Panamericana
Argentinien, 25.03. - 14.04.2015
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Ich hatte mich geirrt, die Baufahrzeuge fuhren die ganze Nacht hindurch. Die Chilenen nehmen ihren Straßenbau wirklich ernst. Wir hatten daher wenig Schlaf. Insbesondere weil ein Spaßvogel meinte mitten in der Nacht hupen zu müssen als er bei uns vorbei fuhr.
Wenige Minuten nach der Abfahrt erreichen wir die Grenze nach Argentinien. Wider Erwarten ist hier wenig los. Unser Glück. Ohne zu warten kommen wir an jedem Schalter gleich dran und es bleibt sogar Zeit für ein Schwätzchen mit dem Zöllner, der uns die schreckliche Nachricht von einem Flugzeugabsturz in den Alpen berichtet. Wir bekommen Nachrichten aus Deutschland kaum mit, da wir nur sporadisch online sind. Ein kurzer Blick des Zöllners ins Innere von Antares genügt ihm und wir können ohne jegliche Pressalien einreisen. Für das Fahrzeug bekommen wir sogar eine Aufenthaltsgenehmigung bis November, für uns wie immer 90 Tage.
An der ersten Kreuzung biegen wir links ab, zum Lago
Tromen. Die Zufahrt beginnt recht großzügig und breit, doch das ändert sich
mit
jedem Meter. Irgendwann hängen die starren Bambushölzer so weit in die Fahrbahn,
dass ich schon nicht mehr sehe wo wir hin fahren. Einmal passt der Schutzpatron
des rechten Spiegels nicht auf und schon klappt dieser schlagartig an und
zerspringt wieder Mal. Doch am See ist es toll. Aber auch hier gibt es erste
Verluste, als Elke aus dem Fahrerhaus stürzt. Zum Glück ist nichts Ernsthaftes
passiert. Es werden aber wohl ein paar blaue Flecken bleiben.
Dennoch bleiben wir nicht, denn der Platz ist ausschließlich für Tagesbesucher gedacht. Übernachten tun wir auf dem Parkplatz an der Rangerstation. Ich bin auch wegen der Rückfahrt durch den ‚Dschungel‘ beunruhigt und möchte das nicht bei Dunkelheit machen müssen, nachdem wir vom Ranger dazu aufgefordert werden oder wenn die Morgensonne blendet.
Obwohl
es unter der Woche ist, so kommen doch einige argentinische Touristen, mit denen
wir uns unterhalten, bevor wir weiter fahren. Erst noch Piste, doch am Ende des
Nationalparks auf ordentlicher Straße.
In Junin de los Andes stocken
wir unsere Vorräte
auf
und verbinden uns mal wieder mit der Außenwelt, auch wenn es kaum gute
Neuigkeiten zu geben scheint in diesen Tagen. Aber Elke freut sich an diesem Tag
mal wieder mit zu Hause telefonieren zu können und so verbringen wir länger als
geplant in diesem Ort, der primär aus einem riesigen Militär-Stützpunkt besteht.
Hinter Junin biegen wir auf eine Piste ab, die erst schlecht ist und später durch eine sehr abgelegene Landschaft führt, wo uns das langsame Fahren nicht mehr schwer fällt. Am Lago Lolog gibt es zahlreiche Stellplätze für Wildcamping am Ufer. An einer größeren Seezufahrt finden wir einen tollen ebenen Stellplatz. Nur die staubige Piste stört, da doch einige Fahrzeuge über das ‚Ripio‘ brettern und uns einnebeln.
Wir
verbringen noch einen zweiten Tag am See. Es sind einige Reinigungs- und
Reparaturarbeiten zu erledigen.
So
muss ich mich heute in die Rolle eines Schusters versetzen und meine Schuhe
reparieren, bei denen nach relativ geringer Tragezeit bereits die Schlaufen für
die Schnürsenkel durchgerissen sind. Außerdem gilt es mal einige Ideen zu
sortieren und für später zu dokumentieren. Abends erleben wir einen herrlichen
Sonnenuntergang mit rot leuchtenden Wolken, die sich auf der Oberfläche des Sees
spiegeln.
Gerne
wären wir länger am Lago Lolog geblieben, doch der viele von den Autos
aufgewirbelte Staub der Piste ermutigt uns weiter zu fahren. Wir kommen nach San
Martin de los Andes. Einem schönen Ort, der sich voll auf Tourismus eingestellt
hat. Wir sehen viele Wanderer und noch mehr Mountainbiker. Ich sehe gleich eine
ganze Reihe schöner Wege, die ich gerne mal selbst auf einem ‚Fully‘ erkunden
wollen würde. An solchen Tagen wünsche ich mir dann doch mein Bike mitgenommen
zu haben.
Noch
schnell dem Internet einen Besuch abgestattet und dann geht es weiter. Auf der
Ruta 40 führt uns der Weg durch eine tolle Landschaft. Die Gegend hier ist viel
alpiner als auf der chilenischen Seite. Rot, grau und weiß lugt der Fels
zwischen den mit Südbuchen bewachsenen Berghängen hervor. Die Sonne sorgt für
ein zauberhaftes Farbenspiel.
Wir machen einen Abstecher zum Lago Meliquina, welcher in eben dieser traumhaften Landschaft liegt. Leider ziehen mit frischem Wind bereits die ersten Wolken auf und wir wollen uns einen Platz mit Aussicht suchen. So kommen wir am Lago Hormoso an. Der Ort ist zu dieser Jahreszeit bereits ziemlich verwaist.
Eine
nur kurze Fahrt bringt uns zum Lago Villarino. Hier gibt es eine große
Grasfläche zwischen der Ruta 40 und dem See auf der wir auch ein französisches
Pärchen mit ihrem Bremach antreffen. Der Wind nimmt immer mehr zu so dass aus
'draußen Brotbacken' ein 'drinnen Kuchenbacken' wird weil uns das Mehl wohl aus
der Rührschüssel wehen würde. Dabei dient die LED-Taschenlampe als gute
Backofenbeleuchtung und was ich so sehe, sieht schon sehr lecker aus!
Um die Morgenkälte zu
vertreiben habe ich die Heizung auf 7:00 Uhr gestellt. Auch mit der Absicht sie
als
Wecker zu nutzen. Doch als das Heizgerät zündet um uns wohlige Wärme zu
spenden, schaue ich noch in die Nacht mit Mond und Sternen. Der Tag beginnt erst
sehr spät. Also drehen wir uns nochmal um.
Später kommt jedoch die Sonne raus und wir unternehmen eine kleine Wanderung über einen extrem staubigen Pfad. Es staubt so heftig, dass es keinen Spaß macht. Da hilft anschließend nur ein Bad im doch inzwischen recht frischen See.
Wir
bemühen uns heute zeitig los zu kommen und so rollen wir bereits vor dem
Zwölfuhrschlagen vom Platz. Ich bin verwundert, dass im Gegensatz zu gestern
heute keine Lkw unterwegs sind. Auch die Straßenbaustelle ist verwaist. Nur
wenige Autos sind mit uns unterwegs. So rollen wir gemütlich über die kurvige
Landstraße, die neuerdings als RN40 ausgewiesen wird. Die Landkarten zeigen noch
einen anderen Verlauf, doch mit dem Ausbau wurde die RN40 wohl
hierher
verlegt. Später erfahre ich, dass heute in Argentinien gestreikt wird und etwas
südlicher deswegen sogar nichts mehr geht, weil Straßenblockaden die Weiterfahrt
verhindern.
Wir kommen in Villa la Angostura am Lago Nahuel Huapi an. Hier ist die Saison inzwischen auch vorbei. Doch viele schöne und qualitativ hochwertige Häuser und ihre Anwesen zeugen von Wohlstand der hiesigen Einheimischen und dem entsprechenden Tourismus. In der Nähe des Strandes gibt es einen Parkplatz für Casa Rodante und Internet haben wir hier auch.
Es regnet und so wird Antares
auf der Straße nach Bariloche automatisch gewaschen. Und obwohl wir uns schon
auf dieses Wetter eingestellt hatten, wird es trocken und die Sonne kommt
heraus. In San Carlos de Bariloche passieren wir eine Hand voll
Polizeiabsperrungen. Das ist die argentinische Art Sicherheit zu schaffen. Aber
an keiner müssen wir anhalten. Lediglich langsam fahren, um den Polizisten, der
immer auf dem Mittelstreifen steht, nicht über den Haufen zu fahren. Ob die wohl
einen Risikozuschlag bekommen?
Der Ort erwartet uns recht trist und wenig ansprechend. Wir kaufen ein und fahren gleich wieder heraus. Die Straße führt uns unter einer Fußgängerbrücke hindurch, deren Durchfahrtshöhe mit 4,2m angegeben ist. Also schenke ich dem auch nicht allzu viel Beachtung. Als ich bei der Durchfahrt jedoch in den Spiegel schaue, sehe ich dass die Durchfahrtshöhe längst keine 4m beträgt. Daher sind auch die Beplankungen des verkleideten Übergangs allesamt abgerissen. Vermutlich wurde hier die Straße nachträglich betoniert ohne das Schild zu aktualisieren. – Glück gehabt.
Freunde hatten uns vom Parkplatz am Cerro Castillo berichtet, wo sie selbst übernachtet hatten. Also fahren wir die 11 km in die Berge hinauf. Hier finden wir einen Skiort vor wie im letzten Winkel der Alpen. Nur schrecklich und ohne Schnee unansehnlich. Der Parkplatz ist asphaltiert und groß genug für eine erste Lkw-Fahrstunde. Aber der Nachwuchs hat heute keine Lust. Also fahren wir wieder runter und finden einen Platz im Grünen neben einem Bach.
Am kommenden Morgen werden wir von zwei Geländewagen überrascht, die gerade eine organisierten Touristentour absolvieren und neben uns durch den Bach brettern, an dem Elke sich gerade frisch macht. Sicherlich für beide Seiten ein beeindruckendes Erlebnis. J
Wir
beschließen einen anderen Stellplatz zu erkunden. In fußläufiger Entfernung
finden wir auch einen schönen Platz an einem Fluss, doch als wir los fahren,
macht die Pistenfahrt so viel Spaß, dass wir gleich noch weiter fahren. Erst
durch einen Fluss, weil die Brücke nur 5t trägt, dann über eine schmale Piste am
See entlang, auf der uns niemand entgegen kommen sollte. Hier steht dann
plötzlich ein Tonnage-Schild vor einen Brücke, dessen Gewichtsangabe wir um ein
Viertel überschreiten. Umkehren ist allerdings nicht möglich, weil es steil am
Abhang entlang ging. Also drüber und weiter. Puh, alles gut gegangen. Nur die
Bäume wurden noch nicht geschnitten, deren Äste hängen viel zu tief herunter und
sie kratzen laut an Antares‘ Außenhaut.
Irgendwann kommen wir wieder auf eine befestigte Straße, wo sich auch die Touristen bewegen. Hier parken wir auf einem großen Wanderparkplatz, von wo aus wir zwei kleinere Wanderungen unternehmen. Absolut touristisch hier. Aber nachts total ruhig.
Vor
zwei Tagen haben wir eine Grobplanung für die nächsten 5.000 km gemacht, doch
nach einem Blick in den Kühlschrank müssen wir diesen Plan schon heute
verwerfen, denn für einen Grenzübertritt zurück nach Chile haben wir entschieden
zu viele frische Lebensmittel an Bord, die man uns bei der Lebensmittelkontrolle
abnehmen würde. Also fahren wir auf der argentinischen Seite gen Norden. Wir
wollen Wärme!
Wir
sind überrascht, welch tolle Landschaft sich uns auf der ehemaligen Ruta 40
präsentiert. Herbstlich leuchten die Laubbäume mit ihren bunten Blättern vor den
schroffen Felsen, die sich in den bedeckten Wolkenhimmel recken. Erst geht es
durch ein Flusstal, dann an einem Stausee entlang. Am Abend kommen wir dann doch
noch in die öde Steppe der Pampa. Bis zu unserem Tagesziel nach Zapala schaffen
wir es nicht mehr im Hellen, denn um 20:00 Uhr ist es bereits dunkel. Also
biegen wir auf eine Piste ab und finden einen Stellplatz auf einem sandigen
Plateau, welches durch die Landschaft Erinnerungen an Marokko weckt.
Es
geht gleich nach dem Frühstück unter einem tollen Regenbogen weiter auf der RN40
nach Norden. Wir unternehmen einen Abstecher zur Laguna Blanca, die uns als
alternatives Ziel gestern ebenfalls zu weit entfernt lag. Hier gibt es einen
kleinen Nationalpark mit freiem Campingplatz. Der Ort ist
von
vielen Anglern besucht, die mit ihren Hüfthosen im Wasser stehen und die Fische
aus selbigem ziehen. Für uns gibt es Schwarzhals-Schwäne und rosa Flamingos zu
sehen. Doch es ist zu viel Trubel und es riecht nach Fisch. Also fahren wir
weiter.
In
Zapala tanken wir Diesel und Wasser nach. Als wir auf der Suche nach einem
Bäcker durch den Ort fahren, finden wir einen Friseur, bei dem ich einen längst
fälligen Haarschnitt bekomme. Der Laden ist ein wenig nostalgisch, denn der
Rasierapparat wird per Kabel mit Netzspannung versort und reicht mit seinem
kurzen Kabel gerade so rund um meinen Kopf. Wer den ganzen Tag damit hantiert,
bekommt lahme Arme oder eine Sehnenentzündung. Aber jetzt mag ich auch wieder im
Spiegel ansehen.
Die Zeit rennt dahin und so ist es schon später Abend als wir den Ort verlassen. Wir entschließen uns die schlechte Piste der Ruta 40 zu umfahren und rollen auf einer sehr guten RN22 Richtung Neuquen. Jedoch mit vielen anderen. So viel Verkehr haben wir schon lange nicht mehr gesehen. Inzwischen ist es dunkel und so entschließen wir uns im nächsten Ort an einer Tankstelle zu übernachten. Seit langem der wohl unschönste Platz für uns.
Weiter geht die Fahrt Richtung Norden. Zunächst erreichen wir die Provinzhauptstadt Neuquen. Heute ist Ostersonntag und entsprechend verlassen sind die Straßen. Ein Spaziergang in das Zentrum führt uns vorbei an geschlossenen Läden und gefüllten Restaurants. Alles wirkt sehr überschaubar. Auch der recht großzügig angelegte Park mit seinen Grünflächen entlang der Eisenbahnlinie, die heute keine Rolle mehr zu spielen scheint. Zu unserem Erstaunen hat der große französische Supermarkt geöffnet und bietet gerade Kaffee zum Discount-Preis an – 500g der günstigsten Sorte zu umgerechnet 15€. So wird jedes Frühstück zum kleinen Luxus.
Bei leichtem Regen geht es
weiter. Die Straße, in mittelmäßigem Zustand, führt oft bis zum Horizont
geradeaus. Es herrscht reger Verkehr. Jeder zweite Lkw ist ein Tankzug der Marke
YPF. Im Umland stehen auch die Öl-Förderpumpen, aus denen der schwarze Saft für
die Tankwagen sprudelt.
Als es Abend wird, suchen wir recht lange nach einem Stellplatz abseits der Straße. Es dauert eine Weile bis wir eine Piste finden, die nicht durch ein Gatter verschlossen ist. Die Piste ist schön sandig und scheint bis zum Horizont zu reichen. Das Fahren macht richtig viel Spaß und so landen wir mitten in der Pampa auf der 20m breiten, aber kaum befahrenen Piste.
Für diejenigen unter euch, die sich gerade mit der Reiseplanung befassen und sich Gedanken zu den Kosten machen, habe ich nach 140 Tagen in Südamerika mal eine Aufstellung der Kosten-Typen angefertigt. Die einzelnen Kostenblöcke verschieben sich natürlich täglich, da die Initialkosten wie Fähre oder Fahrzeugversicherung nur einmalig oder jährlich anfallen.
Weiter geht es für uns mit Vollgas gen Norden. Die Landschaft ist eintönig und wenig einladend. Als es Abend wird, suchen wir uns einen schönen Platz am Rio Atuel. Hier können wir draußen sitzen und zu Abend essen. Dabei lauschen wir den Grillen und beobachten die Sterne. Nur selten stört ein vorbeifahrendes Auto die Stille.
Zügig geht es voran. Einen
Zwischenstopp legen wir in General Alvear ein. Leider hält man sich hier sehr
genau an die ausgedehnte Mittagsruhe, oder auch Siesta genannt. Daher sind alle
Geschäfte geschlossen und so fahren wir weiter. San Rafael passieren wir zügig,
da auch hier noch Siesta herrscht und alles recht verwaist ist.
Unser Ziel soll die
Laguna Diamante sein, welche westlich in den Bergen auf 3.300m ü. N.N. liegt. Die
Zufahrt geht stetig bergan und bei einer Höhe von 2.200m erreichen wir den
Eingang in den Nationalpark. Hier teilt uns der Guard mit, dass der Park nach
dem letzten Wochenende für die Winterpause geschlossen wurde.
Man rechnet
bereits in den nächsten Tagen oder gar heute Nacht mit Schnee. Wir haben kein
Glück und müssen umkehren.
Bereits mit Licht fahren wir über die Piste zurück. Dann biegen wir in einen schmalen Track ein, der eine Spurweite für Pkw hat, doch der Boden ist sandig und somit bahnen wir uns einen Weg durch die Dunkelheit bis wir einen angemessenen Stellplatz abseits der Piste finden. Mal sehen wo wir morgen erwachen und was wir um uns herum zu sehen bekommen. Jetzt ist es bereits finstere Nacht.
Noch
vor dem Frühstück machen wir uns auf den Weg den Hügel zu besteigen, zu dessen
Fuße wir stehen. Die Sonne geht auf und leuchtet in die hohen Berge der Anden.
Schnell merke ich wie hoch wir sind, denn die Luft ist schon merklich dünner und
so werden wir daran erinnert, dass wir vor dem Besuch der Atacama Wüste noch ein
Höhentraining bzw. eine Akklimatisierung brauchen.
Leider ziehen schon bald Wolken auf und so entscheiden wir uns nach Mendoza weiter zu fahren um uns dort mit Petra und Heinz zu treffen. Wir fahren quer durch das Zentrum der Stadt. Kurz zuvor fällt für einen Moment der Navigations-Bildschirm aus, was natürlich die Spannung steigert. Zum Glück was es nur der Stecker der Stromversorgung und dann sehe ich auch wieder wo es lang geht. Die Straßen sind breit, aber einige auch gesperrt und so führen uns Umleitungen auch in abgelegene Gegenden. Aber schließlich erreichen wir den Campingplatz.
Heute
geht es in die Stadt. Die Bushaltestelle ist direkt vor dem Tor des
Campingplatzes. Jetzt bekomme ich zu dem sehr günstigen Fahrticket noch eine
Fahrstunde gratis dazu. Der Busfahrer schafft die Strecke, für die ich mit
Antares wohl einen halben Tag benötigen würde in einer halben Stunde. Angehalten
wird kaum, die Fahrgäste müssen zügig ‚auf- oder springen‘. Die Kupplung knallt
nur so zwischen den Gangwechseln und in den Kurven wird beschleunigt statt
verzögert. Als wir den Berg hinunter rasen, denke ich nur leise daran, ob die
Bremsen auch gut funktionieren….
In
Mendoza geht es ruhig zu. Es ist mal wieder Siesta und vor 17:00 Uhr machen die
Geschäfte nicht auf. In einem Büro treffen wir einen Kotaktmann, bei dem wir
Geld wechseln können. Die Tür hat innen eine Handvoll Schlösser angebracht, was
mir dann doch noch Mal zu denken gibt. Nach einem üppigen Essen und einer
riesigen Portion Eis finden wir in einem Computergeschäft die fehlenden Lüfter
für den Navigations-PC. Endlich kann ich dieses Projekt in Angriff nehmen. Aber
zuvor muss auch ich noch eine Leckage am Kühlwasserkreislauf finden und beheben.
Nachdem uns die Nachricht erreichte dass der Paso Agua Negro für Reparaturarbeiten die nächsten drei Wochen geschlossen ist, wollen wir über den Pass Cristo Redentor, vorbei am Aconcagua, nach Chile fahren. Eine Empfehlung macht mich auf die RP52 aufmerksam. Eine Piste abseits der Nationalstraße nach Uspallata. Allerdings hatte ich vergessen, dass bereits diese Piste über einen 3.000m hohen Pass nach Uspallata führt. Daran erinnert mich erst Heinz, mit dem wir diese Tour gemeinsam fahren wollen, kurz vor unserer Abfahrt.
Aus
der Stadt heraus führt eine ewig lange Betonpiste. Dann geht es in Serpentinen
bergauf. Bereits aus dem Tal kann man sehen, wie sich die Piste an den steilen
Hängen empor schlängelt.
Die
Piste ist in sehr gutem Zustand und breit. Es sind viele Pkw unterwegs, aber
keine Lkw. Doch es
gibt viele Stellen an denen man den Gegenverkehr bequem
passieren kann. Nur die Suche nach einem Stellplatz gestaltet sich etwas
schwieriger, denn wir wollen nicht in zu großer Höhe übernachten. Doch auf
2.600m finden wir einen großen ebenen Platz. Zuerst sind wir im Nebel gefangen,
der sich jedoch recht bald verzieht und einen grandiosen Nacht-Blick auf Mendoza
frei gibt.
Laute Schreie wecken unsere Aufmerksamkeit. Sie stammen nicht von Guanakos, welche wir zuvor gesichtet hatten. Mit der Taschenlampe suche ich die Gegend ab, bis der Lichtkegel auf einen Fuchs fällt. Seine Augen reflektieren im Licht der Lampe. Von ihm stammen auch die Ruflaute. Er ist in keiner Weise scheu und kommt sogar zu unseren Autos. Am Hang trifft er sich dann mit seiner Partnerin und gemeinsam verschwinden sie in der Nacht. Ein tolles Erlebnis.
Am
Morgen liegt eine geschlossene Wolkendecke unter uns. Doch die Sonne erhebt sich
darüber und zaubert eine tolle Stimmung in die Berge. Nach gemeinsamem Frühstück
geht es weiter. Als sich zwischen zwei Serpentinen die Möglichkeit ergibt
geradeaus den Berg in der Falllinie hinauf zu fahren, kann ich nicht widerstehen
und teste unsere Geländegängigkeit. Antares enttäuscht nicht und schafft den
Steilhang mit Bravur. Nur die Fotografen, die dieses hätten dokumentieren
sollen, haben ‚geschlafen‘ bzw. das Abenteuer genossen.
Als
wir auf der Passhöhe ankommen, fehlen 37 Höhenmeter an der 3.000er Marke.
Deshalb unternehmen wir noch einen kleinen Abstecher hinauf zu den
Antennenanlagen, die auf 3.152m liegen. Von dort aus entdecken wir auch ein
Plateau auf der gegenüberliegenden Seite, auf welchem wir
hervorragend übernachten können. Hier befindet sich auch der höchstgelegene
Kreuzweg der Welt.
Nach einer gemeinsamen Pause mit Kaffee und Kuchen bleibt Zeit um die quietschende Treppe zu fetten und die in Mendoza erstandenen Lüfter einzubauen. Derweil zieht Nebel mit Nieselregen herauf, so dass man am Abend kaum noch 20m weit gucken kann. Bei Kälte und Wind sowie Erschöpfung durch die Höhe von über 3.000m sind wir alle recht früh erschöpft.
Am kommenden Morgen hat Antares Startschwierigkeiten auf Grund des geringen Sauerstoffgehaltes in der Luft. Da ich den Motor nicht mit der Standheizung vorgewärmt habe, muss der Anlasser kräftig arbeiten, bis alle sechs Zylinder rund und aus eigener Kraft laufen. Doch die Piste geht zum Glück erstmal bergab.
An einer Mine halten wir an, doch heute können wir sie leider nicht besichtigen und so geht es weiter auf einer nervigen Wellblechpiste Richtung Uspallata. Hier trennen wir uns von Petra und Heinz. Während sie genau wissen wo sie entlang fahren wollen, quält uns die Qual der Wahl. Es gibt auf verschiedenen Routen tolle Sachen zu sehen und in Santiago de Chile könnten wir einige wichtige technische Dinge erledigen. Auf jeden Fall werden wir etwas auslassen müssen, egal welche Route wir einschlagen. So stehen wir an der Kreuzung bei der YPF Tankstelle in Uspallata und ‚würfeln‘ die weitere Route aus. Letztendlich entscheidet die Vernunft und biegen in Richtung Chile ab.
Die
RN7 Richtung Grenze ist viel befahren. Somit ist mit regem Verkehr an
der
Grenze zu rechnen. Doch wir haben keine Eile, besuchen eine alte historische
Brücke, die auf dem Weg liegt und fahren dann in ein weitläufiges Flussbett,
gleich neben der aufgegebenen Eisenbahnlinie, welche einst ebenfalls über den
Pass führte. Hier stehen wir neben dem Rio Mendoza und genießen bei ca. 2.000m
die wohlige Temperatur.
Nach
nur kurzer Fahrt stoppen wir zufällig auf einem Parkplatz und plötzlich rollen
Ingrid und Franz mit ihrem Unimog neben uns auf den Platz. Mit viel
Gesprächsstoff im Gepäck verbringen wir den halben Tag miteinander, bevor wir
weiter fahren zur Puenta del Inca, einer Brücke, die aufgrund des
schwefelhaltigen Wassers, welches hier aus dem Berg tritt, entstanden ist. Der
Ort ist sehr touristisch und somit fehlen auch die Souvenir-Shops nicht. Wir
fahren noch ein Stück weiter bis zum Eingang des Nationalparks Aconcagua, wo
sich mit 6.962m der höchste Berg Amerikas befindet. Hier dürfen wir auf dem
Parkplatz am Besucherzentrum übernachten. In den Park darf man jetzt,
außerhalb
der Saison, nur noch zu Fuß gehen und auch nur zwischen 10:00h und 16:00h. Um
18:00h, wenn die Guardapark Feierabend machen, muss man zurück sein. Das ist
also unser Plan für morgen.
Bei starkem Wind wandern wir also die Zufahrtsstraße hinauf und umrunden den kleinen Sendero, von wo aus man den Aconcagua sehen kann. Dieser liegt jedoch noch einige Kilometer entfernt im Tal. Leider ist eine Wanderung dort hin zu dieser Jahreszeit nicht mehr erlaubt und so fahren wir weiter in Richtung Pass Cristo Redentor.
Kurz
vor dem Grenztunnel nach Chile zweigt eine Piste links ab. Hier fahren wir durch
einen Torbogen eines Gebäudes. Am Straßenrand werden auf einem Schild Hinweise
gegeben, wie man die Passstraße befahren soll. U.a. wird empfohlen im ersten
oder
zweiten
Gang zu fahren, denn es geht steil bergauf. Antares macht sich mit
eingeschalteter Untersetzung im dritten und vierten Gang an die Arbeit. Langsam
und mit vielen Kehren schrauben wir uns die Serpentinen hinauf. Anhalten kann
man hier kaum. Der talwärts fahrende Gegenverkehr, viele Kleinbusse mit
Touristen, hält geduldig frühzeitig an um uns ohne anzuhalten passieren zu
lassen. Viel unangenehmer ist ein menschliches Bedürfnis, welches ich mir auf
Grund der Verkehrslage bis zur Passhöhe verkneifen muss.
Am
Pass ist es bei 8°C und starkem Wind sehr frostig. Hier tummeln sich hunderte
von Touristen. Alle kommen und gehen über die argentinische Seite. Wir fahren
den Pass auf der chilenischen Seite herunter. Die Piste ist hier breiter, die
Serpentinenkurven jedoch enger und zahlreicher. Zum Glück sind wir hier alleine
unterwegs und können diese spektakuläre Aussicht genießen. Das Fahren ist die
reinste Freude. Nur Elke schreckt manchmal auf, wenn es in einer Kurve weit über
den Abhang hinaus geht und sie kein Land mehr sieht.
Antares
hat hier heute mit 3.832m einen neuen persönlichen Höhenrekord aufgestellt.
Allerdings habe ich auch schon einen leichten Leistungsverlust festgestellt.
Doch es ging immer gut voran, auch wenn ich in der einen oder anderen
Serpentinenkurve reversieren musste.
Nach
einer langen und super genialen Talfahrt machen wir an einem abgelegenen Platz
neben der Hauptstraße Rast. Wir überlegen erst ob wir über Nacht hier bleiben,
fahren dann aber doch noch zur Grenzstation um noch heute offiziell nach Chile
einzureisen. Entgegen unserer Erwartungen gibt es keine Wartezeiten. Doch am
chilenischen Zoll gibt es die erste Verwirrung, als ich noch ein ‚altes‘
Zolldokument für Antares habe, von dem ich die Daten in das neue Formular
übernehmen will. Jetzt kommt gleich der Chef und will wissen wann und wo wir
denn Chile verlassen habe und warum wir das Dokument noch haben. Nach den vielen
Grenzübertritten müssen wir einige Zeit die Stempel im Pass nachvollziehen um
ihn zu überzeugen dass wir offiziell ausgereist waren. Dann zieht er das ‚alte‘
Dokument ein und wir bekommen ein neues ausgestellt. Damit gehen wir dann zum
Fahrzeug, wo eine sehr gründliche Durchsuchung vom Zoll und SAG, der Behörde für
Agrarhygiene, durchgeführt wird. Ich habe heute eine Hundehaar-Allergie um die
Durchsuchung mit dem Hund zu verhindern. Dennoch finden sie einige Lebensmittel,
die wir nicht einführen dürfen. Selbst solche, die zweifelsfrei in Chile gekauft
wurden. Auch Holz, welches ich zur Unterlage des Wagenhebers und andere Zwecke
dabei habe, wird konfisziert. Solch eine gründliche Kontrolle habe ich noch
nicht erlebt. Doch die Männer sind freundlich und drücken auch mal ein Auge zu.
Es ist spät geworden und so fahren wir bei einem Ski-Hotel auf den Parkplatz, wo wir, immer noch auf einer Höhe von 2.900m, übernachten dürfen.
Weiter nach... Chile