächsten Ort, wo wir übernachten wollen. >Erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir ‚El Gigante de Tarapaca‘, eine Steinfigur, welche wir uns morgen ansehen werden.

 

05 Caleta Vitor

Der El Gigante erweist sich als eine aus Steinen auf den Hügel gelegte, 86m große Figur aus den Jahren 1000 bis 1400. Trotzdem umrunden wir den sandigen Hügel, werden aber bei der Suche nach weiteren Bildern nicht fündig. Komisch ist nur, dass mehrere Parkplätze rund um den Hügel angelegt werden (sollen). Im halbfertigen Zustand versanden diese bereits und die LED-Lampen mit Solarzellen rosten vor sich hin. Schade.

Etwas Neues hingegen ist das Ergebnis des heutigen Projektes. Aus einem der beiden Wasser Vorfilter baue ich mittels der hier erhältlichen Filterkartuschen einen neuen Filter. Die Kohlefilter sitzen scheinbar ziemlich dicht mit Sedimenten des hiesigen Wassers zu. Der neue Filter lässt wieder ordentlich Wasser sprudeln.

Unsere Fahrt führt über die PanAm nach Norden. An einem Polizei-Checkpoint soll ich meinen Führerschein vorzeigen. Dazu fahre ich zur Seite und steige freundlicherweise aus. Der Polizist ist ein junger Bursche aus dem Süden Chiles und etwas unglücklich derzeit hier seinen Dienst tun zu müssen. Aber er ist auch sehr interessiert an uns, Tschechische Frauen und Stolz auf seinen (nicht korrupten) Beruf in Chile. So quatschen wir fast eine halbe Stunde, bevor wir weiter fahren. Derweil winkt er alle anderen fleißig durch, um nicht von unserem Gespräch abgehalten zu werden. J

Endlich kommen wir wieder los und müssen uns entscheiden wo wir übernachten wollen. An einem einsamen Strand mit Palmen, etwa 20km von der PanAm, oder in Arica, wo derzeit die Body-Board Meisterschaften stattfinden. Elke möchte an den Strand, also fahren wir auf einer ganz neuen Straße durch ein Tal mit Gärten, in denen sehr akribisch, mit wenig Wasser, im Sand Gemüse angebaut wird.

Am Strand biegen wir links ab und folgen der Piste durch die Büsche Richtung Palmen. Hier treffen wir auf eine Gruppe schwer bewaffneter Hobby-Soldaten, die gerade ihren Freizeit-Krieg austragen. Der Typ mit der orangenen Weste scheint der Schiedsrichter zu sein. Wir fragen was hier vor sich geht und ob wir passieren dürfen. Irgendwie verstehen wir ihn nur halb. Klar scheint uns jedoch dass wir weiter fahren dürfen. Und so rollen wir durch das Gebüsch. Im Sichtschatten von Antares läuft ein Soldat mit auf die andere Seite. Und dann dengelt es von außen an die Fahrerkabine. Wir sind unter Beschuss genommen worden. Elke schreit auf und ist außer sich. Ich beantworte die Maschinengewehrsalve mit lautem Hupen, worauf hin das Feuer eingestellt wird und wir weiter fahren. Obwohl er drei Jahre gedient hat, ist dies wohl auch für Antares der erste 'echte' Kriegseinsatz gewesen.

Zwischen den Büschen und am Strand haben sich bereits einige Chilenen mit ihrer Campingausrüstung eingefunden, die ebenfalls von diesem so ruhig gelegenen Strand gehört haben. Wir finden jedoch noch einen freien Stellplatz direkt auf dem Strand, wo Zelte zu wenig Windschutz haben. Hier haben wir freien Blick auf’s Meer und empfangen von rundherum die nächtliche Musik der feiernden Wochenendbesucher.

Am Morgen knattert ein Getarnter mit seinem 4x4 Buggy in Camouflage vor und fragt ob wir ihm mit Luft für seinen platten Reifen aushelfen können. Wir pumpen den Reifen mit Antares‘ Aggregat auf und stellen fest, dass er zwei Löcher im Reifen hat, die wir auch mit Sikaflex nicht dicht bekommen. Ein Reifen-Reparaturset habe ich wegen der Schlauchreifen nicht und so hole ich Holzklötze um den Buggy aufzubocken und den Reifen für eine Reparatur in Arica zu demontieren. Die fest sitzenden Radmuttern bekommen wir nur mit Bremsenreiniger gelöst. Allerdings haben die Jungs, von denen inzwischen weitere angerückt sind, keinerlei technisches Know-How geschweige denn Werkzeug. So werden sie keinen Hobby-Krieg gewinnen können. Nach einigen Stunden sind der Buggy-Fahrer und der Conductor aus Arica zurück. Der Reifen hat einen Schlauch bekommen, doch das Ventil ist angerissen. Egal. Erstmal hält die Luft und das 4x4-Gerät ist wieder fahrbereit. Dann erhalten Elke und ich die Gelegenheit eine Runde über den Strand zu drehen. Zu meiner Überraschung taugt Elke die knatternde Sause ganz gut. Aber auch wenn solch ein Flitzer viel Spaß bereitet, mit Antares ist es doch eine andere Nummer. Als Dankeschön haben uns die Beiden Brot und noch ein paar Leckereien aus dem Supermarkt in Arica mitgebracht, so können wir noch ein oder zwei Tage länger hier am Strand bleiben. Vor der Verabschiedung kommen wir dann noch in den Genuss einer kleinen Waffendemonstration. Die Gewehre, mit denen gestern noch auf uns geschossen wurde, sehen zum Verwechseln echt aus. Doch es wird lediglich mit kleinen Plastikkügelchen geschossen. Für einen erschwinglichen Preis werden die Imitate in China produziert und sind hier als ‚Spielzeug‘ ganz legal. Dann fahren die beiden nach Hause und wir haben endlich Zeit und Brot für eine Brotzeit.

Am kommenden Morgen wollen wir eigentlich nur ein paar Kleinigkeiten erledigen und uns auf den Weg nach Arica machen. Doch wir bekommen Besuch von dem Herrn, der nach jedem Party-Wochenende freiwillig den Strand säubert. Wir kommen ins Gespräch als er uns nach Streichhölzern fragt, die dazu dienen den Abfall zu entsorgen. Letzten Endes haben wir eine große Schüssel voll Tomaten, Paprika und Peperoni, mit denen Elke gleich einen leckeren Salat zaubert. Unsere Aussichten eine sehr lange Zeit hier bleiben zu können erhöhen sich von Tag zu Tag, doch am Nachmittag rollen wir vom Platze.

 

06 Arica Zentrum

In Arica erledigen wir noch ein paar Besorgungen und stellen uns auf den Parkplatz am Hafen. Hier ist nachts viel Platz und es ist relativ ruhig. Als nachts die Sirenen aufheulen, denke ich kurz darüber nach ob dies jetzt eine Tsunami-Warnung sei, oder nicht. Doch ich denke im Falle eines Tsunamis wird es deutlichere Signale geben und es würde schnell hektisch werden auf den Straßen.

Die zentrale Lage erlaubt uns noch einen morgendlichen Abstecher in die Stadt zu unternehmen, bevor wir uns auf den Weg zur Grenze nach Peru machen.

 

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