Kanada

Panamericana

Kanada, 18.07. - 09.12.2016

Übersicht der Route

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01 Snag Junction

Ohne besondere Vorkommnisse geht es über den Alaska Highway, der von Einheimischen auch ALCAN für Alaska-Canada Highway, genannt wird zur Grenze. Die Ausreise erfolgt wie gewohnt ohne Kontrolle. Die Zollstelle der Kanadier ist allerdings erst 30km nach der Grenze und dort geht alles sehr smart und freundlich zu.

Im Visitor Center werde ich daran erinnert, dass es in Kanada schon eine Stunde später ist, also „kann“ ich nicht mehr so weit fahren. Am Snag Junction Territorial Park führt eine Forest Road auf die Rückseite des Sees. Dort finde ich einen ruhigen Platz um zu grillen bevor der nächste Regen einsetzt.

 

02 Quill Creek Road / Destruction Bay

Es ist grau verhangen und regnet. Ich lasse mir Zeit mit der Weiterfahrt. Doch es wird schöner und an der Abzweigung zur Quill Creek Road packt mich mal wieder die Abenteuer Lust. Die ersten Kilometer sind eine mittelmäßige Piste durch den Wald. Dann komme ich an eine Mine. Von hier an wird die Piste enger und rauer. Doch es macht Spaß zu fahren. Nach zirka 15 km erreiche ich ein Depot einer industriellen Mine. Ab hier ist die Piste mehr befahren und sehr matschig. Nach einer Flussquerung geht es weiter ins Tal hinauf und dort wieder weg von der Minen Zufahrt.

Hier bin ich fast alleine zwischen den schönen Bergen. Mir kommen zwei Männer in einem Pickup entgegen. Sie sind anscheinend von Yukon Environment. Der eine salutiert sogar vor Antares und mir. Sowas kommt gelegentlich vor, weil nicht ersichtlich ist, dass wir Reisende und nicht vom Militär sind. Solch eine Verwechselung hat oft Vorteile wie ich finde.

Die Piste führt wohl noch 20km weiter bis zum White River, doch die Fahrt wird anstrengend und zeitaufwendig, also kehre ich um. Auf dem Highway komme ich noch bis zur Destruction Bay am Kluane Lake.

 

03 Kluane Nationalpark / Dezadeash River

Kurz nach der Abfahrt, auf dem Alaska Highway, entdecke ich zwei Grizzlybären in einer Kiesgrube abseits der Straße. Leider sind sie in einiger Entfernung und sie sind verschwunden bevor ich die Situation in irgendeiner Weise für ein gutes Foto nutzen kann.

Leider ist es immer noch bewölkt und die umliegenden Berggipfel sind nicht zu sehen. Am Visitor Center des Kluane Nationalparks bekomme ich Infos über Wanderwege. Ich entscheide mich für den Sheep Creek Trail. Dieser führt in die Berge, wo man im Frühling und Herbst einige der bis zu 4.000 Dall Schafe sichten kann. Derzeit leben sie jedoch weiter südlich im Park, wo man nicht ohne weiteres hinkommt.

Ich steile den Trail bis zu einem Punkt hinauf, von wo aus ich eine ‚gute‘ Aussicht habe. Ich entdecke einen Gletscher in der Ferne und höre junge Raubvögel in ihrem Nest, die darauf warten dass Mama und Papa Futter bringen. Ansonsten sind die Tiere bei dem miesen Wetter heute zu Hause vor dem Fernseher.

Auch die verfallenen Hütten der ehemaligen Minestadt Silver City können den Tag nicht mehr retten. Hier rottet alles vor sich hin und in ein paar Jahren erinnert womöglich nichts mehr an die alte Zeit.

 

04 Fish Lake

Es geht weiter nach Whitehorse. Hier erlebe ich die erste Enttäuschung bei der Suche nach eine RV Storage. Also muss eine Alternative her. Das klappt heute auch noch nicht. Also fahre ich zum Einkaufen und Wasser tanken. Hier treffe ich Joe und Stacey wieder, die ich in La Junta kennengelernt hatte. Sie sind auf dem Weg nach Alaska, da habe ich natürlich ein paar Tipps für die beiden.

Der Walmart Parkplatz in Whitehorse ist in den letzten Wochen nicht schöner geworden und so fahre ich heute zum Fish Lake. Eine passable Forest Road bringt mich in die Berge und dort finde ich einen guten Platz mit etwas Blick auf den See. Für eine Nacht ganz passabel.

 

05 Whitehorse / Long Lake

Heute erledige ich die Stellplatzsuche für Antares in einem RV Storage und verabreiche dem Guten eine ordentliche Wäsche. Beim Glaser gibt es eine Kur für die Steinschläge in der Windschutzscheibe. Die Löcher sind nicht weg aber immerhin weniger sichtbar. Hätte ich jedoch den vollen Preis bezahlen müssen, wäre ich wohl unzufrieden gewesen.

Dann geht es zur Fish Ladder. Hier steigen seit gestern die Lachse über zahlreiche Stufen die ca. 15m Höhendifferenz hinauf, um vom Yukon River in den Schwatka Lake und weiter flussaufwärts in ihre Laichgebiete zu gelangen. Für diesen Aufstieg durch die Leiter brauchen die Fische fünf bis neun Stunden. In den kommenden Tagen werden an dieser Stelle bis zu 3.000 Tiere erwartet. Am Flussdelta in Alaska wandern jährlich bis zu 175.000 Tiere vorbei, hinauf in die verschiedenen Zuflüsse des Yukons.

Ich unternehme noch einen Ausflug zum Chadburn Lake. Leider ist Camping hier sehr deutlich untersagt, also fahre ich anschließend zum Long Lake, wo ich auf den beim letzten Besuch ausgekundschafteten Platz fahre. Es geht steil einen sandigen Hang hinab auf ein Plateau mit Blick auf den See. Leider ist es kalt und windig, was den Genuss dieser Lokation ein wenig trübt. Dennoch ein super Platz, wenn man den Blick von aus dem Bett bedenkt.

Tags drauf treffe ich Drews wieder. Zusammen mit Freunden wollen wir uns am Ear Lake treffen. Doch dort warnen uns Jugendliche vor der anstehenden Party. Also ziehen wir nochmals um zum Long Lake. Jetzt heißt es Sachen packen und klar Schiff machen, denn morgen geht es auf zum Heimaturlaub.

Nachdem ich am Visitor Center zufällig Franz (und Hildegard) getroffen hatte, fahre ich zum Storage, wo ich Antares abstelle. Mario bietet mir an, mich mit seinem 40 Jahre alten Truck zum Flughafen mitzunehmen. Diese Fahrt ist ein einmaliges Abenteuer mit Lärm und viel mechanischer Technik :-). Dann geht es zum Flieger und in den ...

 

...Heimaturlaub

 

06 Whitehorse

Sechs Wochen gingen so schnell vorbei, doch ich habe auch viel erlebt. Familien und viele Freunde freuten sich ebenso auf meinen Besuch wie ich selbst. So wurde ich neben meinen Eltern von vielen Freunden herzlich empfangen oder besucht. U.a. von Thomas, Sandra, Jan, Holger, Lotte, Katrin, Robert, Johannes, Sebastian, Thorsten, Hartwig, Marion, Ilona, Dirk, Birgit, Achim, Jutta, Rudi, Monika, Torsten, Tinchen, Ralf, Eric und Karin. Bei vielen anderen reichte die Zeit zumindest für das ein oder andere Telefonat, was mich sehr gefreut hat.

Nun sitze ich im Flieger. Bereits in der Bahn gab es die erste Verspätung. Beim Einchecken gibt es die erste Überraschung. Man fragt mich nach dem seit März erforderlichen ETA Dokument für die Einreise nach Kanada. Ich erlebe ein Déjà-vu meiner Reise an die Elfenbeinküste vor zwei Jahren. Ohne Visum in ein Land zu reisen welches ein solches verlangt ist echt spannend und kann gehörig schief gehen. Im Falle von Kanada bin ich jedoch auf dem falschen Fuß erwischt worden, denn von einem für Europäer erforderlichen Einreisedokument hatte ich noch nie gehört und es wurde bei meiner Einreise aus den USA auch nicht nach einem solchen gefragt. Nach einiger Diskussion stellt sich heraus, dass es noch eine Übergangsregelung bis Oktober gibt und ich endlich meinen Boardingpass bekomme. Mein Gepäck ist auch ohne dass ich mein Mountainbike eingepackt habe ziemlich üppig und ich schöpfe das zulässige Gewicht voll aus.

Am Gate werden Upgrades in die Business und Premium Economy Class zum Schnäppchenpreis angeboten. Viele Reisende machen Gebrauch davon und buchen um. Ich profitiere dahingehend, dass die Economy Class viele freie Plätze hat und für mich sogar eine ganze Sitzreihe am Notausgang dabei raus springt. Ein kostenloses Upgrade sozusagen. Geduld ist die Tugend dieser Stunde.

Der Flieger hat zwei Stunden Verspätung als er endlich abhebt und 15 Minuten später bin ich ziemlich genau dort, wo ich vor neun Stunden meine heutige Reise am Boden begonnen hatte. Bye bye Heimat. Zum Glück kann ich auf einen Platz am Notausgang wechseln und habe für den heute nur 8½ Stunden dauernden Flug komfortabel Platz. Kanada ich komme (zurück).

Am Flughafen habe ich mit meinen kulinarischen Mitbringseln erwartungsgemäß eine Diskussion am Zoll, doch ich darf letztendlich alles einführen. Dann geht es mit dem Taxi zu Antares, der brav und unversehrt auf mich wartet. Nach einer Stunde ist das Meiste verstaut und der Truck abfahrbereit. Ich fahre also noch bei Tageslicht zum Einkaufen. Die Regale sind fast leergefegt, denn, aber das erfahre ich erst später, morgen ist Labor Day und da werde ich wohl kaum etwas bekommen weil die Geschäfte geschlossen haben. Da es inzwischen dunkel geworden ist, bleibe ich für heute Nacht auf einem Parkplatz in der Stadt, da sich für den kommenden Morgen bereits Besuch zum Frühstück angekündigt hat.

 

07 Jackson Lake

Der Jetlag macht mir heute noch zu Schaffen - ich bin bereits früh wach. Nach em Frühstück mit Catherine, und ein paar Besorgungen, treffe ich Reisepartner von Freunden am Visitor Center. Schnell ist der Tag vorbei und ich mache mich auf den Weg zum Haeckel Tower. Doch die Piste wird sehr rau und nur für ein Foto vom Berg ist mir diese Fahrt zu anstrengend. Also kehre ich um und fahre zum Jackson Lake, wo ich einen schönen Stellplatz direkt am Wasser finde.

Nach dem Parken wird der Reifendruck mit dem neuen Reifendruck-Kontrollsystem überwacht und korrigiert. Der neue Gasdruckdämpfer im Fahrerhaus wird eingebaut und der Luftfilter gegen einen neuen ausgetauscht.

Dann widme ich mich der farbenfrohen Landschaft und den Ergebnissen der sehr aktiven Bieber. Der Jetlag kommt schon wieder vorbei….

Am nächsten Tag stehen einige Projekte auf dem Plan. Zuerst wird eine ordentliche Halterung für den TireMoni konstruiert. Jetzt habe ich den Reifendruck hoffentlich immer im Blick. Dann folgt der Austausch des seit längerem defekten Tankgebers für Grauwasser. Dabei tritt gleich der nächste Defekt am Kühlschrank zu Tage. Anschließend beginne ich mit dem Einbau einer weiteren Sicherheitseinrichtung. Die Sonne steht bereits tief über dem Horizont als ich mit den heutigen Arbeiten fertig werde, doch es warten noch einige Projekte auf ihre Umsetzung.

 

08 Nisutlin River, South Canol Road

Die Frühtemperatur liegt bei nur 2°C und somit muss die Heizung für wohlige Wärme beim Frühstück sorgen, bevor es zurück nach Whitehorse geht.

Auf dem Parkplatz von Canadian Tire spricht mich Vincent an. Ein Texaner, der mit seinem Unimog U500 unterwegs ist und schon von mir gehört hatte. Er hatte gehört ich sei „a nice guy“ und „very much hands-on“. Er hat sich redlich gefreut Antares und mich endlich mal persönlich zu treffen. Die Welt scheint wieder einmal sehr klein zu sein und schließt sich dieses Mal bei Rob und seiner Mercedes Werkstatt in Colorado.

Nach dem Tanken von Wasser und Diesel geht es zur „Alpine Bakery“. Hier soll es das beste Brot im Ort geben. Und tatsächlich läuft einem beim Anblick der Auslage das Wasser im Mund zusammen. Ich nehme gleich zwei im Steinofen gebackene Laiber mit, um eines für die kommenden Tage ins Eisfach zu legen. Mit je 7,50$ ist das Brot nicht ganz billig, aber das Frühstück ist bekanntlich die wichtigste Mahlzeit am Tag und es ist das erste wirklich leckere Brot auf dem nordamerikanischen Kontinent.

Nach einer Rast am Marsh Lake biege ich bei Johnson’s Crossing auf die South Canol Road ein. Ein Schild am Straßenrand zeigt an, dass es auf den nächsten 226 km keinen Service gibt. Endlich wieder Weite und Einsamkeit. Die Piste ist schmal und kurvig, führt immer wieder auf und ab. Gegenverkehr gibt es kaum, doch dafür zahlreiche Schlaglöcher. Es ist also, insbesondere zwischen dem dichten Bewuchs am Straßenrand, viel Aufmerksamkeit gefragt. Belohnt werde ich mit gold-gelb leuchtenden Herbstfarben an den Bäumen.

An einem Fluss finde ich einen Picknick Platz, den ich um diese Jahreszeit ganz für mich alleine habe. Hier wird gegrillt. Das Säuseln der trockenen Blätter an den Bäumen lässt mich das ein oder andere Mal häufiger über die Schulter blicken, um zu sehen, ob ich nicht doch bärigen Besuch bekomme.

 

09 South Canol Road

Am Morgen treffe ich auf einen Einheimischen, der freiwillig im Nachgang die Mülltrennung auf den Rastplätzen entlang der South Canol Road vornimmt. Er schaut auch sonst nach dem Rechten und ist grundsätzlich der Meinung, dass im Yukon inzwischen doppelt so viele Menschen leben wie dies sein sollte. Er ist aktiver Umweltschützer und sehr besorgt um seine Heimat sowie den Globus insgesamt. Dabei muss ich ihm insofern Recht geben, dass man in den Gebieten mit viel Natur die klimatischen Veränderungen unseres Planeten viel deutlicher sieht als im zubetonierten Europa. Hinzu kommen hier zahlreiche Mienen, welche innerhalb weniger Jahre das Erdreich auf lange Zeit hin stark verseucht haben und sich nach Abschöpfung der Rohstoffe häufig durch Konkurs aus dem Staub gemacht haben. Ich denke wir werden ähnliches in Deutschland noch mit der Nuklearenergie erleben.

Hin und wieder regnet es und die Stellplätze am Quiet Lake sind entweder hinter Bäumen versteckt oder zu klein für Antares. Also fahre ich weiter und finde etwas abseits der Piste einen kleinen sandigen Platz direkt an einem Fluss. Hier beende ich heute frühzeitig den Fahrtag. Meine Ankunft zelebriere ich mit einer zünftigen Brotzeit mit Steinofen Brot, importierten Kaminwurzen, französischem Weichkäse sowie knackigen Kirschtomaten. Das Paradies ist nicht mehr weit weg von hier.

 

10 Rose Lake, South Canol Road

Eine dichte graue Wolkendecke, aus der es zwar nur leicht aber andauernd regnet, hängt über uns. Während der Fahrt gen Norden kommt mir heute nur ein einziges Fahrzeug entgegen. Aber ich finde auch schon nach 45 km meinen heutigen Stellplatz unmittelbar am Rose Lake. Die Landschaft ist um diese Jahreszeit atemraubend. Buntes Laubwerk zwischen grünem Nadelgehölz und leicht schneebedeckten Bergen. Bei 6°C und Regen ist heute für den Rest des Tages jedoch Büroarbeit indiziert.

Der kommende Tag fügt sich der Wettervorhersage und strahlt mit blauem Himmel und Sonnenschein. An ebendiesem ziehen mit lautem Quaken Gänse in südlicher Richtung vorbei. Ein Raubvogel stürzt aus großer Höhe auf den See, wo er sich seine dort schwimmende Beute greift.

In der Nacht kommt allerdings Väterchen Frost zurück und legt einen weißen Schleier über alles. Über dem See schweben eine dampfende Schwaden.

 

11 Lapie River, South Canol Road

Eigentlich gibt es keinen Grund so zügig weiter zu fahren, doch bei einer derzeitigen Tagesleistung von nur rund 50 km würde ich bis Watson Lake noch Wochen brauchen. Dennoch, die heutige Etappe ist nicht viel länger, denn ich finde erneut einen Hot Spot am Lapie River, an dem ich nicht vorbei fahren kann. Außerdem habe ich heute schon wieder so viel Foto- und neuerdings auch Filmmaterial angesammelt, dass ich Zeit brauche um dieses zu sichten und zu bearbeiten. Es fällt mir schwer mich bei der Auswahl an Fotos zu beschränken, denn überall wo das Auge hinblickt gibt es eine derzeit besonders eindrucksvolle Landschaft zu sehen.

An meinem Stellplatz kommt mich zufällig ein deutsches Pärchen besuchen. Sie hatten letzte Nacht Nordlichter gesehen und nach ihrer Aussage sollen auch in der kommenden Nacht gute Chancen auf Sichtung bestehen. Letzte Nacht habe ich leider verschlafen, doch für heute stelle ich mir den Wecker auf 2:00 Uhr. Nur als ich aufwache ist der Himmel mit Wolken verhangen und somit gibt es heute wieder keine Nordlichter zu sehen.

 

12 Fances Lake, Robert Campbell Highway

Nach wenigen Kilometern verlasse ich die South Canol Road und gelange nach Ross River. Hier spricht mich eine Deutsche an, die, ebenso wie ihre Schweizer Freundin, wegen ihres Mannes in den Yukon gezogen ist. Ein Stückchen Heimat findet man also überall auf der Welt.

Im College darf ich das Internet benutzen und habe nach einer Woche Gelegenheit die Fotos der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und ein Lebenszeichen abzusetzen.

Die North Canol Road und ihre Brücken sind auf ein Gewicht von bis zu 5t beschränkt. Daher kehre ich hier um. Leider bedeutet das auch, dass ich Drews, der gerade weiter im Norden an einem See campiert, wohl nicht mehr besuchen werde. Schade.

Über den Robert Campbell Highway, einer sehr gut unterhaltenen Piste, fahre ich in Richtung Osten. Es gibt zwar einige Möglichkeiten von der Piste abzufahren, doch die Stellplätze liegen meist dunkel zwischen Bäumen und so fahre ich noch bis zum Frances Lake, wo ich heute an der Bootsrampe meinen Platz finde.

 

13 Watson Lake

Nächtlicher Regen sorgte für eine noch matschige Piste. Eine Moose und ihr Kalb scheint das nicht zu stören. Als wir näher kommen schrecken sie am Straßenrand auf und laufen wie orientierungslos von rechts nach links und zurück. Als ich Antares zum Stillstand gebracht habe, steht Mama mit Kind im Gebüsch und scheint sich zu wundern, warum dieses Riesentier mit den vier runden Hufen nicht hinterher kommt. Und dann sind sie auch schon zwischen den Bäumen verschwunden.

Bei Streckenkilometer 112, von Watson Lake aus gesehen, erreiche ich erstmals Asphalt. Doch kurz darauf ist dieser auch schon wieder verschwunden und ich finde mich in einer Baustelle mit sehr weichem Boden wieder. Antares quält sich durch den weichen Untergrund und erst nach mehreren Kilometern erreichen wir endgültig den befestigten Highway.

Ein Abstecher auf der Suche nach einem schönen Platz führt uns von zunächst breiter Forststraße auf einen immer enger werdenden Track. Meine Sorge in solchen Fällen ist weniger ob wir dort hindurch kommen, sondern vielmehr ob man am Ende auch wenden kann, denn solch schmale Wege mit Bäumen und Büschen bis ans Fahrzeug erlauben kaum das Rückwärtsfahren, da in den Spiegeln außer Grünzeugs nichts zu sehen ist. Heute habe ich Glück und komme wieder auf eine breite Piste die zu einem Steinbruch führt, von wo aus wieder zurück auf den Highway gelange.

Kurz vor dem Ort Watson Lake finde ich einen super schönen Stellplatz am gleichnamigen See. Es ist zwar sehr windig, aber die Sonne lässt sich auch schon wieder blicken.

Am Morgen zeigt sich das Wetter versöhnlicher und weckt mich mit einem bunt leuchtenden Himmel. Bieber schwimmen mit ihrem Bauholz über den See und Enten üben sich im Tauchen. Ein größeres im Gebüsch raschelndes Tier kann ich trotz meiner Überwindung hin zu gehen, nicht stellen und auch nicht identifizieren. Ein Bär wäre ebenso unangenehm gewesen wie ein Moose, welches mich auf der Flucht über den Haufen rennt.

Am Visitor Center in Watson Lake befindet sich der bekannte Schilderwald mit inzwischen über 80.000 Schildern aus aller Welt. Darunter befinden sich auch viele deutsche Ortszeichen und Nummernschilder.

 

14 Liard River

Bei leichtem Regen am Morgen schlafe ich lange, zu lange. Dann geht es nochmals in den Ort, um einige Dinge zu organisieren, zu tanken, einzukaufen und Wasser zu entsorgen. Anschließend mache ich mich auf den Weg in Richtung Fort Nelson.

Kurz hinter Watson Lake endet der Yukon und ich gelange wieder nach British Columbia. Unmittelbar hinter der Grenze bewahrheitet sich für mich erneut, was ich schon seit Wochen festgestellt habe. Im Yukon gibt es im Vergleich zu BC kaum Wildlife. Ich sehe gleich hinter der Grenze fünf Bisons und eine Grizzly Mama mit ihren zwei schon recht ordentlich herangewachsenen Kindern. Letztere sind recht entspannt und erlauben mir das ein oder andere Foto zu schießen. Die Bisons würdigen mir als Autofahrer nicht einmal einen Blick und grasen einfach weiter am Straßenrand.

Entlang des Alaska Highways gibt es hier nicht sehr viele Stellplätze abseits der Straße. Doch ich habe Glück und finde einen Zugang zum Liard River. Auf dem breiten Ufer aus Kies und Sand kann ich unmittelbar am Wasser stehen. Nur anschwellen sollte der Fluss heute Nacht nicht. Aber die Wettervorhersage deutet auf schöneres Wetter für die kommenden Tage hin.

 

15 Mineral Licks

Heute wird mal wieder solch ein Tag, an dem ich die ganzen Eindrücke nicht mehr verarbeiten kann. Wie auch Sandra und Andreas, die ich in Watson Lake getroffen habe, schon nach drei Monaten Reise festgestellt hatten, ist es auf einer Langzeitreise oft schwer die ganzen Eindrücke und Erlebnisse zeitnah zu verarbeiten. Heute gibt es einige Eindrücke zu verarbeiten.

Erst sind es zwei vereinzelte Bisons am Straßenrand. Doch dann komme ich zu einer Herde von geschätzt hundert Tieren, die es sich beidseitig des Alaska Highways gut gehen lassen. Sie fressen und rasten. Die Jungtiere tollen umher oder fordern bei der Mama die Milch ein. Mittendrin stehe ich am Straßenrand und genieße das Schauspiel.

Das nächste Ziel ist der Smith River Wasserfall, welcher etwa 2 km vom Highway entfernt auf First Nation Gebiet liegt. Die letzten Meter zum Fuße des Wasserfalls muss man laufen. Dazu geht es zunächst an einem Seil einen Steilhang hinunter und später wieder rauf. Eine ganz schöne Kletterei für eine typisch touristische Attraktion. Doch vom Parkplatz aus hat man eh den besseren Ausblick auf die tosenden Stufen.

Etwas weiter erreiche ich die Liard River Hotsprings. Da die Saison bereits vorbei ist, wird heute schon kein Eintrittsgeld mehr erhoben. Über einen Holzsteg geht es zu der sehr modernen Anlage, welche um die, bereits zu Zeiten des Baus des Alaska Highways genutzten Quellen, errichtet wurde. Die Naturbecken sind sauber und das klare Wasser wird bis zur Quelle über 40°C heiß. Hier lasse ich es mir gut gehen und relaxe ein wenig vom Stress der vergangenen Tage.

Da man hier nur auf einem überteuerten Campground übernachten darf, fahre ich weiter. Zunächst überquere ich die einzig erhaltene Suspension Bridge auf dem gesamten Alaska Highway. Als ich am Fluss Fotos von der Brücke mache, fliegt ein Weißkopfadler über mich hinweg. Leider kriege ich nur ein Foto von ihm und da ist auch noch ein Zweig im Weg gewesen. Ärgerlich!

Jenseits der Brücke ist ein Bison ein wenig aggressiv und schnauft einen Autofahrer an, der ihm zu nahe auf die Pelle, oder besser gesagt aufs Fell auffährt.

Jetzt komme ich recht schnell in die bergigen Ausläufer der nördlichen Rocky Mountains. Und es dauert nicht lange, bis die erste Mountain Goat auf der Straße steht und mich anhalten lässt. Ein Junges springt, ein wenig verunsichert, über die Felsen am Wegesrand.

So langsam wird es Abend und am Aussichtspunkt ‚Mineral Licks‘, wo zahlreiche Tiere regelmäßig her kommen um durch Lecken am Fels Mineralien aufzunehmen, ist heute Schluss mit der Reise. Nur sind gerade hier keine Tiere anzutreffen. Egal, ich bin auf.

 

16 Fort Nelson

Meine weitere Fahrt führt am schönen Muncho Lake entlang. Viele Campingplätze sind bereits geschlossen. Am Toad River treffe ich auf einen Kanadier von Vancouver Island, der hier bereits einige Tage verbringt und mir einige Tipps zu dem Gebiet auf der anderen Flussseite gibt. Eine Querung mit Antares wäre zwar möglich, die Strecke auf der anderen Seite ist doch bestimmt eher etwas für schmale Fahrzeuge. So kehre ich um und fahre weiter. Dann habe ich Glück und sehe am Wegesrand mein erstes Karibu. Leider ist es etwas scheu und schnell verschwunden. Später sehe ich noch einen Schwarzbär, der trotz seiner Masse mit nur wenigen Sprüngen im Nu im Gebüsch verschwindet. Im Wald möchte ich dem nicht begegnen, so schnell wie der ist.

Eine Stellplatzempfehlung von Freunden stellt sich als Geheimtipp heraus, den ungefähr 50 Einheimische auch kennen. Ungefähr so viele Autos mit Bootstrailern stehen nämlich am heutigen Samstag hier. Auch das Visitor Center in Fort Nelson hat heute geschlossen und so suche ich mir erstmal einen Stellplatz. Leider werde ich heute nicht so recht fündig und bleibe auf einem matschigen Platz ‚hängen‘.

 

17 Fort Liard

Mit ziemlich verschlammten Reifen fahre ich von meinem Übernachtungsplatz zurück auf die Straße. Dann geht es in den Ort zum Einkaufen für zwei bis drei Tage. Anschließend parkiere ich am Visitor Center um mit Internetzugang einige Projektideen zu verfolgen und um eine Entscheidung für die Reiseroute zu fällen. Die Frage ist, ob ich über den Mackenzie Highway nach Yellowknife oder weiter über den ausgebauten Alaska Highway nach Süden fahren will. Folgende Überlegungen stehen im Raum:

Letzten Endes fahre ich am Nachmittag nochmals zum Supermarkt und decke mich umfassender mit Lebensmitteln ein. Dann geht es einige Kilometer westlich von Fort Nelson auf den zunächst noch asphaltierten Mackenzie Highway in Richtung Yellowknife.

Neben der Brücke über den Petitot River treffe ich auf ein einheimisches Pärchen, die mit den Boot auf dem Fluss entlang zum Jagen fahren wollen. Sie planen im offenen Motorboot zu übernachten. Gruselig wird es, als sie mir von dem anderen Auto berichten, welches auf dem Platz steht. Dieses hatten sie bereits im Juni dort stehen sehen mit einem Zettel innenliegend, dass der Besitzer für einige Tage auf eine Wanderung geht. Damals stand es noch mit einem Zelt dort. Heute ist das Zelt weg und das Auto, welches in sehr gutem Zustand ist, steht offen. – Sie haben bereits Fotos gemacht und wollen nach ihrer Rückkehr die Polizei verständigen. Der Juni liegt nun bereits einige Tage zurück….

Ich fahre weiter und bald wechselt die Straße zu einer Erdpiste. Gleichzeitig setzt Regen ein und so wird es matschig und, schlimmer noch, glatt auf der Fahrbahn. Doch noch vor Sonnenuntergang erreiche ich den super schönen Campingplatz bei Fort Liard. Als Trost zeichnet sich ein bunter Regenbogen am Himmel ab, welcher sich sogar im See spiegelt.

Am Morgen zieht dichter Nebel auf, sodass ich mich entscheide, an einer meiner Projektideen zu arbeiten. Derweil soll Wäsche gewaschen werden. Doch um diese zu trocknen, muss der Dachlüfter wieder in Gang gebracht werden, da es draußen immer wieder regnet. Dabei stelle ich einen weiteren Riss im Rahmen des Lüfters fest, der abgedichtet gehört. Dazu benötige ich jedoch das letzte Sikaflex, welches schon ein wenig eingetrocknet ist und eigentlich für den Austausch der Wasserfilter benötigt wird. Also muss ich heute wohl oder übel auch die Wasserfilter erneuern. Das schiebe ich nun eh schon länger vor mir her. Und so kommt es, dass der Projekttag ganz anders verläuft als ursprünglich gedacht. Doch am Ende sind einige bereits lange aufgeschobene Aktionen erfolgreich erledigt.

 

18 Mackenzie Highway

Liard Highway:

Der Nieselregen motiviert weder zum Bleiben noch zum Weiterfahren. Die Hauptstraße in Fort Liard ist asphaltiert und es gibt vier neue Community Gebäude. Eine Fahrzeugwerkstatt, eine Feuerwehr, eine Library und das Verwaltungsgebäude. In letzterem muss man beim Betreten die Schuhe ausziehen um es sauber zu halten. Das ist mir schon bei mehreren öffentlichen Gebäuden aufgefallen, denn die Matsche und kleinen Steine würden im Nu den Holz- oder Linoleumboden ruinieren. Hier darf man also in Socken beim Dorfältesten vorsprechen. (Nur in meinen Lieblingssocken ginge das nicht mehr :-O ). Am Wasserwerk bekommt man für einen Dollar gut 100 Liter Trinkwasser aus einem Automaten. Hier haben sie auch die richtige Schlauchgröße zum schnellen Befüllen.

An der Abzweigung nach Nahanni Butte steht ein un unbekanntes Verkehrsschild, welches im Winter auf den Zustand der Ice Road hinweist und Auskunft über die Tragfähigkeit des Eises gibt.

Es erfreut mich, als die Piste nach Norden trockener wird und statt spritzendem Matsch der nachziehende Staub im Rückspiegel aufsteigt. Leider gibt es abseits des Liard Highways kaum Stellplätze und einfach abseits zu fahren ist eine schlechte Idee, denn da würde man sofort versinken und das restliche Budget für die Bergung ausgeben. Also komme ich erst spät an einer Kiesgrube an, die fürs Erste nicht sonderlich attraktiv wirkt. Doch bald wird es dunkel und die Sterne stehen frei und klar am Himmel. Als ich mich daran mache die Milchstraße zu fotografieren, ziehen hinter meinem Rücken die Nordlichter auf. Schnell wird das Motiv gewechselt und ich lasse mich von den grünen Lichtern, die etwas gespenstig wirken, verzaubern. Erst kurz vor Mitternacht kommt der Mond mit zirka noch 75% Leuchtkraft recht hell daher und beendet das Schauspiel. Doch bis dahin sind meine Hände sowieso erfroren und ich freue mich auf ein Heißgetränk während ich bis mitten in der Nacht die Resultate am Computer ansehe und aufbereite. Glück bringen dabei hoffentlich die zwei ebenfalls gesichteten Sternschnuppen. (Eine für Barbara).

 

19 Fort Providence

Heute ist nur ein langer Fahrtag. Die einzige Attraktion waren die Sambaa Deh Falls. Leider hat der Campground des gleichnamigen Parks saisonalbeding bereits geschlossen. Selbiges gilt für den Campground in Fort Providence. Und entlang des Mackenzie Highways gibt es kaum schöne Stellplätze. Für ein so weitläufiges Land wie die Northwest Territories bin ich darüber sehr verwundert. Doch zum späten Feierabend finde ich einen Platz unmittelbar am Mackenzie River, der hier breiter ist als die Flüsse, die wir in Deutschland kennen.

 

20 Yellowknife

Es ist eine lange Fahrt von Fort Providence nach Yellowknife und es gibt entlang der Strecke kaum Abwechslung. Die letzten 100 km vor Yellowknife wird der Highway sehr uneben. Obwohl er asphaltiert ist, gibt es viele, teils beachtliche, Bodenwellen, die nur noch langsame Fahrt erlauben. Entsprechend verspannt und ermüdet komme ich in der Hauptstadt der NWT an.

Hier ist die Saison bereits beendet und alle Campgrounds sind bereits geschlossen, wie mir im Visitor Center bestätigt wird. Nach einem Hinweis finde ich einen nahen Parkplatz beim Bootsanleger in Mitten einer Ausstellung von alten Bergbaumaschinen. Doch meine Ruhe habe ich erst, als bei Mondaufgang in der Nacht die Besucher verschwinden, die hierhergekommen waren um sich die Nordlichter anzusehen. Das war ein ganz schöner Trubel.

 

21 Prelude Lake

Es ist frisch und sehr windig draußen, als ich einen Streifzug durch Yellowknife unternehme. Die Hauptstadt der Northwest Territories ist bei knapp 20.000 Bewohner noch recht überschaubar und das Zentrum hat viele schöne und gepflegte Parkanlagen. Schade nur, dass es im Winter so bitter kalt ist hier. Aber dann gibt es Ice-Roads und Verkehrsschilder deuten auf kreuzende Schneemobile hin.

Nach einem Besuch im Visitor Center und einem Versorgungsstopp geht es weiter. Der Polizist von der Highway Patrol kommt mir heute zum wiederholten Male entgegen und grüßt schön ganz freudig, wenn er mich sieht.

Anders als in südlicheren Landesteilen gibt es hier nur wenige Seitenstraßen oder Forstwege an denen niemand wohnt. Dafür ist der Bau solcher Wege einfach zu aufwendig hier in der felsigen und sumpfigen Seen Landschaft. Doch am Prelude Lake finde ich an der Bootsrampe einen ebenen Platz, an dem ich niemanden stören sollte.

 

22 Reid Lake

Als ich am Morgen das Fenster öffne, schaut mich ein Fuchs von draußen an. Er kommt ohne Scheu näher. Wohl in der Erwartung etwas zu Fressen zu bekommen. Doch als der doofe Onkel nichts aus dem Fenster wirft, zieht er auch schon weiter.

Bevor ich weiter fahre, muss noch ein Scheinwerfer repariert werden. Hier war das Leuchtmittel durchgebrannt. In dem Zuge mache ich auch gleich die Steuerung für die Rückfahrkamera wieder gängig und ersetze einige verlorengegangene Kabelbinder. Später soll der Motor noch einen Nachschlag Öl bekommen, den er nun schon seit zwei Tagen einfordert.

An der Ausfahrt zur Hauptstraße stellt sich wie so oft die Frage nach dem Rechts oder Links? Ich biege links ab. Hier geht es noch etwa 40 km bis die befestigte Straße zu Ende ist. Im Winter führt eine Ice-Road noch weiter hinaus in die Wildnis. Doch für mich ist hier heute Schluss.

Unterwegs führt ein Wanderweg zu den Cameron Falls. Eine der wenigen Gelegenheiten mal etwas zu wandern. Zum Glück sind derzeit wenig Besucher unterwegs und so bin ich fast alleine zwischen den Felsen unterwegs. Herrlich. Doch es lässt sich nicht leugnen dass es bereits Herbst ist in den NWT.

Den schönsten Stellplatz für heute finde ich an der Bootsrampe des ebenfalls bereits geschlossenen Campingplatzes Reid Lake. Im Gegensatz zu den Camp Sites ist der Parkplatz unmittelbar am See gelegen und somit der einzige Ort, wo ich mit Blick auf den See stehen kann, was in der Saison nicht gehen würde. Nervig sind jedoch die vielen kleinen aufdringlichen Fliegen, die gar keinen Respekt haben.

 

23 Frontier Trail

Der nächtliche Versuch die Nordlichter zu sehen scheiterte an den Wolken. Doch morgens scheint wieder die Sonne und ich besuche die Rampart Falls, bevor ich am Vae Lake vorbei zurück nach Yellowknife fahre. Sonntags ist großer Einkaufstag, sodass es überall ziemlich geschäftig zugeht. Ich mache mich jedoch auf den Weg nach Süden.

 

24 Hutch Lake

Nach einer Stunde komme ich zurück auf den Mackenzie Highway, der auch als Route der Wasserfälle bekannt ist. Bei den Lady Evelyn und den Alexandra Falls lege ich jeweils einen kleinen Stopp ein. Ansonsten geht es heute weit nach Süden, denn außer einem schwarzen Wolf am Wegesrand gibt es sonst kaum etwas Spannendes zu sehen.

Am Hutch Lake finde ich einen tollen Campingplatz mit freiem Blick über den See. Hier weht ein erstaunlich warmer Wind, welcher 10°C wärmer ist als noch am gestrigen Platz, schließlich habe ich heute drei Breitengrade nach Süden zurückgelegt.

 

25 Peace River

Wow, heute ist es extrem windig. Nach kurzer Fahrt erreiche ich die ersten Felder der Prärie. Hier wird auf gewohnt riesigen Flächen, die dem Wald abgewonnen wurden, Getreide angebaut. Ebenso groß sind die Maschinen mit denen die Bauern ihre oft sumpfigen Flächen bewirtschaften. Ein mir entgegenkommender Traktor wartet mit sechs Vorderrädern auf. Sowas geht nur bei Starrachsen und Knickgelenk in der Mitte. Überbreite Lkw transportieren riesige Mengen Holz aus dem Wald und achtachsige Trucks bringen das Getreide von den Feldern zu den metallisch glänzenden, in der Landschaft verstreut stehenden Silos.

Mit einer kleinen Fähre setze ich am späten Nachmittag über den Peace River. Auf der anderen Seite erhoffe ich mir bessere Stellplätze und weniger Verkehr als auf dem hiesigen Highway. Die Fähre transportiert Fahrzeuge bis zu 38t Gewicht. Doch als der Kapitän ablegen will, muss ich nochmals ein Stück vor fahren, da der Ponton, auf dem Antares steht, zu fest auf Grund aufsitzt. An anderen Ufer, darauf wurde ich vom Schiffsjungen gebeten, soll ich bitte ganz langsam von Bord fahren. Die Anlegestelle sieht ein wenig ramponiert aus und als ich Antares über die hölzernen Balken lenke, knarrt und knistert es gewaltig. Doch wir kommen mit trockenen Füßen (Reifen) ans Ufer. Nur etwa einen Kilometer weiter parken wir für die Nacht.

 

26 Heart Lake

Es hat gefroren und eine weiße Schicht liegt über der Wiese. Auch Antares ist von einer Eisschicht überzogen. Also muss ich zuerst einmal den Eiskratzer suchen und ihn seiner angedachten Verwendung zuführen. Doch kurz darauf rollen wir durch unendliche Felder der Sonnen entgegen.

Einmal sehe ich ein Moose mit Kalb und später ein weiteres Tier am Wegesrand. In Dawson Creek steht ‚Mile Post 0‘ des Alaska Highways und in einer ‚Old Fashioned Bakery‘ finde ich leckeres Brot. An der Provinz-Grenze gibt es eine Self-Service Wage für Lkw, auf der ich so zu sagen im Vorbeifahren Antares Achsgewichte überprüfe. Keine Überraschungen.

Weiter geht es in westliche Richtung. Ich habe mich flüchtig für morgen mit Drews in Prince George verabredet, dazu sind noch über 400 km zu überwinden. Doch es geht langsam wieder in die Berge BCs und das finde ich schön. Am Heart Lake quartiere ich uns auf einer User Maintained Recreation Site ein. Leider wie gewohnt zwischen vielen Licht raubenden Bäumen.

 

27 Prince George

Der erste und einzig nennenswerte Stopp ist heute in Mackenzie. Hier bestaune ich den größten ‚Tree Cruncher‘ der Welt. Damit wurde damals im großen Stil Wald gerodet, als der hiesige Stausee angelegt wurde. Heute sieht die Welt jedoch kaum anders aus, denn überall werden riesige Flächen an Wald vernichtet und im hastigen Tempo über die Highways zu den Sägewerken transportiert.

Im Sog der Holz-Laster erreiche ich abends Prince George, wo ich mich mit Drews wiedertreffe.

 

28 Buckhorn Lake

Es gibt eine Menge zu erledigen und der Tag ist letztendlich zu kurz um alles auf dem Zettel abzuhaken. Somit fahre ich abends zum Buckhorn Lake, wo ich eine ruhigere Nacht erwarte als gestern in Prince George.

 

29 Punchaw Lake

Schon gegen 7:00 Uhr heißt es ‚Anker lichten!‘ und auf zur Reifenwerkstatt. Erst um 20:00 Uhr komme ich zum Abendessen an und der Tag klingt langsam aus. Dabei waren die Vorderreifen, welche durch den Allradantrieb von Antares typischerweise auf der Außenseite stärker als auf der Innenseite abgefahren werden, binnen zwei Stunden in der Werkstatt umgedreht. Hier hatte ich für 8:00 Uhr einen Termin gemacht. Danach gab es endlich Frühstück und Internetzugang um einige Dinge zu organisieren.

Als ich dann weiterfahren will, stelle ich fest, dass das linke Vorderrad stark Luft verliert. Also zurück in die Werkstatt. Hier stellt sich nach einer eingehenden Untersuchung heraus, dass die Ventilverlängerungen undicht sind und ausgetauscht werden müssen. Normalerweise ist das kein Problem und fällt gewöhnlich auch nicht auf, weil diese nicht unter Druck stehen. Doch seitdem ich die Reifendrucksensoren aufgeschraubt habe, liegt der Reifenluftdruck auch permanent in der Verlängerung an. Jetzt führt hier eine kleine Undichtigkeit langfristig zu Luftverlust. Nach heutigem Reifenumbau gab es dann ein Problem mit der Dichtung in einer der Verlängerungen. Also haben wir beide Verlängerungen ausgetauscht und auf Dichtigkeit überprüft. Dann konnte ich endlich auf die Piste.

Drews hat bestimmt schon auf mich gewartet. Doch als ich an dem Platz ankomme wo wir uns eigentlich schon gestern treffen wollten, ist hier eine Pfadfindergruppe einquartiert und von Drews weit und breit nichts zu sehen. Ich vermute, dass er weiter gefahren ist und tue selbiges. Die Anfahrt zur nächsten ‚Recreation Site‘ entwickelt sich zu einem fahrerischen Abenteuer, da die Piste immer schmaler und der Weg durch Bäume enger wird. Dann kommt mir an einem großen Wasserloch ein SUV entgegen. Wir quetschen uns aneinander vorbei. Dabei erfahre ich, dass Drews gestern genau an dem verabredeten Platz war. Sein Unimog ist ähnlich auffällig wir Antares und der Fahrer des SUV hatte ihn dort gesehen.

Da der Platz am Mackenzie Lake nicht so sonderlich toll ist, beschließe ich noch eine Recreation Site weiter zu fahren bevor es dunkel wird. Also den ganzen Holperweg zurück. Es gibt eh keine alternative Route. Am Punchaw Lake habe ich Glück mit einem ebenen Stellplatz direkt am Seeufer. Nebenan haben sich einige Kanadier für zwei Wochen einquartiert, mit denen ich gleich mal ein paar nette Stunden am Lagerfeuer verbringe. Ein anstrengender 13-Stunden-Tag neigt sich dem Ende.

 

30 Quesnel

Dichter Nebel liegt am frühen Morgen über dem See. Doch die Sonne ist stark und arbeitet sich schnell durch den weißen Vorhang. Dann fahre ich unter blauem Himmel nach Quesnel. Die Piste ist mittelmäßig und die Aussicht im Wald begrenzt. Einziges Highlight, neben einem langen Gespräch mit zwei Kanadiern, war eine Bären-Mama mit ihrem Nachwuchs, die sich jedoch (zu) schnell ins Gebüsch verziehen.

 

31 Brunson Lake

Wegen dichtem Nebel fahre ich nur zögerlich weiter. Doch nach einiger Zeit lichtet sich der Nebel und die Sonne strahlt vom blauen Himmel. Der Highway führt östlich am Fraser River entlang. Beinahe verpasse ich die Abfahrt auf die Soda Creek Road, welche abgelegener und näher am Fluss entlang führt.

An der Xatsull Herritage Site bin ich der einzige Besucher. Ralph, der Native der hier nach dem Rechten sieht, erklärt mir von den immer noch vorherrschenden Spannungen und Problemen zwischen den Einheimischen und den Weißen.

Anschließend fahre ich weiter. Die Fahrt führt aussichtsreich am Fraser River entlang nach Williams Lake, einer weiteren Stadt, welche anscheinend nur existiert um Baumstämme zu Brettern zu verarbeiten. Ohne Aufenthalt fahre ich zum Brunson Lake, wo ich über eine sehr schmale Zufahrt zwischen Bäumen hindurch zu einem tollen offenen Platz am See gelange. Hier genieße ich den Rest des Tages.

 

32 Churn Creek

Nach einem kurzen Abstecher zurück nach Williams Lake geht es weiter auf die Dog Creek Road. Recht schnell komme ich zu dem Schluss, dass dies eine meiner besten Touren werden wird. Die Landschaft ist ganz anders als das, was ich bisher in Kanada gesehen habe. Ich fühle mich wie nach Marokko oder Chile versetzt. Entlang des Fraser Rivers dehnen sich die weitläufigen Grasslands aus und am Horizont sehe ich die Konturen der Rockies. Die Piste führt kurvenreich auf und ab durch die von wenigen Bauern besiedelte Weidelandschaft. Teilweise geht es ganz schön steil rauf, so dass ich im vierten Gang fahre und hinunter muss ich gar in den zweiten Gang schalten. Doch Antares fühlt sich wohl in diesem Terrain.

Kurz nach der Abzweigung zur Gang Ranch überquere ich den Fraser River über eine Hängebrücke. Die Auf- und Ausfahrt erfolgen jeweils rechtwinkelig und bei der Zufahrt muss ich auf die Spannseile der Brücke achten, die bis auf 3,6m Höhe in die Fahrbahn reichen. Doch alles klappt und auf der anderen Seite erreiche ich die Churn Creek Protected Area, wo ich Drews, Andreas und Heidi wiedertreffe. Hier gibt es viel Platz und tolle Stellplätze um ein paar Tage bei angenehmen Temperaturen zu entspannen.

Abends sehen wir bei sternenklarem Himmel am Horizont leichte Anzeichen von Nordlichtern. Doch wir sind bereits zu weit südlich und so bleiben nur die Sterne, die über unserem wärmenden Lagerfeuer leuchten.

Drei Tage verbringe ich hier in der angenehmen Gesellschaft. Wir machen Reibekuchen auf dem Lagerfeuer und gehen den anstehenden kleinen Aufgaben nach. Am Donnerstag unternehmen wir einen Ausflug mit Drews Unimog. Heute fahren keine Logging-Trucks. Uns fällt auf, dass dies wohl Thanksgiving Wochenende sein muss und nur deshalb keine Holzfäller Aktivitäten im Wald stattfinden.

 

33 Yalakom Recreation Site

Es hatte etwas geregnet und so ist die Piste sehr matschig und stellenweise rutschig. Doch es ist wenig Verkehr und eine schöne, einsame Landschaft.

Als ich den Highway 97 erreiche wird es wieder hektisch. Hier herrscht dichter Verkehr und ich reihe mich in den schnell fließenden Verkehr ein. Erst als ich kurz vor Cache Creek auf die 99 nach Lillooet abbiege, wird es wieder ruhiger, was ich sehr genieße. Die Straße ist wieder frei, nachdem sie nach einem Erdrutsch für geraume Zeit gesperrt war. Auch die Eisenbahnlinie scheint in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein.

Auf einem Rastplatz vor Lillooet komme ich mit einem Paar aus Ontario ins Gespräch und komme dadurch auf eine neue Idee für meine weitere Route. Sie sagen auch, dass es hier lediglich acht Inch Schnee gibt, weil es hier, im Vergleich zur Westseite der Pazifikkette, nur wenig Niederschlag gibt. Mal sehen ob sich mir das auch so darstellt, denn für die nächsten Tage ist viel Regen angesagt.

Als ich in Lillooet aus dem Supermarkt komme, wo ich eigentlich nur ein paar Kleinigkeiten besorgt habe, da am kommenden langen Wochenende Feiertag ist, spricht mich jemand auf Antares an und sagt, er baue auch gerade einen solchen Truck. Er lädt mich ein, seinen Unimog 411, welcher auf der anderen Straßenseite in einer Halle steht, anzusehen. Das gute Stück, Baujahr 1951, wird derzeit vom Rost befreit und in großen Teilen wieder aufgebaut. Dass er das kann, belegen die anderen Oldtimer wie einer aus dem Jahre 1912 mit Holz-Speichen-Rädern.

Es wird Abend und in einer guten Stunde wird es dunkel werden. Daher muss ich mich sputen, will ich noch bis zum Staudamm oder zur Recreation Site in den Bergen. Zunächst ist die Straße zu meiner Überraschung asphaltiert, doch dann komme ich in eine weitere ‚Slide Area‘. Hier ist die Piste eher provisorisch in den Hang aus weichem Material gefräst. Auf der linken Seite geht es spektakulär hinunter zu einem türkis-blau schimmernden Fluss, der sich mächtig immer tiefer sein Flussbett zwischen die Berghänge gräbt.

Wegen fortgeschrittener Zeit muss ich viel zügiger fahren als ich das unter anderen Umständen getan hätte. An der Abzweigung zur Recreation Site muss ich nun entscheiden wo ich nächtigen will. Am Damm oder im Seitental. Ich entscheide mich für letzteres und fahre zügig durch den Wald, wo ich bei letztem Licht den einfachen Camp Site erreiche.

 

34 Highline Road / Pemberton

Die Befürchtungen bestätigen sich am Morgen, als es anhaltend regnet. Meine größte Sorge sind die instabilen Steilhänge an denen die Pisten gebaut sind und die bei Regen dazu neigen nachzugeben. Ich nehme mir daher vor, über Gold Bridge zu fahren, denn laut Karte gibt es dort weniger steile Passagen zu überwinden, was auf den matschigen Pisten bei Regen auch immer eine erhöhte Gefahr des Wegrutschens bedeutet.

Zunächst geht es auf der Piste zurück zur Abzweigung, wo vorerst eine asphaltierte Straße in Serpentinen zum Fluss hinunter führt. Dann schlängelt sich erst noch die Straße, später eine breite Piste durch das enge Tal bis zum Terzaghi Damm, zu dessen Fuße es übrigens auch eine großflächige Recreation Site gibt. An der Dammkrone angekommen muss ich mich entscheiden. Entweder am Seeufer entlang nach Gold Bridge, oder über den Damm und durch den Tunnel auf die Südseite des Sees. Na, den Tunnel möchte ich mir nicht entgehen lassen. Ich kann ja später umkehren, nehme ich mir vor. Dann biege ich ein, auf den Damm. Zum See hin gibt es einen Zaun, zur Talseite bietet sich der freie Fall. Einige Dinge werde ich nie verstehen.

Der Tunnel ist lediglich in den Fels gehauen, doch beleuchtet. Klar, wird doch hier die Elektrizität gewonnen, mit dem die umliegenden Städte versorgt werden. Nach wenigen Kilometern komme ich an einen Wendeplatz und einem Warnhinweis für den weiteren Streckenverlauf. Ab hier sind Schneeketten für alle Antriebsachsen vorgeschrieben. Der Höhenmesser zeigt 660m und es regnet. Doch es geht rauf und bereits gestern habe ich Schnee auf den umliegenden Bergen gesehen. Das lässt mich nicht ohne Ansporn, also fahre ich kurzerhand weiter. Die Piste führt sehr steil den Berg hinauf und bevor ich die Wolken erreiche, habe ich nochmals einen freien Blick auf den Carpenter Lake. Dann werden die Regentropfen fester und kurz darauf ist die Piste weiß. Jetzt wird es ernst, denn der Schnee ist wie Schmierseife unter den Rädern. Umkehren geht jetzt nicht mehr. Doch bald erreiche ich den Pass, wo mir zwei Motorradfahrer entgegen kommen, die Mühe haben ihre Maschinen stabil zu halten. Jetzt geht es ganz langsam bergab. Möglichst kleiner Gang und Motorbremse, da so die Bremswirkung besser auf alle Räder verteilt wird als mit der Bremse, die ihre Wirkung ungleichmäßig stark auf Vorder- und Hinterachse verteilt.

Nach unzähligen Kurven komme ich irgendwann in Shalalth an, wo die Wasserkraftwerke stehen, die vom Wasser des Carpenter Lake gespeist werden. Hier sieht es aus wie in jeden anderen Ort auch, sogar die Straßen sind asphaltiert und es gibt schnelles Internet. Doch es regnet und die Sicht ist weiterhin schlecht. Also mache ich mich auf den Weg zur Highline Road, die mir gestern empfohlen wurde. An dessen Zufahrt bin ich dann doch etwas überrascht. Es ist eine sehr schmale Piste, für kommerzielle Lkw und Wohnmobile nicht empfohlen – Schneekettenpflicht! Was soll‘s, zurück über den verschneiten Pass ist auch keine Option. Eine Alternative gibt es nicht.

Die Fahrt macht sogar Spaß. Gegenverkehr sollte es jedoch nicht geben auf der einspurigen Strecke. Rechts der Hang und links geht es steil sehr weit runter, direkt ins Wasser des Anderson Lake.

Nach einer sehr engen Stelle um einen Felsvorsprung herum komme ich an eine lange Brücke. Traglast: neun Tonnen. Maximale Achslast bei Einzelachse: eine Tonne. Ich schlucke. Mir wird plötzlich ganz warm. Die Brücke überspannt auf etwa 25 Metern eine tiefe Schlucht. Umfahrung unmöglich. Drehen – unmöglich. Zurückfahren ist extrem riskant und würde sehr lange brauchen bis ich wenden könnte. Also fasse ich all meinen Mut zusammen und lege den vierten Gang ein. Mit Schwung rüber. Das Gittergestell schwingt gehörig unter der Last von Antares. Doch ohne einen Atemzug zu tun erreiche ich die andere Seite. Jetzt stelle ich mir die Frage ob es denn weitere Brücken gibt, die evtl. noch schwächer sind. Welche Risiken bin ich gewillt noch einzugehen oder bei einer Rückfahrt ein zweites Mal in Kauf zu nehmen?

Die Abenteuerlust ist längst der Anspannung gewichen. Trotz Wolken kann ich sehen wie lang der See noch ist und wie weit es bis zur nächsten Ortschaft ist. Die Kilometer Marker geben mir die Fakten in klaren Zahlen. Noch 15 Kilometer bis D’Arcy. Es folgt noch eine kurze, stabile Brücke, dann eine sehr steile Abfahrt, auf der mir erneut zwei Motorradfahrer begegnen, bevor ich in D’Arcy wieder auf eine richtige Straße komme. Jetzt geht es mir wieder besser.

Bei der Stellplatzsuche folgt jedoch gleich die nächste Herausforderung. Die Owl Recreation Site ist ziemlich zugewachsen und liegt unmittelbar neben der Eisenbahnlinie. Also fahre ich zum Lillooet Lake, wo ich von zwei Campsites am Seeufer weiß. Doch die Piste dort hin, welche mich am kommenden Tag weiter zu den Skookumchuck Hot Springs führen soll, ist extrem schlecht und ich verfluche sie bereits auf den ersten Metern. Dann folgt die nächste Enttäuschung, denn die Mühe war vergebens. Die Recreation Sites sind ungeeignet. Also alles wieder zurück. Es dämmert bereits und ist stockdunkel als ich in Pemberton ankomme. Heute Nacht wird es daher ein lauter Parkplatz neben der Hauptstraße.

 

35 Hurley River Road / Gun Creek

Zuerst geht es zurück nach Pemberton, wo ich unzählige Male auf Antares angesprochen werde, bevor ich endlich nach Norden den Ort verlasse. Den Plan die Keyhole Hot Springs zu besuchen habe ich endgültig verworfen. Die Zufahrt ist verblockt und strengstens verboten. Wer dennoch dort angetroffen wird, weil er zum Beispiel zu Fuß dorthin gelangt ist, muss mit einer Geldstraße von 115$ rechnen. Die heißen Quellen und der dazugehörige Campingplatz wurden im Juni geschlossen, als Bären wiederholt auf der Suche nach Fressbarem erfolgreich und dann aggressiv wurden. Um die Bären zu schützen und von ihrer Gewohnheit zu entwöhnen hier nach Futter zu suchen, wurde der Platz auf unbestimmte Zeit geschlossen.

Also geht es direkt Richtung Gold Bridge. Die Forrest Road ist in schlechtem Zustand und führt in fast 1.400m Höhe, wo noch Schnee liegt. Doch es gibt keinerlei Schwierigkeiten. Am Wegesrand hat sogar schon jemand einen ersten Schneemann gebaut.

Unterwegs treffe ich auf einen Offroader aus Vancouver, der mir bereits gestern auf der Highline Road entgegengekommen war. Heute haben wir Gelegenheit ein wenig zu plaudern. Doch dann wird es Zeit, denn der Tag ist bereits fortgeschritten. Ab Gold Bridge ist die Straße asphaltiert und in gutem Zustand. Von hier bietet sich auch ein toller Blick auf den See. Wenige Kilometer erreiche ich die kostenlose Recreation Site von BC Hydro am Gun Creek.

 

36 Lillooet

Als ich mich wieder durch das Gebüsch des Campingplatzes gekämpft hatte, fahre ich zum Pond, wo mir einzelne Schneeflocken entgegen kommen. Dann drehe ich um und fahre am Carpenter Lake entlang. Kurze Zeit später kommen mir Drews, Andreas und Heidi entgegen. Nach einem kurzen Plausch verabschieden wir uns wieder und setzen unsere Fahrt in entgegengesetzte Richtung fort.

Heute komme ich endlich mal zeitig am Ziel an bzw. ich lege das Ziel früher fest als die letzten Tage, was es mir erlaubt den Nachmittag zu genießen, denn endlich erscheint mal wieder das gelbe Symbol aus dem Wetterbericht.

 

37 Whistler

Bitter kalt aber mit strahlend blauem Himmel erwacht der Tag. Vorbei am Seton Lake fahre ich über den Highway nach Westen. Die Straße ist vielfach vereist, denn in den höheren Lagen herrscht selbst nach 10:00 Uhr noch Frost.

Am Duffey Lake lerne ich Annika kennen, die ebenfalls mit einem RV unterwegs ist und schon eine Weile hinter mir her fuhr. Wir können leider nur wenig Zeit miteinander verbringen, da sie am Abend einen Termin in Vancouver hat. Also düst sie mit ihrem Benzin-hungrigen Camper weiter während ich mir die Nairn Wasserfälle anschaue. Doch die Sonne steht bereits zu tief um noch genügend Licht in den Canyon zu bringen und so fahre ich ebenfalls weiter.

In, um und bei Whistler ist es wie erwartet nicht einfach einen adäquaten Stellplatz zu finden. Auf den Straßen geht es zu wie in einer Großstadt - ich verzichte auf eine nähere Besichtigung und fahre weiter. So wird es heute wieder später bis ich den Motor abstelle. Doch dafür habe ich einen tollen Ausblick auf die verschneiten Bergspitzen beim Whistler Olympic Park.

 

38 Squamish / Cypress Bowl, Vancouver

Heute Morgen ist mal wieder Eiskratzen angesagt. Das ist das Resultat der klaren und kalten Nacht mit Sternenhimmel.

Am Brandywine Wasserfall lege ich ebenso einen Zwischenstopp ein, wie am Eisenbahnmuseum in Squamish. Dann geht es immer mit Blick auf den Pazifik Richtung Vancouver. Seit Ecuador habe ich, mit Ausnahme von Anchorage, den Pazifik nicht mehr gesehen. Zumindest ist hier das Wasser klarer als in Alaska, wo die Flüsse Unmengen von Sedimenten ins Meer transportieren.

In der Abenddämmerung treffe ich noch auf einen Fuchs an meinem Stellplatz. Als er mich bemerkt geht er einen etwas größeren Bogen um mich herum, lässt sich jedoch von seinem abendlichen Spaziergang und seiner Richtung nicht abbringen. Ich schaue ihm nach und er tut selbiges. Ihm scheint dieser Zweibeiner auch nicht ganz geheuer zu sein... Solche Begegnungen mit Tieren in freier Wildbahn sind immer wieder ein tolles Erlebnis und beeindrucken jedes Mal aufs Neue.

 

39 South Surrey, Vancouver

Es herrscht dichter Nebel. Die Aussicht vom Barret Viewpoint über Vancouver ist mir heute nicht vergönnt. Bei schönem Wetter hat man von hier eine tolle Sicht über die Bucht des nördlichen Vancouvers.

Trotz Berufsverkehrs gelange ich zügig ans südliche Ende von Vancouver, wo ich Antares auf einem Stellplatz einmiete. Von hier aus gelange ich mit Bus und SkyTrain erstaunlich schnell ins Zentrum. Ich habe noch einige wenige Stunden um mir die Vancouver Downtown anzusehen, bevor der angekündigte Regen einsetzt. Dann fahre ich zurück. Leider sagt die Vorhersage noch schlechteres Wetter voraus.

Ein Höhepunkt ist das Wiedersehen mit Joanne und Jock, bei denen ich zum Dinner eingeladen bin. Sie kümmern sich ganz lieb um mich und sind auch behilflich meine anstehende Heimreise zu organisieren.

 

...Kurze Reisepause...

 

Während meiner Reisepause hatte ich endlich mal Zeit etwas Neues auszuprobieren. Hier das Resultat:

Watson Lake, South Canol Road, Highline Road & Bridge River Canyon:

 

40 Fort Langley

Nach einem langen Flug über den bereits weißen Norden, an dem selbst mittags kaum noch Tageslicht herrscht und einer ausgiebigen Zollkontrolle bei der Einreise über den Flughafen Seattle in den USA, bin ich wieder in Vancouver angekommen. Jock holt mich vom Flughafen ab und Joanna hat wieder einmal lecker gekocht.

Am kommenden Morgen kaufe ich noch in einer guten Bäckerei zwei Brote, bevor Jock mich zu Antares bringt, der geduldig und unversehrt auf mich wartet. Dann mache ich den Guten abfahrbereit und düse los zum Supermarkt.

Anschließend geht es nach Fort Langley. Hier besichtige ich gleichnamiges Fort, in welchem damals die Gründung von British Columbia stattfand. Die Gebäude und einige Ausstellungsstücke sind noch gut erhalten. Doch der Besucherstrom bleibt um diese Jahreszeit wohl aus – ich bin fast alleine dort.

Recht bald wird es dunkel und so suche ich mir unweit am Fraser River den nächsten Übernachtungsplatz. Leider verlaufen beidseitig des Flusses intensiv genutzte Eisenbahn Strecken mit hupenden Zügen.

Doch auch die einheimische Dorfjugend hat diesen Platz für sich entdeckt und so werde ich bis weit nach Mitternacht von jungen Kanadiern ‚eingekreist‘, die am Lagerfeuer das Wochenende einleuten.

 

41 Osoyoos / Grand Forks

Da der Jetlag noch etwas anhält, komme ich früh am Tag los. Nach einer Stunde verlasse ich den Freeway und folge der 3 in die Berge. Hier hat auch schon der Winter Einzug erhalten. Oberhalb von 1.200m schneit es und die Straße ist fast weiß.

Wegen eines Problems mit der Heizung dauert das Aufwärmen des ‚Schneckenhauses‘ etwas länger als üblich. Für die letzten Tage werde ich mich damit aber wohl arrangieren müssen.

Bereits um kurz nach 16:00 Uhr wird es dunkel und ich muss mir einen Parkplatz suchen. Doch ich habe heute fast 500km geschafft und liege somit gut im Zeitplan. In Grand Forks finde ich einen Wander-Parkplatz, wo ich mich einquartiere.

 

42 Nancy Green Lake / Wapiti Lake

Der Höhenmesser zeigt heute in Summe über 4.600m Aufstieg an. Dabei komme ich des Öfteren in winterliche Landschaften, wie zum Beispiel am Nancy Green Lake, wo der Campground bereits geschlossen und unter einer dicken Schneedecke begraben ist. Jeder Schritt im Schnee knirscht winterlich unter den Schuhen.

Die Dickhornschafe haben mit ihren Hufen zwar guten Halt auch im Schnee, doch Futter wird langsam knapp und so entdecke ich zwei Rudel am Straßenrand, wo sie mit dem letzten Grün ihre bereits rundlich vollgefressenen Bäuche füllen.

 

Obwohl ich heute durch die Zeitumstellung auf Mountain Time eine Stunde verloren habe, beende ich die Fahrt heute etwas früher, als ich am Wapiti Lake einen sehr schönen ruhigen Platz finde.

 

 

 

 

43 Walsh

Bei Dauerregen geht es weiter zwischen den Bergen hindurch. Hinter Fernie erreiche ich die Grenze zu Alberta. Hier kann ich wieder günstig tanken, da die Steuern auf Diesel in Alberta etwas 20ct/L weniger sind als in BC.

Hinter dem ca. 1.400m hohen Crowsnest Pass ist dann auch das Wetter schön. Mit blauem Himmel und starkem Rückenwind geht es jetzt durch die Prärie gen Osten. Störend ist jedoch der überall gegenwärtige Gestank der großen Rinderherden. Der Wind verteilt den ‚Duft‘ in jeden Winkel. Und dann erfahre ich noch wo die so bekannten Kartoffel-Chips herkommen.

 

44 Grenfell

Der Morgen bietet einen sehr dichten Nebel, der bei -5°C alles einhüllt. Es ist nicht nur die Sicht extrem eingeschränkt, sondern der Nebel gefriert an allem was sich draußen befindet. Bäume, Sträucher und auch an Antares. Das schafft schöne Kunstwerke der Natur. Die Eisnadeln scheinen dabei immer gegen die Windrichtung zu wachsen.

Zum Fahren ist es etwas mühselig, doch so sehe ich wenigstens keine eintönige Landschaft. Die Eisbude steht dennoch sehr verlassen in der geisterhaften Gegend.

 

45 Trans Canada Highway

Im Nebel fahre ich los – im Nebel komme ich an. Eine trostlose Fahrt über den endlos erscheinenden Trans Canada Highway. Leider schaffe ich es nicht ganz vor dem Dunkelwerden meinen anvisierten Platz zu erreichen. Leider liegt hier wieder so viel Schnee, dass man nicht wirklich sieht, wo man hin fährt. Also verbieten sich Experimente abseits der Straße. Doch die Zeit läuft täglich gegen mich, da es jeden Tag früher dunkel wird und ich jeden zweiten Tag die Uhr umstellen muss.

 

46 Rosslyn

Bereits im Dunkeln mache ich mich auf den Weg. Den Sonnenaufgang möchte ich beim Frühstücken am Falcon Lake genießen. Das klappt auch, außer das mit der Sonne.

Unterwegs zeigt sich die Landschaft, die sich inzwischen von der Prärie wieder in Wald gewandelt hat, in schönem Wintergewand. Doch mein Tagesziel erreiche ich wieder erst nach Einbruch der Dunkelheit. Zum Glück finde ich einen großen geräumten Parkplatz neben der Library, wo ich über Nacht stehen kann. Wieder einmal war es ein sehr langer Tag.

 

47 Fort William / Red Rock

Nach einer verhältnismäßig ruhigen Nacht brauche ich nur wenige Kilometer fahren, um zum Fort William zu gelangen. Dieses riesige Fort, welches für touristische Zwecke von Thunder Bay aus nach hier verlegt wurde, ist im Sommer von hunderten Touristen täglich belagert. Heute bin ich der einzige Besucher und bekomme somit eine exklusive Führung durch einen authentischen Führer aus dem Jahre 1816. Zum Teil wird das Fort sogar bewirtschaftet und es werden Schweine, Hühner, Ziegen und Schafe gehalten.

In Thunder Bay stehen mal wieder Besorgungen und Tanken an, denn Diesel wird in Richtung Osten tendenziell teurer und nach über 2.000km kann man auch schon mal etwas nachtanken.

Ich besuche noch die Trowbridge Falls und genieße eine Wanderung durch tiefen Schnee und Wald. Als ich zu Antares zurückkomme, hat ein Mitarbeiter der Stadt gerade den Parkplatz und die Zufahrt geschoben. Nun ist die Auffahrt zurück zur Straße super glatt auf verpresstem Schnee. Die Stollenreifen von Antares finden keinen richtigen Halt und so mühen wir uns den Berg hinauf. Glück gehabt. Es ist sich nochmal ausgegangen. Frischer, tiefer Schnee ist mir lieber als solch eine Rutschbahn. Aber gut mal wieder die Grenzen ausloten zu können. Schneeketten sind halt doch empfehlenswert auf einer solchen Tour.

Noch eine Stunde Fahrt und ich erreiche Red Rock. Der Parkplatz an der Marina ist sogar im Winter geräumt und bietet mir einen herrlichen Stellplatz mit Blick auf den Lake Superior und die umliegenden Berge. Heute komme ich sogar noch bei Tageslicht an.

Dennoch wird es früh dunkel. Daher bekommen Hunde hier eine Lampe am Halsband befestigt, damit das Herrchen seinen Vierbeiner beim Gassi-gehen sieht, während er im Pickup nebenher fährt. So geht Amerika!

 

48 Wawa

Da ich die letzten Tage sehr viel gefahren bin und heute an einem schönen Platz stehe, schlafe ich erst einmal aus und genieße das Frühstück, bevor ich mir die Umgebung etwas genauer ansehe. Ob das eine gute Idee war wird sich noch zeigen…

Es ist nämlich bereits Mittag, als ich mich auf den Weg mache und eine neue Sorge treibt mich um. Die Lösung heißt leider nur noch schneller nach Halifax zu fahren.

Kurz vor dem Dunkelwerden fahre ich zu den High Waterfalls bei Wawa. Sie sind im Winter jedoch wenig spektakulär, denn sie führen derzeit nur wenig Wasser. Etwas weiter finde ich wieder in einer Marina meinen Übernachtungsplatz.

 

49 Deep River

Ganz früh, noch im Dunkeln fahre ich los. Der Sonnenaufgang ist heute auch ein solcher. Nachdem Sterne und Neumond sich verzogen haben, kommt zunächst die Sonne hervor und bereitet den Tag. Später ziehen jedoch wieder Wolken auf. Doch mir ist das egal, denn ich fahre heute ohne auszusteigen fast einen ganzen Tank leer. Gut dass es hier keine Lenkzeiten gibt. Es ist bereits wieder dunkel, als ich in einer Nebenstraße in Deep River den Motor abstelle. Doch ich habe das mir vorgenommene Tagespensum geschafft.

 

50 Ottawa

Bei -4°C ist es schon ganz schön kalt für einen eingewanderten Europäer. Beim Tanken fallen mir bald die Finger ab. Noch größer ist die Enttäuschung, als ich erfahre, dass das Schiff, mit dem ich noch diese Woche Antares auf seine Reise bringen wollte, nicht fährt. Die zügige Fahrt der letzten Tage war also vergebens. Nun habe ich eine Woche länger Zeit und verbringe diese anteilig schon Mal in Ottawa.

Auf Victoria Island finde ich einen kleinen abgelegenen Parkplatz unweit des Regierungsviertels und des Zentrums. Von hier aus gehe ich in die Stadt, schaue mir das Parlaments- und andere Regierungsgebäude an. Hier findet man Gebäudeformen, die man sonst in Kanada nicht vorfindet. Der europäische Einfluss ist hier viel deutlicher zu erkennen.

Der Rideau Kanal mit seinen zahlreichen Schleusen wurde damals errichtet, um bei einer Blockade des Saint Lawrence Stromes durch die südlicheren amerikanischen Staaten, einen alternativen Wasserweg ins Landesinnere zu haben. Nebenan liegt mit gleichem Namen eine große Shopping Mall nach amerikanischem Vorbild und beheizt. Hier läuft der Weihnachtskommerz auf Hochtouren. In der Fußgängerzone trifft man hingegen kaum Menschen an und die Läden hier scheinen eher verwaist zu sein. Und auch ich mache mich langsam wieder auf den Rückweg.

 

51 Carillon / L'Ile Dupas

Auweia, am frühen Morgen beginnt es zu regnen. Alles erstickt unter einer dicken Eisschicht. Blitz Eis. Bevor es jedoch zu eklig wird, kratze ich das junge Eis von der Scheibe und mache mich auf den Weg. Auf dem Highway rasen die Kanadier als wenn es kein Morgen gäbe. Für den ein oder anderen gibt es das wohl auch nicht. Zumindest für ihr Auto, welches im Graben landet. Selbst bei dem Streuwagen fahren diese Irren so dicht auf, dass mir ganz anders wird. Permanent drängelt sich jemand in das Blickfeld meiner Rückfahrkamera. Für Mindestabstand gibt es wohl kein französisches Wort.

Am Staudamm von Carillon mache ich Rast. Hier, auf der Nebenstraße, ist der Verkehr weniger und nicht so gefährlich wie auf dem Highway. Doch einen Übernachtungsplatz finde ich hier noch nicht. Leider wird es sehr früh dunkel, denn ich bin nahe an der nächsten Zeitzone von Halifax. So kommt es, dass ich auf einem Parkplatz einer kommunalen Einrichtung lande. Einheimische spielen im warmen Raum Karten und lassen mich vor dem Gebäude übernachten. Allerdings merke ich auch, dass es ab hier fast nur noch mit Französisch weiter geht. Englisch ist hier bereits eine Fremdsprache. Montreal lasse ich bei dem Sauwetter neben meiner Route liegen. Eine Erkundung hätte heute wohl keinen Spaß gemacht.

 

52 Quebec / Pointe Verte

Seitdem ich aus Alaska nach Kanada eingereist bin, habe ich bereits fast 12.000 km abgespult. Doch heute habe ich zweimal fast ein Stoppschild übersehen. Hier in Quebec scheint es üblich zu sein, dass auf einer vierspurigen Straße, welche offensichtlich über eine lange Strecke als Vorfahrtsstraße gilt, plötzlich links der linken Fahrspur ein Stoppschild steht. Überhaupt gibt es hier im Osten einen ungeahnten Schilder Wirrwarr. Geschwindigkeitsbegrenzungen gelten nicht nur zu bestimmten Zeiten und an ausgewählten Wochentagen, sondern auch nur in bestimmten Monaten. Dies ist zum Teil auch noch zweisprachig beschrieben. Und da soll man sich noch auf den Verkehr konzentrieren können…

Gestern Abend habe ich durch den Nebel die ersten Ozeanriesen im Saint Laurent Strom liegen sehen. Heute ist die Sicht zwar besser, aber große Schiffe gibt es keine zu sehen. Also wechsele ich von der Ufer-Straße zurück auf den Highway im Hinterland, über den ich Quebec City erreiche. In einer Freizeitanlage kann man von Mai bis Oktober auch mit einem Wohnmobil über Nacht stehen. Außerhalb der Saison geht das leider nicht. In der Marina der Innenstadt sind Wohnmobile willkommen. Für 24 Stunden Parken, ohne jegliche Einrichtungen, verlangt man hier 70$. Bis zu sechs Stunden parken mit einem WoMo sind schon für 50$ zu haben. Und die Altstadt macht einen wirklich schönen Eindruck, mit alten, gut erhaltenen Gebäuden, die auf Grund solch überzogener Preise jedoch ohne meinen Besuch auskommen müssen.

Auf der östliches Seite des Saint Laurent Stromes fahre ich bis Berthier-Sur-Mer, wo ich an der Marina Pointe Verte einen, wenn auch sehr windigen, Übernachtungsplatz finde.

 

53 Degelis

Bei starkem Wind wechselte der Regen in der Nacht in Schnee. Schwere Schneebrocken fallen von der ehemaligen Straßenlampe, unter der ich stehe, aufs Auto und der Wind packt zentnerweise Schnee hinten ans Auto. Zum Glück kann ich heute, ohne aussteigen zu müssen um die leiter einzuschieben, los fahren.

Doch die Fahrt auf dem Highway ist sehr anstrengend. Die Sicht ist limitiert. Es ist nur eine Spur einigermaßen frei gefahren. Räumfahrzeuge sehe ich dutzendweise in lediglich Gegenrichtung fahren. Als ich an einer Tankstelle angewachsenes Eis beseitigt habe, komme ich ohne Längssperre nicht wieder vom Fleck. Ich lasse sie gleich eingeschaltet und fahre nicht mehr weit. Mehrfach kommen mir Radpanzer des Militärs entgegen. Im Ausguck trotzen jeweils ganz harte Jungs den widrigen Bedingungen.

Alle Räumfahrzeuge sind im Einsatz und so stellt sich mir die Frage, wo wohl schon ein Wanderparkplatz freigeräumt ist. Wenn ich von den Straßenzuständen rückschließe, gehe ich davon aus, dass ich heute kaum irgendwo einen super genialen Stellplatz im Grünen finden werde. So parke ich Antares in Degelis neben einer Tankstelle auf einem soeben freigeräumten Platz und beobachte das Wetter. - Im Radio berichten sie von der Sperrung der Strecke die vor mir liegt. Doch morgen soll sich das Schneechaos entspannen.

Bis zum Abend ist fast ein halber Meter Schnee gefallen. Im Ort kann ich nur auf der Straße laufen, denn die Gehwege sind noch nicht geräumt. Doch die viele Weihnachtsdekoration an den Häusern macht daraus ein echtes Wintermärchen. Die 'Toys for the Boys' sind hier heute definitiv die Schneefräsen, die jeder in seiner Garage stehen hat. Überall fliegt so der Schnee im hohen Bogen von einer Ecke in die nächste, und ich mache mich auch wieder auf den Rückweg zu Antares.

 

54 Woodstock

Der Schneefall hat nachgelassen und das Eis am Auto löst sich auch langsam wieder. Ich mache mich wieder auf den Weg. Die Nebenstraße ist noch nicht wirklich geräumt und der Rest Schnee ist wie Kopfsteinpflaster, daher fahre ich doch wieder auf den Highway. Hier geht es zügig voran. Einen kurzen Stopp lege ich an den Grand Falls ein, die wegen des vielen Schnees aber nur eingeschränkt zu besuchen sind.

In Woodstock parke ich mit der Erlaubnis der Polizei auf einem großen Parkplatz direkt im Ort am Fluss. Das Zentrum des Ortes ist schnell erkundet und macht nicht ganz so einen sympathischen Eindruck wie Degelis gestern. Es ist zwar aufgeräumt, aber die Gebäude sind nicht mit ganz so viel Ehrgeiz in Schuss gehalten und auch weniger weihnachtlich geschmückt. Aber schon bald wird es dunkel und der Tag neigt sich dem Ende. Inzwischen gehorchen die Uhren der Atlantic Time, nur noch UCT -4 Stunden, also 5 Stunden hinter Deutschland.

 

55 Bennett Lake, Fundy Nationalpark

Von Woodstock aus geht es zunächst auf Nebenstraßen und dann auf dem Trans Canada Highway (TCH) weiter nach Osten. In Fredericton lege ich einen kurzen Versorgungsstopp ein. Es gibt immer öfter auch günstigere Truck Tankstellen mit DEF (AdBlue) an Zapfsäulen. Hier kann man jedoch nur mit bestimmten Tank-Karten tanken und so lege ich zwei ergebnislose Stopps ein.

Dann fahre ich vom TCH ab, um mir noch ein wenig die Gegend anzusehen. Doch schon bald nervt mich der schlechte Straßenzustand und zu schneien beginnt es auch noch. Es liegt viel Schnee und Picknickplätze im Fundy Nationalpark sind alle geschlossen. Außer am Bennett Lake, wo die Zufahrt etwa 20m freigeräumt ist. Hier stehen wir wunderbar für die Nacht.

 

56 Cape Enrage / Hopewell Rock

Nach kurzer Fahrt eröffnet sich schlagartig der Blick auf den Atlantik. Die Sonne schafft es sich mit einigen Strahlen durchzusetzen. Ein tolles Gefühl, endlich mal wieder an der Atlantik Seite zu sein.

Die sonst sehr touristische Gegend ist im Winterschlaf. Ich fahre zum Cape Enrage, wo ich bei toller Aussicht und leider auch kaltem Wind einige Wartungsarbeiten erledige, die noch vor der Verschiffung zu tun sind. Zur Belohnung gibt es ganz zeitgemäß Christstollen vom Kuchenmeister aus der Heimat.

Anschließend fahre ich weiter zum Hopewell Rock, einer riesigen Picknick Anlage an der Steilküste. An einer eigens dafür angelegten Treppenanlage kann man, wenn die Anlage in der Saison geöffnet ist, bei Ebbe an den Strand gehen. Hier ist der Tidenhub weltweit mit am höchsten. Leider ist derzeit Flut und der Strand überspült. Also bleibe ich lieber auf den trockenen (verschneiten) Wanderwegen und kehre zu Antares zurück, der vor dem verschlossenen Eingangstor auf mich wartet.

 

57 Milford

Heute Nacht habe ich zum ersten Mal etwas gefroren. Bei -7°C und leicht geöffnetem Fenster wurde es mir dann trotz kuscheliger Daunendecke etwas kalt. Der klare Himmel und der Schnee haben es so kalt werden lassen. Doch dafür startet der Tag mit Sonnenschein. Das Thermometer schafft es jedoch ganztägig nicht über den Gefrierpunkt. Erst am Abend, nach Sonnenuntergang klettert die Temperatur kurzzeitig etwas an.

Inzwischen bin ich in Nova Scotia angekommen, der letzten Provinz auf dieser Reise. Ich fahre nochmals vom Highway ab um mir das Hinterland anzusehen. Die Straßen sind frei von Eis und Schnee. Vielfach kommt wieder das Grün zum Vorschein und als ich am ersten Skigebiet vorbei komme, sind dort die Schneekanonen im Einsatz. Verrückt!

Die Gegend ist wieder dichter besiedelt und so lande ich abends auf einem Parkplatz am Community Center in Milford. Durch die Nähe zum Zentrum und dem Highway hilft mir der Ort dabei mich schon mal wieder an Zivilisationslärm zu gewöhnen.

 

58 Halifax / Peggy’s Cove

Eine gute Stunde Fahrt und ich erreiche Halifax. Wenn man nicht weiß wie die Straße oder Brücke heißt, über die man fahren will, dann hilft einem die Beschilderung auch wenig. So kommt es, dass ich erstmal die Abzweigung zur großen Hafenbrücke verpasse. Für die Brücke werden 2,50$ Maut fällig und man darf ganz dich an einer dünnen Leitplanke entlang hoch über das Meer fahren. Hier möchte man keine Panne haben oder aus irgendeinem Grunde ausweichen müssen. Ich bin froh als ich drüben bin.

In Halifax Downtown suche ich das Büro des Agenten für die Verschiffung auf. Mit dem Truck durch die Innenstädte zu fahren ist immer besonders mühsam. Doch ich finde zum Glück einen Parkplatz und erreiche das Büro fußläufig. Leider lag meine Buchung nicht vor und musste erst aus Deutschland angefordert werden. Doch das und die Klärung mit der Reederei gingen zügig. Nach einer Stunde war ich mit den Papieren für den Hafen wieder draußen. Jetzt habe ich noch drei Tage bis zur Abgabe.

Ich besuche die Festungsanlagen auf dem Hügel in Mitten der Stadt. Um Punkt 12 Uhr mittags wird hier täglich außer am 25. Dezember eine Kanone abgefeuert. Dieser Donner diente einst zur Synchronisation der Uhren auf den Schiffen. Heute ist es ein Relikt aus vergangenen Tagen, welches wohl auch für die Touristen aufrecht erhalten bleibt.

Am Nachmittag geht es raus Richtung Peggy’s Cove, wo ich eine super tolle Küstenlandschaft, ein Fischerdorf und einen Leuchtturm vorfinde. Hier bleibe ich und genieße Nova Scotia.

 

59 Sandy Lake

Der heutige Tag dient der Vorbereitung für die Verschiffung. Packen, organisieren und eine Fahrzeugwäsche ist angesagt. Leider passt Antares nicht in die Waschboxen, so muss er draußen stehen und bekommt je eine Wäsche von vorn und hinten. An der Taille bleibt er etwas schmutzig, aber der gröbste Dreck ist ab.

Beim Walmart gehen die Armen einkaufen. Die ganz Armen stehen mit einem Pappschild auf dem Parkplatz. Einem von ihnen habe ich heute eine große Tüte voll Lebensmittel in die Hand gedrückt, die ich nicht wieder mit nach Europa nehmen will. Er hat sich riesig gefreut und alles ganz schnell in seinen Taschen verstaut.

Dann suche ich mir einen Stellplatz für die Nacht. Nichts spektakuläres.

 

60 Halifax

Die letzten Tage (und Nächte) habe ich mir überlegt was ich bei Antares noch alles für die Verschiffung vorbereiten muss und wie ich das am besten mache. Heute ist es dann so weit und ich stelle das Wasser ab. Also alle Leitungen frostsicher machen. Die Tanks sind relativ einfach zu leeren. Doch die Leitungen sind weniger einfach komplett leer zu bekommen. Also fülle ich ein ungiftiges Frostschutzmittel ein, welches es hier im Camping- und Bauhandel gibt. Auf der Schmutzwasser Seite folge ich einem ähnlichen Plan. Morgen früh muss ich Antares dann um 8:00 Uhr im Hafen abliefern…

Nach einigen Tagen schönem Wetter hat es heute Nacht wieder geschneit und eine Eisschicht über Antares gelegt. Der Eiskratzer musste also wieder ausgepackt werden. Dann geht es 9km und nochmals über die Mackay Brücke zum Hafen. Viele Lkw stehen hier Schlange, weil der Computer streikt. Zum Glück darf ich auf der Nebenspur anliefern, wo normalerweise übergroße Fahrzeuge angeliefert werden. Von der Security werde ich ins Hafengelände eskortiert, wo ich Antares samt Schlüssel übergebe. Ich habe noch Zeit und verbringe etwas davon bei den Security Leuten, die mir sogar passendes Kleingeld für den Bus geben wollten, denn den muss man passend bezahlen. Kanadier sind widerkehrend überwältigend freundlich, doch meinen Bus kann ich schon noch selbst finanzieren. Den nächsten Stopp habe ich bei zwei Truckern, die auf Einlass warten und mir einen Lift geben wollten. Der eine war, wie viele andere auch, in Deutschland stationiert und kennt meine Heimat sowie München, wo seine Tochter lebt. Diese Offenheit der Menschen werde ich wohl vermissen!

Mit dem Bus geht es in die Stadt zu einem zweiten Frühstück, bevor es mit dem Bus weiter zum Flughafen geht.

 

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