Panamericana
Argentinien, 29.01. - 11.02.2015
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Nach dem sehr entspannten Grenzübergang fahren wir über die RN40 und dann auf der sehr schlechten Ruta Provincial RP7 nach Norden. Nach dem Abendessen neben der Piste fahren wir noch ein Stück. Es wird dunkel und ich habe endlich mal Gelegenheit die neuen Scheinwerfer einzusetzen. Ich bin ganz begeistert. Das Licht ist sehr gut und so kann ich auch im Dunkel die Piste und seine 'Untiefen' gut erkennen. Ein Versuch mit Tarnlicht zu fahren scheitert daran, dass es selbst nach 22:00 Uhr noch nicht dunkel genug ist, dass man das Tarnlicht sehen würde.
Nach einer Nacht neben der Piste fahren wir am Morgen über die RN40 nach El Calafate. Euro-Diesel ist gerade aus, aber wir können endlich Wasser nachtanken und frisches Baguette zum verspäteten Frühstück kaufen. Lecker!
Wir treffen Bettina und Robert aus Brasilien, die eine Woche Urlaub in El Calafate machen und uns auf Antares ansprechen. Im Ort erledigen wir Besorgungen und Einkäufe. Beim Besuch des Baumarktes werde ich daran erinnert, dass hier zöllige Maße gängig sind und ich keine selbstsichernden M6-Muttern finde. Zwecks Austausch der defekten Wasserpumpe habe ich heute eine Adresse in Santiago de Chile erhalten. Der Austausch wird also auch noch ein paar Tage auf sich warten lassen.
Es ist bereits nach 18:00 Uhr, als wir El Calafate verlassen. Ziel des Tages, welcher uns mit Sonnenschein verwöhnt, ist der Lago Roca. Über eine 15t-Brücke geht es Richtung Westen. An einer 8t-Brücke müssen wir die Furt durchs Wasser nehmen, was aber eher einer Gaudi gleicht, als einer Enttäuschung. Auf dem Camping Libre haben wir einen herrlichen Platz mit Blick auf den See, die Berge und selbst den Gletscher Perito Moreno können wir von hier aus sehen. Jetzt schnell die Campingstühle raus und den Reisebericht getippt. Natürlich mit einem kühlen Bier in der Hand.
Nach einigen Tagen Entspannen am Lago Roca fahren wir heute zum Perito Moreno Gletscher im Nationalpark Los Glaciares. Nur für diesen Teil des Parks wird ein Eintrittsgeld von 215 Pesos pro Person fällig. Die anderen Bereiche des Parks sind hingegen kostenfrei.
Die
Anfahrt erfolgt über eine lange und sehr kurvenreiche Straße. Parken darf man
jedoch nur an drei Aussichtspunkten, von wo aus man den Gletscher ein erstes Mal
auf sich wirken lassen kann. Von einem Parkeinweiser werden wir gleich auf den
Busparkplatz gewiesen, wo wir einen tollen Parkplatz haben. Von hier aus geht es
in einer einstündigen
Wanderung
am Ufer entlang zum Gletscher. Man kann das Knacken des Eises hören und wenn ein
Stück Eis abbricht, donnert es recht laut, da der Schall zwischen der hohen
Eiswand und dem Fels am Ufer reflektiert wird. Wir haben Glück und können einige
Eisstürze erleben. Ein recht Großer Abbruch beeindruckt uns dabei sehr, Das
Wasser spült in einer riesigen Tsunami-Welle viele Meter am Ufer hoch und bringt
dabei ordentlich Bewegung in das kleine Eis-Meer.
Die
Fahrt aus dem Park am frühen Morgen war insofern anstrengend, als die Sonne noch
sehr tief steht und blendet. Zum Glück gibt es noch keinen Gegenverkehr außer
einigen Angestellten des Parks. In El Calafate wird erstmal gefrühstückt und
dann geht es zum Geldwechsel und Einkaufen in den Ort. Im Supermarkt treffen wir
wieder auf Barbara und Mark, den beiden Schweizern mit denen wir seit ein paar
Tagen Kontakt haben, denn sie sind mit einem ähnlichen Fahrzeug unterwegs wie
wir.
An der Tankstelle bekommen wir noch 50 Liter Diesel, dann ist der Tank leer. Aber der Tankwagen ist bereits da, also warten. Derweil will ich Wasser auffüllen, doch auch das ist an der Tankstelle aus unerkennbaren Gründen ‚aus‘. Als die Tankstelle endlich wieder die Pforten öffnet, steht bereits eine lange Schlange an und so dauert das ganze Procedere mehr als zwei Stunden und wir haben nur einen Tank befüllen können, denn sonst hätten wir uns an der anderen Reihe erneut anstellen müssen. Nein, wir fahren los, Richtung Norden. Bei der Abfahrt stelle ich fest, dass sich der Steinschlag in der Windschutzscheibe zu einem ernsthaften Riss ausgedehnt hat. Vermutlich verursacht durch eine unsanft zugeschlagenen Tür, denn auf der Piste hat sich der Sprung über Wochen nicht verändert. Jetzt müssen wir wohl doch mal nach eier Werkstatt Ausschau halten.
Die
Straße hat einige sehr gefährliche Schlaglöcher die inzwischen mit weißer Farbe
kenntlich gemacht wurden. Etwas weiter ist der Bautrupp damit beschäftigt, die
Löcher zu stopfen. Als wir an der Baustelle hinter einem Pkw und einem
‚Fahnenschwenker‘ auf die Erlaubnis warten, die Baustelle auf der einspurigen
Strecke passieren zu dürfen, überholen uns zwei Fahrzeuge mit unverminderter
Geschwindigkeit. Der Straßenwärter schimpft, kann bei so viel Dreistigkeit aber
auch nicht mehr machen als einen Spruch ins Funkgerät zu husten.
An einer aufgelassenen Estanzia am Rio Santa Cruz finden wir einen ruhigen Platz zwischen ein paar Bäumen, die es bei milden Temperaturen ermöglichen, die Hängematte in Betrieb zu nehmen.
Am folgenden Tag stehen einige Service-Arbeiten an, die sich hier gut erledigen lassen. Gegen Abend fahren wir weiter nach La Leona, wo wir auf dem bekannten Platz übernachten.
Auf
der Fahrt nach El Chalten kämpfen wir gegen starken West-Wind an. Doch der Blick
auf den Fitz Roy ist frei und beeindruckt uns. Als wir am Wanderparkplatz
ankommen, ist der Wind sehr stark und wirbelt Staub, Sand und feinen Kies auf.
So entschließen wir uns einen ‚ruhigen‘ Nachmittag drinnen zu verbringen statt
uns Sandstrahlen zu lassen.
Am
Morgen hat der Wind etwas nachgelassen und wir machen uns auf den Wanderweg
Sendero al Fitz Roy. Auf einer Strecke von 10 km nähern wir uns dem Highlight
von El Chalten. Und seit Elke ihre
Wanderstöcke
hat, habe ich Mühe mitzukommen, so schnell rennt sie den Weg entlang. Erst als
es steil wird, habe ich wieder eine Chance. Der Weg führt stellenweise durch
dichtes Unterholz, wo ich mich frage, ob wir noch auf dem Wanderweg sind oder
auf einem Weg zum Platz mit den vielen Taschentüchern. Doch eine gute
Beschilderung weist uns den Weg. Und ganz alleine sind wir natürlich auch hier
nicht. Hunderte Wanderer kämpfen sich täglich zum Lago de los Tres oder einer
der anderen ausgeschilderten Wanderziele.
Oben
angekommen, sehen wir waagerecht Schneeflocken an uns vorbeifliegen, obwohl wir
in strahlendem Sonnenschein stehen. Die Quelle der Flocken liegt in den Wolken,
die in den Bergen hängen und der Wind treibt die Flocken weit zu uns herüber.
Leider bleiben am Fitz Roy immer neue Wolken hänge, so dass wir keinen freien
Blick auf den König der hiesigen Berge bekommen. Erst als wir absteigen und an
der Laguna de Capri einen Blick zurück werfen, erstrahlt der Fitz Roy ohne
Wolken vor blauem Himmel. Grandios! Aber einem von uns ist selbst bei diesem
Anblick kalt, so dass wir bald weiter absteigen (müssen).
Am Parkplatz treffen wir alte Bekannte wieder. Der
Schweizer Jonathan parkt neben Antares und Jens und Bärbel kommen kurz darauf
ebenfalls auf dem Wanderparkplatz an. Jetzt muss erstmal der Hunger gestillt
werden. Dazu dient der schwere und mächtige Schokoladenkuchen, den wir in El
Calafate gekauft hatten.
Tags drauf wollen wir weiter nordwärts die Gegend erkunden. Doch bereits kurz hinter dem Parkplatz am Wasserfalls Chorillo del Salto kommen wir an eine Brücke mit 6t Traglast. Das ist mehr als grenzwertig für Antares. Da wir uns in einem Nationalpark mit vielen Besucher befinden, die ebenfalls hier entlang fahren, verbietet sich ein solches Experiment. Wir kehren um und fahren zum Parkplatz am Wasserfall zurück. Hier verbringen wir den Tag und werden abends sehr unsanft vom Ranger vertrieben. Wir müssen zurück zum Wanderparkplatz. Wenn wir nicht in fünf Minuten verschwunden sind, gibt es ein Ticket, macht er deutlich, als er Name und Kennzeichen notiert. Overlander sieht man hier anscheinend nicht gerne.
Nach
einer regnerischen Nacht und den Erlebnissen des Vortages fahren wir heute
weiter. Ziel ist der verschlafene Ort Gobernador Gregores. Erfreulicherweise
wurde die neue Straße durch Tres Lagos, die vor vier Wochen noch gesperrt bzw.
in Bau war, für den Verkehr freigegeben. Somit sind es nur noch 70 km Piste auf
dem Weg zum Tagesziel. Dort finden wir eher zufällig einen ausgewiesenen
Stellplatz für Wohnmobile. Beim späteren Spaziergang durch den Ort besuchen wir
auch den Camping Municipal, der jedoch schon durch einen Pickup mit Slideout,
Strom-Generator und Klimaanlage auf dem Dach fast vollständig belegt ist. Man
findet noch Platz für ein paar Zelte. Ein ansprechendes Restaurant mit Asado
suchen wir hier im Ort vergebens. Dafür läutet die Kirche zum Gottesdienst, an
dem Elke mit Freude teilnimmt. Sie kommt erst gegen 22:00 Uhr zurück, als das
Abendessen schon lange auf dem Tisch stand.
Am nächsten Morgen fahren wir zur YPF Tankstelle um Euro-Diesel zu tanken. Nach dreimaliger Maximalmenge von 97 Litern, mussten wir mit einem zu dreiviertel gefüllten Tank los fahren, denn es gibt nicht mehr genug Euro-Diesel oder man will den Rest noch 'aufbewahren' für den Fall dass der Bürgermeister kommt oder ein guter Freund. Zumindest gibt es Wasser für uns und so sind wir wieder für ein paar Tage autark. Wir fahren heute noch bis Bajo Caracoles, wo wir die Schweizer Ernest und Dorania treffen, die wir bereits in El Chalten gesehen, aber noch nicht mit gesprochen hatten. Also verbringen wir gemeinsam den Nachmittag.
Und
nochmal gilt es ein längeres Stück auf der RN40 bis Perito Moreno zu
bewerkstelligen. In Perito Moreno kaufen wir ein und tanken nach. Hier ist der
Diesel schon 10% teurer als gestern in Gobernador Gregores. Dann fahren wir bis
an den Lago Buenos Aires, der durch den starken Wind eine stark rauschende
Brandung hat. Dennoch ein toller, einsamer Platz für ein wenig Erholung.
Abends kommt zufällig Etienne aus der Schweiz vorbei. Wir hatten uns bereits vor längerer Zeit über ein Internet Forum kennengelernt und wussten nur ungefähr dass wir auf der gleichen Route in entgegengesetzter Richtung unterwegs sind. Wieder mal ein Beleg dafür, dass Südamerika 'klein' ist.
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