Segeln 2006
Emden - Portsmouth (UK), 29.07. - 12.08.2006
Samstag, 29. Juli 2006
Früh morgens besteigen wir
den IC 2331, der gegen 6:08 Uhr den Düsseldorfer Hauptbahnhof in Richtung Emden
verlässt. In Emden werden wir bereits vom Rest der Crew erwartet, mit denen wir
die nächsten zwei Wochen verbringen um gemeinsam auf der BRIGANTIA nach
Portsmouth in UK zu segeln.
Die Crew besteht aus Robert dem Skipper, Katrin, Doris, Eddi1 und Eddi2 sowie
Martin und mir. Eine Mannschaft, die sich so zuvor noch nicht zusammengefunden
hat.
Mit
dem Taxi geht es vom Bahnhof zum Emdener Außenhafen, wo unser Schiff am dritten
Steg liegen soll. Bis auf Martin, der noch einen kurzen Abstecher zu seiner
Familie nach Norden macht, sind auch schon alle an Board. Nach der ersten
Orientierung fahren wir auch schon wieder los und suchen für Eddi1 ein Postamt
auf bevor wir weiter zum Supermarkt im DOC fahren um die noch fehlenden
Lebensmittel zu kaufen. Von dort aus laufen wir schwer beladen zum Schiff zurück
und verstauen alles gut. Dann gibt es ein ausführliches Boots-Briefing und die
Wacheinteilung durch Robert. Nach über einer Stunde hat jeder seine Aufgaben
zugeteilt bekommen und uns allen raucht der Kopf von den vielen Informationen
über das Schiff und unseren Törn.
Gegen
15:30 Uhr legen wir erwartungsvoll ab und schippern langsam unter Motor in die
Ems-Mündung. An Steuerboard passieren wir einen Autotransporter, der gerade
beladen wird und kaum als Schiff zu identifizieren ist. Dann weisen uns die
grünen und roten Tonnen an Backboard und Steuerboard den rechten Weg durch das
Fahrwasser gen Nordsee. Als die Ems-Mündung und das Fahrwasser breiter wird,
entschließen wir uns erstmals Segel zu setzen.
Da
wir Gegenwind haben, müssen wir Kreuzen und liefern uns mit zwei weiteren
Segelbooten ein Rennen. Dabei kommen schon die ersten Fragen der Vorfahrtsregen
auf...
Das
Ziel des heutigen Tages heißt Borkum (Position : 53°33'27"N
6°44'52"E). Die Einfahrt zum Hafen ist sowohl auf der
Seekarte als auch anhand der Betonnung gut ersichtlich. Wir lassen noch eine
viel schnellere Fähre an uns vorbei auslaufen, bevor wir wieder unter Motorkraft
in die Hafeneinfahrt einbiegen. Es ist relativ niedriger Wasserstand, daher
müssen wir uns einen geeigneten Liegeplatz suchen, wo wir mit unseren 2,4m
Tiefgang anlegen können. Schließlich finden wir vor einem
großen
niederländischen Schiff Platz und machen fest.
Martin kocht unser erstes Abendessen an Board. Es gibt Spaghetti mit einer sehr leckeren Hackfleischsoße. Nachts werden wir zweimal von einer dreisten Katze besucht, die sich in unsere Kajüte verirrt hatte. Robert hat das freche Biest schließlich endgültig von Board befördert, nachdem ich sie zuvor schon einmal vergeblich verscheucht hatte, da er unter einer Katzenhaarallergie leidet und ihre Anwesenheit nicht so angenehm empfand.
Sonntag, 30. Juli 2006
In
der Nordsee und dem Ärmelkanal lebt man mehr als sonst wo mit den Gezeiten.
Deshalb sind wir heute morgen bereits um 5:30 Uhr klar zum Auslaufen um den
Strom mit uns zu haben. Auch wenn es schwer fällt so früh aufzustehen, die
Morgenröte, welche wir achtern sehen, ist traumhaft schön und verspricht einen
schönen Segel Tag. Bei auffrischendem Wind geht es Richtung Norden und Robert
vertraut mir das Ruder an. Als wir hart am Wind in ordentliche Seitenlage
versetzt werden, kommt zwar Freude beim Segeln auf, unter Deck höre ich jedoch
viel Gepolter der lose liegenden Sachen, welche sich einen neuen Liege-Platz an
der Backboard Seite suchen.
Jetzt
macht es richtig Spaß. Später gibt es dann ein wohlverdientes Frühstück.
Zwischendurch gibt es dann immer wieder etwas Zeit zur Erholung, da die Nacht
zuvor etwas wenig Schlaf geboten hatte. Bei kräftigerem Seegang ist die Koje der
'sicherste' Ort an Board, wo man der aufkommenden Seekrankheit noch einigermaßen
entkommen kann.
Abends laufen wir den Hafen von Vlieland an. In der Hafeneinfahrt ist jedoch der Wasserstand zu gering, als dass wir dort einlaufen könnten. Außerdem scheint er recht voll belegt zu sein. Daher suchen wir uns einen Ankerplatz und bereiten das Dingi vor um damit an Land überzusetzen.
Mit
dem Seemannsstuhl kommt Doris in das Schlauchboot und zusammen mit Martin und
den beiden Eddies versuchen sie gegen die auflaufende Flut in Richtung
Fähranleger einen geeigneten Platz zum Anlanden zu finden. Doch schon nach
kurzer Zeit streikt der Motor, da wir vergessen hatten die Tankentlüftung zu
öffnen. Die Strömung treibt sie in kürzester Zeit wieder zurück. Doch auch der
zweite Versuch ist nicht erfolgreich.
Es
ist kein Steg oder Kai in Sicht. Sie kommen zurück an Board und Katrin, Robert
und ich fahren los. Wir steuern direkt auf den Deich zu und müssen das Boot
einige Meter durch das immer noch seichte Wasser tragen. Dabei werden wir von
Krebsen zum Hindernislauf aufgefordert. Doch letztendlich haben wir Land unter
den Füßen und suchen uns ein Restaurant um unseren Hunger zu stillen.
In dem Restaurant stehen uns Decken zur Verfügung, die uns beim draußen Sitzen vor der frischen Abendbrise schützen. Die Küche ist schon im Begriff zu Schließen, doch der Koch bietet uns noch Tomaten- und Senf-Suppe an. Da es auch keine Brötchen mehr gibt, bekommen wir Pommes rot-weiß dazu. Die Suppe war sehr lecker, doch das anschließende Eis war wohl doch zuviel.
Montag, 31. Juli 2006
Der
heutige Törn von Vlieland ist geplant nach Texel. Der Seegang ist unangenehm und
ich hänge gleich mal über der Reling. Doch schnell erhole ich mich wieder und
kann den Rest des Tages genießen. Bei der Anfahrt auf den Hafen von Texel haben
wir starke Gegenströmung und
Wind
von Achtern. Wir kommen nur mühsam voran. Südlich lassen wir den Hafen von Den
Helder liegen. Zur Ankunftszeit in Texel ist Niedrigwasser und wir können nicht
direkt in den Yachthafen einlaufen. Stattdessen machen wir zeitweilig an einem
größeren Ausflugsschiff im Päckchen fest. Mit Martin versuche ich den
Hafenmeister des
Yachthafens
aufzutreiben. Doch es scheint schon zu spät zu sein. Es gibt in der sehr schönen
Marina moderne Automaten, an denen man seine Liegegebühr entrichten kann und
auch Token für die Duschen oder Waschräume erwerben kann.
Schließlich
treffen wir doch noch auf einen Marina-Mitarbeiter, der uns sagt, wir sollten
doch bis ganz hinten an den letzten Steg fahren, dort wären die Liegeplätze für
die größeren Schiffe. Als der Wasserstand es erlaubt, fahren wir in den
Yachthafen ein und steuern auf den hintersten Steg zu. Die Liegeplätze, welche
seitlich durch Holzpfähle begrenzt sind, sind für die BRIGANTIA zu eng und wir
machen wieder im Packchen als drittes Schiff fest.
Beim Versuch noch etwas in einem Restaurant zu essen zu bekommen sind wir ernüchtert worden, denn die Restaurants hatten bereits alle geschlossen. Doch auf dem Rückweg zum Schiff schauen wir noch in einem nahe gelegenen Cafe rein. Hier können wir noch frittiertes Finger-Food bekommen.
Dienstag, 1. August 2006
Es
fällt mir nicht schwer Katrin zum Laufen zu überreden. Auf dem Deich ist es warm
und schwül. Ich beschließe im Lauf ganz cool mein T-Shirt auszuziehen. Doch das
geht voll daneben und ich verrenke mir den Rücken dabei. Aua! (Bin
halt
keine 20 mehr) Doch nach etwas helfender Massage von Katrin geht es weiter und
wir steuern landeinwärts. Dort werden wir von einem heftigen
Regenschauer
heimgesucht und nehmen in kürzester Zeit erheblich an Gewicht durch nasse
Klamotten zu. Eine warme Dusche hilft nach unserer Rückkehr wieder warm zu
werden. Dann gehe ich mit Martin nach dem Frühstück zum Einkaufen. Irgendwo soll
es einen SPAR-Markt geben - nur wo? Nach etwas Suchen ist er
ausgemacht
und das Shopping beginnt. Wir haben eine lange Einkaufliste und müssen doch mit
zwei Rucksäcken als Transportmittel zurecht kommen.
Mit etwas Verspätung laufen wir gegen 14:00 Uhr aus. Die See ist rau und verlang allen viel ab. Der Plan sieht vor, dass wir über Nacht nach UK übersetzen.
Mittwoch, 2. August 2006
Von
0:00 bis 4:00 habe ich mit Martin Wache. Das erste Hindernis ist ein Offshore
Windpark, der auf unserem Kurs liegt. Da der Windpark sich wohl nicht bewegt
müssen wir unseren Kurs ändern um im sicheren Abstand vorbei zu kommen. Später
liegen uns viele große Schiffe auf Reede im Weg und wir müssen erneut unseren
geplanten Kurs ändern. Die See hat Wellen von fast 2m Höhe und der Wind peitscht
mit fast 30 Knoten in unser Segel. Das entspricht Windstärken von sieben bis
acht in Böen. Nach der Wache bin ich furchtbar müde und lasse mich in die Koje
fallen in der ich vor den Wellen jedoch auch nicht sicher bin und mich weiterhin
ordentlich durchschaukeln lassen muss.
Meine
nächste Wache wäre um 11:00 Uhr gewesen. Doch als gegen 10:00 Uhr der Motor
startet, gehe ich an Deck um zu sehen, ob wir denn schon da sind. Ja, Land! Aber
an der falschen Seite - Land Backbord voraus. Wir laufen in den Hafen von
Scheveningen (NL) ein. Das Wetter hatte uns einen Strich durch den Plan
gemacht.
Im Hafen legen wir bei strömendem Regen an einem der letzten freien Plätze an. Doris kocht mit viel Liebe ein leckeres Risotto. Dann gönnt sich die ganze Crew ein wenig Ruhe ohne Wellen oder Wache zu haben. Abends gehen wir zu einem Italiener auf der anderen Seite des Hafens. Es ist ein wenig umständlich dort hinzugelangen. Unser Liegeplatz ist doch sehr abgelegen und wenig attraktiv.
Donnerstag, 3. August 2006
Heute
laufen wir gegen 8:00 Uhr aus. Bereits im vorderen Hafenbecken setzen wir im
ruhigen Wasser die Segel. Unter Segeln ziehen wir bei ruhigem Wasser und mäßigem
Wind an Rotterdam vorbei, wo sehr viel Berufsschifffahrt unseren Weg kreuzt. Es
ist sehr interessant. Nach meiner Wache von 8:00 bis 11:00 Uhr lege ich mich
noch mal etwas hin.
Dann
wird es plötzlich laut an Board. Ich ziehe meine Schuhe an und stürme aus der
Achterkabine nach vorn und an Deck. Innerhalb kürzester Zeit ist der Wind
aufgefrischt und hat auf nördliche Richtung gedreht. Die Genua war schon
geborgen,
da sie gerissen war. Das Hauptsegel wird gerade ins dritte Reff geholt.
Rettungsweste ist obligatorisch. Robert steht am Ruder und ruft mir zu ich solle
mal die Position bestimmen und einen neuen Kurs bestimmen. Ich schwinge mich an
den Kartentisch und stütze mich mit Händen und Füßen ab, um nicht durch das
Schiff zu fliegen. Es ist plötzlich sehr stürmisch und in der Kombüse scheppert
es nur noch laut. Alles was nicht sicher verstaut ist fliegt durch die Gegend.
Mit
GPS bestimme ich unsere Position, trage sie in die Karte ein und lege den neuen
Kurs fest, um die Untiefen herum zum nächsten Hafen. Es steht nur eine schmale
Fahrrinne zur Verfügung, doch aufgrund des schlechten Wetters ist es schwierig
die Tonnen auszumachen. Sie sind in den zwei bis drei Meter hohen Wellen kaum zu
entdecken. Laut unseren Instrumenten erreicht der Wind eine
Maximalgeschwindigkeit von 47,8 Knoten, was fast Windstärke zehn entspricht. -
Wir sind beeindruckt und können es fast nicht glauben, was wir da erlebt haben.
Unser
Zielhafen ist Vlissingen. Die Einfahrt zum Yachthafen hat eine Barriere von
einem Meter damit er bei Niedrigwasser nicht leer läuft. Über diese Barriere
müssen wir mit unserem üppigen Tiefgang jedoch drüber. Zusätzlich muss der
Hafenmeister noch zwei Brücken zur Seite fahren und die Tore öffnen bevor wir in
den Hafen einlaufen können. Mit unserem roten Fender zur Hand steuern wir ganz
langsam durch
die
enge Schleuse und suchen uns dann einen Liegeplatz am Ende des Steges, wo wir
festmachen.
Es gibt einiges aufzuräumen. Dann gehen wir im Restaurant an der Hafeneinfahrt zum Essen. Von dort aus fahren auch die Lotsenboote in kurzen Abständen immer wieder mit hoher Geschwindigkeit auf die See hinaus oder kehren von dort zurück. Zurück auf dem Schiff gibt es noch einen 'Absacker' womit wir den ereignisreichen Tag ausklingen lassen. Gegen 1:30 Uhr fallen wir in die Kojen.
Freitag, 4. August 2006
Der
Sturm hat neben dem Genua Segel auch noch die Reling beschädigt, die Eddi M.
jedoch notdürftig wieder flicken kann. Dank unseres umfangreichen Werkzeugs an
Bord kriegt er das sogar mit Bord-Mitteln hin. Die Genua tauschen wir gegen das
Ersatzsegel aus und setzen zusätzlich das Kutterstag für das Kettersegel,
welches bei diesem Wetter sinnvoller ist. Um 11:00 Uhr machen wir uns zum
Auslaufen bereit. Dazu müssen wir erstmal das Schiff in dem engen Hafenbecken
drehen. Doch Robert meistert es auch diesmal
wieder
mit viel Fingerspitzengefühl. Vom Hafenmeister werden wir jedoch nicht
wahrgenommen. Erst nachdem wir uns durch lautstarkes Hupen bemerkbar machen
öffnet er uns das Hafentor und wir können hinaus fahren.
Vor der Hafeneinfahrt setzen wir die Segel und steuern auf 260° parallel zur Wasserstraße von Vlissingen in Richtung Oostende. Die See ist immer noch ganz schön rau und lässt das nicht ganz kleine Schiff erzittern. Auf der parallel laufenden Wasserstraße überholen uns die großen Schiffe, die offensichtlich weniger Mühe mit den Wellen haben.
Ich
hatte mich noch etwas hingelegt, bevor ich gegen 14:00 Uhr zur Wache zurück an
Deck muss. Ich übernehme das Steuer. Es ist windig, kalt und nass durch die
Gischt die über das ganze Schiff
fegt.
Vor Oostende probiere ich meine erste selbst gefahrene Halse. Dann raffen wir die
Segel und fahren in die Marina. Dort kommen wir zusammen mit einem holländischen
Schiff in die Schleuse. Es dauert eine halbe Ewigkeit bis wir schleusen, denn
der Hafenmeister wartet noch auf anderes Schiff, welches aber dann doch nicht an
der Schleuse erscheint.
In
der Marina sollen wir am Liegeplatz E21 festmachen. Dazu müssen wir noch eine
weitere Hebebrücke passieren und in das hintere Hafenbecken fahren. Die Box ist
so ziemlich in der letzten Ecke und sehr eng. Schlimmer wird wohl noch das
Auslaufen... Doch alles wird gut :-) Dann gibt es erstmal einen Festmacher
Drink.
Das
Wetter ist nicht ganz hochsommerlich bei Windstärke sieben.
Der Bahnhof ist in Sichtweite der Marina. Eine gute Gelegenheit für Katrin ihre Rückreise-Möglichkeiten zu prüfen, da es mit der Rückreise aus London ja nichts mehr wird - wir haben unsere Pläne 'London' endgültig verworfen. Unsere Reservierung in der 'Lime House Marina' haben wir heute storniert nachdem sie uns angerufen hatten um nach unser Ankunft zu fragen.
Samstag, 5. August 2006
Am
Morgen gehen wir erstmal zum Duschen in das nahe gelegene Waschhaus. Dann gibt
es Frühstück mit frischen Brötchen. Anschließend nehmen wir das Großsegel ab und
übergeben es zusammen mit der defekten Genua dem Segelmacher den Robert
angerufen hatte um beides reparieren zu lassen. Bis 13:30 Uhr will er zurück
sein - das ist schnell! Also bleibt uns auch nicht viel Zeit um durch die
Fußgängerzone einen kurzen Abstecher zur Uferpromenade zu machen. Überall liegt
Hundescheiße herum sodass aus unserem Spaziergang ein Slalomlauf wird. Echt
nervig.
In
der Fußgängerzone schweift der Blick immer wieder in die unzähligen Läden mit
belgischer Schokolade. Und dort wo es keine Schokolade gibt, wird Kuchen
angeboten. Ein Traum!
Der Segelmacher ist pünktlich zurück. Also ziehen wir das Segel wieder ein und bringen die Schoten an. Wichtig ist auch, dass das Segel ordentlich auf dem Baum liegt. Stümperei wird hier vom Skipper nicht geduldet. In dem leichten Wind lassen wir das Kutter-Segel trocknen bevor wir es wieder abnehmen. Dabei finde ich erstmals etwas Zeit zum Lesen. Alle anderen sind von Bord gegangen.
Als
Katrin und Robert mit ein paar Teilchen zurück kommen, genießen wir sie zusammen
bei einer Tasse Kaffee. Dann packt Katrin ihren Rucksack und macht sich auf den
Weg zum Bahnhof. Robert und ich begleiten sie. In letzter Sekunde gibt es dann
von Robert noch Haribos für die Rückfahrt. Der Abschied fällt ihm schwer und wir
spazieren noch etwas umher bevor wir zum Schiff zurück kehren.
Martin,
Robert Eddi M. und ich gehen abends noch etwas Essen bevor wir gegen 21:00 Uhr
auslaufen. Später kämen wir aus dem Hafen nicht mehr heraus. Langsam manövrieren
wir aus der Box heraus. Ich bleibe auf dem Steg um von dort bei Bedarf eine
Leine anzunehmen. Alles klappt gut und ich laufe schnell von einem Steg auf den
nächsten, wo ich von einem anderen Boot aus auf die dicht vorbeifahrende
BRIGANTIA springen kann. Somit muss ich nicht bis zur Schleuse vor laufen.
Wir laufen mit drei weiteren Booten aus. Im vorderen Becken hissen wir dann die Segel um bei Nachtfahrt Dover in UK zu erreichen. Martin und ich haben die Wache von 20:00 - 24:00 Uhr. Dann legen wir uns hin. Der Wind ist schwach und kommt ungünstig aus entgegen gesetzter Richtung. Daher schlägt der Baum immer wieder hin und her und ich bekomme nur wenig Schlaf.
Sonntag, 6. August 2006
Gegen
7:30 Uhr gehe ich wieder an Deck und löse Eddi E. und Doris ab. Die See ist
ruhig und wir machen langsame Fahrt. Die aufgehende Sonne lässt den Himmel
erröten und bietet uns einen wunderbaren Anblick. Achtern erblicke ich eine Hand
voll riesiger Öl-Tanker, die am Rande des Verkehrtrennungsgebietes auf Rede
liegen.
Wir
haben das Verkehrstrennungsgebiet im rechten Winkel zu kreuzen und die
Berufsschifffahrt hat hier Vorfahrt. (Ganz was Neues) Es ist eine trügerische
Ruhe auf See, denn die unzähligen Schiffe tauchen plötzlich aus dem Nichts auf
und es ist immer wieder spannend zu sehen, ob sie vor oder hinter uns passieren
werden.
Alles
andere wäre blöd! Die Autofähren fahren als einzige ebenfalls quer zum
Verkehrstrennungsgebiet und somit parallel zu uns.
Der Wind nimmt weiter ab - wir machen nur noch zwei Knoten Fahrt. Als wir voraus und achtern gleichzeitig von zwei Schiffen in geringer Distanz passiert werden, beschließe ich die Wellenbremse zu lösen und den Motor zu starten. Am Horizont sind bereits die Kreidefelsen von Dover zu sehen.
Wir
laufen in die Marina von Dover ein und machen am Steg A Hammerhead fest. Von
hier aus sehe ich viele Taucher, die zu ihren Tauchausflügen starten. Vermutlich
werden sie an einem der vielzähligen Wracks tauchen gehen die es hier gibt. In
der Seekarte sind viele dieser Wracks verzeichnet.
Am
Nachmittag gehen wir zur Burg hinauf. Auf dem Weg dorthin gönnen wir uns aber
erstmal in der Sonne sitzend einen leckeren Cappuccino. Die Burg ist im Jahre
1217 erbaut worden. Unterhalb im Fels ist eine Ausstellung in einer Bunkeranlage
aus dem Zweiten Weltkrieg zu besichtigen.
Zurück an Bord gibt es nach der Vorspeise aus Melone und Schinken noch Bratkartoffeln mit Spiegelei. Gut gestärkt gehen wir noch auf ein Guinnes in die Stadt. Der Pub ist sehr britisch aufgemacht und es ist auch nicht viel los. Somit sind wir bereits gegen Mitternacht zurück an Bord, wo ich in einen tiefen Schlaf falle.
Montag, 7. August 2006
Martin
und ich sind mit dem Frühstück dran. Ich bin jedoch etwas zu früh und die
anderen wollen noch Schlafen. Gegen 8:00 Uhr müssen wir jedoch in Richtung
Eastborne auslaufen.
Schon
nach kurzer Zeit wird der Wind so schwach, dass wir den Diesel anschmeißen um
noch Fahrt zu machen. Das Wetter ist bewölkt und regnerisch. Sonnenbaden ist
kaum möglich. Dafür haben wir eine herrliche Aussicht auf die Kreidefelsen und
Leuchttürme an der Küste. Es herrscht eine ausgelassene und entspannte Stimmung
an Bord. Laute Musik erhellt das Schiff.
Bei
auffrischendem Wind geht es später auch wieder unter Segeln weiter. Zufällig
entdecken wir zwei Wale, die in der Bugwelle unseres Schiffes auftauchen und uns
dann in gewissem Abstand längsseits begleiten bevor sie aus unserer Sicht
verschwinden.
Ein besonderes Ereignis ist auch die Überquerung des Null'ten Längengrades. Dann laufen wir in der Brighton Marina ein, welche die größte Marina in UK sein soll. Wahrlich gibt es viele Schiffe hier und auch das Händlerangebot an neuen Booten ist überwältigend.
Die Suche nach einem geeigneten Liegeplatz welcher uns auch bei Niedrigwasser freischwimmen lässt erweist sich wieder mal schwierig. Schließlich kommen wir am Steg 25 Hammerhead zum Liegen. Von dort ist es ein ziemlich weiter Fußmarsch bis zum spanischen Restaurant am Haupt-Pier, wo wir zu Abend essen. Anschließend besuche ich mit Robert noch den ASDA Supermarkt, der hier 24 Stunden geöffnet hat.
Dienstag, 8. August 2006
Da
wir schon der Supermarkt erkundet hatten, brechen Robert und ich gegen 9:00 Uhr
zum Einkaufen auf und sind eine Weile damit beschäftigt Proviant für die
nächsten Tage zu besorgen. Als wir zurück kommen, hat die Crew bereits mit dem
Frühstück begonnen.
Da
wir in unserer Tour-Planung noch etwas Luft haben, entschließen wir uns dazu
diesen Tag hier in Brighton zu verbringen und einen Landausflug zu unternehmen.
Das Wetter ist super schön und die Sonne scheint. Ich entschließe mich noch zu
einem Sonnenbad an Deck bevor wir aufbrechen. Beim Hafenmeister
melden
wir unseren verlängerten Aufenthalt an und spazieren mit einem Eis in der Hand
Richtung Brighton Pier. Dabei stellen die extrem modisch gekleideten Menschen
einen ganz besonderen Reiz für unsere Augen dar. Am Strand gibt es allerlei
Krimskrams und Fish & Chips in rauen Massen. Niemand isst etwas anderes. Daher
gestaltet sich die Suche nach einem Cafe in dem es Kuchen gibt als äußerst
schwierig. Doch in einer
Seitenstraße
werden wir fündig, nachdem wir uns bei Einheimischen nach einem Cafe erkundigt
hatten und diese uns ganz ungläubig angesehen hatten. Kuchen essen die hier wohl
nicht und wozu dann ein Cafe? Die Kuchenstücke sind etwas kleiner als winzig
aber lecker. Mit der Bedienung liefert sich Martin dann noch tief greifende
Gespräche wie "We want to pay" - "It's up to you" oder als die Bedienung uns
fragt ob wir wieder zurück nach Deutschland fahren: "At the end we will go
back!". Die Bedienung verschwindet wortlos und wir gehen auch amüsiert weiter
zum Pier, auf dem es Karussells und Spielautomaten jeder Art gibt. Hier bildet
sich die Nation.
Abends koche ich Hühnchen süß-sauer mit Reis. Eddi zaubert einen Obstsalat dazu. Alle genießen das Essen und ich bin sichtlich erleichtert, dass es schmeckt. Anschließend ruhen wir uns noch ein wenig aus, denn gegen 23:00 Uhr legen wir ab um mit einem Nachtschlag in Richtung Isle of Wight zu Steuern. Während Martin und Robert sich um die Fender und Leinen kümmern, stehe ich am Ruder und steuere aus dem Hafen hinaus in die Nacht. Dann kreuzen wir mit langen Schlägen und mittlerem Wind Richtung Süd-West. Gegen 4:00 Uhr kommen Eddi & Eddi zur Ablösung - ich gehe in die Koje.
Mittwoch, 9. August 2006
Als
ich gegen 10:30 Uhr wieder an Deck komme, blicke ich schon auf die Isle of Wight
und ein paar auf Reede liegende Tanker. Das Wetter wird schöner und wir kreuzen
bei herrlichem Wind durch den Solent von Portsmouth. Robert bereitet es
sichtlich Spaß mal wieder an der Pinne zu stehen. Mit unzähligen Kreuz-Manövern
geht es durch türkis-farbiges Wasser zur Segler-Hochburg nach Cowes. Nach dem
ersten Festmachen müssen wir das Schiff noch mal umlegen, da das Wasser - wie
mit einem einfachen Lot festgestellt - bei Niedrigwasser nur an einer anderen
Stelle tief genug für uns bleibt.
In der vorangegangenen Woche hat hier noch ein Segel-Event stattgefunden. Noch immer werden die Einrichtungen abgebaut und aufgeräumt.
Wir entscheiden uns für traditionelles britisches Abendessen im 'Union Inn'. Und es war wirklich britisch. Anschließend sind wir in die nächste Bar und haben uns einen Whisky zum Aufräumen bestellt. Selbst die Wahl der rechten Sorte war nicht ganz einfach. Dann war noch Zeit zum Klönen an Bord bevor der Abend sich zum Ende neigt und wir in den Kojen verschwinden.
Donnerstag, 10. August 2006
Schon
kurz vor dem Frühstück werde ich via SMS über die Terror-Warnungen und die
verschärften Sicherheitsbestimmungen an britischen Flughäfen informiert. Wir
machen uns Sorgen um unsere bevorstehende Rückreise.
Während unseres Landausfluges erreicht mich meine Firma und ich stimme schon wieder die nächsten Aktivitäten nach meiner Rückreise ab. Als wir an eine andere Marina kommen, können wir den Trimaran von Ellen McArthur bestaunen mit dem sie ihr letztes Rennen bestritten hat. Ein imposantes Stück Hightech.
Zurück
an Bord gibt es aus dem Ort mitgebrachten Kuchen und Gebäck. Als wir so an Deck
sitzen, werden wir fast von einem Motorschiff gerammt, dessen Kapitän etwas
überfordert zu sein scheint. Mit viel Muskelkraft können wir dies in letzter
Sekunde verhindern und die Schiffe auseinander halten.
Dann
legen wir ab und ich darf die gesamte Strecke bis Portsmouth segeln. Das ist
jedoch nicht so ganz einfach, da wir Wellengang von
Achtern
haben und das Schiff immer wieder bei sein rollenden Bewegungen im Kurs
korrigiert werde will. Aber Spaß macht es trotzdem.
In
einem Laden in Cowes haben Robert und ich noch ein schönes Shirt gefunden und
haben uns erstmal im Partnerlook eingekleidet. Stolz tragen wir es auf der
Überfahrt nach Portsmouth. Dort angekommen machen wir in der Haslar Marina F57
fest. Direkt neben uns liegt die Renn-Yacht von Hugo Boss. Hier ist einfach
etwas los!
Freitag, 11. August 2006
Heute
wird das Boot geschruppt und alles aufgeräumt und die Übergabe vorbereitet.
'Indiana Jones' - die gute Seele der Marina - macht noch den Ölwechsel an
unserem Motor, für den uns die Zeit fehlt. Damit sind wir dann den ganzen Tag
beschäftigt. Abends gehen wir in einem Restaurant essen und legen uns zur
letzten Nachtruhe Schlafen.
Samstag, 12. August 2006
Heute morgen soll die Folge-Crew das Schiff übernehmen.
Jedoch kommt der Skipper mehr als eine Stunde zu spät und wir haben die Fahrt
zum Flughafen vor uns, wo immer noch verschärfte Sicherheitsvorkehrungen
herrschen. Die Zeit wird knapp. Doch nachdem wir die Unklarheit mit dem
fehlenden Eintrag eines weiteren Fahrers für den Leihwagen geklärt hatten geht
es zügig Richtung London. Ich verlasse die anderen schon in Heathrow, wo ich
noch ewig warten muss bevor ich einchecken darf. Letztendlich bin ich aber fast
pünktlich zu Hause. Eine weitere erlebnisreiche und aufregende Reise findet sein
Ende...
The Facts...
Dank GPS haben wir einen kompletten Track der gesegelten Strecken und die dazu aufgewendete Zeit. Die harten Fakten wurden von Eddi M. aufbereitet.
Fahrt Nr. | Start | Ende | Fahrtdauer | Strecke | max. Wind | ||||
Datum | Uhrzeit | Ort | Datum | Uhrzeit | Ort | (Std) | (sm) | (Bft) | |
1 | Sa., 29.07.06 | 15:29 | Emden (D) | Sa., 29.07.06 | 21:24 | Borkum(D) | 6 | 26 | 4 |
2 | So., 30.07.06 | 04:31 | Borkum (D) | So., 30.07.06 | 19:55 | Vlieland (NL) | 16 | 74 | 5 |
3 | Mo., 31.07.06 | 06:38 | Vlieland (NL) | Mo., 31.07.06 | 21:13 | Texel/Oudeschild (NL) | 15 | 54 | 6 |
4 | Die., 01.08.06 | 14:23 | Texel/Oudeschild (NL) | Mi., 02.08.06 | 12:48 | Scheveningen (NL) | 22 | 108 | 8 |
5 | Do., 03.08.06 | 08:35 | Scheveningen (NL) | Do., 03.08.06 | 19:45 | Vlissingen (NL) | 11 | 65 | 10 |
6 | Fr., 04.08.06 | 10:41 | Vlissingen (NL) | Fr., 04.08.06 | 19:18 | Oostende (BE) | 8 | 33 | 8 |
7 | Sa., 05.08.06 | 21:27 | Oostende (BE) | So., 06.08.06 | 13:08 | Dover (GB) | 16 | 64 | 3 |
8 | Mo., 07.08.06 | 10:15 | Dover (GB) | Mo., 07.08.06 | 21:17 | Brighton (GB) | 11 | 61 | 4 |
9 | Mi.,. 09.08.06 | 01:30 | Brighton (GB) | Mi.,. 09.08.06 | 18:19 | Cowes/Isle of Wight (GB) | 17 | 75 | 6 |
10 | Do., 10.08.06 | 13:28 | Cowes/Isle of Wight (GB) | Do., 10.08.06 | 20:13 | Portsmouth (GB) | 7 | 12 | 6 |
Summe | 129 | 572 |