Panamericana
Chile, 11.02. - 25.03.2015
Download der GPX Datei: 07_Chile.gpx
Nachdem wir uns von Etienne verabschiedet haben, geht es bei sehr starkem Gegenwind nach Los Antiguos, wo wir mal wieder eine Internetverbindung haben um ein Lebenszeichen abzugeben. Dann fahren wir zur Grenze. Alles verläuft sehr ruhig und vorbildlich ab. An der SAG in Chile müssen wir 2 Kartoffeln abgeben und Elke muss den Rest einer Körnermischung an Ort und Stelle vertilgen um zu verhindern, dass diese im Bio-Müll landet.
Chile
Chico ist ein kleines aber recht ordentliches Nest am Lago Buenos Aires. Zwei
Supermärkte bieten trotz vieler leerer Regale die Möglichkeit die Vorräte wieder
aufzufrischen. Ein spezieller Obst- und Gemüsehändler ist das Highlight im Ort,
denn in Argentinien habe ich sowas schon lange nicht mehr
gefunden. Am späten Nachmittag geht es dann in Richtung Westen aus dem Ort. Nach
ungefähr 10 km kommen wir an einen Bachlauf neben dem wir einen gemütlichen und
windgeschützten Platz für die Nacht finden.
Die Piste wird immer besser. Sie hat zwar einige Schlaglöcher, doch nur in den Steigungen müssen wir wegen Wellblech langsam fahren. Obwohl wir ohnehin sehr langsam unterwegs sind, denn die Kulisse ist atemberaubend. Links die Berge und rechts den Lago General Carrera oder die Laguna Verde. Wir versuchen die Lagune zu Fuß zu erreichen, doch zum Einen ist das Ufer eine Steilküste und zum Anderen führt kein Weg dort hin, sondern es geht querfeldein und ich habe, da ich keine hohen Schuhe angezogen habe, mit hunderten der lästigen ‚Davidsterne‘, gemeint sind sehr stark anhaftende, extrem spitze Samen in Form von Sternen, zu kämpfen. Man bekommt sie kaum wieder aus der Hose oder von den Socken entfernt. Somit dauert hinterher die Befreiung von den lästigen Biestern fast so lange wie der Ausflug selbst.
Wir
fahren weiter und biegen zur Mine ab, die mehrere Pisten um die Lagune
unterhält. Leider lässt man uns nicht einfahren, gibt uns jedoch einen Tipp für
eine Alternative mit auf den Weg. Immer wieder stoppen wir um Fotos zu machen
und die Gegend auf uns wirken zu lassen.
Wir
erforschen diverse Pisten rechts und links des Weges. Bei El Diamante kommen wir
wegen dichtem Baumbestand mit Antares nicht weiter. Wir gehen zu Fuß und treffen
auf einen alten Herrn, der die Estancia bewirtschaftet, und plaudern ein wenig
mit ihm, bevor wir weiter fahren.
Einen
ähnlich schönen Platz wie hier würden wir uns für die nächste Nacht wünschen.
Und bei Fachinal werden wir neben einer Seiten-Piste fündig.
Wir treffen eine Bäuerin an, die wir um Erlaubnis fragen, im Flusstal stehen zu dürfen. Kein Problem, sagt sie. Elke bekommt sogar eine Einladung zum Mate-Trinken. Ihre Hunde markieren gleich ihr Revier, indem sie an die Reifen von Antares pinkeln. Alles spielt sich recht schnell ein. Dann genießen wir den Nachmittag. In Sichtweite streunt ein Rudel Alpakas – die ersten auf unserer Reise.
Erst
spät verlassen wir den schönen Stellplatz am Fluss bei Fachinal, denn der Wind,
der gestern noch unsere Wäschespinne in Zwei gebrochen hatte, hat sich
inzwischen gelegt und es ist herrlich angenehm. Aber wir sind zuversichtlich
wieder einen tollen Platz zu finden und unsere tägliche Kilometerleistung ist in
den letzten Tagen auch wieder gesunken weil es so viel zu sehen gibt.
Das
Panorama ist großartig. Diese Piste gehört schon jetzt zu unseren Favoriten.
Immer wieder stoppen wir auf der kurvigen Piste, die sich immer wieder auf und
ab am Südufer des Lago General Carrera entlang schlängelt.
Heute ist auch viel mehr Verkehr auf der Straße als gestern. Einige Male passieren wir entgegenkommende Holz-Transporter, die sich langsam Richtung Osten vorarbeiten.
Bei
El Valecito fahren wir zu einer toll gelegenen Hotel-Anlage. Wir fragen nach ob
sie uns gestatten auf dem Gelände zu campieren, aber der Eigentümer hat über das
Wochenende volles Haus und seinen Gästen Exklusivität versprochen, daher
erbittet er uns einen Platz wenige Kilometer weiter am Rio el Maiten
aufzusuchen. Bereits von der Anhöhe vor dem Flusstal aus blicken wir in ein
herrliches Tal. Die erste Piste, die wir erspäht hatten, ist durch ein Gatter
versperrt, doch auf der anderen Talseite, hinter der Brücke, führt ein schmaler,
zugewachsener Weg zum Flussufer. Langsam arbeiten wir uns durch das Gebüsch und
werden mit einem super tollen Stellplatz belohnt.
Wir
beschließen hier einen weiteren Tag zu verbringen. Elke backt Brot und ich gehe
ein paar kleinere Projekte an, wie eine Sonnenblende für den Navi-Bildschirm und
einen Prototypen zur Kühlung des Navigations-PCs, denn die Lüfter haben es
leider nicht nach Süd-Amerika geschafft. Außerdem wird der Silent-Block am
Abgasrohr erneuert. Hier im Flussbett findet sich Draht in genau der richtigen
Stärke dafür.
Abends gesellen sich zwei deutsche Offroader-Teams zu uns und wir haben einen gemütlichen Abend am Lagerfeuer unter sternenklarem Himmel.
Die
nächste Etappe führt uns weiter am Ufer des Sees entlang nach Puerto Guadal,
einem kleinen aber dennoch dem größten Ort in der Gegend. An diesem Wochenende
findet das Dorffest statt. Zwei Tage lang ist Party angesagt. Kaum jemand hat
keinen Sonnenbrand und niemand
muss
ohne Alkohol im Blut nach Hause fahren. Auf offenem Feuer wird gegrillt und bei
einem Spiel, bei dem eine Art Hammergewicht in einen gegenüber liegenden
lehmigen Boden geworfen wird, wechseln laufend Geldscheine den Besitzer. Jedoch
ohne dass wir verstehen, wie dieses Wurfspiel genau funktioniert. Trotzdem
interessant den Gauchos dabei zuzusehen.
Wir stehen am sogenannten Hafen, wo die Einheimischen nachmittags Kajak fahren und sich im kalten Wasser Abkühlung verschaffen. Abends wird es hier schön ruhig. Nur der Wind frischt auf und meldet sich nach einem Ruhetag zurück.
Ein klein wenig Regen in der Nacht und ein schöner Morgen, das erwartet uns. In der Bibliothek des Ortes gibt es ein bisschen Internet. Es funktioniert hat nur begrenzt und so können nur begrenzt E-Mail abgerufen oder verschickt werden und auch kein Reisebericht hochgeladen werden. Erfreulicher ist da das Einkaufen im lokalen Supermarkt, der ein erstaunliches Sortiment von selbst gebackenem Brot über Konserven bis zu Eisenwaren hat. Nur Frischmilch gibt es nicht.
Wir machen uns auf den Weg zur Carretera Austral. Endlich wird die Piste etwas besser und das Wellblech hat ein Ende. So denke ich und freue mich zu früh. Entgegen der Aussage eines anderen Reisenden, ist auch hier die Piste nicht viel besser und so kommen wir nur langsam voran.
Südlich von Puerto Bertrand fließen die beiden Flüsse Rio Baker und Rio Nef zusammen. Der Rio Baker (rechts) ist im Quellfluss blaugrün und der Rio Nef (mitte) kommt in einer beige-grauen Farbe daher. Der Rio Baker stürzt sich noch über einen kleinen Wasserfall, bevor er sich mit dem Rio Nef vereint. Ein interessantes Farbenspiel gestaltet sich in dem wilden Wasser.
Wegen
der schlechten Piste sondieren wir die Optionen. Letztendlich fahren wir noch
ein Stück weiter, weil wir viele Baufahrzeuge sehen, die wahrscheinlich an der
Instandsetzung der Piste beteiligt sind. Und so kommen wir nach wenigen
Kilometern auf eine neu aufgebaute Piste. Doch dann lädt eine schmale Piste zum
Abbiegen ein. Diese Piste führt zum und über den Rio Baker. Hier hoffen wir auf
einen Übernachtungsplatz abseits der staubigen Carretera Austral. Die Piste ist
wirklich
schmal
und entsprechend langsam kommen wir voran. Eine abenteuerliche Fahrt führt uns
bis zur letzten Talfahrt zum Fluss. Hier weist uns ein Schild mit einer
Aufschrift „3 ton.“ darauf hin, dass für uns hier Schluss ist. Wir parken im
Gebüsch und gehen weiter bis zur Hängebrücke, an der man auch nicht hätte wenden
können. Hier ist definitiv Schluss für uns mit Antares. Dann fahren wir ein
Stück zurück, wo wir auf einer größeren Wiese einen tollen Platz finden. Ibise
sind heute unsere Nachbarn.
Das
Außenthermometer zeigt am Morgen bescheidene 4,8°C an. Dennoch wird draußen
gefrühstückt, denn es ist ein schöner Morgen und die Sonne wärmt dennoch. Wir
fahren weiter nach Cochrane. Die Piste führt kurvig auf und ab am Rio Baker
entlang. Auf dieser Strecke sind recht viele Urlauber unterwegs und so muss man
jederzeit mit einem entgegenkommenden Leihwagen rechnen. Außerdem ist die Piste
mit reichlich Wellblech versehen und wir kommen nur langsam voran.
Cochrane
ist ein schöner Ort mit Einkaufsmöglichkeiten, einem Bäcker mit leckeren
Teilchen, zwei Kirchen am
zentralen
Park und allen Einrichtungen die ein Provinz-Haupt-Dorf so braucht.
Wir wollen weiter zum Reserva National Tamango, doch campen dürfen wir mit Antares lediglich auf dem Parkplatz am Parkeingang. Das ist wenig spektakulär und gar nicht einladend. Also buchen wir uns auf dem Campingplatz unmittelbar vor dem Park ein. Hier sind wir zunächst die einzigen Gäste und haben genügend Platz zum Grillen und ‚Mensch-Ärgere-Dich-Nicht“ spielen bis die Sonne untergeht.
Nachdem
die Nachbarn bis 7:00 Uhr morgens etwas zu feiern hatten und der Hund die halbe
Nacht eifrig mitgebellt hat, machen wir uns etwas gerädert auf den Weg und
verlassen den Campingplatz und Cochrane in Richtung Norden. An der Tankstelle
bekommen wir unsere Wasservorräte aufgefüllt und das öffentliche WLAN erlaubt
uns nochmal für 30 Minuten online zu gehen. Diese Gelegenheit nutze ich um die
Spezifikationen des argentinischen und chilenischen Diesels zu besorgen und mir
diese mal etwas genauer anzusehen.
Die
Rückfahrt findet gefühlt auf einer viel besseren Piste statt als die Hinfahrt.
Dennoch sind wir einige Stunden unterwegs bevor wir in Puerto Rio Tranquillo
ankommen. In diesem Ort zweigt die Piste in das Tal Valle Exploradores ab.
Einige Häuser, eineinhalb Tankstellen und ein kleiner Minimercado bilden das
Zentrum dieses Nestes. Dennoch treiben sich hier viele Touristen, insbesondere
Backpacker herum. Wir fahren gleich weiter in das Valle Exploradores. Die
Zufahrt zur Piste X728 sieht aus wie eine Hofeinfahrt und auch die ersten
Kilometer sind Hinterhofs-mäßig. Ich stelle schon die Frage ob wir uns diese
Piste bis zum Ende antun wollen, denn es ist eine Sackgasse und wir werden auf
der Rückfahrt mit jedem Schlagloch nochmal das Vergnügen haben. Doch die
Landschaft ist super schön und wird mit jedem Kilometer noch besser. Also fahren
wir weiter, immer mit einem suchenden Blick nach einem Übernachtungsplatz, doch
diese sind rar gesät auf dieser Strecke.
Als
neumoderner Pfadfinder übe ich mich im Spurenlesen. Da ist wenige Zeit vor uns
ein Lkw mit Singlebereifung über die Piste gefahren – also kein kommerzieller
Laster. Einige frisch abgebrochene Zweige liegen mittig auf der Fahrbahn – also
ein hohes Fahrzeug und kein Muldenkipper oder Tieflader. Bei einem
Ausweichmanöver ist die Spur am rechten und nicht am linken Fahrbahnrand neben
der Piste erkennbar – also ist das Fahrzeug ins Tal rein und nicht raus
gefahren. Es fahren einige Pkw auf dieser Strecke,
also
kann es nicht lang her sein, dass dieses Fahrzeug, von dem ich mir fast sicher
bin, dass es sich um ein Expeditionsmobil handelt, erst kurz vor uns hier
entlang gefahren sein.
Kurz hinter einem Wasserfall finden wir eine Schneise im Wald, die uns zu unserem Übernachtungsplatz führt. Hier sind wir 50m von der Piste fast außer Sichtweite von der staubigen Piste entfernt. Als wir gerade das Abendessen zubereiten treffen zwei Paare auf einem Motorrad und einer Vespa ein. Sie gesellen sich zu uns und wir verbringen gemeinsam den Abend. Die beiden Teams sind in Alaska bzw. Kanada gestartet und haben ihr Reiseziel klar vor Augen. Als wir am Lagerfeuer sitzen, hören wir wie ein Fahrzeug auf der Piste anhält mit ein Piepen verrät uns, dass es rückwärts fährt. Andi, der Neuseeländer, hatte uns bereits davon erzählt, dass er heute schon ein zum Verwechseln ähnliches Auto wie Antares gesehen hatte. Und genau dieses Fahrzeug, allerdings ein Atego, hat gerade bei uns angehalten. Die Spuren, die ich gesehen hatte, stammten von dessen Michelin XZL 14.00R20. Ein chilenisches Pärchen ist mit dem recht neuen, in Chile gebauten Fahrzeug für zwei Jahre in Südamerika unterwegs.
Am
kommenden Tag besuchen wir den Gletscher. Allerdings gibt es für das relativ
hohe Eintrittsgeld von 7.000 Pesos nur ein riesiges Geröllfeld und eine in der
Ferne liegende Gletscherzunge zu sehen. Eine Wanderung hin zum Eismeer wird mit
6 Stunden angegeben und kostet
entsprechend
viel, da diese Tour durch einen Führer begleitet wird. Nach langer Überlegung
fahren wir weiter ins Tal hinaus, denn anders als in den Alpen, wo man in ein
Tal hineinfährt, fahren wir hier aus dem Tal hinaus in Richtung Pazifik. Die
Piste ist ab hier viel besser, da nur noch wenige Autos so weit raus fahren.
Nach 73 km kommen wir an einen Parkplatz, wo zwei Beton-Fundamente darauf
warten, dass eine Brücke über den breiten Fluss gespannt wird. Auf der anderen
Seite gibt es wiederum einige ‚isolierte‘ Autos, die dort auf der nochmals ca.
10 km langen Piste Touristen zum Bootsausflug an den riesigen Gletscher San
Rafael bringen.
Auf
der Fahrt hier her haben wir einige Optionen für einen Stellplatz gesehen. Diese
kundschaften wir jetzt aus und finden nach
einigen
Besichtigungen einen tollen Platz außer Sichtweite der Piste direkt neben einem
Bach. Hier wollen wir erstmal bleiben.
Elke macht sich tags darauf wieder einmal ans Brotbacken und versucht auch einen Kuchen. Bei einem der wärmsten Arbeitsplätze der Welt, dem Bäcker-Handwerk, hat Elke jedoch noch eine Daunenjacke an, als sie draußen am Tisch den Teig knetet. Kurz darauf dampft und zischt es bereits aus dem Ofen. Was nach einer knappen Stunde heraus kommt lässt sich am ehesten als Kohlekräcker beschreiben, nachdem wir den Kuchen aus der Form gebrochen haben. Dafür gelingt das Brot diesmal viel besser.
Bei
der Fahrzeugpflege stellt Elke fest, dass das rechte Blinker-Glas trotz der
Schutzgitter ein Loch hat. Hier sollte ich wohl zusätzlich noch ein feineres
Gitter vor machen. Der aufziehende Regen unterstützt uns bei der Fahrzeugwäsche
bis wir uns völlig durchnäßt nach drinnen verziehen.
Heute kann ich Elke überreden Mal etwas früher aufzustehen und so kommen wir
auch zeitig los. Leider haben wir den morgendlichen Gegenverkehr der Touristen,
die in das Tal kommen. Enige Male müssen wir uns auf der engen Piste
arrangieren. Es regnet und die Wolken hängen tief, so fahren wir gerne weiter.
Unterwegs auf der Carretera Austral treffen wir Rita und Rudi, die uns
entgegen kommen und mit denen ich schon vor längerer Zeit einmal Kontakt hatte.
Natürlich gibt es viel zu erzählen und gemeinsame Bekannte auszumachen.
Als wir weiterfahren, kommen wir recht bald an den Rio Ibanez. Hier stehen die Bäume, die abstarben, als sie bei einem Vulkanausbruch vom Ascheregen begraben wurden. Noch heute findet man am Ufer des Rio Ibanez und im Umland eine dicke Schicht aus pulvriger Vulkanasche.
Kurz vor Cerro Castillo besuchen wir die Cueva de Manos. Ein aufwändiges Besucherzentrum steht einigen wenigen Hände-Abdrücken an den Felsen gegenüber. Leider kommt dieser Ort lange nicht an die Anzahl uns Qualität der Felszeichnungen heran, die ich in Argentinien besichtigt habe. Dafür ist der Eintrittspreis mit 1.000 Pesos auch sehr gering. Das Beste an dem Ganzen war, dass wir im Besucherzentrum das WLAN nutzen konnten, welches recht ordentlich funktioniert.
Im Ort Cerro Castillo herrscht eine fast gespenstische Stille. Es ist windig geworden und die meisten Menschen, sofern hier welche leben, scheinen sich in die Häuser zurückgezogen zu haben. Dort wo sich Menschen drinnen aufhalten, hat man nicht einmal das Licht eingeschaltet sondern sitzt im Halbdunkeln. Wir suchen einen Supermarkt, der Brot im Angebot hat, doch alle bieten nur das gleiche Pappzeug an.
An der Hauptstraße, wo aus der Piste wieder eine befestigte Straße wird,
befindet sich ein kleines Restaurant in zwei ausrangierten Reisebussen. Es
duftet sehr gut aus der Küche, doch leider haben sie bereits geschlossen. Mein
Magen hängt mir inzwischen zu den Füßen.
Wir fahren weiter. Es geht eine Serpentinenstraße hinauf und recht schnell
verändert sich die Landschaft. Eine Bergkulisse wie in den Alpen umgibt uns
plötzlich. Und obwohl die Straße hier super gut ist, fahren wir dennoch nur
langsam, denn wir bestaunen die tolle Landschaft um uns herum. Wir folgen einem
Tipp für einen Stellplatz. Dieser ist jedoch durch ein Gatter versperrt. Ein
Schild weist jedoch auf einen Wanderweg hin und so fahren wir durch das Gatter
sowie einen Bach und parken unmittelbar dahinter. Leider wird es recht schnell
frisch und mit dem draußen sitzen ist es heute früh vorbei.
Über
betonierte Straße geht es kurvenreich durch landwirtschaftlich intensiv
genutztes Land. Die Farben reichen von gold-gelben Weiden über hellgrüne Wiesen,
sattgrüne Kartoffelacker bis hin zu dunkelgrüne Wälder, die übrigens an vielen
Hängen frisch aufgeforstet sind.
So
wie dem Wald, hilft man auch der Straße, ihr Erscheinungsbild zu wahren.
Mehrmals müssen wir warten, bis der einspurige Verkehr entlang der Baustelle
freigegeben wird. Dazu stehen an jedem Ende je eine Person mit Funkgerät und
einer Tafel auf der auf einer Seite Pare (Stop) und auf der anderen Siga
(Fahren) steht. Immer häufiger ist die Straße mit Beton-Pflaster ausgebessert,
welches dem hohen Verkehrsaufkommen natürlich nicht standhält und jedes Mal ‚mit
Ansage‘ Bodenwellen liefert.
Coyhaique gefällt mir recht gut, auch wenn die Verkehrsführung derzeit wegen vieler gesperrter Straßen etwas chaotisch ist. An der Shell Tankstelle dürfen wir parken und erkunden von dort aus den Ort und erledigen Einkäufe in Unimarc, dem Supermarkt unweit unseres Parkplatzes.
In der Fußgängerzone befindet sich das Restaurant ‚Ricer‘, welches ein tolles Ambiente bietet. Allerdings ist die Auswahl dessen, was wir von der Karte bestellen können, durch die Bedienung gerade sehr eingeschränkt. Wir entscheiden uns für die vegetarische Pizza für zwei, denn für Einzelpersonen machen sie keine Pizza und den Hamburguesa Italiana gibt’s gerade auch nicht. Als sie dann unsere Pizza an den Tisch bringen denke ich es handelt sich um die Vorspeise. Die Pizza ist lecker, gehört aber eher auf das Kindermenü. Also folgt anschließend noch ein Abstecher in die Konditorei, um etwas für den bevorstehenden Hunger zu kaufen.
Dann fahren wir weiter. Es geht durch ein enges, kurviges Flusstal, in dem es so gut wie keine Park- oder Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Zum Glück haben wir wieder einen Tipp parat und stellen uns etwas abseits der Straße an die Flanke des felsigen Berges. Nicht sonderlich schön, aber bis morgen…
Auf einer betonierten Straße geht es weiter. Rechts und links der Straße
findet man selten eine Möglichkeit abzubiegen. Die Weiden sind eingezäunt und
Einfahrten mit Gattern versehen. Von der Zufahrtsstraße zu einem Campingplatz
aus lassen wir Antares neben einer 6-Tonnen-Brücke zurück und unternehmen eine
Wanderung über Weiden, zwischen Bäumen hindurch, an einigen kleinen Estancias
vorbei am Fluss entlang.
Wieder zurück auf der Ruta 7, der Carretera Austral, biege ich links ab in eine Camino Tourista, einer Touristen-Straße. Jedoch zeigt sich nicht so recht was sich hier touristisches bietet. Nach zwei Kilometern kommen wir an eine Brücke, über die ehemals die Ruta 7 geführt haben muss. Sie wurde einst recht stabil erbaut. Auf der anderen Seite der Brücke beschränkt jedoch eine, wie hier schon mehrmals gesehen, quer über die Brückenzufahrt gehängte Leitplanke die Fahrzeughöhe auf geschätzte 2,5 m. Also heißt es zurück und ein Möglichkeit zum Wenden suchen.
Wieder auf der Hauptstraße sind es noch ca. 30 km bis Puerto Aysen. Im
Supermarkt wird noch etwas 'Brauwasser' gekauft und das öffentliche WLAN benutzt,
dann geht es weiter zum Hafenort Puerto Chacabuco. Hier befindet sich der
heutige Hafen für Puerto Aysen und es herrscht viel Güterverkehr. Wir erkundigen
uns ebenfalls nach den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten einer Verschiffung
Richtung Norden. Es gibt zwei Anbieter und eine Verschiffung nach Puerto Montt,
die 24 Stunden dauern würde, kostet für uns weit über 500€. Alternativ und viel
günstiger wäre die Route von Puerto Cisnes nach Quellon auf der Insel Chiloe,
doch dann würde uns eine atemberaubende Landschaft auf der Carretera Austral entgehen.
Wir fahren zum Lago Riesco in einen privaten Park. Leider können wir nicht am See parken, da es keine Stellmöglichkeit für uns gibt. So fahren wir zurück zum Parkeingang, wo die dort wohnende Familie uns erlaubt, auf dem Parkplatz zu übernachten. Gleichzeitig warnen sie uns aber schon davor, dass abends der Stromgenerator läuft, was nicht so störend ist, als einen Platz in Puerto Aysen zu suchen. So können wir abends gemütlich draußen sitzen, bis uns die Mücken ins Bett schicken.
Heute früh widme ich mich der Wasserpumpe und versuche ihr wieder etwas Leben einzuhauchen, was mir auch geling. Jedoch ist das keine Dauerlösung, denn jetzt läuft die Pumpe immer wieder mal kurz an, was sie sonst lediglich dann getan hat, wenn das Heißwasser im Boiler abkühlt und somit der Wasserdruck abfällt. Okay, aber das schaue ich mir jetzt erstmal an und dann wird ein neuer Plan gemacht.
Ein Spaziergang entlang der Einkaufsstraße in Puerto Aysen versetzt mich ins
Staunen. Hier gibt es viele ‚Männer-Läden‘ mit Werkzeug und Marine-Ausstattung.
Zweiter Industriezweig scheint die Bekleidungsindustrie zu sein. Hochwertige
Marken in allen Schaufenstern. Denn leider sind wir zur Siesta-Zeit unterwegs,
als fast alle Läden geschlossen haben.
In einem kleinen Restaurant dinieren wir. An der Tankstelle fragen wir nach,
welchen Diesel-Treibstoff es gibt, doch den von uns gewünschten Shell V-Power
Diesel gibt es hier nicht und bei Copec wird gerade angeliefert, weswegen die
Tankstelle geschlossen ist und sich bereits eine Schlange wartender Kunden
gebildet hat. Also fahren wir weiter, denn für ein paar Kilometer haben wir noch
Diesel im Tank, auch wenn die Pistenfahrten der letzten Tage zu einem sehr hohen
Verbrauch geführt haben.
Die Landschaft ist super schön und könnte auch in den europäischen Alpen liegen. Leider wieder ohne nennenswerte Möglichkeiten anzuhalten geschweige denn zu übernachten. Als wir an einer Abzweigung neben der 3 t Brücke eine neue Beton-Brücke entdecken, biegen wir ab und finden einen Platz gleich auf der anderen Seite des Flusses. Der Fluss ist flach und so kühle ich mich erstmal mit kurzer Hose bei 29°C durch einen Spaziergang im Fluss ab. Dann ist Zeit den Reisebericht zu schreiben. Später entdecke ich bei einem Spaziergang, dass es etwas weiter westlich wunderschöne Übernachtungsplätze gibt, ich aber zu lazy bin, um nochmal umzuparken.
Es sind nur 3 km Strecke, die wir heute fahren. Es geht in das Tal des Rio Turbio und schon bald führt ein Abzweig hinunter ins Flussbett, wo wir einen herrlichen Platz haben. Hier findet dann der Haushaltstag mit Putzen und Brotbacken statt, bevor die Hängematte gespannt und darin ‚abgehangen‘ wird. Der Bach lädt zur erfrischenden Abkühlung bei 27°C Lufttemperatur ein.
Eine Wanderung, die als Spaziergang ohne jegliche Verpflegung entlang der Piste gedacht war, dehnt sich zu einem tagesfüllenden Marsch aus. Der Weg wird immer spannender. Erst sind noch Fahrspuren zu erkennen, doch später sehen wir nur noch Pferdespuren. Das Navi kennt schon lange keinen Track mehr. Und hier schlängelt sich der Rio Gloria durch ein langes und wunderbar abgelegenes Tal. In einem Natur-Pool bei S45°05'16" W72°14'19" kann man baden, wenn man vor dem kühlen Nass nicht zurück schreckt wie wir. Die Sonne brennt auf uns herab und wir bekommen langsam Hunger und Durst. Das Wasser aus dem Bach wollen wir nicht trinken, da augenscheinlich zu viele Algen darin wachsen und es sich weitläufig um Weidegebiet handelt.
Auf
der R7 geht es nordwärts. Die Straße ist weiterhin asphaltiert und wir sind
zügig unterwegs. Erst in letzter Sekunde erkenne ich einen Schuhschrank großen
Felsblock auf der rechten Fahrbahnhälfte im Schatten liegen. Durch die grelle
Sonne ist im Schatten der Felsen kaum etwas zu erkennen. Doch bald endet die
Straße und es geht auf einer Piste weiter.
Hier
wird kräftig gebaut. Die Piste winde sich im Urwald rauf und gibt dann einen
herrlichen Blick auf einen vergletscherten Berg frei, bevor es in engen und sehr
steilen Serpentinen talwärts geht. Zum Glück ohne jeden Gegenverkehr. Das
verwundet mich allerdings. Und dann kommen wir in die Vollsperrung, von der wir
schon gehört hatten. Jeden Tag von 13:00 bis 17:00 Uhr ist die Piste hier für
Sprengarbeiten der Straßenbauarbeiter gesperrt. Leider wussten wir nicht genau
wo diese Sperrung ist. Aber das erklärt warum es seit über einer Stunde keinen
Gegenverkehr gab.
Während
wir warten, lernen wir Santiago und seine Frau kennen. Er ist sehr an Antares
interessiert und würde gerne ein modernes Expeditionsmobil kaufen, da sein
Mercedes Rundhauber nicht mehr ganz seinen Vorstellungen von Komfort entspricht.
Doch zuerst wollen wir mit Antares noch ein wenig mehr von Amerika erkunden.
Kurz hinter der Sperrung, die minutengenau aufgehoben wird, wollen wir einen
Wild-Camping ansteuern, doch durch die Straßenbauarbeiten sind die Zufahrten
verschwunden oder abgesperrt. Also fahren wir zum Camping im Naturschutz Park
Queuelat. Die Piste zum Eingang des Parks ist die Hölle. Wir kommen nur im
zweiten Gang voran und müssen rangieren als uns ein Auto entgegen kommt. Nach
nur einem Kilometer erfahren wir, dass Antares etwas sehr groß ist und nicht auf
die Parzellen des Camping
passt.
Wir können jedoch einen Bungalow mieten, dort wäre mehr Platz zum Parken. Oder auf dem Busparkplatz parken, was aber ebenso viel kostet wie ein Camp-Spot.
Wir entscheiden uns weiter zu fahren. Auf dem Rückweg treffen wir ein
französisches Pärchen wieder, die wir in Torres del Paine kennengelernt hatten.
In Puyuhuapi, einem Touristenort an einem Fjord, dürfen wir vor dem Camping la Sirena parken. Camping mit Fahrzeugen scheint hier fast unbekannt zu sein, denn dafür sind die Einrichtungen häufig nicht gemacht. In einem kleinen Restaurant bekommen wir etwas zu essen. Man schaltet sogar das Licht für uns ein. Dennoch sind wir froh ein Lokal zu finden, welches geöffnet hat. Sowas wundert mich immer, wenn in Touristenorten kaum Lokale geöffnet haben.
Bereits in der Nacht spüre ich wieder was es heißt am Wochenende in einem Ort zu übernachten. Die Disko-Heimkehrer, die mit laufendem Motor neben uns parken oder die Fischer, die früh morgens mit ihren Motorbooten aufs Meer hinaus fahren. Hinzu kommen einige durchgeknallte Hunde, die sich gegenseitig die halbe Nacht kreuz und quer über den Hof jagen. Entsprechend 'erholt' beginnt der Sonntagmorgen.
Der
Supermercado versorgt uns mit dem Wesentlichsten für die kommenden Tage. Das
Internet lässt uns im Stich und so fahren wir ohne Update des Reiseberichtes
los. Gleich auf den ersten 10 km treffen wir zwei Bekannte Reiseteams wieder.
Immer wieder ist die Piste wegen Bauarbeiten kurzfristig gesperrt. Wir kommen
unwesentlich schneller voran als die Fahrradfahrer neben uns. Entlang des Lago
Risopatron wird die schmale Piste auf zwei Fahrspuren verbreitert. Was das bei
steiler Hanglage bedeutet, bekommen wir zu sehen. Ein enormer Aufwand wird
betrieben, um die die Piste in eine Straße zu wandeln. Doch recht bald werden
wir überrascht, als vor uns ein neuer, schwarzer Asphalt Belag auftaucht.
In La Junta finden wir öffentliches Internet und so wird das verpasste Update
vom Morgen nachgeholt. Hier endet auch vorerst die asphaltierte Straße und die
Brücken sind schmal und dürfen nur einzeln befahren werden. Doch an der
Regions-Grenze beginnt wieder Asphalt und wir halten nach einer Nebenstraße
Ausschau,
wo ein geeigneter Platz für die Nacht sein könnte. Die erste Piste ist sehr eng
und nur mit 'Augen-zu' würden wir hier durch kommen. Aber etwas weiter führt
eine breite Piste zum Rio Frio. Eine Kiesgrube, die zumindest heute nicht in
Betrieb ist.
Hier
haben wir einen herrlichen Blick auf den Rio Frio und die dahinter liegenden
Berge. Da stört es auch nicht dass es bewölkt ist und leicht nieselt. Der Grill
läuft trotzdem heiß. Und nach dem Abendessen kommt der Gaucho vorbei auf dessen
Land wir gerade campieren. Wir spendieren eine Weile miteinander und erläutern
ihm woher wir kommen sowie was unsere Reiseroute ist. Dann entschwindet er mit
seinem Pferd durch den Fluss auf die andere Seite um nach dem Campo dort zu
sehen.
Bei Regenwetter überlegen wir ob es besser ist zu bleiben oder zu fahren. Letzten Endes entscheiden wir uns fürs Fahren. Und schon bald befinden wir uns wieder auf einem Stück Piste der Carretera Austral wieder. Bei Regen und tief hängenden Wolken ist es eine ganz eigenartige ‚Erfahrung‘ auf dieser Route unterwegs zu sein.
An der Brücke über den Rio Yelcho machen wir Rast. Hier gibt es einige Plätze
die zum Camping einladen. Doch man steht
unmittelbar
neben der Brücke und das gefällt uns nicht. Hier lernen wir einen Schweden
kennen, der gerade Business und Urlaub verbindet und heute sein Glück beim
Fischen versucht. Es gibt reichlich Fisch im Fluss. Einmal sehe ich sogar einen
recht großen Fisch aus dem Wasser springen. Wir hingegen pflücken Brombeeren und
garnieren unser Müsli damit.
Für den Nachtplatz fahren wir noch etwas weiter bis zum Rio Michimahuida. Hier finden wir wiedermals einen schönen Platz bei einer Kiesgrube am Fluss. Langsam lichten sich auch die Wolken und die Sonne blinzelt hindurch. Dann gibt es auch schon mal einen ersten Blick auf die Berge mit den darauf vermuteten Gletschern.
In Amarillo kommen wir in den Nationalpark Pumalin, der von dem Ehepaar
Tompkins gegründet wurde und inzwischen riesige Gebiete in Chile und Argentinien
umfasst. Er ist inzwischen so groß, dass Einheimische besorgt sind und gegen
eine Erweiterung des einmaligen Naturschutzprojektes vorgehen.
Eine sehr abgelegene Piste beginnt jenseits der kommerziellen Termas el
Amarillo. Hier treffen wir lediglich noch auf Holzfäller, die hier mit
einfachsten
Mitteln Bäume fällen und Holz zu sägen. Am Ende der Piste parken wir
und gehen zu Fuß weiter. Zwei über den Fluss gelegte Baumstämme ermöglicht uns
die Querung des ersten Flusses. Jenseits treffen wir auf zwei Waldarbeiter, die
uns sagen dass wir auf dem richtigen Weg sind, denn wir wollen zu den Termas de
Amarillo. Derselbe Name wie die Thermalquellen 15 km zuvor. Allerdings wissen
wir nicht so recht was wir dort zu erwarten haben. Baden könne man dort wohl
nicht, sagt uns der Holzarbeiter. Dann führt ein Pfad durch den Wald.
Der
ausgetretene Weg ist nach den Regenfällen teilweise überschwemmt und schön
matschig. Das Dickicht ist undurchdringlich und der Pfad bietet den einzigen Weg
durch den Urwald. Als wir bei S42,88149° W72,37051° an den nächsten Fluss
kommen,
führt als einziges ein Stahlseil hinüber, an dem eine Seilschlaufe
mittels Schäkel aufgehängt ist. Ich versuche die Querung, doch ohne Handschuhe
ist das Hinüberhageln schwierig und die Gefahr sich die Fingen zwischen Seil und
Schäkel einzuklemmen groß. Außerdem gibt es keine Möglichkeit die Seilschlaufe
für die zweite Person wieder zurück zu bekommen. Somit scheitert unser
Weiterkommen an diesem eisigen Fluss mit viel zu starker Strömung um ihn zu
durchwaten.
Wieder zurück in Amarillo, fahren wir in das eigentliche Pumalin Parkgelände.
Hier wird der Rasen wie ein Golfplatz gemäht und alles wirkt wie eine Parkanlage
in einem europäischen Kurort. Auch die Brücke jenseits des ersten Campingplatzes
hat den Charakter einer Kurort-Brücke, oder vielmehr die dahinter liegende
Kurve, die nicht für lange Fahrzeuge gemacht ist. Somit bleiben wir auf dem
primär für Zelte ausgelegten Camping Carlos Cuevas. Wir sind überrascht wie
schnell uns abends eine Feuchte überfällt und das so angenehme Outdoor-Erlebnis
beendet.
HAPPY BIRTHDAY!
Am
nächsten Morgen geht es nach einer Geburtstagsüberraschung und ausgiebigem
Frühstück zu einer Wanderung. Wir wissen nicht so recht wohin es gehen soll.
Allerdings gibt es hier im Nationalpark auch fast keine Beschilderung und so
‚verlaufen‘ wir uns erstmal. Später zeigen zwar Schilder mit Pfeilen in jeweils
beide Richtungen, jedoch ohne anzugeben, wohin es geht. Also gilt es dieses
auszuprobieren. So wird es eine lange Wanderung und wir kommen erst abends
wieder bei Antares an. Dort wird dann gegrillt um den Hunger zu stillen und
später bekommen wir Besuch von Vallerie, einer Chilenin, die Elke in die ‚hohe
Kunst‘ des Mate-Trinken einweiht.
Wir wollen noch Wasser nachtanken, doch heute Morgen gibt es kein Wasser. Wir sollen doch Wasser aus dem Fluss nehmen. – Zur Erinnerung, es hatte geregnet und das Flusswasser sieht nicht so gut aus. – Aber zum Kassieren kam schon einer vorbei. Also der so sehr gelobte Pumalin Nationalpark hinterlässt bei mir nur einen mittelmäßigen Eindruck, obwohl die Umgebung recht viel hergibt.
Nach
einer kurzen Fahrt erreichen wir die Stadt Chaiten, die 2009 beim Vulkanausbruch
unter Geröll und Asche begraben wurde. Die Anwohner jedoch haben gegen die Pläne
der Regierung die Stadt an einem anderen, sichereren Ort neu zu errichten, ihre
Häuser wieder an derselben Stelle errichtet. So musste die Regierung dann
einlenken und die Anwohner dort wieder mit Wasser und Strom versorgen. Heute
sieht man dem Ort kaum noch an, dass es vor wenigen Jahren diese
Naturkatastrophe gab.
Nach
dem Einkauf kehren wir in ein Cafe ein, welches sehr leckeren selbst gebackenen
Kuchen anbietet. Somit wird heute der versäumte Geburtstagskuchen nachgeholt.
Dafür gibt es auch gleich zwei Stücke für jeden
J.
Im Büro der Fährgesellschaft kaufen wir uns ein Ticket für die Überfahrt von
Caleta Gonzalo nach Hornopiren. Man sagt uns, dass es nicht möglich sein ein
Ticket direkt an der Fähre zu kaufen und dass das Ticket nur an dem gebuchten
Tag gültig sei. Also müssen wir jetzt festlegen wann wie lange wir noch im
Nationalpark bleiben und welche Wanderungen wir noch unternehmen wollen. Daraus
ergibt sich, gemischt mit der Wettervorhersage, der Termin für die Fähre.
An der Tankstelle bekommen wir unsere Wasservorräte aufgefüllt und dann fahren wir los. Am Ortsausgang steht ein Schild mit diversen Tonnagebeschränkungen auf den vor uns liegenden Strecken. Eigentlich kommen wir nicht ohne Missachtung dieser Schilder zu unserer Fähre, stelle ich fest. Aber zwei oder drei Tonnen Übergewicht sind wohl kein Hinderungsgrund. Wenige Kilometer später endet die Asphalt-Straße und auf einer guten Piste fahren wir durch die immer noch vom Vulkanausbruch beeinträchtigte Landschaft. Auf dem Parkplatz des Wanderweges zum Vulkan finden wir unsere Nachtplatz, da wir morgen hier wandern wollen.
Es
regnet fast den gesamten Vormittag und so starten wir erst mittags zur Wanderung
am Sendero el Volcan.
Noch
immer fallen Tropfen, doch auch so werden wir unter der Regenjacke schnell nass,
denn es geht steil bergauf. Die mit viel Arbeit angelegten Trittstufen
entsprechen keiner gängigen europäischen Norm und sind teilweise sehr hoch.
Somit ziehen die Höhenmeter in den Oberschenkeln. Der Blick ins Tal und hinaus
in Richtung Pazifik wird immer wieder durch Wolken und heraufziehenden Nebel
verschleiert.
Als wir am Kraterrand ankommen, liegt ein tiefer Graben vor uns, an dessen anderer Seite, zumindest sieht es für mich so aus, der eigentliche Vulkan ansteigt. Meine Hoffnung in die Caldera sehen zu können zerschlagen sich. Es sei denn, dass in der vor uns liegenden Caldera sich ein riesiger Fels-Pfropfen befindet, was ich aber fast nicht glaube. Auf jeden Fall steigt aus dem rot-grauen Gestein Dampf auf, was die anhaltende geologische Aktivität untermauert. Nur um uns herum weht ein frischer Wind, der an unseren durchnässten Klamotten nagt und so wenden wir uns recht bald wieder dem Abstieg zu.
Wir
fahren unmittelbar weiter zum Campingplatz El Volcan im Nationalpark Pumalin.
Die Zufahrt ist eine ‚Geschicklichkeits-Fahrstunde‘. Antares passt soeben
zwischen den Bäumen hindurch. Doch der Weg ist so kurvig, dass es seitlich oft
sehr eng wird.
Von
der Höhe gar nicht zu reden. Hier wird gerade ein neuer Rekord aufgestellt,
denke ich. Jetzt fällt auch mal wieder Tageslicht auf den Boden. Dummerweise
setzt sich die Miniaturlandschaft bei den Stellplätzen fort und wir brauchen
eine ganze Weile bis wir einigermaßen annehmbar in einer der winzigen Parklücken
stehen - die Treppe ragt dabei ins angrenzende Gebüsch. Dann gesellen wir uns
nach draußen, wo schon wieder die Mücken auf uns warten.
Der nächste Tag ist recht verregnet und uns gelingt es lediglich den kleinen Sendero durch den Urwald zu gehen, der an der Information, welche noch immer nicht besetzt ist, startet. Nach knapp einer Stunde sind wir zurück.
Wir haben gerade gefrühstückt, als es ‚Hola – Guten Tag‘ durch die offen
stehende Tür hallt. Ein brasilianisches Fernsehteam dreht gerade eine Reportage
über den Pumalin Park und fragt, ob wir für ein Interview zur Verfügung stehen.
Die Moderatorin hat mal beim NDR in Hamburg gearbeitet und spricht ein wenig
deutsch. Dies ist eindeutig Elkes Job!
Also
posiert sie eine Viertelstunde vor dem fünfköpfigen Fernsehteam. Sie wollen auch
noch irgend eine ‚Action-reiche‘ Szene aufnehmen.
Diese
kommt jedoch erst eine Stunde später, als wir den Park verlassen. Die Piste ist
dermaßen zugewachsen, dass Antares kaum hindurch passt. Beim Ausweichen neben
die schmale Schotterpiste versinken wir sofort im sumpfigen Boden, also bleibt
nur, die hinderlichen Äste zu beseitigen. Entweder schafft
Elke es sie
abzubrechen indem sie sich aus dem geöffneten Seitenfenster lehnt, oder ich steige aus
und klettere außen am Auto hoch um mich am Gehölz zu vergreifen.
Dummerweise
habe ich seit gestern einen Hexenschuß bzw. eine Blockade, die die Sache nicht gerade erleichtert. Die Äste müssen mindestens so weit zurück abgebrochen werden, dass nicht die
dann viel härtere Bruchstelle an Antares kratzt als es ohne diese Maßnahme der
Fall wäre. So mühen wir uns Stück für Stück durch den Urwald. Leider ist der
Campingplatz nicht so schön als dass er die Mühe Wert ist. Aber nun sind wir
einmal drin und müssen auch wieder raus. Und da die Ein- und Ausfahrt jeweils
eine Einbahnstraße ist, konnten wir zuvor nicht erkennen, dass die Ausfahrt
viel enger ist als die Einfahrt. Für die Strecke vom Stellplatz bis zur
Carretera Austral, die etwa 2,5 km lang ist, benötigen wir zirka eine Stunde.
Dort angekommen befreien wir uns von Laub und Blütenblättern und setzen
an uns herumkriechende Kleintiere wieder frei. Dann geht es nach Caleta Gonzalo.
Unterwegs
wollen wir noch einen Abstecher zu einem Wanderweg machen, doch die Zufahrt ist
durch eine zu niedrige Barriere für uns nicht möglich und auch einige
Verkehrsschilder überraschen uns mit ihren Tonnage-Beschränkungen für die
Carretera Austral auf diesem Abschnitt. Der Campingplatz in Caleta Gonzalo ist
ausschließlich für Zelte angelegt. Der Zugang erfolgt über eine Hängebrücke die
mit maximal drei Personen begangen werden darf. Im Café wollen wir etwas trinken
und Kuchen probieren, doch man öffnet erst wieder um 19:00 Uhr. Etwas spät für
einen Nachmittags-Kaffee. Gegen 16:30 Uhr legt die Fähre, aus Norden kommend,
an. Sie ist gerammelt voll. Heute gibt es jedoch keinen Fähr-Service mehr, also
warten wir auf Morgen.
Es sind nur wenige Meter zur Fährrampe, da wird der Motor nicht einmal warm.
Ebenso wie der Viehtransporter parkieren wir uns rückwärts, denn die Fähre wird
rückwärts beladen und bevor es mit unzähligen Pkw eng wird, stellen wir uns
lieber gleich richtig auf.
Mit dem Fahrer des Viehtransporters komme ich ins
Gespräch. Er fährt einen dreiachsigen MB Atego 1624 mit BlueTec4, sprich AdBlue. Er sagt mir, dass es auch in Chile AdBlue gibt. Allerdings nur bei Firma
Kaufmann, dem hiesigen Mercedes Benz Vertreter (Monopolisten). Ohne AdBlue würde
auch sein Lkw ins Notlaufprogramm schalten, so sagt er. Es ist also eine
europäische Fahrzeugkonfiguration, die hier fährt. Neben USA und Kanada also das
dritte Land in Amerika in dem es AdBlue gibt.
Die erste Fährüberfahrt dauert nur 40 Minuten. Dann fahren wir zirka 7 km
Piste und warten zwei Stunden auf die nächste Fähre, die uns in vier Stunden
nach Hornopiren bring.
Zum Glück haben wir gutes Wetter und können die
Fjord-Landschaft um uns herum genießen. Lediglich der Wind ist frisch bei
typisch starker Sonneneinstrahlung. Elke bekommt eine Einladung vom Kapitän, ihn
auf der Brücke zu besichtigen. Der alte Hase, der schon sehr
viele Jahre hier
seinen Dienst tut, verschafft sich Abwechslung durch Touristenbesuche.
Als wir in Hornopiren ankommen dämmert es bereits und wir steuern einen Platz am Fluss an. Die Piste hier her ist sehr schlecht, aber nicht weit. Die allabendlichen Mücken sind schon vor uns angekommen und warten auf uns.
In Hornopiren gibt es nur wenige Möglichkeiten Einzukaufen, doch in einem Laden gibt es gute landwirtschaftliche Produkte. Das Gemüse sieht frisch aus und es gibt lokalen Käse vom Stück. Oregano gibt es allerdings nur in einer 1kg Großpackung für die Familie die selten zum Einkaufen in den Ort kommt.
Die weiterführende Route ist teils Piste, teils geteert. Die Piste ist jedoch in sehr schlechtem Zustand und so sind wir immer die letzten, die aus der einspurigen Baustelle kommen und auf die der Gegenverkehr geduldig wartet. Rasen ist hier nicht angeraten. Doch irgendwann kommen wir endgültig auf asphaltierte Straße und gleiten ungewohnt ruhig nach Puelche zur Fähre, die uns in einem letzten See Törn in die Zivilisation Chiles bringt.
Die Zufahrt zum Nationalpark Alerce Andino ist nochmal anstrengend. Eine tief hängende Wasserleitung sowie ein Stromkabel müssen über Antares gehoben werden. Dann nutzen wir eine kleine Wiesenfläche zum Übernachten.
Abends gehen wir zu Fuß die letzten 4 km zum Campingplatz vor dem Nationalpark. Hier sehen wir, dass eine Weiterfahrt nur noch Stress bedeutet hätte. Die Piste ist sehr zugewachsen, auch mit dicken Ästen. Somit werden wir morgen weiter fahren und nicht weiter in den Nationalpark vordringen.
Morgen Stund‘ hat Gold im Mund. Mit den Schulkindern, die in Uniform an Straßenrand stehen, fahren wir in Richtung Puerto Montt. Allerdings ist es schon fast 10:00 Uhr. Also sind nicht wir so früh, sondern die Schule scheint erst spät zu beginnen. Oder sie haben Schicht-Unterricht.
In Puerto Montt fahren wir durch die Stadt auf der Suche nach der Mercedes Benz Niederlassung des einzigen Service Partners Namens Kaufmann. Ganz wo anders als der Vieh-Fahrer uns erklärt hatte, finden wir eine ganze Reihe von KFZ-Läden, unter anderem auch Mercedes Benz. Hier gibt ein gut sortiertes Teilelager, doch den Service machen sie in Llanquihue, etwas 22 km nördlich. Der Service Mitarbeiter sucht schon mal die Teile raus die wir brauchen und bestellt diese für unseren Service, den er für morgen um 9:30 Uhr arrangiert hat. Echt super Service.
Jetzt steht noch Einkaufen im Lider Supermarkt an. Der Einkaufwagen biegt sich schon ziemlich unter der Last, denn auf einige Leckereien mussten wir die letzten Wochen verzichten und die kommen jetzt zahlreich in den Kofferraum. Dann noch zur Tankstelle. Copec hat angeblich nur Grado 1 Diesel, also tanken wir voll. Es bleibt uns eh nichts anderes übrig. Der Tankwart sagt noch etwas, dass ich aufpassen soll, die Zapfpistole spritzt etwas. Das hatte ich auch schon bemerkt und daneben mit dem Handschuh zugehalten. Allerdings habe ich nur die Hälfte verstanden, denn die automatische Abschaltung ist auch defekt und so sprudelt eine gehörige Menge Diesel über den Tank und meine Schuhe, als der Tank fast voll ist. Die Handschuhe sind jetzt gute Grillanzünder. Hier gibt es auch AdBlue für Antares. Ein 10L-Kanister für 11.200 Pesos. Also tanken wir das mal nach, denn schaden tut es bestimmt nicht, wenn die Abgasanlage wieder mal in ordnungsgemäßem Zustand betrieben wird. Hierbei bekommen die Schuhe die nächste ‚Taufe‘. Jetzt wird es Zeit, dass sie schleunigst eine Grundreinigung bekommen, ebenso wie die Hose. Man könnte sagen, es ist gehörig in die Hose gegangen. Aber im Grunde sind wir ganz zufrieden mit der heutigen Tagesleistung.
In
Puerto Varas finden wir nach einer erneut anstrengenden Stadtdurchfahrt einen
Platz am Ende der Uferpromenade.
Hier
werden wir bleiben und den Ort erkunden. Bei solch einer Gelegenheit gehen wir
zum Essen in ein Restaurant und genießen den herrlichen Blick auf den Vulkan
Osorno, der an der anderen Seeseite liegt. Versüßt wird das alles mit leckerem,
lokal gebrautem Bier. Hier merkt man definitiv den deutschen Einfluss in dieser
Region.
Seit langem haben wir mal wieder einen Termin und prompt stehen wir im Stau
des Berufsverkehrs. Ursache für den Stau ist jedoch lediglich eine Ampelanlage,
dann geht es über die Autobahn zu Mercedes Benz im Nachbarort. Die Strecke
reicht gerade Mal um
den
Motor warm zu fahren, damit beim Ölwechsel auch alles Öl auslaufen kann. Die
Inspektion der Diesel- und Öl-Filter werden von mir mit Spannung erseht. Doch es
ist beruhigend zu sehen, dass sowohl Öl als auch die Filter allesamt ohne
erhöhte Spuren von Dreck sind. Immerhin haben sie die gesamte West-Afrika Tour
und 10.000 km Südamerika auf dem Buckel. Die Dieselversorgung ist also bisher
nicht so schlecht gewesen, wie man oft meint.
Das
wird in Bolivien jedoch ganz anders werden, versichert mir auch heute ein
Mercedes Mitarbeiter, der im Norden Chiles häufig die Fahrzeuge repariert hat,
die aus Bolivien kamen. Auch die anderen Arbeiten wie neue Blinkleuchte, Ersatz
für den Kantenschutz an der Beifahrertür, Bremsgestänge und Fahrerhauslagerung
abschmieren, defekten Stecker an der
Hinterradbremse
reparieren und eine Undichtigkeit an der Schaltung beheben, gingen zügig und
ordentlich voran. Die Preise für die neuen Filter sind (gefühlt) günstiger als
in Deutschland. Leider haben sie keine weiteren Filter auf Lager, aber ich werde
mir unterwegs noch ein paar Ersatzfilter besorgen. Auch die Frontscheibe zu
ersetzen ist kein Problem. Dies ist eine geübte Tätigkeit hier im Lande. Das
werden wir in Angriff nehmen falls der Riss größer wird oder bevor wir Chile
endgültig verlassen, denn in Bolivien gibt es fast ausschließlich Volvo und
Scania. An den Service noch weiter im Norden möchte ich jetzt noch nicht denken.
Jens und Bärbel, so haben wir gerade erfahren, haben ein Problem mit ihrem Auto und sind ganz in der Nähe. Sie wollen evtl. morgen zu Mercedes kommen. Also fahren wir in den Ort wo sie sind und laufen ihnen auch gleich zufällig ‚in die Arme‘. Gemeinsam besuchen wir den recht deutsch anmutenden Ort und quatschen ausgiebig bei Kaffee im „Kuchenladen“.
Abends geht es für uns noch ein Stück weiter nordwärts. An einer kleinen Zufahrt zum See finden wir einen ebenen Platz zum Übernachten.
Es geht weiter am See entlang. Als Elke aussteigt, um eines der alten
Holzhäuser zu fotografieren, kommt sie gar nicht wieder. Der Besitzer ist auf
sie aufmerksam geworden und so kommen sie ins Gespräch. Er war für 35 Jahre in
Deutschland und hat im Sauerland gelebt. Jetzt betreibt er als Rentner einen
Teil des Hofes der Familie.
Auch bei der Weiterfahrt treffen wir immer wieder auf Zeichen der deutschen Wurzeln dieser Region. Deutsche Namen und Begriffe finden sich überall. Die Gegend könnte sich so auch in Europa befinden.
Bei
8°C nehme ich ein morgendliches Bad im See, der leicht dampft, denn das Wasser
ist geringfügig wärmer als die Luft. Wenn ich ein Stück auf den See hinaus
schwimme, kann ich den Vulkan Osorno in seiner ganzen Pracht und ohne Wolken
sehen. Mit seiner weißen Eis-Haube ist er schon beeindruckend exakt in seiner
Kegelform.
Petrohue wurde uns als schöner Ort zum Verweilen empfohlen, doch wir finden kaum Ruhe. Zu viele Touristen gibt es hier, die uns aufgrund des Nummernschildes aus der Heimat oder sonst wegen Antares ansprechen. Somit schwindet bereits heute die Motivation länger hier zu verweilen.
Am
späten Vorabend kamen Petra und Heinz an, mit denen wir auch am heutigen Morgen
noch lange quatschen bevor wir uns auf den Weg machen. Bis zuletzt überlegen wir
welche Route es denn werden soll. Entweder Richtung Norden über Villarica und
dann in Argentinien wieder runter oder hier über die Grenze und in Argentinien
rauf. Jedoch haben wir relativ viele frische Lebensmittel an Bord, bei welchen
wir Sorge haben, dass die argentinischen Grenzbeamten zu viel Interesse daran
haben könnten. Außerdem möchte ich endlich in eine etwas wärmere Gegend und auf
argentinischer Seite ist das Klima und die Vegetation ähnlich wie hier. Letzten
Endes bleiben wir in Chile.
In Osorno statten wir dem Baumarkt einen Besuch ab. Dort finde ich zwar das feinmaschige Drahtgewebe welches ich mir vor die Scheinwerfer machen könnte, aber eine ganze Rolle will ich dafür nicht gleich kaufen müssen. Also wird das Thema vertagt, in der Hoffnung, dass sich in den nächsten Tagen kein Stein in Richtung Scheinwerfer zwischen die Gitter verirrt.
Inzwischen ist es spät geworden. An einer Tankstelle gibt es seit vielen Tagen mal wieder Internet und so wird es noch später. Doch wir versuchen unser Glück etwas weiter einen ruhigeren Stellplatz abseits der Autobahn zu finden. Vergebens. Letztendlich stehen wir abends zwar an einer recht netten Shell Tankstelle, doch es ist nicht das, was wir gesucht hatten.
Das Bezahlsystem auf der Autobahn verstehen wir nicht so recht. Erst zahlt man an jeder Abfahrt beim Verlassen der Autobahn 1.000 Pesos und dann gibt es eine Mautstelle auf der Autobahn, an der wir nur 1/3 bezahlen müssen, da man uns nach einem Telefonat mit der Zentrale als ‚Casa Rodante‘ einstuft J. Heute können wir die Autobahn dann, ohne etwas Weiteres zu bezahlen,verlassen. Auch über die vielen ‚Calle de Servicio‘ kann man die Autobahn verlassen oder befahren ohne dass es eine Mautstelle gäbe. Übrigens kann man die Mautstraße auch mit dem Fahrrad befahren, wovon erstaunlich häufig Gebrauch gemacht wird.
Abseits der Hauptverbindung durch Chile geht es über kurvige Landstraßen durch die schöne Landschaft. Entlang der Straßen stehen häufig Alleen aus großen Bäumen, die hier viermal schneller wachsen als in Deutschland. So reihen sich oft riesige Pappeln am Wegesrand aneinander, die derzeit intensiv duften und bereits – ganz herbstlich – ihr Laub abwerfen.
Nach etwas Suchen stellen wir uns direkt an den Strand vor die inzwischen geschlossenen Campingplätze. Beim Versuch mit einer Campingplatz-Betreiberin zu sprechen sind wir gescheitert. Wir sollen uns doch einfach auf die Straße stellen. – Nun gut, uns stört das weniger als die Campingplatzbetreiber. Der Bademeister am Strand hatte gestern seinen letzten Tag der Saison. Entsprechend ruhig ist es inzwischen geworden.
Das
Hundegebell in der Nacht war schlafraubend. Am Morgen saßen gleich drei Hunde
schwanzwedelnd vor unserem Auto als wir die Tür aufmachten. Keck marschierten
die ersten Pfoten auf die Treppe, was allerdings sofort bemerkt und unterbunden
wurde. Ein dichter Wolkenschleier hängt über dem See und in den Bergen.
Der Ort mit dem lustigen Namen Panguipulli ist erstaunlich touristisch
aufgemacht. Aber es gibt auch mehrere Schulen und andere Einrichtungen inklusive
Kulturzentrum, in dem es bereits vor dem zwölf-Uhr-Läuten Kuchen gibt.
Wir
decken uns ebenfalls mit frischen Lebensmitteln ein und fahren in Richtung
Vulkan Villarica.
Wenige Kilometer hinter dem Ort biegen wir spontan ab und folgen einem Schild zum Strand. Über eine 1,7 km lange Piste kommen wir an den Platz, den wir seit Tagen suchen. Ein echter ‚Hot Spot‘. Direkt am Wasser mit Blick auf den rauchenden Vulkan. In der Ferne blöken die Kühe und um uns herum kreisen die Vögel. Auch ein Hund hat sich schon wieder zu uns gesellt.
Morgens wacht noch immer unser neuer Wachhund unter dem Auto. Als wir ihm beim Frühstücken Brot- und Kartoffelreste vom Vortag etwas abseits ins Gras geben, bleibt er treu neben unserem Tisch sitzen. Erst als ich eine Scheibe Salami opfere und durch das Gras ziehe, bis hin zu seinem Mahl, folgt er mir im Laufschritt. Jetzt schlingt er endlich seine Mahlzeit runter du liegt anschließend zufrieden auf der Wiese neben Antares.
Später
kommt uns eine Herde Rinder besuchen. Sie suchen etwas zum Fressen, denn bei der
Dürre fehlt es den Bauern an Futter, so erklärt uns der Landwirt, als er sein
Vieh etwas später wieder zurück treibt. Hunger ist auch der Grund, warum wir
über den ganzen Tag die Tiere schreien hören. Die Trockenheit und die daraus
folgende Futterknappheit hat die Landwirte dermaßen unter Zugzwang gesetzt Tiere
zu verkaufen, dass die Rinderpreise extrem gefallen sind. Allerorts trifft man
auf abgegraste, vertrocknete Weideflächen, deren Bewässerung sich kaum ein Bauer
leisten kann.
Wir haben mehr Glück. Unmittelbar nebenan wachsen riesige Büsche mit Brombeeren. Zahlreiche Früchte sind reif und wollen unbedingt gepflückt werden und so besteht unser Mittagsessen aus reichlich vielen Beeren.
Nur schweren Herzens ziehen wir weiter bevor wir hier sesshaft werden. Teils
Straße, teils Piste führen uns um den Lago Calafquen. In Conaripe biegen wir den
Hinweisschildern zu den Termen folgend ab. Eine gute Piste führt teils steil
hinauf in Richtung Nationalpark Villarica. Die Fahrt über die kurvige Piste mit
ihren steilen Anstiegen macht richtig Spaß.
Terma Vardas sind die ersten Thermen die am Wegesrand liegen und machen
einen netten Eindruck mit Freibad Atmosphäre. Leider dürfen wir hier nicht
Campen und so fahren wir weiter. Kurz vor den Termas Geometricas befindet sich
eine Wiese, die auch als Parkplatz zu dienen scheint. Hier wollen wir uns
parkieren. Elke hat sich bereits abgeschnallt, als Antares in ein ziemlich
großes Loch hinein rollt, welches vom hohen Gras verdeckt ist, und abrupt zum
Stehen kommt. Elke nimmt im selben Moment Geschwindigkeit auf und fliegt durchs
halbe Fahrerhaus. Zum Glück ist nicht passiert und Millisekunden später höre ich
wie der Sicherheitsgurt wieder einrastet.
Wir schauen uns die Thermen an, die von einem Star-Architekten in eine Felsschlucht gebaut wurden. Hier scheint täglich nur für kurze Zeit die Sonne hinein, den Rest des Tages muss man sich also im Wasser wärmen oder den verräucherten Raum des Cafés aufsuchen. Die Eintrittspreise von 20.000 Pesos für zwei Stunden morgens bzw. drei Stunden abends oder aber 24.000 Pesos von 12:00 bis 20:00 Uhr sind da unserer Meinung nach nicht angemessen. Also genießen wir die pure Natur, die ist gratis. Thermen und Hot Pools werden wir auf der Tour durch die Anden noch zu genüge sehen.
Frostig kalt zeigt sich der Morgen nach nächtlichem Regen. Wir fahren wieder
Richtung Tal,
was
relativ lange dauert, denn ohne Retarder, nur mit Motorbremse, zuckeln wir sehr
langsam die 650 Hm wieder runter nach Conaripe. Dort erkunden wir den Ort und
den Strand, wo wir nach einem Stellplatz für die Nacht Ausschau halten. Finden
tun wir hingegen Petra und Heinz, die wir bereits am Osorno kennengelernt
hatten. Gemeinsam fahren wir am Lago Calafquen entlang, auf der Suche nach einem
schönen Platz. Im Flussbett La Lava, welches wie der Name schon sagt, durch
einen alten Lavastrom gebildet wurde, finden wir zum einen eine schöne
Offroad-Spielwiese mit weichem Sand und einen Stellplatz für die Nacht, den See
zum Baden direkt vor der Tür. In die andere Richtung haben wir den Vulkan
Villarrica im Blick, der heute bereits mehrere kleine Eruptionen durch
aufsteigende Rauchwolken angezeigt hat. Doch der große Ausbruch bleibt aus.
Im Reiseführer ist der Ort Villarrica als eine wenig schöne Stadt beschrieben, doch so hässlich finden wir den Ort gar nicht. Allerdings ist hier alles auf Tourismus ausgelegt und entlang des Sees bis rüber nach Pucon ist oder wird das Seeufer mit Ferienwohnungen und größeren Apartment Komplexen bebaut. Schade für die Gegend, aber es ist schön hier und das zieht die Menschen aus ganz Chile und darüber hinaus an. So entstehen hier Orte wie Loret de Mar oder Ballermann, in denen im Januar und Februar der Teufel los zu sein scheint. Im Moment ist es überschaubar und wir haben Glück mit dem Wetter.
Glück
haben wir auch bei der strapaziösen Auffahrt zum Vulkan Villarrica. Laut
Touristeninformation ist die Zufahrt gesperrt und die Gegend evakuiert, denn
noch immer ist der Vulkan unschlüssig aktiv. Wir können die steile, acht
Kilometer lange Straße bis zum Eingang des Nationalparks hinauffahren. Dort
begrüßt uns ein Conaf Mitarbeiter, der neben seiner Amtsmütze auch einen
Atemmaske trägt. Wir dürfen hier parken und die letzten 200m bis zur
Polizeiabsperrung vorgehen um Fotos vom rauchenden Vulkan zu machen. In
20 Minuten müssen wir aber zurück sein, sagt er. Die Häuser am Wegesrand sind
bereits evakuiert und nur die Hunde passen noch auf das Hab und Gut auf. Wir
sind natürlich gespannt wann die nächste größere Eruption erfolgt. Die
Offiziellen rechnen jeden Moment damit, da sich die Aktivitäten des Vulkans in
den letzten zwei bis drei Tagen verstärkt haben. In den kommenden 20 Minuten
verhält er sich jedoch noch ziemlich ruhig.
Unser
Weg führt zurück durch Pucon, welches wir lediglich auf der Tangente
durchfahren, weiter zum Lago Caburgua. Leider ist dies ein Ableger von ‚Loret de
Mar‘ mit vielen Touristen. Antares fühlt sich hier nicht wohl und so fahren wir
über eine schlechte Piste zum östlichen Ende des Strandes, wo wir dann doch noch
einen schönen Stellplatz für die Nacht finden.
Am nächsten Morgen riecht man bereits den erhöhten Schwefelgehalt in der Luft, den der Vulkan von sich gibt. Leider sehen wir ihn von hier aus nicht.
Heute legen wir einen Servicetag ein. An der Fahrertür sind Schrauben nachzuzieghen die sich gelockert haben, in der Küche muss der verstopfte Abfluss gereinigt werden und für das leibliche Wohl backt Elke wieder mal Brot, welches kräftig in der Schüssel auf der Treppe durchgeknetet wird. Heute: 'Pan Vulkan'.
Die Entscheidung für die weitere Route fällt schwer. Wir sind unschlüssig darüber, wie es weiter geht. Doch heute entscheiden wir uns Richtung argentinischer Grenze zu fahren. Auch wenn wir noch einiges an Obst und Gemüse an Bord haben, was wir bis zur Grenze besser verspeisen, da wir sonst Gefahr laufen, dass man es uns in Argentinien wegnimmt.
Doch als wir an eine Kreuzung kommen wo wir grundsätzlich in Richtung geradeaus müssen, habe ich die Karte auf dem Navigationsbildschirm nicht weit genug herangezoomt um zu sehen, dass die Piste geradeaus nach linke führt und die Piste nach rechts gleich wieder eine Linkskurve macht. Somit landen wir auf der Zufahrtsstraße zum Nationalpark Huerquehue. Von Jörg und Elke wissen wir bereits, dass die Zufahrt viele niedrige und dichte Bäume und Büsche parat hält. Dabei ist die Piste zum Eingang des Nationalparks gar nicht so wild. Doch am Eingang zum Nationalpark, 200m vor dem anvisierten Parkplatz, steht ein Eingangstor mit etwa 3,5m Durchfahrtshöhe. Jetzt schauen wir erstmal dumm aus der Wäsche. Doch der Ward vom Nationalpark erlaubt uns neben der Piste vor dem Eingang zu stehen. Hier ist gerade so viel Platz, dass wir wenden können und dann stellen wir uns genau auf selbigen Platz. Das Gute daran ist, wir brauchen keine Gebühr für das Camping zu bezahlen (12.000 Pesos) sondern nur den Eintritt in den Park.
Gleich werden die Wanderstiefel angezogen und los geht es zu den Lagunen.
3,5h ein Weg bis zur Laguna Verde. Doch als wir dort ankommen, beginnt für
meinen Geschmack der schöne Teil erst. In der Lagune nehme ich ein sehr schön
kühl erfrischendes Bad und mache mich dann ohne Elke auf den Weg zu drei
weiteren Lagunen. Da es bereits nach 16:00 Uhr ist, absolviere ich die vier
Etappen im Eiltempo und treffe Elke am Checkpoint vom Guardaparque
wieder. Auf
dieser Tour sind sehr viele, große wie kleine, Araukarienbäume zu sehen. Die
Touristen sind schon weg und die Sonne hüllt die Umgebung in ein tolles Licht.
An den Bäumen mit der dicken Rinde hängen Vögel, die wie wir glauben ‚Bajeros
Carpenteros‘
heißen, die wie Spechte, die Rinde lösen um an die dahinter
lebenden Insekten zu kommen.
*Nicht der Stellplatz, sondern lediglich der Wanderweg des Nationalparks verdienen das Prädikat ‚Hot Spot‘. Mit heiß gelaufenen Füßen kommen wir kurz vor der Dämmerung wieder bei Antares an. Jetzt muss erst einmal der Hunger gestillt werden, was uns einem problemlosen Grenzübertritt wieder ein Stück näher bringt.
Am späten Vormittag, als die meisten Tagesbesucher den Weg in den Nationalpark gefunden hatten, fahren wir los. So haben wir weniger Gegenverkehr auf der schmalen Piste. Wir fahren gemütlich und langsam. Bei einigen Gelegenheiten machen wir einen Abstecher rechts oder links der Route und erkunden die Gegend.
Positiv
überrascht werden wir an der Auffahrt zum Pass Mamuil Malal, denn der ist
inzwischen asphaltiert. Lediglich entlang des Lago Quilelhue sind noch zirka
zwei Kilometer Baustelle.
Hier
stecken wir trotz Lotsen und wechselseitiger Verkehrsführung im Stau. Nichts
geht mehr, als sich Baustellenfahrzeuge gegen uns auf die Piste wagen. Doch mit
Gelassenheit und ein paar wenigen Hupeinlagen geht es irgendwann weiter. Die
Bauarbeiter bereiten an mehreren Stellen Sprengladungen vor. Bald wird auch hier
die Straße durchgängig zweispurig asphaltiert sein, auch wenn in deren Mitte mal
ein Baum steht.
Leider
belegen die Baustellenfahrzeuge auch den von uns angepeilten Übernachtungsplatz
am See. So landen wir auf einem kleinen Parkplatz neben der Straße. Etwas weiter
führt eine staubige Piste zu dem Steinbruch, in dem die Lkw der
Straßen-Baustelle ununterbrochen den Abraum bringen. Hier zweigt auch eine sehr
schmale Piste,
die 'Camino de uso primitivo', ab. Sie führt uns durch einen schönen Wald und
zur Laguna Huinfiuca. Einen alternativen Stellplatz finden wir nicht. Zumindest
keinen, den wir mit Antares erreichen könnten.
Leider stellt sich meine Vorhersage als unrichtig heraus, dass die Lkw bald Feierabend machen. Auch nachts, nachdem wir drei Sprengungen gehört haben, fahren die Lkw unerlässlich den Abraum fort. Somit ist trotz Grenzschließung um 20:00 Uhr recht viel Lärm auf der Straße, die sonst nur noch zur Grenze führt.
Weiter nach... Argentinien