Afrika-Reise

Ghana, 12.04. - 28.04.2014

Übersicht der Route

 

Samstag, 12.04.2014 – Baboya (westlich von Tamale)

Früh fahre ich los zur Grenze. Es ist ruhig auf der Straße und auch an der Grenze ist Wochenende eingekehrt. Nur die Schlepper sind hellwach und zahlreich vertreten. Die Grenzformalitäten auf beiden Seiten gehen zügig und ohne Komplikationen. Erstmals ist man erstaunt, dass ich den ganzen Weg aus Deutschland bis hier her gefahren bin. Bislang hatte das noch keinen erstaunt.

Hinter der Grenze fallen mir als erstes die vielen Tankstellen auf. Ich wundere mich über die sehr unterschiedlichen Preise, die sie angeschlagen haben. Da würde ich meinen fährt doch jeder zu der Tankstelle mit dem günstigsten Preis und die anderen gehen leer aus. Bevor ich tanken kann muss ich mir erstmal Geld besorgen, denn in Ghana wird mit Cedi bezahlt und nicht mit CFA. Im ersten Ort finde ich auch gleich einen Geldautomaten. Leider ist der außer Betrieb und wird auch nicht so bald wieder funktionstüchtig sein, sagte man mir in der völlig überfüllten Bank, die an ihrer Kapazitätsgrenze arbeitet.

Also fahre ich weiter. Doch dann komme ich an eine Mautstation. Nun habe ich ein Problem. Als ich dem Herrn anbiete mit Kreditkarte zu bezahlen, schaut er und sein Kollege recht erstaunt auf das Stück Plastik. Er weiß nicht so recht etwas damit anzufangen. Hatte ich auch nicht erwartet, aber ich will ja bezahlen. Ich biete an in CFA zu zahlen, doch hier will man sich nicht einlassen da man keinen Wechselkurs kennt. Hinzu kommt, dass hier ein sehr schlechtes Englisch gesprochen wird, was selbst ich kaum versehe. Letztendlich darf ich ohne zu bezahlen weiter fahren.

An einem Checkpoint des Zolls muss ich mein CPD vorzeigen und lerne Justin kennen. Er sagt mir dass es im nächsten größeren Ort mehrere ATMs gibt, wo ich Geld bekommen sollte. Also fahre ich dort hin und gehe zur erstbesten Bank. Meine Karte wird akzeptiert. Brumm-brumm, ratter-ratter, sum-sum, „Bitte entnehmen Sie ihre Karte“. Nur leider kommt die Karte nicht heraus. Dafür aber zwei Belege mit der Bestätigung der Auszahlung und einer Fehlermeldung dass die Karte nicht zurückgegeben werden konnte. Jetzt öffnet sich das Fach mit dem Geld. Puh, wenigstens das. Aber nun stellt sich die Frage ob ich bis Montag hier warten will um die Rückgabe meiner Karte zu organisieren. Und was kann in der Zwischenzeit mit der Karte alles passieren. Vielleicht ist der Automat manipuliert. Wenn ich die Karte jetzt sperren lasse, stehe ich ab sofort ohne da und das ist auch nicht komfortabel. Nach einiger Überlegung greife ich zum Telefon, bei welchem zum Glück das Roaming in Ghana wieder funktioniert, und lasse die Karte sperren.

Als ich am Straßenrand stehe, kommen zwei Männer auf mich zu, die gerade einen Bus reparieren. Sie bräuchten „Butter“, ob ich ihnen aushelfen könne. Nun, die meinen bestimmt keine deutsche Butter. Ich zweifele fast an meinem Englisch. Sie sollen mir mal zeigen was sie brauchen und dann wird mir klar, dass sie eine „Battery“ brauchen um den Motor nach Austausch des halben Motorblocks wieder zu starten. Die Ventile und Nockenwelle liegen noch im Gepäckfach. Inzwischen hatte jemand eine Batterie aus einem Pkw ausgebaut und mit einem 30cm langen abgeschnittenen Kabel händisch an die Bus Batterie gehalten. Brum-Brum und der Bus springt sofort an. Wow kann ich da nur sagen. Allerdings würde er eine europäische Abgasuntersuchung nicht überstehen.

Tamale ist die erste größere Stadt die ich durchfahre. Dank meines Routing-Programms auch gleich durch das Zentrum an allen Marktständen vorbei. Gut dass Afrikaner gelassen und belastbar sind. J Auf einer geteerten ‚Primary Road‘ geht es westwärts. Die vielen Bumper auf der Straße sind echt brutal. Ich muss häufig anhalten und langsam drüber kraxeln. Jetzt steuere ich eine Tankstelle an. Eine hat einen besonders günstigen Preis angeschlagen, da fahre ich rein. Als ich auf die Zapfsäule blicke, steht dort nicht 1,79GHc, sondern 2,79GHc. Auf meine Nachfrage hin bekomme ich erklärt, dass der Preis an der Tafel vom letzten Jahr sein und es seitdem eine Preisanpassung gegeben habe. Was würdet ihr machen? Genau, weiter fahren. Ich steuere noch zwei drei weitere Tankstellen an und stelle überall das gleiche Problem fest. Der Preis ist überall derselbe, nur die Aushängetafeln sind alle unstimmig. Also das Tanken verschiebe ich auf später und fahre weiter.

Die Straße führt jetzt genau nach Westen, der inzwischen tief stehenden Sonne entgegen. Aus der Straße, die weiterhin als ‚Primary Road‘ bezeichnet wird, ist inzwischen eine Piste geworden, die ausschließlich Fahrrad- und Moped-Spuren aufweist. Lediglich das Wellblech lässt darauf schließen, dass hier auch motorisierter Verkehr stattfindet. Entsprechend verwundert sind die Blicke der Einheimischen, durch deren Orte ich fahre. Es wird Zeit einen Stellplatz zu suchen und nach einer weiteren Stunde gibt es endlich eine Möglichkeit außerhalb eines Ortes in die Büsche zu fahren, die hier noch stehen, denn in Ghana wurde und wird viel Holz illegal geschlagen und somit gibt es hier kaum noch Wald. Auch als ich später draußen sitze höre ich in nicht allzu weiter Entfernung die Kettensägen bei der Arbeit. Echt traurig.

Position:

N 9° 32' 5.4" W 1° 21' 36.0"

Kilometerstand:

30.578 km

 

Sonntag, 13.04.2014 – Kintampo

Als erstes mache ich heute Morgen meine Reiseplanung für Ghana. Außer ein paar Attraktionen habe ich nämlich noch keinen Plan. Auf der Straße sehe ich derweil einen Bus und einen Lkw in die gleiche Richtung fahren wie ich unterwegs bin. Das beruhigt schon mal, dass hier neben Fahrrädern auch Autos fahren. Allerdings kommen beide Fahrzeuge kurz darauf zurück. Hmmm.

Kurz vor Mittag habe ich eine Route erarbeitet, die möglichst vieles abdeckt und möglichst wenig Strecke hat. Jetzt mache ich mich auf den Weg Richtung Mole Nationalpark. Im nächsten Ort will ich eine etwas andere Route nehmen als gestern geplant. Jedoch erreiche ich bereits nach weniger als 5 Minuten die Weiße Volta. Hier ist seit längerem die Brücke über den Fluss zerstört und Waren sowie Personen werden mit Kanus im Pendelverkehr zur jeweils gegenüberliegenden Seite gebracht. Vier Räder – vier Kanus, die Idee verwerfe ich wieder. Bei hunderten Zuschauern, die sich und ihre Wäsche im Fluss waschen, möchte ich das Experiment einen ca. 100m breiten Fluss zu durchqueren auch nicht wagen. Wer weiß wie tief er ist und wie viele Mopeds bereits auf Grund liegen. Also kehre ich nach kurzer Zeit um und fahre zurück bis fast nach Tamale.

Kurz vor Tamale nehme ich eine ‚Abkürzung‘ um nicht durch die Stadt fahren zu müssen. Es geht dafür durch drei kleine Dörfer, durch die wohl sehr lange kein Lkw mehr gekommen ist. Die Piste ist eher für Spurbreite Dreirad gemacht. Alle schauen mich an und wenn ich den ersten Schritt mache und winke, dann reißen alle gleichzeitig mindestens einen Arm hoch und setzen ihr bestens Lächeln auf. Sie scheinen sich zu freuen, dass jemand zu Besuch vorbei kommt, auch wenn er im wahrsten Sinne nur vorbei fährt.

Dann geht es wieder über die Hauptstraße nach Süden. Zum Mole Nationalpark fahre ich von hier aus nicht mehr, denn evtl. führt mich der Rückweg ganz in der Nähe vorbei, so dass ich mir den Abstecher jetzt sparen kann. Also geht es zu den Wasserfällen von Kintampo, welche direkt neben der Hauptstraße gelegen sind. Die Tordurchfahrt ist hoch genug und auf dem großen Parkplatz ist auch nicht mehr viel los. Dennoch kommt man gleich auf mich zu, ob ich denn noch rein wolle, denn sie schließen in 45 Minuten. Okay, als ich den Eintritt bezahle frage ich gleich ob ich auf dem Parkplatz über Nacht stehen bleiben dürfe. Der ältere Herr meint wenn ich denn 50 GHc bezahle, dann ja. Ich lache ihn aus und schaue mir erstmal die Wasserfälle an, die in drei Etagen herabfallen. Nun, meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Ich hoffe die Wli Wasserfälle haben mehr zu bieten.

Zurück am Eingang noch ein Versuch zum Thema Parken. Ich biete nochmal den Eintrittspreis fürs Parken über Nacht. Der alte Herr meint ich sei doch reich, ich solle das Doppelte bezahlen. Mit der Argumentation und dem Preis bin ich nicht einverstanden und gehe. Ich sitze bereits am Steuer und die sechs Zylinder schnaufen bereits, als Moses zu mir kommt und sagt ich könne gerne bleiben, der alte Mann sei jetzt weg und er denkt mein Angebot sei doch fair gewesen. Okay, es gibt also auch kluge Geschäftsleute in Ghana. Der Platz ist nicht überragend aber eine simple Lösung für eine Nacht.

Position:

N 8° 5' 17.1" W 1° 41' 58.4"

Kilometerstand:

30.817 km

 

Montag, 14.04.2014 – Boabeng Fema Monkey Sanctuary

In der Nacht hat es sehr abgekühlt. Allerdings war es auch extrem feucht dabei, so dass alles klamm ist. Die Fenster sind nass vom Tau. Hinzu kommt ein lautstark telefonierender Angestellter des Parks. Also bin ich früh auf den Beinen und fahre los. Im Ort fahre ich zur Tankstelle um ein wenig Diesel nachzutanken. Ich erfahre, dass die Treibstoffpreise staatlich vorgegeben werden und sich der Preisvergleich somit erübrigt. Also immer nur nach einer vertrauenswürdigen Tankstelle suchen.

Etwas weiter südlich verlasse ich die Nationalstraße und biege auf eine Piste in den Wald ab. Hier sind wieder nur Fuß- und Fahrrad-Spuren zu sehen. Aber dies ist eine Art Dschungelpiste wie ich sie mir immer vorgestellt habe. Rote, weiche, lehmige Erde hindurch durch einen üppig grünen Wald. Überall steht noch Wasser, denn am Tag zuvor hat es hier geregnet. Die Temperatur ist auch deshalb noch erträglich. Ich komme durch ein paar abgelegene Dörfer. Zwischendurch ist die Piste entlang einer Ortsdurchfahrt sogar mal geteert.

Mein Ziel, das Monkey Sanctuary in Boabeng, ist in einem Naturschutzgebiet. Die genaue Position habe ich jedoch nicht. Doch dann stoße ich auf Schilder, die mir den Weg weisen. Es gibt eine gepflegte Anlage mit sieben Gästezimmern sowie dem Information Center. Hier parke ich und gehe mit einem Guide auf Affen Tour. Zwei Arten von Affen, die Monas und die Colubus, leben hier in ihren Rudeln von bis zu 40 Tieren zusammen. Die Colubus mit ihrem meist weißen Schwanz sind eher zurückhaltend, während die Monas kaum Scheu vor Menschen haben und sogar ins Dorf kommen um dort Nahrung zu stibitzen.

Anschließend ist Relaxen im Schatten der Mango-Bäume angesagt. Am Nachmittag sollen die Affen in den Ort kommen um dort aus den Häusern Essen zu stehlen. Ich lerne Patrick kennen, der als Volontär in der Schule arbeitet und auch als Guide. Er begleitet mich in den Ort. Durch ihn lerne ich einige Leute kennen und werde eingeladen den lokal selbstgebrauten Schnaps zu probieren. Oha, der hat es echt in sich. Während ich einen kleinen Schluck probiere, kippt ein hartgesottener Einheimischer sich in einem Zug ein ganzes Glas weg. Kein Wunder, das Gesöff kostet 0,2L etwa ½€. Dann zeigt Patrick mir noch seinen Ort und weiht mich in einige lokale Gepflogenheiten ein. Sehr spannend hier mal etwas in das gesellschaftliche Leben eintauchen zu dürfen.

Position:

N 7° 42' 27.7"  W 1° 42' 8.8"

Kilometerstand:

30.874 km

 

Dienstag, 15.04.2014 – Beim Lake Bosumtwi

Nebenan holen die Einwohner schon fleißig Wasser am Brunnen als ich aufstehe. Dennoch ist es erst kurz nach sechs Uhr. Eigentlich eine tolle Sache, so nach der Sonne bzw. dem Tageslicht zu leben. Ich habe gerade meine Katzenwäsche hinter mich gebracht, da rücken auch schon die ersten beiden Busse mit Besuchern für die Affen an. Es wird also Zeit dass ich mich auf den Weg mache.

In Techiman gib es alles was ich brauche. Banken, einen ‚Supermarkt‘, Internet Cafe (ohne Verbindung) und Getränke-Shops. Obst kaufe ich unterwegs am Wegesrand vom Erzeuger. So brauche ich in Kumasi, der zweitgrößten Stadt Ghanas, nicht mehr herumirren. Dennoch, ich suche eine Tankstelle, an der ich auch Wasser auffüllen kann. Wasser ist hier schwerer in den Tank zu bekommen als Diesel. Wobei das Mädel an der Tankstelle mir auch nur 10L in den Tank gefüllt hatte und dann abrechnen wollte. Da habe ich sie doch gebeten mal voll zu tanken. Das kannte sie wohl nicht, dass jemand so viel auf einmal tankt. Aber 10L bei einem Lkw??? J Naja, für die Rechnung gab es das Wasser dann kostenlos. Guter Deal.

Ich komme an eine Polizeikontrolle. Die Polizistin schaut verwirrt auf mein Nummernschild, als ich langsam vorfahre. Wohin ich denn wolle, fragt sie mich. Ich sage: "Zum Kratersee". Sie schaut mich an als wäre der Kratersee auf einem anderen Planeten. Ich ergänze: "Ich bin Tourist". Sie schaut mich ohne etwas zu erwidern an, nickt und winkt zur Weiterfahrt. Konklusio: Erzähle was was keiner versteht, dann gibt es auch keine Nachfragen. So wie bei der Tanke, als die Drei gerätselt haben was das denn wohl für ein Fahrzeug sei. Ein "Krankenwagen" kam der Sache wohl am nächsten. Aber für ein Camping Car sei das doch viel zu groß...

Die Straße wird automatisch schmaler und schlechter. Erst als es eine echte Piste wird lässt sie sich wieder gut befahren. Allerdings teilweise mit Untersetzung. Endlich mal Gelände fahren. Vor mir fährt ein MB 808 Lkw, der mit Maniok beladen ist. Bergab ist er schnell und wenn es bergauf geht, warte ich immer bis er es beim zweiten Anlauf geschafft hat. Doch dann wird es steil. Zum Glück ist es hier zweispurig und ich kann vorbei fahren. Dann halte ich an und biete mein Abschleppgurt an. Jetzt schleppe ich Grundnahrungsmittel den Berg hinauf. Die Drei vom Lkw und eine Dorfbewohnerin, die wohl dazu gehörte sind sehr dankbar und erleichtert. Als ich durch den Ort fahre, schauen mich alle verwundert an. Insbesondere als ich den Ort am anderen Ende verlasse. Hier gibt es auch keine frischen Reifenspuren mehr. Kurz darauf sehe ich auch warum. Es wird schön steil auf der ausgewaschenen Piste. Fahrspaß kommt auf.

Zum Kratersee geht es links ab. Hier ist nicht nur länger niemand mehr gefahren, sondern die Auswaschungen sind tiefer und der Weg viel schmaler. In der Senke angekommen wird es zusätzlich matschig, so dass ich erstmal aussteige und den weiteren Weg zu Fuß erkunde. Hier könnte ich schon weiter fahren und es kommen auch wieder Häuser/Hütten, aber ob das so ein guter Einstand bei den Einheimischen ist? Ich beschließe mich hier in die Büsche zu schlagen und morgen evtl. zu Fuß zum See zu laufen. Anschließend will ich wohl einen direkten Weg zurück zur Hauptstraße zu nehmen.

Später kommen noch zwei Frauen vorbei, die mir (in ihrer lokalen Sprache und gebrochenem Englisch) erklären, dass die Piste bis zum See nicht wirklich besser wird und mit Antares schwierig werden könnte. Morgen sehen wir weiter.

Position:

N 6° 29' 24.6"  W 1° 28' 25.6"

Kilometerstand:

31.078 km

 

Mittwoch, 16.04.2014 – Tanke vor Agona Junction

Ein Moskitonetz funktioniert wie ein Fischernetz, nur umgekehrt. Normalerweise Doch heute Nacht hatte ich ein Moskito gefangen, der sich dann ach gleich mehrmals bemerkbar gemacht hat. Lau Statistik trägt jede 50ste Mücke Malaria in sich. Da bin ich bald bei 50:50.

Früh morgens mache ich mich auf den Weg zum Kratersee. Der Bauer, auf dessen Plantage ich übernachtet hatte, ist auch schon da, wundert sich, hat aber keine Einwände gegen meinen Besuch. Als ich gerade losgegangen bin, treffe ich Eik, einen Lehrer aus der Schule an der ich gestern vorbeigekommen war. Nach ein wenig Smalltalk gehe ich weiter. Der Weg wird zu einem Pfad. Ein Fahrzeug ist hier schon länger nicht mehr durchgekommen. Am Kratersee angekommen, stelle ich fest, dass ich außerdem die Höhenlinien bei meiner Routenwahl nicht berücksichtigt hatte. Hier geht es vom Kraterrand extrem steil zum See hinunter. Ich beginne den Abstieg, überlege es mir dann aber schnell anders, denn diesen Weg bei bereits weit über 30°C wieder rauf zu klettern, da habe ich keine große Lust zu. Also genieße ich den Ausblick und mache mich auf den Rückweg.

Ein Junge, den ich bereits auf dem Hinweg kennengelernt hatte kommt aus dem Dickicht und schenkt mir frisches Obst. Da ich nichts anderes habe, gebe ich ihm einen Cedi, was ihm anscheinend sehr gut gefällt. Als ich in das Dort komme, welches gleich neben meinem Übernachtungsplatz gelegen ist, versammelt sich gleich das ganze Dorf um mich. Also zumindest die Frauen und Kinder von den über 20 Bewohnern. Sie wollen alles wissen, sprechen aber nur zum Teil Englisch. Konstanze muss zum Teil ins Twi übersetzen. Ich soll von nun an mindestens einmal im Monat vorbei schauen…

Ich bin gerade mit Antares aus dem Tal den Hügel hinaufgekrochen, da läuft mir Stewart über den Weg. Er ist der Rektor der Schule an der auch Eik arbeitet. Er bittet mich doch seine Schule zu besuchen und ein Foto mit den Schülern zu machen. Eine nette Begegnung, die wir hoffentlich fortsetzen werden.

Dann fahre ich weiter. Im nächsten Ort ist jeder so eng an das öffentliche Net angebunden, dass ich aussteigen und die Kabel über die Dachluke heben muss um sie nicht stromlos zu machen. Von hier an nehme ich Ibrahim mit, der in das nächste Dorf will um einen Freund zu besuchen. Wenn ich denn einen Job für ihn hätte, solle ich ihn doch einfach anrufen. Arbeitsvermittlung auf afrikanisch J.

Jetzt geht es über Teerstraße gen Süden. Ziel ist es die Küste zu erreichen. Doch schon bald wird meine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Europa trifft Afrika. Die Straße wird zu einem Höllenritt. Ein Schlagloch reiht sich an das nächste. Und das auf einer ehemals geteerten Straße. Nach dem Goldgräber-Ort Obuasi wandelt sich das Ganze dann zur längsten Baustelle die ich je durchfahren habe. Erst mi Einbruch der Dunkelheit komme ich wieder auf eine vernünftige Straße. Mine Gedud ist aufs Äußerste strapaziert. Bei den Polizeikontrollen habe doch allen Ernstes gefragt: „How are you today?“. Ich musste mich echt zusammenreißen. Also der Zustand der Strecke war wirklich katastrophal. An der Mautstelle bin ich einfach durchgefahren ohne zu bezahlen. Eine Maut fand ich eine Frechheit für diese Straße und war ich nicht bereit zu bezahlen.

Als ich unterwegs kurz Rast mache um etwas zu trinken, scharen sich gleich ein paar Schüler von der gegenüber gelegenen Schule um mich. Grace war diejenige, die aktiv das Gespräch suchte. Sie ist an Englisch interessiert und meinte: „Christian, that is a very nice name“, als ich ihr verriet wie ich heiße. Ich dachte ich bin im falschen Film. Aber dann war es noch ganz lustig. Ihrer Freundin gefiel meine Nase denn die ist schon etwas anders als bei den Einheimischen, die eine etwas breitere Nase, ähnlich wie die Asiaten haben. Dann fahre ich weiter.

In Tarkwa, wieder auf einer ‚guten‘ Straße, denke ich jetzt geht es voran um endlich nach einem Nachtplatz Ausschau zu halten, doch dann stehe ich lange im Stau und die Dämmerung bricht herein. Ich muss weiter fahren. Es wird dunkel und ich heize mit dem Verkehr durch den Dschungel und keinen Ortschaften. Mir ist gar nicht wohl dabei. Aber es dauert noch eine Ewigkeit bis ich eine Tankstelle am Wegesrand finde, bei der ich parken kann. Ich habe über neun Stunden am Steuer gesessen, für 250 km.

Position:

N 4° 59' 56.7"  W 2° 1' 26.5"

Kilometerstand:

31.330 km

 

Donnerstag, 17.04.2014 – Busua / Dixcove

An der Tanke war die ganze Nacht über viel Lärm. Laute Musik und um mich herum wurde der Hof gefegt und mit einer Blechschaufel von Dreck befreit. Ich verstehe ja, dass man sowas lieber nachts als am Tage macht, hat mich aber nicht schlafen lassen. Also fahre ich ganz früh morgens los nach Busua. Hier ist kein Platz für freies Stehen und die Einfahrt zum Camping Alaska ist nicht für Antares gemacht, so frage ich beim Busua Beach Resort an, ob ich dort eine Nacht parken darf. Nach 2 Stunden, einem Gespräch mit dem Security Manager sowie eine Erklärung dass man für mein Auto keine Sicherheit übernimmt, darf ich bleiben.

Ich gehe nach Dixcove, welches ca. 20 Minuten zu Fuß entfernt liegt. Hier gibt es ein Fort, von dem aus früher Sklaven verschifft wurden. Dies ist wohl der südlichste Punkt meiner Reise. Nach der Besichtigung des Forts gehe ich noch durch den Fischerort, der wohl selbst kaum Touristen beherbergt. Er ist auch nicht sonderlich einladend.

Zurück am Hotel geht es erstmal zum Strand und ins Meer. Es ist ziemlich vermüllt und schmutzig, so bin ich zum Relaxen dankbar auch noch einen Pool zu haben.

Position:

N 4° 48' 31.6"  W 1° 56' 11.9"

Kilometerstand:

30.355 km

 

Freitag, 18.04.2014 – Fort Elmina / Agona Swedru

Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg. Am Ortsausgang treffe ich zwei weiße Autostopper aus Schweden und UK, die ich ein Stück mitnehme, denn sie wurden von ihrer Mitfahrgelegenheit versetzt. Nächstes Ziel ist Elmina, wo es ein sehr bekanntes Sklaven Fort gibt. Die Zufahrt führt natürlich einmal längs durch den Ort bis zum Meer. Dort ist zum Glück ein Parkplatz für Besucher auf dem ich wenden kann, denn die Brücke war für 5t ausgelegt und ist inzwischen gänzlich gesperrt. Aber man baut an einer neuen Brücke. Um das Fort zu besichtigen, wird ein Eintrittsgeld und ein Foto-Geld in nochmal selbiger astronomischer Summe aufgerufen, dass ich mich mit der Besichtigung von außen begnüge. Schließlich hatte ich gestern eine Privatführung zu einem akzeptablen Preis. Lieber unterhalte ich mich noch mit den Bootsbauern, die neben meinem Parkplatz ein großes Boot restaurieren. Sie haben zu Mittag gleich mal ihr Lager unter Antares im Schatten aufgeschlagen.

Auf selbiger Route geht es wieder zur Hauptstraße und Richtung Accra. Ich komme zügig voran – zu zügig, wie die Polizei meint. Es folgt eine sehr schmerzhafte Erfahrung mit den Ordnungshütern dieses Landes….. Von nun an bin ich als Verkehrshindernis unterwegs, dies wird heute noch zweimal auf der Strecke kontrolliert.

Wieder auf der Straße, sehe ich links am Straßenrand einen Weißen winken, der auf mich deutet und signalisiert ich solle doch mal anhalten. Hmmm, okay. Auf diesem Wege lerne ich Jörn kennen, mit dem ich mich die nächsten fast drei Stunden beim Essen über meine Reise und ein paar gute Denkanstöße unterhalte.

Dann wird es mal wieder Zeit aufzubrechen. Doch wiedermal erwischt mich die Dunkelheit. Obwohl ich über eine Stunde nach einem Platz  Ausschau gehalten habe, bin ich letztendlich wieder bei einer Tankstelle gelandet. Diesmal zwar im Grünen, aber nicht das was ich mir für die nächsten Tage so vorstelle.

Position:

N 5° 33' 28.0"  W 0° 39' 30.5"

Kilometerstand:

31.639 km

 

Samstag, 19.04.2014 – Akosombo

Wegen eine Brückensperrung muss ich durch den Ort fahren. Das ist als wenn man samstags durch die Fußgängerzone fährt. Aber wenn es darauf ankommt, nimmt jeder Rücksicht. Natürlich geht auch das nicht ganz ohne das permanente Hupen ab. In Ghana könnte man die Hupe auch an die Zündung anschließen, das wäre Automatisierung auf afrikanisch.

In Winneba komme ich wieder auf die Küstenstraße, die ich gestern in der Hoffnung einen Übernachtungsplatz im Grünen zu finden verlassen hatte. Dann geht es nach Accra, der Hauptstadt Ghanas. Eigentlich will ich mich links halten um auf der Umgehungsstraße an das nord-östliche Ende von Accra zu gelangen, habe jedoch nicht damit gerechnet, dass es hier sowas wie Brücken gibt und ich hätte rechts abbiegen müssen um in einer 270° Kehre auf die Umgehung zu gelangen. Also geht es direkt in die Stadt. Dann nehme ich die Gelegenheit wahr und such die Botschaft Malis auf und vergewissere mich über deren Standort und Öffnungszeiten.

In der Stadt ist heute nicht so viel los. Auf dem ‚Black Place‘ findet ein Gottesdienst statt. Wenn man nicht aufpasst kann man den auch mit einer Wahlkampfveranstaltung verwechseln.

Nach einer Überlegung fahre ich an der Küste entlang nach Tema, der Hafen-Stadt Ghanas. Die Idee wäre gewesen von hier eine RoRo-Verschiffung zu organisieren. Aber über die Ostertage vermutlich aussichtslos und die Gegend nicht brauchbar um Antares alleine zu lassen um auf Erkundungstour zu gehen. Also fahre ich weiter.

Wiederholt werde ich von der Polizei angehalten und blöd angeredet. Anschließend fragen sie dann nach Geschenken, denn es sei ja schließlich Ostern. Meine Stimmung verspannt sich dadurch ein wenig.

Mir winken häufig Leute zu und so nehme ich erst keine Kenntnis von dem entgegenkommenden Fahrzeug, aus dem mir an beiden Seiten jemand zuwinkt. Doch nachdem sie umgedreht hatten und mich überholten erkenne ich Jörn (von gestern) im Auto. So haben wir noch ein kurzes Schwätzchen am Straßenrand und verabschieden uns wieder.

Die Brücke über die Volta ist wegen Bauarbeiten gesperrt, also folge ich der Straße weiter Richtung Damm. Hier gibt es einige Hotels aber kaum Zufahrten zum Wasser. Dann biege ich in eine Piste ein und komme zur Forschungsstation für Wasser und Fischzucht. Hier dürfte ich über Nacht stehen. Aber es ist noch früh und so fahre ich zum Damm. Hier brauche ich für die Besichtigung eine Eintrittskarte, die ich im Ort kaufen soll, aber sie schließen für heute in wenigen Minuten. Also fahre ich weiter. An der Anlegestelle für Fähren, die auf der Volta verkehren, ist nicht mehr viel los. Der Fährverkehr wird in Kürze eingestellt, da die Nachfrage wohl nicht mehr da ist. Da man hier schon für’s Fotografieren Geld von mir möchte, fahre ich weiter und komme ans Ende der Straße. Hier befindet sich die Gesellschaft die sich um den See bzw. dessen Infrastruktur kümmert. Auf deren Gelände darf ich mir am Wasser einen Platz suchen und bleiben. Der Security Mann heißt „Vergessen“. Als r mir sagt dass der hiesige Manager Hans heißt und aus Deutschland kommt, bekomme ich auch eine Idee wo der Name her kommt. Als ich Mr. Vergessen erkläre was sein Name auf Deutsch bedeutet, muss er lachen. Das hat ihm wohl noch niemand erzählt. J

Heute habe ich übrigens den Nullmeridian überquert und befinde mich jetzt wieder auf östlicher Länge und die Sonne steht tagsüber inzwischen im Norden.

Position:

N 6° 18' 55.7"  E 0° 3' 5.7"

Kilometerstand:

31.840 km

 

Sonntag, 20.04.2014 – Wli Afegame

Mr. Vergessen ist sehr um mein Wohlergehen besorgt und kommt am Morgen gleich zweimal vorbei um zu sehen wie es mir geht. Ein sehr netter und aufrichtiger Zeitgenosse. Ich verabschiede mich angemessen von ihm und seinem Kollegen und fahre am Damm vorbei zurück nach Senchi. Die Besichtigung des Damms lasse ich ausfallen, zumal die eh erst in einer Stunde öffnen.

Da die Brücke gesperrt ist, nehme ich den Ersatzverkehr mit der Fähre. Hier wird wie an allen Mautstationen reger Einzelhandel im ganz großen Stil betrieben. Es gibt fast nichts was man hier nicht kaufen kann. Sogar ein Foto-Team ist hier, die Fotos machen und an Touristen verkaufen. Es sind zwei fast neue Fähren, die zeitgleicht in entgegengesetzter Richtung den Fluss überqueren. Eine ganz lustige Angelegenheit, aber es dauert halt eine ganze Weile bis ich drüben ankomme. Dort fahre ich über eine gute Straße, die auf meiner Karte noch als Piste eingezeichnet ist, bis zur Hauptstarße die von der Brücke kommt. Ab hier sind auch die Schlaglöcher wieder da. Und natürlich die Polizei. Aber heute ausnahmsweise freundlich und lustig. Jus, der Polizist, fragt wann ich zurück komme, dann will er mir erklären wie ich einen besseren Weg nach Accra finde – ohne so viele Schlaglöcher.

Irgendwann wird es mir auf der Hauptstraße zu bunt und ich nehme eine neu geteerte Nebenstraße. Super. Anschließend eine tolle Piste und dann eine kleine Piste durch Bambuswald. Hier wird es schon auch mal enger, aber das Fahren macht wieder etwas Spaß.

Als ich in Wli Afegame ankomme, will ich zum Camping von Bernhard und Sabine. Leider sind die letzten 250m nur etwas für kleine Fahrzeuge. Also parke ich am Eingang zu den Wli Fasserfällen und gehe die beiden besuchen. Wir trinken etwas zusammen und ich bekomme noch einige gute Tipps mit auf den Weg, dann suche ich mir einen Stellplatz. Beim Wli Water Heights werde ich fündig. Etwas schräg kann ich hier im Garten campieren.

Ich schnappe mir meinen Rucksack und gehe zu den Wasserfällen. Es ist schon spät, aber ich möchte heute schon noch zu dem unteren Wasserfall gehen. Mit dem Personal handele ich aus, dass ich morgen widerkommen darf. Dann gehe ich los. In einer Stunde schließt der Park. Kurz bevor ich eine Schutzhütte erreiche beginnt es zu regnen. Tropischer Regen. Unter der Schutzhüte feiert eine Familie mit Freunden eine Party. Sie sind aus dem Nachbarort nahe der Grenze zu Togo. Der starke Regen sorgt dafür dass wir trotz Hütte nass werden. Aber selbst gemachte Musik und Tanz sorgen für ausgelassene Stimmung. Zu einem Bier bietet man mir einen Snack an. Ich frage was das denn sei. Hühnchen! Okay, denke ich mir. Durch das Gewitter ist es inzwischen ziemlich dunkel und sehen kann man eh kaum noch etwas, aber von der Konsistenz würde ich eher sagen es ist das Ohr vom Hühnchen als sonst irgendwas.

Plötzlich kracht zirka 10m neben der Hütte ein Urwaldriese zu Boden. Nur eine wenig andere Fallrichtung und er hätte uns alle unter der Hütte begraben. Jetzt ist lediglich der Rückweg versperrt. Glück gehabt.

Als der Regen und Wind nachlassen gehen die meisten zurück. Ich will endlich die letzten 50m bis zum Wasserfall gehen. Dort treffe ich auf ein paar Leute aus Ho, die ihre Freude am Fotoshooting haben. Da mache ich gleich mal mit. Dann geht es durch den ziemlich verändert aussehenden Wald zurück zum Eingang, wo ich mich zurückmelde und an mein Widerkommen morgen erinnere. Im Ort ist heute Party angesagt. Sie findet dort statt, wo am Kreisverkehr die Musik ist. – Laute Musik ist hier heute überall. Es wird die ausgefallenste Osterparty, die ich bisher erlebt habe.

Position:

N 7° 7' 18.2" E 0° 35' 13.1"

Kilometerstand:

31.994 km

 

Montag, 21.04.2014 – Wli Afegame

Dass das mit dem frühen Aufstehen und der zeitigen Tour bei niedrigen Temperaturen nichts wurde, daran ist wohl das Bier Schuld, oder der der es getrunken hat. Dennoch, bevor es wirklich voll wird im Ort, mache ich mich auf den Weg zu den oberen Wasserfällen. Leider muss ich nochmal Eintritt bezahlen, bekomme aber den günstigeren Tarif. Dann muss ich noch eine Erklärung verfassen und unterschreiben, dass ich die Tour ohne Guide auf eigenes Risiko unternehme. Naja, das Papier ändert daran wohl auch nicht viel.

Bis zu der Abzweigung wo der schmale Pfad zu dem oberen Wasserfall ab geht, werde ich zweimal nach meinem Ticket gefragt. Und immer weist man mich darauf hin dass ich dort doch nicht ohne Guide hin gehen dürfe… Auf dem Pfad treffe ich auch gleich drei Einheimische, die ebenfalls aufsteigen. Erst marschieren wir im selben Tempo, doch dann merke ich schnell wie mir die Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu schaffen machen. Man könnte auch sagen ich habe keine Kondition mehr. So ziehen die drei davon und ich denke mir es gibt doch eh nur einen Weg hier im Busch. Doch als die Intervalle zwischen den Verschnaufpausen kürzer werden, führt der Pfad plötzlich wieder bergab und ein weiterer extrem steil rechts durch das Buschwerk. Ich zögere und gehe dann den steilen Pfad an, denn ich sage mir der obere Wasserfall muss schließlich weiter oben liegen und nicht unten, denn sonst hätte ich den Wasserfall doch schon sehen können.

Als die Kletteraktion auf dem weichen und durch Regen aufgelockerten Untergrund zu gefährlich wird, sage ich mir dass hier niemals ein Guide mit Touristen rauf gehen würde und kehre um. Jetzt gehe ich den Pfad talwärts. Nach weiteren 15 Minuten erreiche ich den Wasserfall, der von hunderten Menschen belagert ist. Ich denke erst wieder am unteren Wasserfall rausgekommen zu sein, doch dann stelle ich fest, dass es hier anders aussieht. Auf Nachfrage bestätigt man mir auf Französisch, dass dies der obere Wasserfall sei. Die Einheimischen hier kommen alle aus Togo über die Grenze. In Togo spricht man Französisch. Lediglich die drei Burschen von vorher und eine Gruppe mit drei deutschen Touristen inkl. Guide kommen von Ghana aus hier rauf. Wir sind alle ganz schön platt. Für den Abstieg schließe ich mich der Gruppe an, denn ein Fehltritt und man wird als Fossil wieder aufgefunden.

Inzwischen ist am unteren Wasserfall die Gegenveranstaltung in vollem Gange. Eine riesige Party mit standesgemäßer Beschallung, Getränke und Fressbuden wurden aufgebaut. Bus-Ladungen an Menschen sind bereits eingetroffen und der Platz unter dem Wasserfall wird eng, denn jeder will eine Erfrischung. Ich mache mich aus dem Staub und weitere Gäste kommen mir in einem nicht enden wollenden Menschenstrom entgegen.

Ich relaxe im Garten der Lodge und gehe abends noch auf ein paar Bierchen in den Ort. Die auswärtigen Touristen sind inzwischen überwiegend wieder abgereist, so dass es zwar nicht leiser, aber überschaubarer wird.

 

Dienstag, 22.04.2014 – Ada Foah

Für die Rückfahrt nach Accra habe ich eine Route nach Informationen von Bernhard geplant. Und tatsächlich ist die Strecke fast gänzlich neu geteert. Einmal geht es jedoch noch über Piste sehr steil den Berg hinauf. Das ist ein schönes Fahren, da die Aussicht hier super schön ist. Auf der Piste lösen sich dann doch ein paar Schrauben eines Griffs. So habe ich wieder etwas zu reparieren.

Bei Sogakope komme ich auf die Nationalstraße aus Richtung Togo. Hier gibt es eine Brücke über die Volta und die Fährfahrt erübrigt sich. Direkt vor der Brücke wird wieder mal Maut fällig und die Polizei hält mich mal wieder an. Und wieder mal sucht man förmlich nach etwas um mich abzuziehen. Führerschein, internationaler Führerschein, Feuerlöscher, Warndreieck, zweites Warndreieck. Fahrzeugschein, Fahrzeugversicherung, internationaler Fahrzeugschein, hoppla, ich verweise auf das CPD und dass der Fahrzeugschein international sei, schließlich steht vorn in allen Sprachen drauf was es ist. Der Beamte wollte mich zwischendurch schon mal weiter fahren lassen, kam dann aber mit weiteren Ideen zurück. Letztendlich durfte ich weiter fahren.

Ghana hatte in den letzten zwei Tagen schwer dafür gekämpft, einen Platz weiter vorne auf meiner Länder-Hitliste zu erklimmen, doch das war jetzt wieder dahin. Die weitere Route zeichnet sich immer deutlicher ab. Aber für die Botschaft ist es heute schon zu spät, denn bis Accra sind es noch zirka 100 km. Also fahre ich Richtung Meer nach Ada Foah. Hier soll es zwei Resorts am Strand geben. Vielleicht kann ich dort noch einen versöhnlichen Tag verbringen. Die Leute sind sehr nett, von einem Resort ist man hier jedoch weit entfernt. Trotzdem kann ich auf dem Innenhof, der damit ausgefüllt ist, übernachten. Am Strand wird gerade mit schwerem Gerät daran gearbeitet dass das Meer nicht den ganzen Sand klaut. Hier möchte man derzeit nicht seinen Jahresurlaub verbringen.

Position:

N 5° 46' 41.2" E 0° 36' 37.4"

Kilometerstand:

32.216 km

 

Mittwoch, 23.04.2014 – Accra

Obwohl es recht abgekühlt hat, ist mir ständig warm. Irgendwas stimmt nicht. Etwa so wie das Fiberthermometer, welches 35,5°C anzeigt. Der durchgeführte Malaria-Schnelltest ist nicht ganz eindeutig, hat aber eine starke Tendenz zu positiv. Also gleich mal eine genaue Bestimmung in Accra machen lassen. Doch zuvor will ich das Mali-Visum beantragen.

Bis zur Botschaft ist wieder mal eine Polizeikontrolle fällig. Dem Polizisten gefällt meine Sonnenbrille so gut, dass er es mehrmals erwähnt. Allerdings muss ich auch noch einige Wochen in die Sonne schauen.

An der Botschaft werde ich auch nicht gerade mit guter Laune begrüßt. Neben den üblichen Formularen (in zweifacher Ausführung) soll ich ein Schreiben an den Botschafter verfassen. Das kenne ich ja schon. Neu ist, dass es nicht handschriftlich sein darf, damit der Botschafter keine Mühen hat es zu lesen. Also gehe ich zur nächsten Kreuzung, wo sich jemand ein Geschäft mit einer Schreibmaschine aufgebaut hat, der vermutlich nur Kunden von einer Stelle hat. Kurz darauf ist ein formloser Brief aufgesetzt und ich gehe zur Botschaft zurück. Erstmals werde ich gebeten das Visum in US-Dollar zu bezahlen. Lokale Währung, der Cedi, wird nicht akzeptiert. Die Höhe der Visa-Kosten, naja,… ich möchte es ja gerne morgen haben.

Dann suche ich eine Klinik auf um den Malariatest machen zu lassen. Ich komme nach langem Suchen in eine sehr moderne Klinik. Dort schickt man mich ins Labor, welches beim Neubau vergessen wurde abzureißen. Nach einer halben Stunde habe ich Gewissheit: Es ist Malaria. Ich hatte zuvor schon mal die ersten Tabletten eingeworfen. Diese muss ich jetzt über drei Tage nehmen und dann wieder einen Test machen.

Ich suche einen Platz in oder zumindest nahe der Stadt. Der erste vielversprechende Versuch scheitert. Doch dann werde ich sehr freundlich im La Palm Beach Hotel aufgenommen, wo ich neben dem Parkplatz im Grünen stehen darf. Und das ohne Kosten! Cooles Hotel.

Position:

N 5° 33' 47.4"  W 0° 8' 30.7"

Kilometerstand:

32.350 km

 

Donnerstag, 24.04.2014 – Accra

Etwas Abkühlung tut sicherlich gut. Also buche ich mich im Hotel ein. Obwohl ich ‚The best available rate‘ bekomme, muss ich beim Preis doch erstmal schlucken. Aber es muss sein. Das Zimmer ist okay, aber ich habe auch schon Besseres gesehen.

Nach Recherche im Internet fahre ich mit dem Taxi in die Stadt, zum Police Hospital, um feststellen zu lassen welcher Typ Malaria es denn ist, denn das hat das Labor mir gestern nicht ermittelt. Es gibt vier verschiedene Erreger und drei Typen Malaria, wobei die Malaria Tropica die gefährlichste Form ist und fast alle Todesfälle auf sie zurückzuführen sind. Hier in West Afrika kommen alle vier Formen und die sehr häufig vor. Angeblich kann man am Zyklus der Fieberschübe grob erkennen welche Form es ist. Da mir aber seit Tagen ununterbrochen heiß ist, kann ich daraus keine Rückschlüsse ziehen. Nach der Blutuntersuchung im Labor, welche über zwei Stunden dauert, sagt man mir es sind keine Malaria-Erreger feststellbar und somit auch nicht welche Form Malaria ich habe. Das sei deshalb so, da ich seit gestern bereits Medikamente nehme, die dafür sorgen, dass die Erreger nicht mehr feststellbar sind. Ich soll nochmal einen Bluttest machen sobald ich die Medikamente für 24h abgesetzt habe. Das wäre Sonntag.

Während der Wartezeit auf die Blutergebnisse bin ich an der Botschaft von Mali gewesen und habe mein Visum in Empfang genommen. Heute war die Dame sehr freundlich – hat scheinbar auch etwas mit einem Zyklus zu tun. Dann fährt mich der Taxifahrer, der auch Tourguide ist, noch etwas durch die Stadt und zeigt mir ein paar Sehenswürdigkeiten.

Inzwischen kommt auch mein Appetit zurück. Im Hotel Restaurant gibt es laut Manue Bacon&Egg Burger. Genau das worauf ich jetzt Lust habe. Allerdings werde ich von der Küche enttäuscht – Burgen gibt es heute nicht. Also wird es nur eine Pizza.

Zurück im Zimmer bin ich schon wieder in Sorge um die umherfliegenden Mücken, denn ein Moskitonetz gibt es hier nicht. So erwäge ich auch morgen weiter zu fahren.

 

Freitag, 25.04.2014 – Westlich von Kintampo

Eine schwere Entscheidung – losfahren oder hier bleiben und die Bestätigung der Untersuchung am Sonntag abwarten? Der Drang sich wieder der Heimat u nähern ist größer. Außerdem habe ich seit gestern Abend und auch heute Morgen beim Frühstück recht guten Appetit gehabt und das ist doch auch ein gutes Zeichen. Die Blutuntersuchung mache ich dann unterwegs, so der Plan.

Ohne größere Unterbrechung fahre ich bis nach Techiman, wo ich am Geldautomaten Bargeld zum Tanken holen will. Leider gibt derselbe Automat wie vor einer Woche mir heute kein Geld. Also fahre ich weiter. Von Techiman fahre ich jetzt jedoch westlicher und durch weniger besiedeltes Gebiet. An einem anderen Geldautomat bekomme ich gerade mal ein Taschengeld ausbezahlt.

Als ich weiter fahre, bemerke ich im Rückspiegel sowie im Osten ein Gewitter heraufziehen. Dieses Mal habe ich also die Kombination Gewitter mit Regen und Dunkelheit. Doch in letzter Minute vor der totalen Finsternis finde ich noch einen Feldweg ins Grüne und dort einen Stellplatz. Mal sehen was ich morgen erblicke, was ich heute in bei Dunkelheit nicht gesehen habe.

Position:

N 8° 1' 13.6"  W 2° 3' 37.4"

Kilometerstand:

32.792 km

 

Samstag, 26.04.2014 – Mole Nationalpark

Von Stimmen werde ich geweckt. Frauen passieren zum Brunnen um Wasser zu holen. So ein komisches Fahrzeug haben sie hier noch nie stehen sehen. Ich breche recht bald auf und fahre über gute Straße zum Mole Nationalpark. Inzwischen ist das Reisefiber auch wieder entflammt und ich freue mich drauf noch ein wenig zu reisen.

So langsam geht mein Bargeld aus und an den besuchten Automaten gibt es derzeit kein Geld oder sie funktionieren nicht. Hoffentlich halten sich die Kosten im Park in Grenzen oder sie nehmen Dollar oder Euros an.

An der Tankstelle spricht mich ein Einheimischer an. Er ist ein Fahrer und würde gerne für mich fahren, wenn ich denn einen Fahrer suchen würde. Da habe ich ihn gefragt ob er sehen würde auf welchem Sitz ich sitze? Sein Angebot musste ich dann doch dankend ablehnen. Andere sind da bescheidener. Der Tankwart will einfach nur mit mir mitfahren. Leider hat auch er nicht die erforderlichen Attribute um hierfür in Frage zu kommen…

Die Straße Richtung Park ist ganz neu und teilweise wird noch daran gearbeitet. Lediglich die letzten Kilometer sind Piste. Die Tordurchfahrt ist zum Glück auch hoch genug für Antares. Allerdings will man mich, entgegen erster Aussagen, nicht selbst durch den Park fahren lassen, da die Pisten zum Teil sehr eng seien, also fahre ich mit fünf anderen Deutschen und Briten auf dem Dach eines Landrovers durch den über 4.200 km² großen Park. Astabweiser hatten sie wohl vergessen anzubringen, somit mussten wir selbst immer wieder auf Äste aufpassen, die uns in Augenhöhe entgegen kamen. Wir haben u.a. Buschböcke und Kob Antilopen gesehen. Leider keine Elefanten.

Nach der Rückkehr von der Safari wird es schon bald dunkel und ich gehe zum Campsite auf dem ich mich eingerichtet habe. Nachts kommen mich zahlreiche Tiere besuchen, von deren Geräuschen ich wach werde. Leider kann ich sie ohne Taschenlampe nicht eindeutig ausmachen. Aber es gibt einem das Gefühl Teil der Natur und Tierwelt zu sein.

Position:

N 9° 15' 31.1"  W 1° 51' 15.3"

Kilometerstand:

33.027 km

 

Sonntag, 27.04.2014 – Mole Nationalpark / Wa

Huch, als ich auf die Uhr schaue ist es bereits zehn vor sieben. Um sieben Uhr beginnt die Morning Tour zu Fuß durch den Park. Ich will doch noch Elefanten sehen. Und es klappt. Gleich unweit des Visitor Information Centers fressen zwei Elefanten das saftige Grün von den Bäumen. Auf der weiteren Tour sehen wir viele Kob Antilopen und zum krönenden Abschluss badende Elefanten am Wasserloch gleich neben dem Campsite. Nach drei Stunden Fußmarsch durch den Busch gibt es erstmal ein Frühstück bevor ich mich wieder auf den Weg mache.

Der nächste und letzte größere Ort vor der Grenze nach Burkina Faso ist Wa. Hier gibt es zahlreiche Banken und ein Krankenhaus. Wa HospitalIn letzterem lasse ich mein Blut untersuchen und bin froh, als nach einer Stunde die Meldung kommt: Derzeit keine Malaria-Erreger feststellbar. Und das ist wohl in den nächsten Wochen und Monaten das bestmögliche Ergebnis jeder weiteren Untersuchung. Trotzdem brauche ich ein neues Standby Medikament, denn es ist sehr günstig und hat gewirkt. Ohne Nebenwirkungen.

An der Tanke gibt es für das restliche Geld noch mal einen Schluck Diesel und etwas Trinkwasser für die nächsten Tage. Und schon geht die Sonne unter und ich beende den Tag auch bald.

Position:

N 10° 14' 33.6"  W 2° 33' 5.4"

Kilometerstand:

33.221 km