Brasilien 2007
Salvador - Vitoria, 06.01. - 28.01.2007
Samstag, 06. Januar 2007
Heute ist es so weit, nach langer Vorbereitung hebe ich
gegen 7:50 Uhr mit dem Flieger in Richtung Madrid ab. Dort treffe ich Robert. Wir
kommen zeitgleich an und haben noch etwas Zeit für einen
Cappuccino und zum Quatschen. Dann machen wir uns gemütlich auf den Weg zum Gate
R18, an dem unser Flug nach Rio de Janeiro aufgerufen ist. Als wir uns
orientieren, finden wir auf einem Schild die Angabe von 23 Minuten Transferzeit
zu den "R"-Gates. Wir schauen uns erschrocken an und machen uns auf den langen Weg, der Beschilderung
folgend. Wir kommen zur U-Bahn, die uns zu Terminal 2 bringt. Dort erwartet uns
eine lange Warteschlange am Zoll. Es sind zahlreiche Schalter geöffnet, doch
lediglich die beiden Beamten an den linken Schaltern winken alle Fluggäste
lustlos durch. Wir wechseln die Reihe und komme zum Glück auch recht schnell
durch die Kontrolle. Die anderen stehen wohl noch heute dort... Doch als wir am
Gate ankommen müssen wir feststellen, dass sich wegen eines Defekts am Triebwerk
der Abflug verzögert. Mit ca. 1 Stunde Verzögerung geht es dann endlich los auf
den 10 Stunden dauernden Flug mit einem Airbus A340-600 nach Rio.
Als wir in Rio de Janeiro landen ist es leider schon
dunkel. Wir können lediglich bei der Landung einen spärlichen Eindruck von der
Stadt gewinnen. Wir wechseln Geld und warten auf unser Gepäck, bevor es zum
zweiten Terminal geht, von wo wir mit TAM nach Salvador fliegen wollen. Geplante
Abflugzeit ist 23:10 Uhr, doch schon kurz nach dem Einchecken ist ein
voraussichtliche Abflugzeit von 1:45 Uhr angeschlagen. Wir warten geduldig. Doch
schon bald verzögert sich der Abflug weiter. Die Passagiere fordern
Verpflegungsgutscheine ein. Dazu müssen wir jedoch wieder den Sicherheitsbereich
verlassen und ins Restaurant im Untergeschoss gehen. Hier ist man jedoch kaum im
Stande um diese Uhrzeit einen solchen Ansturm zu bewältigen und es dauert, bis
wir unsere Bestellung aufgeben können. Kurz darauf kommt ein
Flughafenmitarbeiter und erzählt etwas auf Brasilianisch. Wir können nur ahnen,
was er erzählt. Eine Frau vom Nachbartisch bestätigt uns unsere Vermutung -
unser Flug startet jetzt gleich. Wir müssen zurück und auf unser Essen
verzichten.
Sonntag, 07. Januar 2007
Früh
morgens gegen 5:30 Uhr landen wir in Salvador. Die Spannung steigt, schließlich
liegt unser Abenteuer zum Greifen nahe vor uns. Mit dem Taxifahrer verständigen
wir uns mühsam um zu erfahren, dass noch kein Cafe geöffnet hat. Und wir hätten
den Tag so gern mit einem ausgiebigen Frühstück und einem brasilianischen Kaffee
begonnen. Die Alternative heißt also Bahia Marina, wo unser Schiff auf uns
wartet. In der Morgendämmerung fahren wir quer durch die Stadt und bekommen
unseren ersten Eindruck vom Brasilianischen Vorstadtleben und den Favelas dieser
Stadt.
Unser
erster Stopp ist im Hafen am ersten Yachthafen. Der Taxifahrer ist überzeugt
davon, dass wir hier richtig sind und lässt sich nur schwer davon überzeugen,
dass die Bahia Marina noch ein Stück weiter südlich liegt. Als wir bei einem
Einheimischen nachfragen, setzt er seine Fahrt fort und wenige Minuten später
kommen wir am gewünschten Yachthafen an.
Schon als wir den Steg betreten sehen wir den markanten, hohen Mast der BRIGANTIA zwischen den zahllosen Booten. Die meisten Boote sind Motorboote und scheinen häufig sehr gut zum Fischen ausgestattet zu sein.
Nach
und nach wachen Dieter, Rose und Alex auf und begrüßen uns an Bord. Wir sind
erschöpft von der Reise, Schlafen können wir jedoch auch nicht. Daher richten
wir uns langsam auf dem Schiff ein bevor wir nachmittags mit dem Taxi unseren
ersten Großeinkauf starten. Rose hat schon drei Adressen ausfindig gemacht, wo
wir einkaufen können. Wir entscheiden uns erstmal für den
großen
extra Supermarkt an der Vasco da Gama. Mit unserem vorbereiteten
Einkaufszettel stürmen wir bewaffnet mit jeweils einem Einkaufswagen den Markt.
Diese werden sehr schnell unhandlich, als wir sie mit über hundert Litern
Wasser, Bier, Wein und Cachaca beladen. Wir holen noch einen weiteren
Einkaufswagen zur Hilfe um auch etwas Essbares einzuladen. Dann schieben und
bugsieren wir nach zirka zwei Stunden mit vier hoch voll beladenen Einkaufswagen
zur Kasse. Die Kassiererin schließt vorübergehend hinter uns die Kasse und der
"Ober-Kassierer" kommt zur Unterstützung herbeigeeilt. Mit drei Angestellten
schieben sie unser Proviant über die Kasse und verpacken alles in Plastiktüten.
Dies macht es uns anschließend nicht gerade leicht zu erkennen was in welcher
Tüte ist und wie wir unsere Einkäufe für die Rückfahrt im Taxi packen müssen um
kein Bruch zu erleiden.
Wir
schauen etwas perplex, als der Taxifahrer seinen Kofferraum öffnet und dieser
bereits zur Hälfte mit seinem Gastank gefüllt ist. Unsere Einkäufe nehmen also
größtenteils vorn auf dem Sitz Platz. Ein zweites Taxi soll die benötigten
Transportkapazitäten schaffen. An der Marina gilt es dann alle Einkäufe mit
kleinen Handkarren zum Schiff zu schaffen und zu verstauen. Dazu lassen wir alle
Umverpackungen zurück.
Abends bekommen wir Besuch von ein paar Deutschen, die Rose und Dieter kennengelernt hatten, als sie bei einem Orgelkonzert waren. Einige von ihnen haben in einer Basilika die Orgel restauriert und gerade ihre Arbeit abgeschlossen. Bei einem Bier tauschen wir unsere Brasilien-Erfahrungen aus und quatschen ein wenig über ihre Arbeit in der Basilika. Anschließend gehen wir in das unmittelbar vor der Marina liegende italienische Restaurant zum Abendessen.
Montag, 08. Januar 2007
Heute
haben wir erstmal eine Stadtbesichtigung von Salvador eingeplant. Als erstes
kaufen wir uns jeder einen coolen Hut um der Sonne ein wenig Schutz entgegen
setzen zu können. Dies sollte sich als eine der besten Investitionen des ganzen
Urlaubs herausstellen,
denn
die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel. Die etwas höher gelegene Altstadt
erreichen wir vom Hafen aus mit einem Aufzug. Eine lange Reihe schlängelt sich
auf dem Gehsteig und wartet auf einen der vier Aufzüge, welche einen für nur
wenige Centinos nach oben bringen. Das beste Geschäft machen hier die
Wasserverkäufer, welche kaum so viel Trinkwasser tragen können, wie sie hier
verkaufen können.
Die
Altstadt mach einen sauberen und ordentlichen Eindruck. Hier sind auch
wesentlich mehr Touristen anzutreffen als in den abgelegenen Wegen die wir von
der Marina her gekommen waren. Wir treffen auf eine Gruppe Trommler, die ihr
Können zur Schau stellen und CDs verkaufen möchten.
Dann
schauen wir uns noch flüchtig eine Kirche an, bevor wir in ein Internet Cafe
einkehren, welches wir zufällig entdecken. Dort gibt es Capuccino und leckeren
Schokoladen-Kuchen. Damit wollen wir gleich mal testen, wie resistent unser
Magen ist... Aber alles ist gut! Als Robert wegen seines Knies zum Schiff zurück
kehrt, gehe ich mit Alex noch ein wenig abseits durch die Stadt und wir erstehen
jeder eine fancy Short.
Gegen
16:00 Uhr müssen wir zur Sicherheitseinweisung wieder an Bord sein. Um 19:30 Uhr
starten Alex und ich dann zum Perini Supermarkt um die noch fehlenden Einkäufe
zu erledigen. Angeblich ist im Perini ein internationales Warensortiment zu
finden, denn uns fehlt immer noch Nutella für den Skipper
.
Tatsächlich werden wir hier fündig uns können unsere Einkäufe fast komplett
vervollständigen.
Nach dem Abendessen an Bord gehen wir noch in die Bar und probieren ein paar Caipirinha bevor wir gegen 2:00 Uhr als letzte die Bar verlassen und völlig erschöpft in unseren Kojen verschwinden.
Dienstag, 09. Januar 2007
Bereits
beim Frühstück ist es sehr warm so dass das Schoko-Müsli schlapp macht und von
uns gleich restlos zusammen mit leckeren Früchten verzehrt werden muss. So
gestärkt machen wir das Boot klar zum Auslaufen. Meine Aufgabe ist es unter
anderem mit dem Bootsmannstuhl in den Mast zu gehen und die neu eingebauten
Wantenspanner mit Isolierband abzukleben, damit das Segel nicht beschädigt wird,
wenn es daran scheuert. Vor dort oben habe ich einen herrlichen Überblick über
die Marina.
Dafür
musste ich aber wiedermals meine Höhenangst überwinden und mich mit der
Ankerwinsch in den 24m hohen Mast ziehen lassen. Anschließend tanken wir Wasser
nach und holen das Dinghi an Bord.
Das
letzte was wir bei Ablegen los machen ist der Wasserschlauch, denn wir wollen in
letzter Minute noch eine erfrischende Süßwasserdusche auf dem Steg nehmen.
Direkt beim Auslaufen stellen wir fest, dass die Logge nicht funktioniert. (Logge=Geschwindigkeitmesser) Robert und ich erinnern uns sofort an unseren letzten Törn und ahnen es schon -es gibt ein Kontaktproblem mit dem Stecker an der Logge. Ich mache mich sofort daran den Schiffsboden zu öffnen und finde einen vergewaltigten Steckkontakt vor, der wohl ausgedient hat. Ersatz ist jedoch nicht vorhanden. Also wird erstmal improvisiert. Dank Westerbege (unser Strom-Generator) haben wir auch Strom für den Lötkolben und nach zwei Stunden funktioniert auch die Logge wieder einwandfrei.
Unter
Deck ist es brüllend heiß. Alle Luken sind bei Fahrt geschlossen und somit gibt
es auch kaum frische Luft da unten. Um so mehr freue ich mich wieder an Deck zu
gehen und beim Annähern an unseren ersten Liegeplatz die überwältigende
Landschaft betrachten zu können.
Zwischen
zwei kleinen Inseln gehen wir vor Anker und nehmen unser erstes Bad in nicht
ganz klarem Wasser. Als wir zu einer mit Bungalows bebauten Insel schwimmen,
werden wir höflich aber bestimmt mit dem Kommentar "privado!" gebeten wieder zu
gehen.
An Bord kocht Robert Spaghetti und serviert dazu Melone mit Schinken. Nach dem Essen eröffnet sich ein sternenklarer Himmel über uns der mich mächtig beeindruckt. Ich habe mir heute unerklärlicher Weise einen Sonnenbrand zugezogen.
Mittwoch, 10. Januar 2007
Als
wir unseren Anker lichte, ist die Kette in eine dicke Schicht aus Schlick
eingehüllt. Wir können nur Meter für Meter einholen und mit unserer
Meerwasserpumpe abspülen um nicht den ganzen Schmodder im Ankerkasten zu haben.
Wenn der Schlick austrocknet, wir dieser hart wie Beton und ist kaum wieder zu
entfernen.
Bei
wenig Wind fahren wir unter Motor nach Itaparica. Erst beim zweiten Versuch
finden wir den richtigen Ankerplatz zwischen den vor Anker liegenden Yachten.
Mit dem Dinghi machen Alex und ich die erste Erkundungsfahrt zum Strand. Der Ort
mutet wie ein brasilianischer Touristenort an wo Einheimische Urlaub machen. In
einem abgesperrten Bereich baden Eltern mit ihren Kindern im Meer. Auf der
anderen Seite des Sandstrandes reihen sich die Snack-Verkäufer.
Zurück
am Schiff gehe ich baden und schwimme zu einer ewig lang scheinenden Sandbank
hinüber, die bei Ebbe trocken gefallen ist. Hier spaziere ich von einer Sandbank
zu nächsten. Immer wieder wate ich durch das sehr warme Flachwasser zwischen der
Bucht und dem Meer. Wenn hier ein Fisch vorbei kommt, ist er zumindest schon mal
vorgekocht.
Robert
stattet Jochen einen Besuch ab, der mit seinem Boot unter deutscher Flagge hier
ankert und seit fast sieben Jahren unterwegs ist. Er will mit seiner Frau Hanna
etwas südlich von hier heimisch werden und baut dort gerade ein Haus. Er kennt
die Gegend gut und hat zahlreiche wertvolle Informationen für unsere Törnplanung
parat. Abends begleitet uns Jochen zum Essen in einem lokalen Restaurant am
Marktplatz. Hier fällt es ihm leicht, mir Geschmack auf eine Lebensart zu
machen, wie er sie führt. Ermutigende Worte ernte ich zu Hauf.
Die
Bestellung unseres Abendessens im Restaurant ist schon eine abenteuerliche
Geschichte. Die Karte erfordert viel Phantasie von uns um uns unter den
Gerichten etwas vorstellen zu können, was dies oder jenes denn sein könnte. Es
stehen drei Gerichte mit Frango (Hühnchen) zur Auswahl zwischen denen ich mich
entscheiden muss um zumindest einigermaßen eine Ahnung zu haben was ich
bestelle. Letztendlich bekomme ich zu meiner Erleichterung ein sehr leckeres
Essen serviert.
In der Bar nebenan trinken wir noch einen Caipirinha. Der Barbesitzer schafft eilig Tisch und Stühle herbei und bietet uns einen Platz vor seiner Bar an. Drinnen laufen die lokalen Nachrichten im Fernsehen. Die Menschen hier sind sehr freundlich und zuvorkommend. Auch die Kakalaken freuen sich über uns, so dass sie sich von oben auf uns stürzen.
Donnerstag, 11. Januar 2007
Später
als geplant legen wir ab. Unser Tagesziel ist Morro de Sao Paulo. Ohne Wind
lichten wir den Anken und Motoren auf den Atlantik hinaus. Dort können wir Segel
setzen und steuern Richtung Süden. Als wir ankommen, machen wir wie in unserem
Buch beschrieben an einer der Moorings vor dem Strand fest und setzen mit dem
Dinghi über. Später kommt ein Einheimischer, der behauptet es sei seine
persönliche Mooring und wir möchten sie doch bitte frei machen. Mit einem
Argument von 20 Reals können wir ihn jedoch zum Bleiben überreden und brauchen
nicht noch mal einen neuen Ankerplatz suchen.
An
Land erkunden wir den Ort. Die Hauptstrasse ist eine Sandpiste ohne Autos. Die
Häuser sind klein und einfach. Jedoch scheint es in jedem Haushalt einen DVD
Player zu geben der für die nötige Beschallung der Nachbarschaft sorgt. Alle
Menschen schauen und freundlich an und lächeln wenn sie unser Bon Dia (Guten
Tag) erwidern. Wir laufen zwischen den Häusern abseits der Straße wo Kinder
spielen und wir einen Einblick in das wahre Leben der Einheimischen bekommen. In
einem Supermarkt kaufen wir einige Lebensmittel und Früchte ein. Die Tomaten
sind hier viel appetitlicher als im Supermarkt in Salvador.
Zurück
am Strand bestellen wir uns in der Strand-Bar einen Caipirinha und holen Rose
und Dieter vom Schiff dazu. Ich bringe Robert zurück zum Schiff und steuere in
Dunkelheit zwischen den unbeleuchteten Booten hindurch wieder auf den Strand zu
um mit den anderen noch ein wenig in den Ort zu gehen.
Es
herrscht lebhaftes Treiben auf den Straßen des Ortes. Doch ich bin erstaunt über
den Anteil von Kindern an der Bevölkerung. Das Durchschnittsalter in Brasilien
liegt bei lediglich 27 Jahren. Aus der näheren Umgebung hören wir laute Musik
und vermuten eine Feier. Wir folgen einem Einheimischen in einen schmalen Weg
zwischen zwei Häusern, den wir kaum selbst gefunden hätten. Über eine kleine
Brücke gelangen wir zur Kirche. Hier findet gerade eine Messe statt wobei eine
Frau mit E-Gitarre und rockigem Gesang für Stimmung sorgt. Obwohl wir von den
ein und ausgehenden Besuchern hineingebeten werden, zögern wir und betrachten
das Treiben aus diskreter Distanz.
Freitag, 12. Januar 2007
Wir
legen spät ab und bei rauer Dünung liege ich auf dem Vorschiff und höre Musik.
Die Genua spendet mir Schatten. Doch der Wellengang setzt mir zu in ich lege
mich in die Koje wo das Auf und Ab nicht so stark zu spüren ist. Als positiven
Nebeneffekt schützt mich dass vor der intensiven Sonne.
Langsam steuern wir in eine Flussmündung wo wir unseren nächsten Ankerplatz finden. Nicht jedoch ohne zuvor auf eine Sandbank aufzulaufen. In einem kleinen Bogen umschiffen wir die Untiefe und ankern zwischen zwei Inseln in einem Kanal. Es gibt nur wenige Häuser am Ufer und somit gönnen wir uns heute Abend Ruhe und essen an Bord. Nach dem Abwasch bestaunen wir in der Plicht liegend den von Sternen übersäten Nachthimmel.
Samstag, 13.01.2007
Aufgrund der geschützten Lage haben wir eine relativ ruhige
Nacht. Jedoch ist das Schiff wieder mal mit dem Bug in die Ankerkette gefahren
und hat mich wach gehalten. Das liegt daran, dass sich der Rumpf nach der
Strömung ausrichtet und der Wind entgegengesetzt uns voraus auf die Ankerkette
schiebt.
Heute fahren wir den Fluss weiter hinauf nach Marau. Zu
Anfang ist der Fluss noch breiter als so mancher See. Doch bald wird es
schmaler. Insbesondere die schiffbare Breite nimmt ab. Es gibt nur unzureichende
Unterlagen über diese Gegend. Das verlässlichste was wir haben sind die Waypoints,
die Robert von einem Bootsmann in Salvador erworben hatte. Langsam und mit
ständigem Blick auf das Echolot fahren wir den Fluss hinauf.
Der Wind ist
günstig und so setzen wir Segel. Der Motor verstummt. Es kommt mir vor wie im
Film, wenn wir langsam an Mangroven und Regenwald vorbei den Fluss hinauf
segeln. In zahlreichen Flusswindungen sind wir immer wieder darauf bedacht, den
in den verschiedenen Skizzen eingezeichneten Untiefen und Felsen zu umfahren. Am
Ufer besteigt ein Einheimischer mit drei Frauen seinen Einbaum und sie paddeln
eine ganze Zeit lang parallel zu uns den Fluss hinauf. Sie winken und rufen uns
zu. Als sie merken dass wir mit dem Fernglas zu ihnen rüber schauen, Affen sie
uns nach und simulieren ein Fernglas mit den Händen. Das kleine Mädchen im Bug des Kanus
hat wohl sehr gute Augen...
Am Horizont tauchen rot-weisse Funkmasten auf. Nach einer
langgezogenen Kurve erscheint Marau an der Backbord Seite vor uns. Als wir uns
dem Ort nähern, wo wir vor Anker gehen wollen, werden wir mit lauter Musik
empfangen. Nachdem wir den Anker gesetzt habe und der Heckanker ausgebracht ist,
setzen wir mit dem Dinghi über. Es ist kurz vor Mittag und der lokale
Wochenmarkt geht gerade zu Ende. Der gesamte Marktplatz und der halbe Ort ist
mit Lautsprechern versehen, aus denen laute Musik den Ort erfüllt.
Die Menschen
hier leben mit entsprechendem Rhythmus im Blut. Alle sind freundlich und
grüssen. Wir sind wohl seit längerem die einzigen Gringos hier. Es scheint sich
schnell herumzusprechen, dass ein großes Schiff vor Anker gegangen ist. Ich
wette das so große Schiffe äußerst selten hier gesichtet werden. An der
Lottoannahmestelle hilft man uns auch gleich weiter, als wir nach einem
Internetchi (Internet Cafe) fragen. Und der gute sollte uns noch häufiger über
den Weg laufen.
Es ist erstaunlich, wie viele Internet Cafes es hier am
scheinbaren Ende der Welt gibt. Wenn man im Dunkeln durch den Ort läuft und ein
kleines Licht sieht, kann man sich sicher sein, dass es sich dabei um ein Handy
handelt. Für uns ist es jedoch immer wieder kniffelig, ein funktionierendes
Funknetz zu erwischen.
Das Durchschnittsalter in Brasilien liegt bei 27 Jahren und
es besteht ein massiver Frauenüberschuss. Selbst junge Frauen laufen schon mit
ihren eigenen Kindern umher. Es gibt nur sehr wenige Menschen in unserem Alter
oder älter.
Schnell entschließen wir uns noch einen Tag länger zu
bleiben. Als wir zum Schiff zurück kehre, merken wir das durch die Strömung
unser Heckanker losgerissen wurde und wir die Ankerboje unter Wasser
wiederfinden. Einen neuen Versuch unternehmen wir nicht.
Zu Abend essen wir in einer lokalen Pizzeria. Es gibt nicht viel Auswahl an Alternativen Lokalen. Neben dem Anleger hat einer aus einem mobilen Würstchenstand eine Bar gemacht, wo wir noch ein Bier zu uns nehmen.
Sonntag, 14.01.2007
Nachdem wir am Vortag vergebens versucht haben eine Tour zu
den Wasserfällen Stromaufwärts zu organisieren, liegt heute morgen ein junger
Bursche mit seinem schnellen Motorboot am Anleger. Robert und ich fahren rüber
und machen gleich die Tour klar. Er fährt uns hin, sobald er von einer anderen
Tour zurück ist. Wir nutzen die Zeit, um Jens, einen Aussteiger zu besuchen, der
sich hier auf der anderen Flussseite niedergelassen hat. Wir werden höflich
empfangen und
bekommen neben frischen Kokosnüssen noch ein paar wertvolle Tips
von ihm. Zum Schluss bietet er uns an, in seiner Quelle ein Bad zu nehmen. Er
schickt uns in sein tropisches Badezimmer wo bereits Seife neben dem 2,5m mal 3m
großen Pool bereit liegt. Einfach genial. Dann verabschieden wir uns und fahren wir zurück zum Schiff um
uns auf den Ausflug zu den Wasserfällen vorzubereiten. Mit der BRIGANTIA kämen
wir hier nicht mehr weiter.
Wir besteigen das Motorboot und erreichen in ca 20 Minuten
die Wasserfälle. Kinder zeigen den Gästen wie sie sich sicher durch die von
Algen bewachsenen Felsen bewegen. Es gibt viele Stellen, wo man ein sprudelndes
Bad nehmen kann.
Während Robert, Rose und Dieter sich in der naheliegenden
Bar erholen, durchstreife ich mit Alex den Dschungel. Wir kommen zu einem
weiteren Wasserfall, wo sich die Einheimischen aufhalten. Von dem Ort hatte auch
Jens uns erzählt. Doch die Zeit reicht kaum für eine längere Besichtigung. Wir
müssen zurück.
An der Bar angekommen bekommen wir ein gefrorenes Bier
serviert, während die anderen auf ihr bestelltes Essen warten. Der Koch spricht
sogar deutsch.
Äußerst selten hier. Nach dem Essen fahren wir mit Vollgas über
den welligen Fluss, dass es nur so kracht und wir jeden einzelnen Rückenwirbel
spüren.
In Marau gehen wir noch mal an Land und streifen ein wenig durch den Ort. Nach dem Abendessen an Bord ruhen wir uns noch ein wenig aus, denn heute Nacht wollen wir zum nächsten Ziel aufbrechen.
Montag, 15.01.2007
Etwas später als geplant bereiten wir uns kurz vor 3 Uhr
auf unsere nächtliche Flussfahrt vor. Die Fahrt den Fluss hinunter dauert ca. 4
Stunden. Ich setze mich ans Radar und halte nach Hindernissen wie andere
ankernde Schiffe oder Ähnlichem Ausschau. Doch es wird eine ruhige Fahrt. Als
wir die Flussmündung erreichen geht bereits die Sonne auf. Es ist eine angenehme
Atmosphäre. Ein junger Tag bricht heran.
Es dauert jedoch nicht lange, als wir uns einer ekeligen
Kreuzsee mit unangenehmen Atlantikwellen stellen müssen. Nun macht sich
erstmalig meine unzulängliche Seefestigkeit bemerkbar. Den ganzen Tag ist mit
mir nicht viel los und eine grosse Hilfe bin ich den anderen heute auch nicht.
Unser Kurs führt uns weit raus auf den Atlantik so dass von der Küste kaum noch
etwas zu sehen ist.
Am späten Nachmittag kommen wir nach Ilheus. Die hiesige
Marina wirbt mit einem Süßwasserpool. Das übt eine magische Anziehungskraft auf
uns aus. Im Hafen gehen wir in Sichtweite zweier großer Frachter vor Anker und
rufen über Funk den Marina Shuttle Service um uns an Land zu holen.
Es erfolgt
jedoch keine Antwort und so machen wir wieder unser Dinghi klar um an Land zu
fahren und festzustellen, dass die Marina geschlossen ist. Trotzdem gönnen wir
uns eine Dusche im, Poolbereich bevor wir mit zwei Taxen in die Stadt fahren.
Hier ist richtig viel los. Massenhaft Touristen und eine volle Fußgängerzone
heißen uns hier willkommen. In dem Lokal wo wir zu abend essen moechten, werden
für alle neuen Gäste weitere Tische und Stühle herbeigeschafft und an den
nächsten freien Platz gestellt. Die Pizzeria in der gelandet sind ist echt gut.
Lediglich die servierten
Caipirinhas sind die schlechtesten, die ich hier in
Brasilien je bekommen habe. Nach einem kurzen Abstecher zum Strand setzen wir
uns in ein (2) Taxi und sagen dem Fahrer, dass wir zur Marina möchten. Er
versteht sofort was wir wollen und fährt los. Nach einiger Zeit fällt uns jedoch
auf, dass wir diese Gegend bei der Hinfahrt nicht gesehen hatten und das
Taximeter auch schon ein paar Umdrehungen mehr hinter sich hatte als auf der
gesamten ersten Strecke. Dann verständigen wir uns erneut und nun heißt das
neue Ziel Jatschi Club oder so und dann drehen wir um. Der zweite, uns folgende
Wagen übernimmt jetzt die Führung und ich gewinne den Eindruck, als wäre eine
Wettfahrt zwischen den beiden entbrannt.
Am Yacht Club angekommen staunen wir nicht schlecht, als uns bereits das Tor geöffnet wird bevor wir das Taxi bezahlt hatten. Ansonsten wirkt hier alles ein wenig verlassen.
Dienstag, 16.01.2007
Am frühen morgen legen die beiden Frachtschiffe ab und mach
Platz am Kai für zwei Kreuzfahrtschiffe, die mit Musik einer heimischen
Musikgruppe empfangen werden. Auch wir lichten den Anker und brechen zu einem
langen Törn nach Santo Andre.
Eine Dusche mit Salzwasser an Deck sorgt
zwischendurch für Abwechslung und Erfrischung. Den ganzen Tag und die ganze
Nacht fahren wir mit jeweils 4-stündigen Wachschichten durch den Atlantik. Erst
haben wir guten konstanten Wind, doch irgendwann in der Nacht müssen wir die
Segel bergen und den Motor starten um noch etwas Fahrt zu machen.
Mittwoch, 17.01.2007
Am Morgen kommen wir vor der Küste von Santo Andre an. Die
Einfahrt ist nicht ganz einfach und das Kartenmaterial dürftig. Über eine
Stunde stehe ich am Bug und halte Ausschau als wir bereits hinter dem Riff
angekommen den Fluss hinauf fahren. Dann wird er zu flach und wir setzen auf. Es
ist aussichtslos es weiter zu versuchen. Außerdem läuft das Wasser noch weiter
ab.
Mit viel Mühe kommen wir noch mal frei und retten uns auf´s Meer hinaus.
Gerade als wir den Anker geworfen haben um zu überlegen, was wir nun machen,
kommt ein Fischerboot vorbei und bietet uns an mit in den Ort zu fahren. Ohne
lange zu überlegen nehmen Alex und ich die Gelegenheit wahr, denn mit dem
Beiboot wäre die Strecke kaum zu bewältigen.
Rucksack, Sonnencreme und Funkgerät gekrallt und an Board
des Fischkutters. Dann schippern wir ohne viel Konversation mit dem Fischer den
Fluss hinauf. Wir schaffen es noch klar zu machen, dass wir auf der Suche nach
einem Supermarkt sind. Es ist sofort klar, dass wir bis in den nächsten Ort, ca.
30 Minuten flussaufwärts fahren müssen. Hier werden wir am Steg abgesetzt und
starten unsere Entdeckung von Santa Cruz Cabralia. Es gibt viele Geschäfte und
reges Treiben in unzähligen Gassen. Der erste Verkäufer am Strand sprach uns
erstaunlicherweise auf englisch an und hatte die Absicht, uns eine Bootstour zu
verkaufen. Als wir ihm erzählen, das wir mit einem Schiff unterwegs sind, macht
er sich mit seinen Kollegen einen Spaß oder über uns lustig. Wir verstehen es
leider nicht. Letztendlich gibt er uns aber noch den entscheidenden Tipp für die
erfolgreiche Suche nach dem Supermarkt. Dort kaufen wir als erstes mal etwas für
unser Frühstück ein und suchen einen Schattenplatz auf. Die Sonne brennt
erbarmungslos auf uns herab.
In dem Glauben, dass uns der Fischer gegen 13:00 Uhr bei
auflaufendem Wasser wieder zur Brigantia bringt, erkunden wir den Ort und suchen
einen Platz zum Ausruhen, schließlich sind wir bereits seit 30 Stunden auf den
Beinen. Dann tätigen wir die nötigen Einkäufe, die uns von der Crew via Funk
mitgeteilt wurden.
Am Hafen treffen wir nach einiger Wartezeit auf unseren
Fischer, der nun jedoch mit dem Auto fährt statt mit dem Schiff und uns nicht
mehr mitnehmen kann. Nun stehen wir erstmal ohne Plan da. Im regelmäßigen
Abstand fährt die Fähre vor unsere Nase her, von der uns Jochen bereits erzählt
hatte. Wir entschließen uns die Fähre zu nehmen und dann mit dem Bus zurück nach
Santo Andre zu gelangen. Die Fähre ist mit 0.70Reał$ ein günstiger Shuttle ans
andere Ufer. Dort warten wir auf den Bus.
Die meisten Passagiere haben sich
einen Platz auf einem der mitfahrenden Pickups organisiert. Nach geraumer Zeit
trifft auch der Bus ein. Ein Kassierer mit Krawatte nimmt uns Real$ 3.20 ab und
wir schieben uns durch das Drehkreuz in den hinteren Teil des Busses. Nun stellt
sich uns die Frage, wann wir wohl aussteigen sollten... Nachdem wir an der
Abzweigung nach Santo Andre vorbeigefahren sind, steigen wir bei nächster Gelegenheit mit einer
einheimischen Frau aus dem Bus. Rundherum gibt es nur ein
paar Hütten und wir werden mit unseren Einkaufstüten schon etwas verwundert
angesehen. Wir gehen in die Himmelsrichtung in der wir den Strand vermuten. Wir
kommen an einigen Bars und Restaurants vorbei, die wir gleich mal für den Abend
qualifizieren. Über einige mehr oder weniger verwegene Sandwege schlagen wir uns
zum Strand durch und sind erleichtert, als die Brigantia in Sichtweite vor dem
fast leeren Sandstrand liegt. Über Funk rufen wir die Crew, damit sie uns vom
Strand abholt. Dies geht aufgrund der starken Brandung nur indem wir bis zur
Hüfte ins Wasser vorgehen.
Zurück an Bord gehen wir erstmal Schwimmen und erzählen von unseren Erlebnissen.
Wir sind noch im Wasser, als Jürgen von der TO (Trans
Ocean) mit seinem Beiboot auftaucht. Er will uns helfen jetzt noch in die Bucht
einzulaufen. Gesagt - Getan. Langsam tasten wir uns in die Bucht vor.
In der
Zwischenzeit hat Robert herausgefunden, dass jemand die Parameter im Echolot
verstellt hatte und wir somit falsche Tiefenangaben für unseren ersten
Anlandungsversuch erhalten hatten. Diesmal ist es ebenso eng, jedoch vertrauen
wir nun auf die erschreckend niedrige Tiefe. Doch letztendlich finden wir einen
ruhigen Liegeplatz, an dem wir noch einen weiteren Tag liegen werden ohne dem
extremen Wellengang ausgeliefert zu sein.
Abends gehen wir an Land in das nahe gelegenen Restaurant und haben lecker gegessen. Anschließend gibt es noch einen Absacker in der Bar von Jürgens ehemaliger Freundin. Robert findet Nahrung für eine stundenlange Unterhaltung. Und ich will nur noch in die Koje...
Donnerstag, 18.01.2007
Der
Plan für heute sieht in erster Linie lange Schlafen vor. Den Tag mal richtig
abhängen, dass ist der Plan. Dann wird es mal wieder Zeit, die Erlebnisse für
meinen Reisebericht festzuhalten und mir entsprechend Notizen zu machen. Ich
schreibe auch einen Teil gleich mit meinem PDA, so dass ich später nur noch
Format und Bilder berücksichtigen muss.
Rose
und Dieter sind auf einem Landausflug nach Porto Seguro aufgebrochen und Alex
ist am Strand unterwegs. Somit bleiben Robert und ich an Bord, von wo aus wir
die vorbeifahrenden Partyschiffe begrüßen, auf denen hunderte von fröhlichen,
teils angetrunkenen Party-People mit lauter Musik feiern. Eines dieser Schiffe
legt sogar neben dem Restaurant in Gaivota an. Der Motor verursacht solch einen
Qualm, dass andere Schiffe den Kapitän auf sein vermeintlich brennendes Schiff
aufmerksam machen.
Als
ich mit Nikola ein paar Dinge zum Projekt besprechen will, stelle ich mal wieder
fest, dass die Telefonnetze in Brasilien noch lange nicht so stabil sind, wie
wir das in Europa kennen. Als Ausweichlösung nutzen wir dann das
Satellitentelefon der BRIGANTIA. In solchen Momenten lernt man die Technik an
Bord wieder mal zu Schätzen. Auf diesem Wege erfahren wir auch von dem
angekündigten Sturm in Deutschland der dann auch schwere Schäden angerichtet
hatte.
Am
Nachmittag nutzen wir die Gelegenheit im Restaurant eine Dusche zu nehmen. Dann
genießen wir mit einem Caipi den Nachmittag in der Bar bevor wir noch ein wenig
durch den Ort schlendern. Dabei kommen wir an der lokalen Schule vorbei und
dürfen einen Blick hinter die Tore werfen. Robert will gleich mal ein paar
Eindrücke für Katrin einfangen.
Ich
bin erstaunt, dass selbst hier unter einfachsten Verhältnissen bereits Computer
im Klassenzimmer vorhanden sind. Das unterstreicht die rasante Entwicklung des
Landes und der immer geringer werdende Vorsprung der Industrie-Nationen bei
Bildung und Technologie.
Am
Ufer treffen wir auf drei Kinder, die uns helfen unser Dinghi ins Wasser zu
tragen. Sie sind ganz begeistert und erzählen uns unentwegt etwas auf
Brasilianisch. Erst später verstehen wir, dass sie wohl gern mal mit an Bord
gegangen wären. Leider kommt diese Erkenntnis zu spät.
Nun ist noch Wäschewaschen und dann genüssliches Essen im Restaurant an Land angesagt, bevor wir den Tag voller Erholung ruhig ausklingen lassen.
Freitag, 19.01.2007
Wir starten gemächlich in den Tag und frühstücken gemütlich
unter Deck, denn in der Sonne geht selbst morgens schon nichts mehr.
Mit Alex mache ich mich auf den Strand entlang zu laufen. Es sind nur wenige Menschen hier. Es peitscht ein stürmischer Wind aus Nord-Ost auf die Küste und trotz dem, dass wir uns hinter einem vorgelagerten Riff befinden, ist die Brandung am endlosen Sandstrand sehr stark. Der Wind peitscht den Sand über den Strand, dass er jedem Besucher ein unfreiwilliges Peeling verpasst.
Zu einer Bar gehörend finden wir ein paar freie
Liegestühle, die wir gleich mal ausprobieren. Es ist schön, wenn man sich
einfach mal beim Nichtstun ertappen kann ohne Plan für die nächste
Sehenswürdigkeit oder etwas sondergleichen. Ein Bad in der Brandung versorgt uns
in allen Körperöffnungen mit einer gehörigen Ladung Sand, den wir auch nicht
mehr los
werden, denn das Wasser ist beige-braun durch den aufgewirbelten Sand. Der Rückweg führt uns über eine Teerstrasse, die uns glauben lässt, durch die
Wüste von Arizona zu laufen. Wir können uns nicht erklären, wie es hier zu
Hausnummern von einigen tausend kommt. Vielleicht hat jeder Meter eine eigene
Adresse...
In einem kleinen Supermarkt decken wir uns noch mal mit
Brot ein und treffen uns am Restaurant mit Robert und Rose. Nach einer Dusche
bestellen wir uns zusammen noch eine Schrimp Muceca mit Reis und dazu frisch
gemachter Lemon Juice.
Um 15:00 Uhr wollen wir ablegen, also heißt es nun zügig
das Schiff klar zu machen. Angespannt fahren wir mit Schleichfahrt auf den
Atlantik hinaus.
Heute Abend gibt es eine kurze Vesper und ich verschwinde recht bald in der Koje, denn um Mitternacht beginnt meine vierstündige Nachtwache.
Samstag, 20.01.2007
Mit einem Nachtschlag wollen wir die
Abrolhos, eine
Inselgruppe die als Naturreservat ausgewiesen ist, erreichen. Zunächst haben wir
idealen Wind. Dann wird er jedoch immer achterlicher und letztendlich weichen
wir von unseren geplanten Kurs ab um das Schiff vor
übermäßigem Schaukeln und
schlagenden Segeln zu bewahren. Jetzt kehrt auch wieder etwas Ruhe ein an Bord
und ohne viele Schiffssichtungen fahren wir durch die Nacht. Um 4:00 Uhr ist
meine Wache vorbei und ich bin froh, als ich mich in die Koje werfen kann. Leider liegt auf dem Vorschiff bei Fahrt immer das Dinghi, sodass die
Decksluke
nicht geöffnet werden kann. Das erschwert die Frischluftzufuhr erheblich. Mit
dem Schlagen des Schiffes und den Manövern der Wache haltenden Crew ist außer
Dösen nicht viel drin. Der Wind dreht weiter und letztlich Motoren wir bis zu
den Abrolhos, die wir mittags erreichen. Es ist eine Gruppe aus fünf
wunderschönen Inseln, die jedoch nicht ohne weiteres betreten werden dürfen.
Später kommen zwei Frauen von der IBEMA, der Schutzorganisation der Inseln und
registrieren uns als Neuankömmlinge. Dann werden wir für morgen zu einer
Besichtigung einer der Inseln eingeladen und willigen sofort ein.
Dann schnappen wir uns kollektiv unsere Flossen und Tauchermasken und erfrischen uns im sauberen Wasser und bewundern ein paar Fische dabei.
Wir verbringen den Nachmittag an Bord und genießen den
Sonnenuntergang ausnahmsweise im Meer mit einem kühlen Bier. Mit Musik
unterstreichen
wir die Stimmung an Bord. Auf der Insel Santa Barbara beginnt ein
Leuchtturm seine erleuchtenden Kreise in der dunklen Neumond-Nacht. Der
Sonnenuntergang erleuchtet den Horizont rot und bereitet dem Mond gebührend den
Weg. Dieser zeigt seine Sichel in ganz klaren Konturen, wie sie bei uns nie zu
sehen sind.
Sonntag, 21.01.2007
Für heute morgen haben wir uns mit den Leuten von der IBAMA
verabredet um mit ihnen die einzige für Touristen zugängliche Insel zu
besichtigen. Die IBAMA ist die lokale Forschungs- und Naturschutzorganisation
der Inselgruppe. Wir fahren mit der BRIGANTIA zum Riff der Insel und es dauert
eine ganze weile, bis wir einen geeigneten Ankerplatz gefunden haben. Dann geht
es mit dem Schlauchboot der IBAMA und unseren Dinghi zur Insel. Hier leben nach
jüngsten Zählungen 274 Vögel einer Art und ein paar andere, die sonst eher auf
den gesperrten Inseln leben. Wir umrunden die Insel gemütlich und Camille
erklärt uns auf englisch etwas über die Tierwelt hier. Die Vögel sind kaum an
Touristen gewöhnt und haben so keine Scheu vor uns. Manchmal spannen sie jedoch
ihre beachtlichen Flügel auf und versuchen uns einzuschüchtern. Sie verbringen
ihre Zeit in einer festen Bindung zu zweit und so sitzen sie immer nebeneinander
an einem angestammten Platz und regulieren hechelnd über den Luftstrom im Hals
ihre Körpertemperatur. In der Sonne habe ich mehr als 50 Grad Celsius gemessen,
damit muss man erstmal zurecht kommen.
Außer einem Laubbaum und sieben Palmen wächst auf der Insel
nichts. Der Boden ist einfach zu salzhaltig. Dafür kann man jedoch beim
Schnorcheln so manchen Fisch und sogar Wasserschildkröten beobachten. Aber
selbst ein übergezogenes T-Shirt bietet nur bedingten Schutz vor der Sonne.
Am Nachmittag fahren wir wieder zu unserer Mooring vor
Santa Barbara zurück. Nach einigem Geplänkel mit Unmengen an Sonnencreme
entschließe ich mich zu einem Salzwasser-Bad. Zusammen mit Robert schwimme ich
zum Ufer von Santa Barbara, wo wir auf Camille und ihre Freundin treffen.
Sie
bietet uns an, den Sergeant vom Militär, welches die Insel nutzt, zu fragen, ob
er uns zum Anzünden des Leuchtfeuers mit auf den Stützpunkt nimmt. Gegen 17:00
Uhr, wie wohl jeden Tag, erscheint der eine von zwei stationierten Sergeants und
nimmt uns mit. Er zeigt uns sein Büro und die Geräte, welche sie vornehmlich zur
Wetteraufzeichnung nutzen. Dann besteigen wir den Leuchtturm aus dem Jahre 1861.
Als wäre es das natürlichste der Welt, drückt er uns einen Plastikbehälter mit
1kg Quecksilber in die Hand. Damit betreiben sie die Quecksilberdampflampe,
sollte mal der Generator streiken. Ein Gewichtspendel im Turm sorgt dann für die
Energie zum Drehen des Reflektors. Doch für heute werden lediglich zwei Schalter
umgelegt und der Leuchtturm zeigt den Schiffen da draußen den Weg. Dann machen
wir uns auf den Rückweg zu Schiff.
Montag, 22.01.2007
Heute steht ein weiteres Mal Schnorcheln im Riff auf dem
Plan. Mit dem Dinghi fahren wir zur Insel zurück, wo wir schon gestern waren.
Wir sind nicht die ersten und mühen uns durch eine Schar
von Schnorchlern, die
mit drei Tauchschiffen hier anlandeten. Es gibt erstaunlich viele Fische und
sogar Wasserschildkröten zu sehen. Als Schutz vor der Sonne tragen wir alle ein
T-Shirt beim Schnorcheln, das hilft jedoch nicht wirklich viel und am Nachmittag
ist daher wieder mal entspanntes Schattensitzen angesagt.
Aus südlicher Richtung zieht eine dichte Wolkenfront heran.
Schon beim Frühstück hatte Robert seine neuesten Streckenplanungen und
Etappenzeiten bei den verschiedenen Wind-Optionen mitgeteilt. Jetzt kommt ein
neuer Aspekt hinzu. Wir haben seit Tagen keinen aktuellen Wetterbericht mehr
erhalten. Daher bitten wir über die IBAMA die Sergeants uns einen aktuellen
Bericht aus dem Internet zu besorgen, als wir bei Camille unsere Führung vom
Vortag bezahlen wollen. Das Wetter macht uns von Minute zu Minute unruhiger und
wir beschließen auch ohne Wetter-Info aufzubrechen. - Als wir gerade die Spring
von der Mooring gelöst haben, kommt ein kleines Boot angefahren und reicht uns
einen Zettel mit den neuesten Wettermeldungen rüber. Er war nur für uns
losgefahren. Die Menschen sind super freundlich und immer hilfsbereit.
Der Wind spielt gegen uns und dreht nach zwei Tagen
Nord-Ost auf Süd. Genau so, wie Jochen uns bereits vorhergesagt hatte. Es
dauert nicht lange und es beginnt zu regnen. Es ist nicht viel Regen, dem Schiff
merkt man die wohltuende Erfrischung jedoch an. Endlich löst sich die
Salzschicht, die das Deck überzieht, ein wenig auf.
Es gibt noch etwas zu Essen und dann bereiten wir uns auf
den Nacht-Törn vor, während der mittlerweile eingeschaltete Leuchtturm der
Abrolhos am Horizont immer kleiner wird. Meine Schicht mit Dieter geht von 20:00
Uhr bis Mitternacht. Der Seegang nimmt deutlich zu und die langen Wellen des
Atlantik mischen sich mit den kürzeren des Tiefdruckgebietes. Es ist eine
unangenehme Strecke gegen den Wind und die nicht enden wollenden See.
Die Wache ist gerade zu Ende, als ich auf dem Weg zur Koje meiner Seekrankheit erlege und mich übergeben muss. Ich trage lange anhaltende Halsschmerzen davon.
Dienstag, 23.01.2007
In meiner Koje harre ich aus und spüre jeden Welle, wie sie
die Bug-Wand eindrückt. Ich bin ein wenig nervös, obwohl Robert mich wiederholt
von der Solidität der BRIGANTIA zu überzeugen versucht. Das ändert jedoch nichts
daran, dass mich jede Welle in der Koje umherschleudert. Ich bin erstmal außer
Gefecht gesetzt und Robert übernimmt meine Wache. Zum Glück ist hier nicht viel
los und wir folgen lange dem selben Kurs. Wir stellen uns auf mindestens 50
Stunden ein, aus denen auch schnell über 100 werden können, um Vitoria zu
erreichen.
Ich verbringe den ganzen Tag in meiner Koje ohne zu Essen oder zu Trinken. Abends lege ich mich für eine Weile in die Messe hinter das Lee-Segel, bevor ich wieder in meiner geräumigeren Koje einziehe. So verstreicht ein weiterer Tag meines Urlaubs.
Mittwoch, 24.01.2007
Mittlerweile überwiegen die Rückenschmerzen vom langen
Liegen und Durchgeschütteltwerden. Ich quäle mich aus der Koje und versuche
wieder am geregelten Leben an Bord teilzunehmen. Essen fällt mir noch immer
schwer. Der Seegang wird erträglicher. Jedoch kommt der Wind aus einer so
ungünstigen
Richtung, dass wir beschließen, unter Motor direkt auf unser Ziel zu
zu steuern. Der Zeitplan sieht vor, dass wir noch vor Anbruch der Dunkelheit in Vitoria ankommen sollen. Bereits Stunden vorher sehen wir den Hafen und auf Rede
liegende Schiffe. Zum Glück haben wir eine Detailkarte diese Hafengebietes an
Bord und bahnen uns unter langsamer Fahrt einen Weg abseits der betonnten
Fahrrinnen der Berufsschifffahrt in Richtung Marina, welche auf brasilianisch
Iate Clube genannt wird.
Vorsichtig umfahren wir die vermerkten Untiefen und tasten
uns zum Anleger vor. Endlich dort angekommen, werden wir jedoch fortgeschickt.
Nach einem zweiten Anlauf an einer anderen Stelle verstehen wir, dass wir vor
Anker gehen sollen. Kein Problem, dieses Manöver beherrschen wir mittlerweile im
Schlaf. Mit dem Dinghi fahren wir dann zur
Marina, um dem Portugieschen des
Mannes zu entnehmen, dass wir den Chef um Erlaubnis bitten müssen, bevor wir
einlaufen dürfen. Also machen wir uns auf den Weg nach dem Chef. Auch hier ist
Portugiesisch die Weltsprache. Doch durch Zufall bietet sich ein junger Mann an,
der mit seiner Yacht hier liegt. Er hat mal in Düsseldorf gelebt und spricht gut
Englisch. Okay, wir dürfen als Gäste für maximal 48 Stunden an den Steg. Wir
planen bis Freitag vor Anker liegen zu bleiben, um den Crew Change dann über den
Steg durchführen zu können. Alles ist gut.
Gleich drauf probieren wir den Pool der Marina, denn wir
haben lange nicht mehr so viel Süßwasser auf einem "Haufen" gesehen. - Wir sind
"angekommen".
Abends gehe ich mit Alex noch an Land auf Entdeckungstour. Jedoch lassen uns die vier Wachleute nicht ohne Club-Ausweis vom Gelände und die Verständigung fällt gewohnt schwer. Zum Glück treffen wir unseren hilfsbereiten Kollegen wieder, der über Funk die richtige Erklärung liefert und wir mit einem freundlichen Lächeln und Grüssen durch das Tor gelassen.
Zuerst wird der Mc Donalds getestet und die größte
Schwierigkeit ist einen Cheeseburger zu bestellen. Trotz gleichem Namen und
Schreibweise ist die Aussprache eher portugiesisch, was wir natürlich nicht
wissen. Aber mit drei netten Bedienungen, die sichtlich ihren Spaß mit uns
haben, geling es uns erfolgreich etwas zu Essen zu bekommen.
Weiter an der Küstenstrasse entlang kommen wir zu einem Supermarkt nach dem Vorbild einer US Mall. Auch zu später Stunde gibt es hier alles was das Herz begehrt - außer Lebensmittel.
Als wir wieder raus kommen, regnet es und wir kehren bei
leichtem Regen zur Marina zurück. Dazu müssen wir die Wachleute weniger
stark überzeugen dass wir wieder hier rein dürfen, denn wir haben immer noch keinen Ausweis.
Nein, sie
scheinen uns schon zu erwarten und empfangen uns freundlich. Auch nach so vielen
Tagen in Brasilien bin ich mal wieder positiv von der Freundlichkeit der
Menschen hier überrascht.
An Bord genießen wir noch ein Bierchen und blicken dabei auf die hell erleuchtete Uferpromenade wo sich diverse Sportplätze aneinanderreihen. Hier ist der zentrale Treffpunkt wo sich Einheimische zum Sport treffen und ihre Freizeit verbringen.
Donnerstag, 25.01.2007
Als
Ursache für die vielen defekten Mastrutscher am Segel haben wir die Mast-Weiche
ausgemacht. Sie ist gebrochen und muss ausgetauscht werden. Leider haben wir
keinen Ersatz parat und müssen improvisieren. Dazu lassen wir uns in der
Werkstatt der Marina ein passgenaues Verstärkungsblech anfertigen. Wir laufen
von einem Techniker zum nächsten, bis wir trotz Sprachbarriere klar machen
konnten was wir benötigen. Dann sehen wir, wie mit viel Improvisation und
einfachen Mitteln und Werkzeugen aus einer anderen Zeit unser Ersatzteil
entsteht. Als es so weit ist, ist der Tag auch schon fast vorbei und wir gönnen
uns noch ein kurzes Bad im Pool, bevor wir Rose, Dieter und Alex zurückerwarten,
die sich heute um ihre Rückreise nach Salvador kümmern wollten.
Wir
speisen im Restaurant, da sich unsere Lebensmittelreserven eh dem Ende zuneigen
und wir auch keine Lust zum selber Kochen haben. Recht spontan entschließen wir
uns noch auf ein Bierchen in die Stadt zu gehen, denn mittlerweile wissen wir wo
die Bars zu finden sind. Nach nur wenigen Minuten finden wir uns inmitten des
Party-Getümmels wieder.
Bars
und Diskotheken überall.
Sobald man stehen bleibt, wir man auch schon in die Party-Family aufgenommen. In einer Bar wird uns von drei Mädels empfohlen mal das Belgische Bier zu probieren. Auf dem Label steht vielversprechend Pirat. Dieses Bier scheint wie gemacht für uns. Als wir jedoch den ersten Schluck nehmen, zieht es uns gleich die Schuhe aus. 9% Alkohol, Hefe-Brocken schwimmen im Glas und der Geschmack hat kaum noch etwas mit Bier zu tun. Auch die Rechnung nicht. Eine Flasche von diesem exotischen Bier kostet so viel wie bei uns eine ganze Kiste Bier nach dem Reinheitsgebot gebraut. Wir wechseln die Location und steigen wieder auf Caipirinha um, da wissen wir mittlerweile dass es schmeckt.
Freitag, 26.01.2007
Heute wird es ernst, wir müssen das Schiff auf Vordermann bringen. Die Bäder, Deck und Pantry reinigen. Kojen lüften und Tasche packen. Die Backskisten ausmisten und alle Schoten und Segel ordentlich verstauen. Alles was mit Salzwasser in Berührung gekommen ist muss nun intensiv mit Süßwasser gespült werden.
Da
ein frischer Wind aufkommt und seitlich auf das Schiff drückt, legen wir von
Achtern eine weitere Leine zum Steg. Wir machen uns Sorge ob die Poller am Steg
das aushalten, doch eine andere Wahl bietet sich uns auch nicht. Später
entspannt sich die Situation jedoch.
Die
Crew für den Folge-Törn kommt um 17:00 Uhr zur Schiffsübernahme. Wir schaffen es
kaum fertig zu werden und gehen erstmal zum Pool während die neue Crew das Boot
inspiziert und alles auf Vollständigkeit prüft. Anschließend besprechen wir noch
ein paar Fragen und geben bei einem Glas Sekt, welchen die 'Neuankömmlinge'
mitgebracht haben, Wissenswertes weiter. Als wir in der Koje verschwinden ist es
bereits Mitternacht und der Wecker zählt die verbleibenden Stunden bis er uns
zum Antritt der Rückreise wecken will.
Samstag, 27.01.2007
Nach
wenig Schlaf und unzähligen Mückenstichen stehen wir um 3:00 Uhr auf. Wir raffen
unsere letzten Dinge zusammen und schleichen leise, ohne die anderen zu wecken,
von Bord. Bedächtig werfer wir noch einen letzten Blick zurück, denn dies war
wohl die letzte Tour mit der BRIGANTIA bevor sie verkauft und das neue Schiff in
Dienst gestellt wird. Mit dem Taxi geht es zum Flughafen von Vitoria. Wir sind
die ersten Gäste im verlassenen Flughafen, was Robert zur Frage verleitet "Was
machen wir denn so früh hier?". Aber mit der Zeit kommt Leben in den Flughafen
und bei Sonnenaufgang heben wir mit der TAM in Richtung Sao Paulo ab.
Beim
Anflug auf Sao Paulo komme ich aus dem Staunen nicht heraus. So weit das Auge
reicht erstreckt sich unter uns eine Stadt mit Hochhäusern bis zum Horizont.
Während des gesamten Landeanfluges überfliegen wir einen Flickenteppich aus
Favelas und entwickelten Stadtteil-Zentren. Die Stadt scheint schier Grenzenlos
zu sein. Immerhin wohnen derzeit zirka 18 Millionen Menschen in dieser Stadt.
Einfach gigantisch!
Es
ist immer noch früh am Morgen, als wir in Sao Paulo ankommen und auf unser
Gepäck warten. Nach einem Blick in den Reiseführer entscheiden wir uns einen
Ausflug in den Zoo zu unternehmen, der als fünft größter der Welt gilt. Wir
schließen unser Gepäck in den Locker und fahren mit dem Airport Bus zum lokalen
Flughafen, von wo aus wir mit dem Taxi weiter zum Zoo fahren.
Der Bus scheint ein gutes Beispiel für
die typischen überland-Busse Brasiliens zu sein. Bereits nach wenigen Minuten
wünsche ich mir einen Nierengurt und weitere Polsterkissen. Ohne nennenswerte
Federung steuert der Busfahrer sein Gefährt über die von Schlaglöchern übersäte
Strasse, die hier wohl schon als Autobahn zu bezeichnen ist. In der Stadt wird
der Zustand noch mal extremer und ich bin froh, als die ersten Gebäude des
Flughafens Canelhas zu sehen
sind.
Mit einem Taxi fahren wir von hier direkt in den Zoo (Zoologico
de Sao Paulo). Der Zoo soll der fünftgrößte der Welt sein. Dementsprechend viel
Zeit planen wir hier zu verbringen. Auf dem Weg zum Zoologischen Garten kommen
wir noch am Botanischen Garten vorbei, der beeindruckend gepflegt aussieht. Vor
dem Eingang stehen viele Buden, die Essen und Andenken verkaufen. Noch halten
sich die Menschenmassen in Grenzen, schließlich ist es immer noch früh am
morgen.
Wir streifen durch den Zoo, der uns in keiner Weise
besonders vorkommt, dann wollen wir noch etwas anderes unternehmen, doch uns
geht langsam das Bargeld aus. Ein neuer Plan muss her. Für´s Taxi reicht unser
Budget nicht mehr. Also beschließen wir den Bus zu nehmen, nachdem wir mittels
Reiseführer die Destination der Linie geprüft hatten und diese im Stadtzentrum
liegt. Für Real$2,30 ist der Bus auch recht günstig. Als wir so durch die
Stadteile fahren und der Bus auch noch ein Problem mit seinem hydraulischen
Getriebe bekommt,
wird uns dann schon etwas anders zu Mute. Selbst ohne Wolken
am Himmel wäre es uns bei direkt über uns stehender Sonne nahezu unmöglich auch
nur eine Himmelsrichtung auszumachen, geschweige denn die Entfernung zum
Zentrum. Wir kommen schließlich an einem großen Busbahnhof in unmittelbarer Nähe
der Fußgängerzone an. Trotz aller Warnungen finden wir es super spannend diese
Kultur entdecken zu dürfen. Vorsichtig wagen wir uns in die Menschenmassen. Die
Anwesenheit von schwer bewaffneter Polizei beruhigt und regt gleichermaßen zum
Nachdenken an.
Straßenhändler
bieten hier fast ausschließlich Fernbedienungen, Batterien, DVDs (fast original),
Socken & T-Shirts an. Das Land entdeckt gerade die DVD als DAS
Unterhaltungsmedium. Unser Hunger lässt uns eine Burger Bude ansteuern. Hier
werden wir gebeten uns doch weiter hinten im Laden an die Theke zu setzen. Mit
einem mulmigen Gefühl drängeln
wir
uns durch die dichte Menschenmasse und bekommen einen super leckeren Burger
serviert. Unsere anfängliche Skepsis schwindet durch die zuvorkommende Bedienung
und läßt uns fast entspannen, als wir dann noch von einem Local auf Englisch
angesprochen werden ob wir denn aus Deutschland kämen. Wir erfahren, dass er
selbst schon viel in der Welt herumgekommen ist und was er jetzt hier zu Hause
macht. Dann gehen wir weiter. Ich finde die Stadt extrem faszinierend.
Wir
besichtigen eine Kirche und kaufen noch ein paar Andenken für die
Daheimgebliebenen bevor wir uns ein Taxi für die Fahrt zum Flughafen suchen. Mit
dem Taxifahrer wollen wir einen Preis von 50 Real$ aushandeln, worauf er
einwilligt. Doch am Flughafen angekommen zeit das Taximeter 54 Real$. Nun gut.
Der Taxi-Fahrer ermittelt aus einer ominösen Tabelle 54=65 und schlägt dann noch
einmal 50% auf, so dass er nun rund 90 Real$ verlangt. Wir sind baff und
enttäuscht bezahlen wir mit unserem letzten Geld um den Typen los zu werden.
Schade, dass unser Besuch so endet.
Kurz
nach dem Abflug von Sao Paulo geraten wir direkt in ein heftiges Luftloch. Als
uns der Co-Pilot gerade etwas zum Flug erzählt, verstummt plötzlich die
Durchsage und zwei Sekunden später fliegt alles was nicht angeschnallt und sonst
befestigt ist durch die Kabine. Lautes Geschrei unterstreicht die Kulisse.
Da wir direkt hinter der Kabinenküche sitzen, sehen wir unser Abendessen vor uns
auf dem Boden liegen und rechnen bereits mit einer Diät. Doch so schlimm kommt
es nicht. Lediglich die Getränkedosen haben einige Beulen davongetragen. Gut
dass wir angeschnallt waren. Andere nehmen die Warnungen auch nach dem Vorfall
immer noch nicht ernst und laufen in der Kabine umher selbst wenn die
Stewardessen schon auf ihren Sitzen Platz genommen haben. Naja, einige wissen
immer alles besser.
Sonntag, 28.01.2007
Zurück in Europa.
Wir landen in Madrid.
Für
unser Empfinden ist es sehr kalt und wir ziehen alles an, was wir im Handgepäck
dabei haben. Dann gehen wir ins Cafe um einen Cappuccino zu trinken und einen
mit Schokolade gefüllten Muffin zu genießen. Dann ist es Zeit sich zu
verabschieden. Robert fliegt weiter nach München und mein Flug nach Düsseldorf
ist auch schon aufgerufen.
Mein Körper verlangt nach Schlaf, so bekomme ich vom Flug nach DUS kaum etwas mit; Bin aber einigermaßen erholt, als ich zuhause ankomme. Nichts desto trotz wird es noch Wochen dauern, bis ich mich wieder an die 'Europäische Zeit' gewöhnt habe.
The Facts...
Dank GPS ist der komplette Track und die gesegelten Strecken dokumentiert.....