AlpenCross 2005

Oberstdorf - Gardasee, 05.08. - 14.08.2005

Nach langer Wartezeit ist es endlich so weit. Der AlpenCross steht an. Nach nur wenigen Monaten Vorbereitungszeit mit meinem neuen Mountainbike geht es zur Königsdisziplin: Mit dem Mountainbike über die Alpen. Die geplante Route: "via Claudia"

Freitag, 05. August 2005

Am Nachmittag geht es los. Ich hole Katrin in Bonn ab und wir laden die Bikes ins Auto. Dann geht es zügig im Wochenendverkehr Richtung Oberstdorf. Der Stopp bei McDonalds in der Nähe von Ulm bereuen wir erst am nächsten Tag, als wir mit schwerem Magen unsere Tour starten müssen. Zuvor wollte uns "Astrit", das Navigationssystem in die Irre leiten und wir waren in Oberstdorf in ein Navigationsloch gefahren. Es kostete uns einige Zeit um Astrit davon zu überzeugen, uns endlich den Weg zu unserer Pension zu zeigen. Aber dann hatten wir es endlich geschafft. Und wir waren sehr positiv überrascht von dem erst vor einem Jahr erbauten Haus. Das Stella Alpina www.haus-stella-alpina.de war super eingerichtet und wir konnten unsere Tour noch einmal in Ruhe auf der Karte studieren. Dann wählen wir noch unser Frühstück für morgen aus und beenden den Tag.

Samstag, 06. August 2005

Heute geht es los. Wir bekommen unser Frühstück auf's Zimmer gebracht. Es war alles da. Vom Frühstücksei über Obst und Saft bis hin zu Müsli und Brötchen. So konnten wir uns richtig gut stärken. Draußen regnete es leicht. Gegen 9:00 Uhr hatten wir unsere Sachen im Rucksack verstaut und unsere Bikes wieder zusammengebaut. Doch schon bei der Abfahrt fällt mir auf, dass mein Rad-Computer sich mit dem Service Symbol bemerkbar macht. Also fragen wir schnell noch im Radladen nach, aber dort konnte man uns auf Anhieb auch nicht weiterhelfen. Da die Zeit immer weiter fortschritt, entschieden wir uns dazu, erst einmal zu starten und auf eine genaue Strecken- und Zeitnahme zu verzichten.

Der Regen hatte nachgelassen, doch der Boden war aufgeweicht und nach einigen Kilometern wechselte der Straßenbelag von Teer zu Schotter und dann in Schlamm und Matsch. Schon jetzt waren einige Passagen nur noch durch Schieben zu überwinden. Und nach der Überquerung des ersten Baches ging es steil ins Gebirge, wo wir entlang von schmalen Pfaden zum Schrofenpass hinaufstiegen. Dabei war die Leiter einer der Höhepunkte. Hier musste das Bike über eine Leiter eine kleine Schlucht geschoben werden. Man sollte hier keine Höhenangst haben! Nach zirka einer Stunde Schieben und Tragen erreichen wir den Schrofenpass und gönnen uns eine kleine Pause bevor es über die grüne Grenze nach Österreich geht. Dort erwartet uns eine Trail-Passage, die teilweise auch zu schieben ist. Gleich probiere ich aus, wie es ist, unfreiwillig vom Rad abzusteigen und bis zum Knie in ein Schlammloch zu treten...

Kurz vor Lechleiten ereilt uns ein kurzer Schauer, vor dem uns allerdings just zur rechten Zeit ein Baum Unterschlupf gewährt. Nach wenigen Minuten geht es über eine steile Treppe hinab zur Straße und dann über Lech weiter in Richtung Zürs. Dort machen wir erst mal Rast auf 1700m Höhe und essen einen ganz leckeren Apfelstrudel mit Vanillesoße. Auch trockene Kleidung war angesagt, damit wir uns nicht gleich am ersten Tag erkälten. Nun geht es nach einem weiteren Schauer über den Flexenpass und einer langen Lawinengallerie durch ein Tal weiter zum Arlbergpass. Oben bei St. Christoph auf 1793m verspüre ich schon einen leichten Hungerast und muss zum ersten Riegel greifen. Dann geht es mit rekordverdächtigen 80km/h ins Tal nach St. Anton. Dort treffen wir beim InterSport auf Haini, der mir mit einer neuen Batterie für meinen Fahrradcomputer aushilft und uns wertvolle Tipps für die weitere Tour sowie das morgige Wetter gibt. Es soll Schnee geben. Er ruft für uns noch auf der Konstanzer Hütte an und besorgt uns dort zwei Schlafplätze im Lager. Dann rät er uns heute noch dort hinauf zu fahren und dann das morgige Wetter abzuwarten. Also fahren wir los und kommen in einen nicht mehr enden wollenden Schauer bis wir ziemlich fertig an der Konstanzer Hütte ankommen.

Unsere Klamotten hängen wir direkt im Trockenraum auf und müssen uns beeilen, dass wir noch etwas zu essen bekommen. Es gibt scharfe Hüttenmakaroni. Beim Essen bereitet uns der Hüttenwirt kollektiv darauf vor, dass es morgen Schneefall bis auf 1700m geben wird und die meisten Touren nicht möglich sein werden. Also machen wir uns schon mal darauf gefasst, den gleichen Weg wieder hinunter ins Tal fahren zu müssen.

Wir übernachten im Winter-Haus. Nebenan hatten sich ein paar Jugendliche einige Tüten geraucht und Wasserpfeifen gebaut. Wir durften gleich unfreiwillig daran teilhaben :-) Zum Glück hatten wir das kleine Lager, welches auch Durchgangszimmer war, für uns.

Sonntag, 07. August 2005

Beim Frühstück erfahren wir, dass die Schneefallgrenze bei 2500m liegt und wir wohl zur Heilbronner Hütte aufbrechen können. Im Regen geht es los, über eine Schotterpiste mit leichter Steigung. Es ist sehr ruhig hier oben zwischen den großen Bergen rechts und links. Man hört keine Autos. Nur ab und zu einen anderen Mountainbiker oder Wanderer. Mit gewaltigem Getöse nähert sich ab und zu der Gebirgsbach unserem Weg und wir wissen, dass wir diesen noch zu queren haben. - Hoffentlich finden wir die versteckt gelegene Brücke.

Ab zirka 2000m wird aus Regen Schnee und der Boden wird weiß. Mit dem Wind aus westlicher Richtung vermissen wir schnell wärmere Handschuhe. Katrin's Finger waren schon recht bald eingefroren.

Die zuvor grüne Blumenwiese bekommt einen weißen Mantel übergelegt. Nur die gelben Blumen gucken kontrastreich aus dem Weiß hervor und trotzen dem Naturschauspiel.

Die Mittagspause verbringen wir dann auf der Heilbronner Hütte, von wo aus sich ein schöner Blick auf den eingeschneiten See eröffnet. Hier treffen wir auch auf Wolfgang, Robert, Bernhard und Peter, mit denen wir die weitere Planung machen und dann gemeinsam weiterfahren.

Nach einer anfangs steilen Passage geht es dann über eine lange Schotterpiste ins nächste Tal Richtung Galtür. Am Kops-Stausee müssen wir aufpassen, die Abzweigung nicht zu verpassen, um nicht mehrere hundert Meter ins falsche Tal hinab zu fahren. Über Galtür kommen wir dann nach Ischgl. Hier kann man überall die neuen Lawinenschutzwände sehen, die nach den Lawinenunglücken vor einigen Jahre erbaut wurden. Wir fahren immer der vom vorherigen Wochenende ausgeschilderten Ischgl-Cross Strecke nach und kehren in Ischgl im Salz&Pfeffer ein um uns eine heiße Schokolade mit einem Schuss Rum zur Aufwärmung zu gönnen. Hier werden dann auch die Pläne für die Weiterfahrt geschmiedet. Wir verwerfen den ursprünglichen Plan am nächsten Tag über die sehr steile und fast unfahrbare Strecke zur Idalpe hochzufahren und dann auf über 2700m im Schnee unseren Weg zu suchen. Statt dessen schließen wir uns den anderen an und fahren weiter in Richtung Heidelberger Hütte mit.

Aus Ischgl heraus beginnt ein sehr steiler Anstieg, den wir teilweise schiebend zurücklegen. An der Hütte Bodenalpe hatten wir zuvor ein Zimmer reserviert. Dieses sagen wir jedoch ab und fahren weiter zur Heidelberger Hütte (2264m) rauf. Ein kurzes Stück haben wir noch Teerstraße, doch dann geht es auf einer Schotterpiste weiter. Erst mit mittelmäßiger Steigung und später flach und ewig lang. Immer wieder wird der Höhenmesser kontrolliert, doch die gemessene Höhe ändert sich kaum. Die Hütte scheint noch ewig weit weg zu sein. Bei Schneefall konzentrieren wir uns nur noch auf die Piste und erwarten sehnsüchtig hinter jeder Kurve die Hütte am Horizont. Zwischenzeitlich passieren wir die Grenze zur Schweiz.

Und dann endlich erscheint die große Heidelberger Hütte am Ende des Tals. Jetzt gilt es noch die letzten Meter zurückzulegen. Im Fahrradkeller ist es schwer noch einen Platz für unser Bike zu finden. Es sind schon "tausende" Biker hier - so scheint es. Ähnlich sieht es im Trockenraum aus, der eher an Großmutters Waschtag erinnert. Überall hingen bereits Trikots, Hosen, Jacken und Schuhe. Zum Glück sorgte ein Holzofen für ausreichende Wärme um die Sachen bis zum Morgen alle wieder trocken zu bekommen.

Nachdem wir unser Quartier unter'm Dach bezogen hatten, trafen wir uns erst einmal zum Essen in der Stube. Hier sahen wir viele "alte" Bekannte wieder, die uns auch noch häufiger auf unserer Tour begegnen sollten. So war das Zusammensein abends immer ein nettes Happening. Die Speisekarte war für eine Hütte sehr umfangreich und jeder fand etwas für seinen Geschmack. Erst nach dem Essen geht's zum Duschen, da die Küche meist gegen 19:00Uhr schließt. Anschließend gibt es dann noch einen Absacker und dann heißt es Schalfen. Viel Schlaf gibt es jedoch nicht, da wir mit einigen "Holzfällern" das Zimmer teilen. Katrin zieht nach wenigen Minuten aus ins Nachbarzimmer und findet besser Schlaf.

Montag, 08. August 2005

Die trockene Luft hier oben macht sich nachteilig in der Nase bemerkbar. Das ist etwas nervig und stört zusätzlich in der Nacht. Aber es muss halt weiter gehen. Nach dem Frühstück mit Brot, Käse, Wurst, Marmelade sowie Müsli und Joghurt geht es gegen 9:30Uhr wieder auf die Piste. Wobei Piste nicht ganz der richtige Ausdruck ist. Unmittelbar hinter der Hütte beginnt eine Schiebepassage bis auf 2608m. Zum Glück haben wir keinen Schneefall mehr. Es ist schönes Wetter und wir quälen uns lediglich mit dem Schlamm herum, den zahlreiche Mountainbiker vor uns auf den Wegen zurückgelassen haben. Fahren ist fast nicht möglich. Aber die Fahrräder bekommen so wenigstens eine coole bräunliche Farbe wie für AlpenCrosser üblich :-) Die Speichen erinnern dabei an Eis am Stiel.

Erleichtert erreichen wir die Passhöhe des Fimba-passes, bringen unsere Räder in Ordnung, schrauben die Sattel runter und stürzen uns auf Piste 315 in südlicher Richtung ins Tal. Doch sehr schnell wird dieser Trail zur Mutprobe und ab und an entscheidet man sich doch dazu sein Bike langsam an der Leine über die Piste nach unten zu führen. Aber ich bin Wolfgang dankbar, dass er uns motiviert hat, diesen Downhill mitzufahren, denn hier habe ich eine Menge an Fahrtechnik hinzugelernt. Auch wenn ich einmal unfreiwillig talwärts vom Bike abgestiegen bin und mich nur noch knapp halten konnte.

Später kommen wir auf eine Schotterpiste und können schon wieder Geschwindigkeit aufnehmen. Allerdings springt meine Kette immer wieder gerne ab und zwingt mich zum Boxenstopp. Später geht es dann entlang saftig grüner Almen zwischen Alm-Hütten hindurch ins Tal. Die Teerstraße mit ihren für Biker genialen Serpentinen lässt uns in wahnsinniger Geschwindigkeit nach Ramosch rasen. Hier können wir unsere dicke Winterkleidung ablegen und im T-Shirt nach Sur En weiterradeln. Dort machen wir Rast auf dem Campingplatz, wo wir uns für die Val d'Uina Schlucht vorbereiten und unsere Digicams noch einmal mit Strom versorgen.

Nachdem Katrin als Vorsitzende des Kriegsrates entschieden hatte, dass wir auch durch die Val d'Uina fahren können, statt den Umweg durch's Tal über Nauders und den Reschenpass zu nehmen, geht es im Sechser-Gespann los zur nächsten Etappe. Am Eingang zur Schlucht stehen Warnhinweise, die uns auf die hiesigen Gefahren aufmerksam machen sollen. Das zollt schon zu Beginn Respekt vor dem, was uns noch erwartet. Die Spannung steigt dadurch noch weiter an.

Es ist eine Schotterpiste, die uns tief ins Tal hinein führt. Teilweise müssen wir ihr durch Schiebepassagen unseren Tribut zollen. Doch die Eindrücke sind atemberaubend und ich weiß gar nicht wohin ich zuerst schauen soll. Immer wieder machen wir halt, um diese überwältigenden Eindrücke in uns aufzusaugen.

Doch der richtige Kick kommt erst kurz vor der letzten Hütte, wo jeder noch eine Apfelschorle zu sich nimmt. - Es ist die Galerie der Val d'Uina Schlucht, die in die Felswand gesprengt wurde um so einen Weg durch das obere Tal zu erschließen. Von weitem ist sie nur zu erahnen und wir haben noch keine Vorstellung davon, wo sie denn letztendlich das Tal durchbricht....

Auf halbem Weg kommt uns eine Horde Kühe entgegen, die gerade ins Tal getrieben werden. Eine Kuh fand uns nicht so nett und zeigte dieses, indem sie erst mir und dann Robert ihren Schwanz durch's Gesicht zog. Na klasse! Nach einem weiteren Trail-Stück heißt es wieder Schieben und Klettern. Der Einstieg zur Galerie erfolgt über einen hochalpinen schmalen Pfad, über den wir unsere Räder nach oben hieven. Dann ist vorsichtiges Schieben und Staunen angesagt. Teilweise führt der Weg durch kleine Tunnel - natürlich ohne Licht! Stahlseile bieten den nötigen Halt, wenn man sich nicht ganz sicher fühlt. Seitlich geht es nämlich ziemlich tief hinunter.

Die Quälerei im Tal hinauf hat sich auf jeden Fall gelohnt. Als wir durch die Engstelle der Schlucht kommen, eröffnet sich ein weitläufiges Tal. Es weht ein eisiger Wind. Einige absichtlich aufgehäufte Steinhaufen hindern uns erst noch daran, wieder auf's Rad zu steigen. Doch bald sind wir auf einer Weide, wo sich ein Pfad auftut, den man auch fahrend zurücklegen kann.

Nachdem wir unbemerkt die Grenze nach Italien überquert hatten kommen wir zur Sesvenna Hütte. Zuerst erscheint die alte verlassene Hütte am See und dann liegt etwas rechts die neue Hütte vor uns. Wir hatten kein Schlafplatz reserviert, so drängen wir uns in die volle Stube und halten nach dem Hüttenwirt Ausschau. Wir haben Glück und können die letzten zwei Plätze im Lager bekommen. Mit fünf italienischen Wanderern teilen wir uns ein Lager im ersten Stock.

Da wir hier auf der Sesvenna Hütte Halbpension genossen, gab es abends ein sehr gutes Einheitsessen in vier Gängen für alle. Die Pasta war super gut. Wolfgang und Robert machten sofort von der Möglichkeit eines Nachschlags gebrauch.

In der Abendsonne glühten die in der Ferne liegenden Alpen rot. Doch lange konnte man diesen wunderschönen Anblick bei Außentemperaturen von 1°C nicht genießen.

 

Dienstag, 09. August 2005

Das Frühstück fällt heute etwas spartanischer aus als in den vergangenen Tagen. Dafür gibt es Nesquick mit heißer Milch. Dann geht es bereits um 8:15Uhr los. Die heutige Tour beginnt mit einem schönen Downhill über die Zubringer-Piste zur Hütte. Ob es aber Autos gibt, die diese Steigung meistern, glaube ich kaum.

Unterwegs hatte Peter noch ein etwas langwierigeres Problem mit seiner Kette. Aber nach der Reparatur ging es dann weiter entlang der Almen, die hier wie im ganzen Vinschgau bewässert werden. Die warme Luft und der ständige Wind trocknen den Boden sehr stark aus. Für die unendlichen Apfelplantagen ist die Bewässerung daher unerlässlich.

In Glurns nehmen wir am "Grünen Baum" unseren ersten Capuchino in Italien zu uns. Dabei sehen wir, wie sich ein Trupp von VIP Mountainbiker bemüht, ihr schweres Gepäck aus dem Hotel in den Kleinbus zu packen bevor sie locker flockig mit den Bikes davon radeln. Wir müssen schon etwas schmunzeln...

Da sich der Bedarf an Fahrrad-Ersatzteilen nach drei Tagen immens erhöht hat, fahren wir in Prad am Bikeladen vorbei und decken uns mit dem Nötigsten ein. Von dort aus geht es weiter zur Mittagspause nach Morter auf 729m. Es wird unsere kleine Verabschiedungsfeier von den vier Weggefährten, die anschließend zur Trascher Alm weiterfahren.

Die Temperaturen lassen es wieder zu, in leichter Kleidung zu fahren und die Sonne zu genießen. Wir fahren über den Etsch-Radweg gegen den Wind in Richtung Meran. Auf dem Weg kommen wir bei Naturns auch am Schloß Juval von Reinhold Messner vorbei. Doch in den Sommermonaten ist eine Besichtigung nicht möglich, da der Schlossherr dann selbst das Schloss bewohnt und verständlicherweise seine Ruhe haben möchte.

In Meran machen wir eine Pause für ein Eis und besorgen Salbe für mein Knie, welches nach einer Prellung am ersten Tag nun doch mehr Probleme bereitet. Anschließend geht es weiter in Richtung Völlan bei Lana. Diesen Ort hatte uns Wolfgang für die nächste Übernachtung empfohlen und er liegt glücklicherweise auch noch auf unserer Route. Es gibt hier sehr viele Straßen und Wege, sodass es schwierig wird den kürzesten zu finden. Doch auch wenn wir einen Umweg fahren, gibt es entlang des Waalweges - ein Wanderpfad neben einem künstlichen Bewässerungskanal - eine herrliche Aussicht. Doch vor unserem Etappenziel haben wir mal wieder ein steileres Stück zu überwinden. Katrin tun die Füße vom steilen Anstellwinkel weh. Daher machen wir zwischendurch noch einmal Rast.

Pension Jausenstation SONNEGGAbends finden wir im Sonnegg www.pensionsonnegg.com noch ein günstiges Zimmer und bekommen in sehr familiärer Atmosphäre unser Abendessen serviert. Es gibt Späzle mit Gulasch, Salat und auf Kosten des Hauses auch noch ein Eis. Der Chef ist ein netter, witziger Typ, bei dem wir uns gleich wohl fühlen. Hier können wir unsere Sachen auch mal wieder gründlich durchwaschen und auf dem Balkon in der Abendsonne zum Trocknen aufhängen.

Mittwoch, 10. August 2005

Am Morgen holen wir nach ausgiebigem Frühstück unsere Bikes aus der Garage und bahnen uns den Weg Richtung Gampenpass. Dies ist eine alternative Route  Es geht über einen Karrenweg durch einsamere Gegenden. Wir treffen kaum noch Radfahrer an und auch Wanderer sind seltener geworden.

Es gibt viele Wanderwege hier, weswegen wir uns Rat bei einem Einheimischen holen, der uns sagt, dass wir hier, dort oder aber da lang fahren können um unser Ziel zu erreichen. - Na toll! Wir wählen den mittleren Weg 4 und alles sieht toll aus. Doch aus dem Waldweg wird eine Baustraße und bald stellen wir fest, dass wir eine zugewachsene Abzweigung übersehen haben müssen, denn der Weg endete abrupt und wurde hier erst gebaut. Es waren lediglich schon die Bäume gefällt. Also alles wieder rauf pedalieren! Dann haben wir aber den richtigen Weg gefunden. Ein langer geschotterter Waldweg führte uns letztlich über eine blühende Wiese zur Hauser Mühle. Hier scheint die Zeit still zu stehen.

Dann geht es weiter in Richtung Gampenpass. Da wir nicht über die viel befahrene Passstraße fahren wollten, rollen wir ein Stück talwärts. Laut Karte sollten es nur 27 zusätzliche Höhenmeter sein. Doch letztlich waren es über 100m. Unser Weg führte uns eine Rodelbahn hinauf, die einen Untergrund aus Geröll bot. Also war mal wieder Schieben angesagt. Katrins Füße kapitulierten bei diesem steilen Anstieg. Es war sehr schwer auf diesem losen Untergrund vorwärts zu kommen. - Endlich oben angekommen gab es leckeres Rührei mit Speck und Bratkartoffeln bzw. Kaiserschmarren und einen Capuchino. Von jetzt an geht es dann abwärts über einen Ort mit dem Namen "Gemeinde Unsere Liebe Frau im Walde - St. Felix". Von hier an sprechen die Menschen auch fast ausschließlich italienisch. Ein Mann erklärte uns trotzdem erfolgreich, dass wir auf dem rechten Weg nach Castelfondo sind. Zeitweise fehlt uns ein Teil der Wege auf unseren Karten und wir orientieren uns lediglich an den Straßenschildern. Diese verlangten an einer Stelle sogar Schneeketten, so steil waren die Straßen. (Natürlich nur im Winter)

Wir erreichen den Lago di S. Giustina o di Cles. Von hier an verlassen wir unsere ursprüngliche Route wieder und folgen einer Alternativ-Route welche in der Mountain Bike beschrieben war. Von Cagnò aus fahren wir entlang dem Fluss Tnoce einem Radweg folgend. Das leichte Auf und Ab des Radweges zerrte an den Nerven. Das war viel schlimmer als ein ganzer Berg der vor einem liegt. Als wir wegen einer ungenauen Beschilderung des Radweges auf eine Offroad Strecke geraten müssen wir erneut unsere Räder durch eine Geröllpiste schieben und fahren dann durch ein Waldstück, in der Hoffnung später wieder auf den beschilderten Weg zu kommen. Am Flussufer treffen wir viele Leute, die gerade eine Rafting Tour hinter sich hatten. Dafür war der Fluss mit seinen Stromschnellen gut geeignet.

Dann kommen wir endlich in Dimaro an. Der Ort erinnert schon stark an einen Touristenort. Wir nehmen uns ein Zimmer im Hotel Sancamillo. Abendessen gibt es heute in einer Pizzeria im Ort. Das Essen war super. Die Lokalität und der Service waren jedoch nicht der Hit.

Donnerstag, 11. August 2005

Als wir morgens zum Frühstücksraum gehen, stellen wir fest, dass wir in einem "Senioren-Hotel" gelandet waren. Die Rollstühle standen in der Lobby bereit. Der Hammer beim Frühstück war jedoch, als eine Service-Kraft mit dem Brötchenkorb vom Buffet an den Tischen entlang geht und die nicht verzehrten Brötchen einsammelte. Erst wissen wir nicht, was wir davon halten sollen. Dann fahren wir zügig weiter.

Für heute haben wir uns überlegt, lediglich bis in den nächsten Ort zu fahren und dort ein Hotel zu suchen, um uns eine kleine Erholungspause zu gönnen, da wir mit unserer Tour gut im Zeitplan liegen. Es geht heute nur bergauf bis nach Madonne di Campiglio. An der Tourist Information halten wir Ausschau nach einem geeigneten Hotel. An einem Computer-basierten System können wir alle Informationen zu den Unterkünften abfragen. Eine wirklich fortschrittliche Lösung. Leider hatte der integrierte Drucker wohl kein Papier mehr. Also fahren wir los und folgen dem Fluss. Unser Ziel ist das Chalet Hermitage www.chalethermitage.com. Nachdem wir eingecheckt haben lassen wir uns in der Lobby nieder und vervollständigen unser Tagebuch. Katrin ist total begeistert von der phantastischen Aussicht. Genussvoll bestellen wir uns einen frischen Apfelkuchen und Kaffee. Der Kuchen kommt direkt aus dem Ofen. Lecker!

Das Panorama ist gigantisch. Ich habe noch nie gesehen, wie schnell die Berge hinter einem Vorhang aus Wolken verschwinden und wie schnell die Wolken sich wieder auflösen. Von hier kann man das wechselhafte Wetter der Berge verfolgen, als würde man es im Zeitraffer sehen.

Später besuchen wir den Pool im Basement mit Panorama-Fenster und Blick auf die Berge. Ein Saunagang sowie eine Massage helfen unsere müden Geister wieder zu beleben bevor wir etwas under-dressed im Restaurant ein hervorragendes Dinner genießen.

Freitag, 12. August 2005

Der Masseur Stefan ist auch leidenschaftlicher Mountainbiker und begleitet uns nach dem Frühstück noch hinaus. Er gibt uns ein paar wegweisende Tipps, die uns helfen auf die richtige Piste zu kommen. Nach einem Downhill geht es dann wieder einen Waldweg hinauf. Nach dem Ruhetag haben wir unendlich viel Power in den Beinen. Selbst Katrin lässt die männlichen Biker am Berg stehen und wir fliegen nur so den Berg zum Lago di Val d' Agola hinauf.

Hinter dem See gilt es wieder ein Stück zu schieben. Der Weg mit seinen glatten nassen Steinen ist ein wenig rutschig. Als ich auf Anregung von Katrin auch mal versuche eine Makro-Aufnahme statt nur Panorama-Bilder mache, taucht hinter uns auf einmal Wolfgang auf. Die fahren zufällig die gleiche Tour wie wir. Ein super Zufall. Zwischenzeitlich hatten sich Jan und Christine angeschlossen. Peter war nach einem Lagerschaden bereits mit dem Bus zum Gardasee gefahren und wartet dort auf uns.

Nach dem Gipfel geht es hinab zur Brenta Hütte. Dort gibt es Pasta, Pasta oder Pasta. Dann heizen wir über eine schmale Teerstraße ins Tal. Selbst ein Motorradfahrer lässt uns lieber vorbei und fährt zur Seite. Die Bremsen glühen fast und das Adrenalin ist bis in die Haarspitzen verteilt.

Über Ponte Arche geht es nach einer Serpentinenstraße wieder auf abseits gelegene Wanderwege. Route 410 steht auf den Schildern am Wegesrand. Es liegt der letzte Berg zum Gardasee vor uns. Es geht durch ein Waldstück in dem wir wieder einmal nur perpedes vorankommen. Ich gehe vor und scheuche eine zirka 2 Meter lange schwarze Schlange am Wegesrand auf. Trotz sofortigem Stopp konnte ich nur noch Wolfgang auf die Schlange aufmerksam machen bevor sie hinter einem Baum im Gebüsch verschwand.

Die Spannung dem Ziel näher zu kommen wuchs ständig. Doch unsere Höhenmesser gaukelten uns eine falsche Höhe vor, sodass wir noch etwas weiter mussten als wir dachten. Oben angekommen kannte Robert wieder einen schönen Trail, um mit mehr Spaß ins Tal zu kommen. Und es war wahrlich eine schöne Strecke, wenn man sein Bike denn vollständig auch auf schwierigstem Terain beherrscht. Natürlich lasse ich mich von den anderen verleiten und probiere immer schwierigere Passsagen zu fahren statt sie schiebend zu überwinden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Schwierigkeitsgrad zu hoch wurde. An einer etwas größeren Stufe federt mein Bike ein und schmeißt mich wie ein störrisches Pferd vornüber ab. Ich höre ein bekanntes Pfeifen. Platten vorne. Naja. Zum Glück hatte ich auch das Reifenflicken zuvor geübt. Und das so kurz vor dem Ziel. Als der Reifen wieder stolz und voller Luft das Vorderrad ausmachte, stelle ich fest, dass die Scheibenbremse "blutet". Die war also auch dahin und wollte mir keine Hilfe mehr sein. Also geht es ganz langsam nur noch mit der Hinterradbremse weiter. Das Team wartete etwas weiter unten, von wo aus wir den ersten Blick auf den Gardasee hatten. - Geschafft. Fast zumindest, denn ich habe noch über 500m ins Tal mit nur einer Bremse zurückzulegen. Die anderen fahren schon mal vor und Katrin eiert mit mir langsam hinterher. Wir verabreden uns in Arco an einer Eisdiele. Von dort schaffen wir es in letzter Minute in die Tourist Information um uns noch ein Zimmer zu suchen. Es ist wegen eines Feiertages am Montag fast alles ausgebucht und wir kommen noch für eine Nacht im Al Sole unter.

Zur Feier des Tages suchen wir uns eine Pizzeria im Ort und stillen unseren Hunger mit italienischer Pizza. Danach gibt es ein Eis in der umlagerten Eisdiele. Hier gibt es angeblich das beste Eis in der ganzen Umgebung.

Samstag, 13. August 2005

Die nette Dame des Hotels hatte uns gerade mitgeteilt, dass wir doch noch eine zweite Nacht hier bleiben könnten, als sie auch schon wieder an unseren Frühstücktisch kam und sagt, dass sie sich geirrt hätte. Wir müssen doch abreisen und noch einmal eine Bleibe für die letzte Nacht suchen. Wir entschließen uns nach Torbole zu fahren, wo morgen auch unser Bus in Richtung Oberstdorf abfährt. Dort steuern wir wieder die Tourist Information an. Obwohl wir so ziemlich die ersten Biker am Tag sind, ist fast alles ausgebucht. Ernüchterung macht sich breit. Nach dem dritten Telefonat der netten Mädels hören wir, dass im Hotel Caravel ein letztes Doppelzimmer für eine Nacht frei ist. Eine Reservierung ist leider nicht möglich. Also Vollgas zum Hotel. Und - Glück gehabt. Wir bekommen das Zimmer. Allerdings wird es erst gegen 16:00Uhr frei. Somit haben wir noch Zeit, etwas die Gegend zu erkunden und im Gardasee eine Runde Schwimmen zu gehen. Leider zieht ein Gewitter auf und es beginnt zu regnen.

Nachdem wir dann Quartier bezogen haben, suchen wir ein Restaurant in der Fußgängerzone auf und genießen unser letztes Abendessen. In einer Bar gibt Katrin noch einen Drink aus. Wir freuen uns, dass wir es nun endlich geschafft haben. Das Vorhaben AlpenCross wurde mit viel Mühe erfolgreich gemeistert.

Sonntag, 14. August 2005

Heute müssen wir zeitig los. Wir werden in unserem Pauschalurlaubs-Hotel mit einem Frühstücksbuffet der Kategorie "Mensa" verwöhnt. Satt werden wir trotzdem. Um 8:15 Uhr müssen wir uns am Busbahnhof einfinden. Dort wartet schon eine dreiköpfige Familie, die die letzte Nacht am Strand verbringen musste, da sie keine Herberge mehr bekommen hatte. Man, da hatten wir noch mal Glück.

Die Bikes werden in Radtaschen verstaut und in einen großen Reisebus verladen, der uns gemütlich über den Brenner und den Fernpass zurück nach Oberstdorf bringt. Gegen 14:00 Uhr erreichen wir im Regen unser Zwischenziel Oberstdorf und fahren dann mit dem Auto zurück nach Hause. - Eine geniale Tour!!!

Die Tourdaten im Überblick

Datum Strecke
[km]
Zeit
[hh:mm]
vØ
[km/h]
vmax
[km/h]
∆h
[m]
hmax
[m]
SteigungØ
[%]
Steigungmax
[%]
Temp.
[ºC]
Route
06.08.2005٭ ~60 ~6:00

 N/A

80 ~2000 1793  N/A  N/A 10-21 Oberstdorf, Schrofenpass, Warth, Lech, St. Anton, Konstanzer Hütte
07.08.2005 49,64 4:55 10 63,5 1621 2309 7 26 -1-7 Konstanzer Hütte, Heilbronner Hütte, Galtür, Ischgl, Heidelberger Hütte
08.08.2005 36,76 4:29 8,1 72 1435 2553 8 34 3-20 Heidelberger Hütte, Ramosch, Sue En, Val d'Uina, Sesvenna Hütte
09.08.2005 94,27 5:00 18,8 59,5 746 2257 6 23 1-28 Sesvenna Hütte, Glurns, Prad, Latsch, Naturns, Meran, Völlan
10.08.2005 65,63 4:46 13,7 70 1615 1563 7 20 ~10-28 Völlan, Gampenpass, Liebe Frau im Walde, Castelfondo, Cloz, Romallo, Revo, Cagnò, Male, Dimaro
11.08.2005 19,42 2:06 9,2 50,5 886 1660 7 16 19-22 Dimaro, Madonna di Campiglio
12.08.2005 71,24 4:49 14,7 69 1321 1864 7 29 10-28 Madonna di Campiglio, Lago di Val d'Agola, Stenico, Ponte Arche, Vigo Lomaso, Dasindo, M.ga Lomasona (410), Riva, Arco

Summe

396,96 32:06     9624          

٭ Geschätzte Werte wegen leerer Batterie im Sender des Fahrrad-Computers