Afrika-Reise

Mali, 29.04. - 02.05.2014

Übersicht der Route

 

Dienstag, 29.04.2014 – Bamako

Mittlerweile macht sich auch die Regenzeit durch nächtliche Gewitterschauer bemerkbar. Dann heißt es aufstehen und die Fenster schließen. Nach dem Regen natürlich gleich wieder auf machen, denn es ist trotzdem immer noch recht heiß.

Auf dem Weg zur Grenze versuche ich mich an de Lokation zu erinnern. Wie es an dieser Grenze aussah. Ich erinnere mich noch an die malische Seite, wo die neue Grenzstation kurz vor der Fertigstellung war und dass der Zoll in Burkina Faso vor der Grenze im Ort ist, aber wie es dort aussieht…? Ich erinnere mich mehr. Zu viele Grenzen und Checkpoints. Alleine an der Grenze von Burkina Faso nach Mali muss ich heute sechs Mal anhalten. Gendarmerie, Polizei und Zoll. Jeweils einige hundert Meter entfernt und das auf beiden Seiten der Grenze. Schlimmer als Stop-And-Go im Stau auf der A1.

Einige Gesichter kommen mir bekannt vor. Es ist etwa drei Wochen her dass ich sie gesehen hatte. Diesmal hatte der Zoll-Beamte von Burkina Faso für das Ausstellen des CPD Geld verlangen wollen. Obwohl die Arbeit seine hübsche Kollegin machen musste. Dieses Mal habe ich es ausgesessen und es dauerte unwesentlich länger bis ich das abgestempelte CPD wieder in meinen Händen hielt.

Die erste Stadt in Mali ist Sikasso. Ich erinnere mich an eine Verkehrsführung durch eine Einbahnstraße im Zentrum. An der Tankstelle an der ich damals getankt hatte, muss ich rechts vorbei. Doch ich wundere mich, als vor mir fahrende UN Panzertransporter links fahren. Kurz darauf finde ich mich auf der Markt-Gasse wieder. Mein Routenplan hat mich zwar ganz richtig geführt, jedoch nicht gewusst dass sich her der örtliche Markt niedergelassen hat. So steuere ich zwischen Sonnenschirmen und Warenangebot hindurch. Die Panzertransporter hätten hier wohl eine Schneise der Verwüstung geschlagen. Die Locals wissen hat doch besser wo man her fährt. Dennoch, an der nächsten größeren Kreuzung habe ich sie wieder vor mir. Also die Umfahrung war auch nicht viel leichter mit den lagen Sattelschleppern.

Es gibt wenig rechts und links des Weges, was zum Verweilen einlädt. Deshalb und aus einigen anderen Gründen bin ich derzeit täglich recht viel unterwegs und mache Strecke. Mal sehen wo ich noch ein wenig mehr Zeit verbringe. Marokko hätte da noch einiges zu bieten...

Position:

N 12° 19' 51.7"  W 7° 56' 28.1"

Kilometerstand:

34.029 km

 

Mittwoch, 30.04.2014 – Irgendwo im Nirgendwo

Piste oder Nationalstraße? Nach dem Regen in der vergangenen Nacht könnte die über 200 km lange Piste eine Nerven aufreibende Angelegenheit werden. Als Belohnung gäbe es die Senegal Wasserfälle von Gouina zu sehen.

Erst einmal geht es nach Bamako hinein. Die Strecke kenne ich ja schon von der Herfahrt. Dennoch verpasse ich die Ausfahrt zur ersten Brücke über en Niger. Das Ergebnis ist, dass ich an der zweiten Brücke an einer Massenkarambolage vorbei fahren muss, was entsprechend chaotisch ist und viel Zeit kostet. Als nächstes stehe ich im Zentrum im Stau, da ich ja ein Stück zurück fahren muss. Hier ist die Durchfahrt für Lkw normalerweise gesperrt und aus den zwei Fahrspuren wurden dann auch noch drei gemacht. Entsprechend eng ist es, als ich mich mit den anderen voran schiebe. Wieder auf der geplanten Route, entpuppt sich diese auch eher als Nebenstraße mit der Belastung einer Hauptverkehrsader. Aber erfreulicherweise komme ich an einem Cyber Cafe vorbei und kann von dort mal wieder ein Lebenszeichen in die Zivilisation senden. Das erfreut zumindest die Daheimgebliebenen.

Als ich endlich aus der Stadt heraus bin, fällt kurzerhand die Entscheidung über die Nationalstraße zu fahren und ggf. einen Abstecher zu den Wasserfällen von Norden her zu machen. Kurz darauf zweifele ich an meiner Entscheidung, denn die Straße ist extrem schlecht. Doch ich fahre weiter und es wird besser. Da ich hier schon wieder ein ganzes Stück weiter westlich bin, bleibt es länger hell und ich schaffe trotz der Verzögerung in Bamako ungefähr ein Drittel der Strecke von 1150 km durch Mali. An einem kleinen Hügel neben der Straße finde ich einen schönen Platz zum Übernachten. Allerdings hat es um 18:00 Uhr noch immer 42°C und so fällt es schwer zu kochen und später einzuschlafen.

Position:

N 14° 30' 46.9" W 8° 31' 55.3"

Kilometerstand:

34.341 km

 

Donnerstag, 01.05.2014 – Kayes

Irgendwann musste es ja mal passieren…. Aber der Reihe nach.

Die Nacht war wieder extrem heiß und ich habe kaum geschlafen. Dennoch werde ich früh morgens von zwei Männern geweckt, die nebenan Erde für ihren Garten auf die Karren ihrer Esel verladen. Wir halten ein kurzes Schwätzchen und ich lasse ihnen ein paar meiner Vorräte da. Dann geht es auch schon auf die Piste. Bis Kayes ist es wohl eine Tagesetappe. Ich komme zügig voran und erreiche gegen 15:00 Uhr den Polizei Checkpoint vor Kayes. Der Polizist meint ich solle ein Stück zurück fahren um die Einfahrt zur Seitenstraße nicht zu blockieren. Dann steige ich aus und gehe zum Posten vor. Der Polizist schickt mich zur Gendarmerie nebenan und als ich dort hin gehe, bemerke ich bereits wie Antares extreme Schlagseite nach hinten links hat. Ein Plattfuß! Okay, erstmal die Gendarmerie erledigen und dann mit zwei Passiermarken zurück zum Auto.

Kurz zuvor war einem Sattelzug der vor mir fuhr noch ein Reifen geplatzt und ich habe mich noch gefragt warum das den Einheimischen so häufig passiert? Jetzt war ich selbst auf einer relativ gut geteerten Straße zum Opfer geworden. Ich vermute dass die Speed-Bumper eine zu große Belastung darstellen und auf Dauer den Reifen ‚sprengen‘.

Ich stehe ungünstig und fahre langsam rechts in die Seitenstraße. Jetzt heißt es Reifenwechsel bei 44°C im Schatten. Schatten gab es natürlich keinen, dafür aber jede Menge Helfer. Ich suche das Werkzeug zusammen, nehme das Fahrrad ab und baue den Kran auf. Derweil wird Antares aufgebockt und das Rad gelöst. Man kann fast nichts anfassen, weil alles extrem heiß ist. An den Schrauben verbrennt man sich die Finger. Doch das Rad ist schnell gewechselt und das defekte Rad wird wie theoretisch ausgedacht mit Hölzern befestigt. Ich bin froh dass das schon mal klappt.

Und ich höre noch den Jens sagen: „Mit nur einem Reserverad fährst du los? Das ist aber mutig!“

Also Trinkgelder verteilen und Obst für die vielen zig Hände der Kinder, die angeblich auch alle irgendwie geholfen haben. Dann hilft mir der Polizist, der immer mal wieder nach dem Rechten gesehen hat, die Menschenansammlung aufzulösen und ich fahre nach Kayes.

An der Ausfallstraße nach Senegal soll es adäquate Reifenhändler geben. Ich komme an der Service Werkstatt einer Minengesellschaft vorbei und halte an. Hier treffe ich auf Emanuel. Er und ein Kollege sind sehr hilfsbereit. Sie hatten erst vor vier Monaten einen Deutschen mit einem Truck hier, der auch zwei 14er Reifen brauchte. Wir fahren zum ‚Außenlager‘, werden aber nicht fündig. Militär gibt es her zwar, aber auf Grund der relativ sicheren Lage, extrem unterbesetzt und nach einem Telefonat versuchen wir es erst gar nicht dort anzufragen. Bei einem anderen Händler sieht es besser aus. Er holt einen Reifen herbei. Auf diesem steht auch „14.00 - 20“, sieht aber eher wie ein Trailer Reifen aus und ist vom Alter sicherlich schon aus der Schule raus. Der Preis von 180.000 CFA schlägt dem Fass dann den Boden aus. Irgendwie passt die Dimension nicht zu dem was ich brauche. Somit gibt es vorerst keinen Reifen. Aber Emanuel rät mir dringend nicht ohne Reserverad auf die Strecke durch den Senegal zu fahren. Und was wäre der nächste größere Ort mit Aussicht einen passenden Reifen zu bekommen? Dhakla in Marokko vermutlich – oder gar Agadir.

Es wird dunkel. Ich mache mich auf den Weg aus der Stadt heraus um mal wieder einen Übernachtungsplatz mit Abenteuerromantik zu suchen. Und neben einem neu eingerichteten Gelände werde ich weit genug abseits der Straße fündig. Hier darf ich, nach Rücksprache mit den Aufpassern, stehen bleiben. Jetzt ist auch bei mir so langsam die Luft raus.

Position:

N 14° 28' 18.9" W 11° 33' 10.2"

Kilometerstand:

34.706 km