Afrika-Reise

Marokko, 13.05. - 27.05.2014

Übersicht der Route

 

Dienstag, 13.05.2014 – Lac de Naila

Von wegen ruhige Nacht. Erst kamen eine Menge Locals mit ihren Autos und fuhren ständig Auf und Ab, bis sie schließlich mit lauter Musik ganz in meiner Nähe am Strand stehen blieben und ich vermute ihre Frauen tauschten oder sowas. Als sie dann endlich wieder weg waren, rückte auch die Gendarmerie mit Blaulicht (in diesem Fall Grünlicht) aus. Kurz nach Mitternacht meinte dann ein Gendarm noch mal bei mir klopfen zu müssen um zu fragen wo genau ich denn her komme und wohin ich morgen fahren wolle. Dann will ich endlich schlafen, doch zwei Mücken warten bereits auf mich, so wird es eine kurze und anstrengende Nacht.

Der Morgen begrüßt mich mit Nebel und Bewölkung so dass man kaum das Meer erkennen kann. Kein Grund zur Eile. Langsam mache ich mich fertig und dann auf den Weg nach Laayoune, wo ich günstig volltanke und die Scheiben vom Salz befreie um besser sehen zu können. Dann noch etwas Brot eingekauft und los geht es zur nächsten Etappe nach Norden. Die Distanzen zum nächsten nennenswerten Ort sind jeweils mehrere hundert Kilometer. Ich habe gar keine Lust so weit zu fahren. Also biege ich bereits weit vor Tan Tan ab zum Lac de Naila. Hier stehe ich wieder auf dem Felsplateau mit Blick in die grüne Lagune.

Als ich ankomme steht ein neues Expeditionsmobil aus Frankreich auf dem Platz. Die Eigner sind mit dem Boot zum Fischen unterwegs. Ich richte mich erstmal ein. Kurz darauf kommt auch schon der erste Fischer um mir seinen besten Fang zu verkaufen. Und wenig später, als ich in der Sonne sitze und lese, kommt ein klappriger, weißer Renault in meinen Garten gefahren. Darin zwei Männer die ebenfalls fragen: „You have fish?“ – Ich wiegele mit „No, Thank You!“ ab. Auf erneute Nachfrage werde ich schon ungehaltener, doch dann fragt der eine nach „Passport?!“. Ich stehe auf und sehe dass die beiden Fischer im Auto Polizeiuniform tragen und einen Fiche von mir wollen. Zum Glück nehmen sie das Missverständnis mit ebenso viel Humor wie ich.

Position:

N 28° 1' 42.4"  W 12° 14' 26.2"

Kilometerstand:

37.531 km

 

Mittwoch, 14.05.2014 – Cap Draa

Draußen herrscht immer noch Waschküche vor, also fahre ich ein Stück weiter. An der Polizeikontrolle erkennt mich der Polizist wieder und fragt ob ich am Lac de Naila ‚fertig sei‘. Ich fahre weiter. Bei N 28° 12' 30.3"  W 11° 47' 3.2" lege ich einen kurzen Stopp ein. Hier gibt es einen Parkplatz oben an den Klippen, auf dem in der Saison recht viele Camper stehen. Mich zieht es jedoch weiter.

Als gute Tat nehme ich einen Anhalter vom Wasserwerk mit und bringe ihn nach Tan Tan Plage. Er will mich noch zum Tee einladen, ab 17:00 Uhr hätte er Zeit. Na, so lange mag ich dann doch nicht bleiben und mache mich auf den Weg zum Cap Draa. Die Zufahrt von Tan Tan Plage aus ist eine sehr gute Piste. Das Wellblech kann ich mit Tages-Höchstgeschwindigkeit hinter mir lassen. Am Pistenrand ist es jedoch schön bunt mit vielen blühenden Pflanzen, weshalb ich dann doch etwas langsamer fahre.

 

Am Cap Draa, an dessen Nordseite ich bereits im Februar war, ist es heute fast menschenleer. Lediglich ein paar Fischer und ein lokaler Off-Roader haben sich hier her verirrt. Ein toller Platz mit Blick auf das Meer und den Fluss Draa, der bei Flut vom Meer her ins Tal hinein überschwemmt wird. Leider hat mich die Sonne heute nicht gefunden.

Position:

N 28° 40' 36.6"  W 11° 7' 22.5"

Kilometerstand:

37.680 km

 

Donnerstag, 15.05.2014 – Amtudi

Bei 22°C und einer Wolken-Nebel Mischung fahre ich los. Die Straße nach Tan Tan ist geteert und in bestem Zustand. Vermutlich für die Touristen, die im Winter hier raus fahren um die Saison am Cap Draa zu verbringen. Egal, derzeit gehört der Platz sowie die Straße alleine mir.

Die Polizei scheint hier wieder mehr Erfahrung mit Touristen zu haben. Meist werde ich durchgewunken oder nur kurz nach meiner Nationalität gefragt, dann geht es weiter.

In Gulemim kaufe ich noch etwas ein und dann geht es kurz darauf in östlicher Richtung in die Berge des Anti Atlas. Genauso schnell wie die Höhenmeter zunehmen steigen auch die Temperaturen an. Erst bei 40°C hat der Anstieg ein vorläufiges Ende. Doch die Hitze ist bei weitem besser zu ertragen als im schwülen Süden, denn die Luft hier ist heiß und trocken, was man beim Wäschewaschen, bzw. dem darauf folgenden Trocknen merkt.

Die N12 ist ausgebaut wie ein Feldweg in Oberbayern. Bei Gegenverkehr müssen beide Fahrzeuge auf die Bankette ausweichen. Zum Glück ist hier nicht so viel los. Dann geht es links ab Richtung Amtudi, einem Oasen-Ort in einem Tal zwischen den Felshängen. Bekannt ist Amtudi auch wegen der zu besichtigenden Agadirs. Gleich zwei solcher Speicher sind hoch oben auf den Felsen errichtet. Für mich ist es heute allerdings schon zu spät um noch dorthin aufzusteigen. Also mache ich eine gemütliche Runde entlang des Oueds durch Amtudi. Der Wind hat nachgelassen und die Wolken verhindern eine zu große Hitze. So kann ich bei angenehmen Temperaturen und ohne Moskitos bis zum Dunkelwerden draußen sitzen.

Position:

N 29° 14' 35.8"  W 9° 11' 32.0"

Kilometerstand:

37.956 km

 

Freitag, 16.05.2014 – Agdz

Es wird mal wieder eine lange Fahrt. Doch entlang meiner heutigen Strecke gibt es viele Oasen und Palmenhaine. Hinter jeder Kurve bietet sich ein Platz zum Verweilen an. Doch seit Langem habe ich mal wieder konkrete Termine und somit einen (Fahr-)Plan, der eingehalten werden will.

Bei Tssinnt komme ich an einem Canyon vorbei, der durch spektakuläre Auswaschungen aufweist, wie ich sie in diesen Ausmaßen in Marokko bisher noch nicht gesehen hatte. Der Boden ist weich und so traue ich mich nicht allzu nahe an die Abbruchkante zu fahren. Selbst zu Fuß gibt der lockere und weiche Boden unter den Füßen nach. Die Aussicht ist einfach genial. Ich bin so froh, diese Strecke gewählt zu haben.

Ab Foum-Zguid kommt mir die Strecke wieder bekannt vor. Es ist schon irgendwie komisch wenn man in eine Stadt kommt, wo man nicht einmal mehr ein Navi braucht um sich zu bewegen. Allerdings ist hier inzwischen die Hauptstraße, auf der auch der Markt stattfindet, neu geteert und alles wirkt sonderbar aufgeräumt.

Ich fahre weiter, denn als Etappenziel habe ich einen Palmengarten vor Augen, an dem damals viele Franzosen standen, wir aber vorbei gefahren waren. Um diese Jahreszeit sollte ich Exklusivrechte an dem Palmenhain haben.

Als ich die Nationalstraße verlasse um über eine Passstraße zu fahren, über die auch eine Mine versorgt wird, beginnt es zu regnen. Die Piste wird zu einer schlammigen Fläche und sorgt so für das richtige Outfit eines echten Expeditionsmobils. Leider wird es schwieriger die Größe von Schlaglöchern abzuschätzen, da diese jetzt alle voll Wasser stehen.

Auf der anderen Seite des Passes hört der Regen auf und es wird wieder trocken. Die Temperaturen sind zwischenzeitlich auf unter 20°C gesunken, was mir auch ganz recht ist. Jetzt sind es nur noch 45 km bis zu meinem Stellplatz zwischen den Palmen kurz vor Agdz. 

Position:

N 30° 39' 27.6"  W 6° 33' 2.6"

Kilometerstand:

38.436 km

 

Samstag, 17.05.2014 – Ait Khokhden

Ich habe gerade gefrühstückt und will mich auf den Weg machen, als ein klappriger Renault in meinem Garten vorfährt. Diesmal sind es keine Fischer oder Polizei, nein, ein alter Bekannter, den ich im Dezember kennengelernt hatte als ihm der Diesel ‚ausgegangen‘ war und ich ihm aushalf. Der alte Teppichknüpfer und Silberhändler betreibt auch diesen Palmenhain und erinnert sich noch gut an mich. Gleich lädt er mich zum Essen ein, aber ich will meine heutige Etappe angehen und lehne dankend ab.

Nach Agdz folgt eine Fahrt durch das Draa Tal in Richtung Zagora. Hier kommen mir einige Plastik-Camper mit gelbem Nummernschild entgegen. Willkommen in der Zivilisation. Auch die Anzahl der Campingplätze steigt in dieser Region merklich an. Daher biege ich recht bald ab in Richtung N-Kob. Die Gegend ist einsam und eintönig. Als ich in N’Kob ankomme beginnt es zu regnen und hört auch nicht mehr auf. Unter den Regen mischt sich Hagel und dann ein Wolkenbruch dass ich keine 20m weit mehr sehen kann. Fotos kann ich davon nicht machen, weil die Kamera nichts mehr zum fokussieren hat.

Wegen des Regens habe ich erst Bedenken die Tangente zur N10 durch die Berge zu fahren, finde dann jedoch eine gut ausgebaute Straße vor. Allerdings verhindert diese auch keine Unwetter und so komme ich in Ait Khokhden an, wo kurz zuvor ein kräftiger Hagelschauer runter gekommen ist. Die Straße ist an mehreren Stellen überschwemmt und seitlich davon liegen Hagelkörner zu 50cm dicken Eisschollen zusammengeschoben. Sowas habe ich zuvor noch nicht gesehen. Die Einheimischen wohl auch nicht, denn die stehen fassungslos am Straßenrand und bestaunen das Weiß.

Position:

N 31° 23' 21.8"  W 5° 18' 5.6"

Kilometerstand:

38.649 km

 

Sonntag, 18.05.2014 – Wald bei Midelt

Am Morgen haben mich zwei Kinder entdeckt und schleichen ums Auto. Ich verramsche meine letzten Malsachen und so fängt der Tag gut an. Die Spuren des Unwetters sind noch überall zu sehen. Wie sich solch ein Sturzregen wohl in einer Lehmhütte anfühlt?

Als ich mich Errachidia nähere, fällt mir ein, dass ich damals nicht die Source Bleu de Meski besucht hatte. Das wäre dann jetzt die Gelegenheit. Etwas 20 km südlich von Errachidia. Ein vertretbarer Umweg, also rechts statt links. Das Schild zur Oase und dem Camping ist halb verfallen und somit nicht ganz deutlich zu lesen. Aber ich sehe die Busse aus der Seitenstraße kommen. Dort muss es rein gehen. Dann gabelt sich die Straße. Rechts geht es steil runter zum Camping und links zu einem Restaurant und Parkplatz. Irgendwie sagt mir meine innere Stimme nicht rechts runter zu fahren, sondern erstmal ober zu parken und die Lage zu checken. Guuuuute Entscheidung! Als ich aussteige höre ich schon die Partymusik. Es ist Sonntag und die Einheimischen haben den Campingpatz sowie den Pool für sich in Anspruch genommen. Es ist ganz nett gesehen zu haben, aber dieses Spektakel muss ich mir nicht antun. Außerdem ist gar nicht daran zu denken mit Antares auf diesen Platz zu fahren. Viel zu eng und überfüllt.

Nach einem Snack fahre ich weiter. Zurück durch Errachidia und dann Richtung Midelt. In den Bergen hängen dichte Wolken, die bedrohlich dunkel wirken. Und tatsächlich, erneut komme ich in einen heftigen Regenschauer mit Hagel. Die Oueds, wie hier das Oued Ziz, führen allesamt Wasser und die Straßen sind stellenweise noch nicht wieder komplett frei geräumt.

Ein Stück vor Midelt fahre ich ab und suche mir einen abgelegenen Stellplatz im Zedernwald. Abgelegen heißt jedoch nicht einsam, denn bereits nach wenigen Minuten wurde ich vom ersten Ziegenhirten entdeckt. J

Position:

N 32° 35' 38.0"  W 4° 32' 8.4"

Kilometerstand:

39.020 km

 

Montag, 19.05.2014 – See südlich von Azrou (Oder Neuseeland)

Der Tag beginnt traumhaft. Die Wolken haben sich verzogen und als ich meine Augen öffne, blicke ich in eine wunderschöne Bergwelt in der gerade die Sonne auf geht. Dies sind die Plätze die ich liebe. Auch wenn mal ein Schafhirte mit seiner Herde vorbei kommt. Leider spricht er nur Berber und somit ist unser gemeinsamer Wortschatz recht beschränkt. Dennoch immer wieder tolle Begegnungen.

Der Tag wird zum Wasch-, Putz- und Service-Tag erklärt. So verbringe ich den halben Tag damit Hausmannsarbeit zu erledigen und Kleinigkeiten wieder in Schuss zu bringen.

Am Nachmittag beschließe ich dann aber noch nach Midelt zu fahren und Besorgungen zu machen. Die Strecke führt bereits nach wenigen Kilometern über die Passhöhe und eröffnet einen Atemraubenden Blick vom Hohen Atlas in eine Ebene und in der Ferne auf den Mittleren Atlas. Jetzt arbeitet erstmal die Motorbremse, bis wir wieder vom Berg runter sind. Dann hat der Motor kräftig zu tun um gegen den Wind anzukommen. Der Durchschnittsverbrauch von Antares klettert um 10 Liter. (Gut, ich hatte gerade getankt, dennoch erheblich.)

Die Straße windet sich wieder hoch in die Berge. Die Landschaft ist stellenweise wie in den Alpen. Am Ende eines riesigen Hochplateaus liegt ein See, zu dem eine Piste führt. Als ich dort ankomme erinnere ich mich schon mal hier gewesen zu sein. Damals auf der Durchfahrt. Heute beschließe ich hier zu bleiben. Die Landschaft erinnert mich stark an Neuseeland. Einfach traumhaft.

Position:

N 33° 4' 28.5"  W 5° 0' 16.0"

Kilometerstand:

39.226 km

 

Dienstag, 20.05.2014 – Ifrane

Die Wolken hängen tief und haben den See verhüllt. In einer Höhe von über 2.000m ist es auch recht frisch bei Temperaturen um 3°C, so dass auch die Heizung mal wieder einen Probelauf zu absolvieren hat. Doch dann klart es auf und ich fahre Richtung Norden. Die Landschaft ist toll und als sich links eine Piste auftut, lasse ich die Nationalstraße rechts liegen und rolle ins Hinterland. Die Bauern schauen interessiert wer da ihren Eseln den Weg streitig macht. Die Felder sind bestellt und alles blüht in voller Farbenpracht. Es macht Spaß und ich fahre nur noch langsam. Noch einmal ein Stück auf der N13 und ich komme kurz vor Azrou in den Zedernwald. Hier leben Makaken, die sich überwiegend von den Gaben der Touristen ernähren. Aber auch einige Souvenirhändler leben hier von der Gunst der Touristen. Einer kommt auf mich zu und spricht sogar Deutsch. Er möchte etwas mit mir tauschen und bietet Holzschalen und diverse Steine an. Ich habe da noch einen Fehlkauf, den ich gerne umtauschen würde, aber die Prämisse für heute ist kein Geld drauf zu legen. Es wird eine lange und zähe Verhandlung. Am Ende können wir beide mit dem Ergebnis leben und ich fahre weiter. Kurze Zeit später biege ich am Parkplatz mit diversen Souvenir-Buden und weiteren Affen ab. Von hier geht es über Piste durch den Wald. Dann komme ich zur großen Zeder, die auch als Touristen Attraktion bekannt ist und weitere Buden um sich angesammelt hat. Schrecklich, aber ich kann ja gleich weiter fahren.

Nach Erledigung von Einkäufen und einem neuen Haarschnitt geht es zurück über Ifrane in die Berge. Als ich gerade aus dem Ort heraus fahre, merke ich wie die Lenkung schwerfällig wird und Antares zu Schwimmen beginnt. Zum Glück befindet sich am Straßenrand gerade eine Haltebucht für den Winterverkehr. Hier halte ich und stelle vorne links einen Plattfuß fest. Die Luft ist halb entwichen und der Reifen noch intakt. Also schnell den Wagenheber drunter und auf Morgen warten, denn es wird bereits dunkel.

Position:

N 33° 31' 2.0"  W 5° 5' 32.6"

Kilometerstand:

39.226 km

 

Mittwoch, 21.05.2014 – Lac Afnourir

Also wie repariere ich den Reifen? Den ganzen Reifen tauschen, dann fahre ich mit dem alten Michelin. Versuchen den Schlauch zu reparieren ohne die Felge zu demontieren oder das Rad komplett demontieren? Ich will es auf der Achse probieren. Das hat sich jedoch schnell erledigt, als ich das Schlauchventil nicht durch die Felge gedrückt bekomme. Also muss das gesamte Rad ab. Dann das Rad zerlegen und den Schlauch austauschen. Mir fällt auf, dass beide Schläuche diverse spröde Stellen aufweisen. Ich befürchte dass es zu weiteren Rissen im Schlauch kommen kann. Das wird wohl auch die Ursache für die Panne in Mali gewesen sein. Nach zirka 2½ Stunden ist alles erledigt. Schlauch repariert, wieder aufgezogen, Sprengring hält und Rad mit Hilfe eines Marokkaners montiert.

 

Es ist bereits Nachmittag, als ich mich wieder auf den Weg mache. Durch die Hügellandschaft und erneut vorbei an den Affen, geht es über eine schlechte Straße durch sehr einsames Gebiet zum Lac Afnourir. Hier ist ein Naturschutzgebiet insbesondere für Vögel angelegt. Wieder ein super idyllischer Platz ohne weitere Touris, nur unzählige Schafe. Auf einem Parkplatz bei der Frau die im Park nach dem Rechten sieht, darf ich die Nacht verbringen.

Position:

N 33° 17' 10.8"  W 5° 15' 0.2"

Kilometerstand:

39.282 km

 

Donnerstag, 22.05.2014 – Fes

Heute geht es vom Lac Afnourir über die holprige Straße zurück nach Azrou und über Meknes weiter nach Fes. Hier habe ich mich mit Joachim und Beatrice verabredet, die gerade auf dem Weg nach Süden sind.

Als ich auf dem Campingplatz ankomme, kommt mich ein Overlander begrüßen und fragt ob ich der Christian sei. „Ja, und wer bist du und woher kennst du mich?“, frage ich. Nun, Uli ist irgendwie auf meinen Reisebericht aufmerksam geworden und hat mich seither virtuell verfolgt. Der Zufall war es, der uns hier aufeinander treffen lies.

Somit stehen wir heute mit drei Fahrzeugen zusammen und haben einen lustigen Abend mit BBQ und einer Menge Gesprächsstoff von allen unserer Reisen.

Position:

N 33° 59' 16.4"  W 5° 1' 6.2"

Kilometerstand:

39.439 km

 

Freitag, 23.05.2014 – Fes

Nicht wegen des tollen Platzes, sondern eher wegen der Gesellschaft beschließe ich noch einen Tag hier zu bleiben. Kein Programm und keine Kilometer heute, echte Erholung bzw. einfach nur Abhängen.

Über den Tag kommen Sarah und Tim mit ihrem Toyo Hilux an und gesellen sich zu uns. Tim hat aus Zagora einen Nachbau seines Autos aus Holz mitgebracht. So ziemlich alle Details inklusive Reserverad und Dachzelt sowie Scheinwerfer sind berücksichtigt, eine tolle Arbeit.

Marianne hat zu Chili-con-Carne eingeladen – lecker! Es ist zwar kalt geworden, trotzdem sitzen wir bis spät in der Nacht draußen und haben Spaß am Erzählen unserer Abenteuer.

 

Samstag, 24.05.2014 – El Jebha

Tropf, tropf. Es regnet leicht, doch um 8:00 Uhr kommt das bestellte Frühstücks-Baguette und dann wird erstmal gefrühstückt, bevor alles für die Abfahrt vorbereitet wird. Ich will heute weiter ziehen, doch die Verabschiedung zieht sich bis nachmittags gegen 14:00 Uhr hin, weil wir uns irgendwie nicht voneinander trennen können. J

Vom Süden muss ich Richtung Nord-Osten durch Fes. Eine nicht so ganz leichte Aufgabe, doch was danach kommt ist noch anstrengender, denn bei meiner spontanen Routenplanung hatte ich nicht berücksichtigt, dass die Straße durch das Rif Gebirge von schlechter Qualität ist sowie viele Kurven und Höhenmeter bereit hält. Hinzu kommen noch die Drogen-Verkäufer, die hier unentwegt ihre Ware anbieten. Am Straßenrand, aus dem Auto und in den Ortschaften. Es ist toll sich das Schauspiel mal anzusehen, aber meine Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt ins Bodenlose, was bedeutet, dass es sehr spät wird, bis ich die Küste erreiche. Trösten tut alleine die tolle Aussicht in die Berglandschaft, die von der durch die Wolken blinzelnden Sonne stimmungsvoll in Szene gesetzt wird. Leider bin ich nicht gut drauf, so dass mir der Antrieb fehlt, ein paar gute Fotos zu schießen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, die es mit Motorbremse den Berg hinunter geht, komme ich in El Jebha an. Ein kleiner Fischerort mit Restaurants und halt einem Hafen. Ich hatte auch einen Campingplatz erwartet, den es zumindest laut meinen Karten dort geben soll. Frei stehen ist mir so nahe am Rif Gebirge nach den jüngsten Eindrücken etwas unpassend. Doch es gibt wohl keinen Campingplatz (mehr). Inzwischen ist es dunkel geworden und ich schaue mir einen (bewachten) Parkplatz an, der jedoch so wenig attraktiv ist, dass ich lieber noch eine Stunde im Dunkeln fahre. So kommt es, dass ich einige Kilometer weiter, an einer Brücke, links unten im Tal ein beleuchtetes Auto sehe. Hier führt eine Piste ab und vermutlich im Tal entlang zum Meer. Egal wohin, ich fahre hinein und stelle mich an einem ruhigen Fleckchen auf eine Schotterfläche. So ist’s gut. Morgen werde ich mal meine Durchschnittsgeschwindigkeit von heute ausrechnen. Jetzt bin ich zu faul dazu. (Ergebnis: 35 km/h und 4.700 Hm)

Position:

N 35° 12' 35.6"  W 4° 43' 39.5"

Kilometerstand:

39.687 km

 

Sonntag, 25.05.2014 – Martil

Also irgendwo muss diese Piste doch hin führen. Ich bin neugierig und laufe die Piste entlang bis zum Meer. Ein kleines verschlafenes Nest gibt es hier und seit langem mal wieder Kontakt mit dem Mittelmeer. Gleich da drüben liegt ‚die Heimat‘.

Ich mache mich auf den Weg entlang der Küste. Die Fahrt führt zwar durch eine ganz nette Landschaft am Meer entlang, wird aber recht bald mühselig, da die Straße bei jedem Felsvorsprung hinauf und in jeder Bucht wieder ins Tal hinunter geht. Das ewige Auf und Ab wird lästig.

Am Nachmittag komme ich nach Tetouan. An einer der ersten Tankstellen halte ich an um Antares eine befreiende Wäsche vom Atlantik-Salz zu gönnen. Die Drei von der Tanke machen sich auch gleich eifrig daran mit Hochdruckreiniger und Shampoo dem Dreck zu Leibe zu rücken. Doch dann legen sie plötzlich Schlauch und Bürste nieder und verschwinden neben dem Gebäude. Es ist Essenszeit. Ich bin erst sprachlos, und dann nochmal, als sie mich zum Essen einladen. Also machen wir erstmal gemeinsam ‚Saha‘. Anschließend geht es wieder an die Arbeit.

Kurz noch etwas einkaufen und dann fahre ich auf den Campingplatz in Martil, den ich schon vom letzten Jahr kennen. Leider haben sie einen Teil des Platzes abgetrennt und bauen jetzt Häuser dort, so ist es wenig geräumig auf dem Platz.

Ich lerne Jochen kennen, der mit seiner KTM in Marokko unterwegs war. Wir gehen gemeinsam in den Ort um etwas zu essen. Plötzlich bricht die Hölle los. Überall strömen brüllend Menschen aus den Lokalen. Wir finden heraus, das die Fußballmannschaft von Tetouan die Meisterschaft gewonnen hat. Jetzt hält sie nichts mehr. Der Verkehr bricht zusammen und das Hupkonzert dauert noch bis spät in die Nacht.

Position:

N 35° 37' 44.2"  W 5° 16' 36.2"

Kilometerstand:

39.813 km

 

Montag, 26.05.2014 – Martil

Heute ist großes Sammeln, bevor ich mich auf den Weg mache den afrikanischen Kontinent zu verlassen. Nach so langer Zeit fällt es schwer und ich kann es noch gar nicht fassen, dass ich jetzt wieder nach Europa zurückkehre. Ich freue mich darauf zu Hause Freunde wieder zu sehen, aber irgendwie liegt mir der ferne Kontinent mittlerweile auch am Herzen. Mal sehen wie es mir auf der Fähre ergeht, wenn das Land dann langsam am Horizont verschwindet.

Abends gehen Jochen und ich noch mal in die Stadt. Noch immer wird der Sieg vom Vortag gefeiert und alle sind in Siegesjubel gefangen. Im Restaurant kennt man uns bereits und wir bekommen unser Wunschgericht fast von den Augen abgelesen. So klingt der letzte Abend aus.

 

Dienstag, 27.05.2014 – Tanger Med / Fähre

So, jetzt noch die letzten Sachen zusammengepackt und los geht’s. Noch Proviant gekauft und ein letztes Mal günstig tanken. Dann verwerfe ich meinen ursprünglichen Plan und nehme nicht die Autobahn, sondern fahre durch das Hinterland. Wiedermal unterschätze ich die benötigte Zeit für die kurveneiche Strecke und komme zwar mit tollen Eindrücken der Landschaft, jedoch eine Stunde später als geplant, am Hafen an. Hier warten schon die Schlepper, die mir helfen wollen und eine Hektik verbreiten, die ich nicht mag. Egal, in wenigen Minuten habe ich eingecheckt und es geht zur Polizei und zum Zoll. Die für afrikanische Verhältnisse flüchtigen Kontrollen sind schnell absolviert. Dann heißt es in die Schlange der Wartenden einreihen. Jetzt ist noch Zeit für einen Kaffee und dann heißt es warten aufs Boarding. Sobald der erste in der Reihe auf das Schiff fahren darf bricht bei vielen das Bedürfnis aus erster zu sein. Doch der Lademeister weiß die Massen zu handeln und so leitet er die Autos geschmeidig in neue Bahnen, denn es gibt zwei Destinationen. Zum einen Fahrzeuge nach Barcelona oder, wie ich, nach Livorno.

Ich lasse mich eher bitten, muss dann jedoch im Schiff auf ein höheres Deck fahren, was bedeutet, dass die Spiegel rechts und links an der Rampe mal den Körperkontakt suchen, so eng ist es. Antares wird als einziger zwischen den Transportern und kleinen Wohnmobilen vertaut. Mit vier Ketten hinter man ihn an der Weiterfahrt. Ich hoffe nur, dass es nicht zu viel Gischt gibt, die durch das offene Deck wieder eine ungewünschte Patina verursachen.

Das abendliche Entertainment-Programm besteht aus zwei arabischen Musikern, die an Keyboard und Mikrofon hr Bestes geben. Meine Begeisterung der Vier-Mann-Kabine hält sich in Grenzen. Aber ich hatte auch nicht viel mehr erwartet. Kurz überlege ich, ob ich im Auto bleiben soll, denn Frischluft gibt es dort auch und gemütlicher ist es alle Mal. Egal, ich bin froh, dass Jochen mich bis Barcelona begleitet.

Position:

N 35° 52' 54.6" W 5° 30' 51.5"

Kilometerstand:

39.889 km