Afrika-Reise

Burkina Faso, 09.04. - 12.04.2014

Übersicht der Route

 

Mittwoch, 09.04.2014 – Bobo Dioulasso

Heute werde ich von einer frischen Brise geweckt. Die trockenen Blätter rascheln im Wind, der eine leichte Frische verbreitet. Das ist genau das Klima um sich erst noch mal raus zu setzen, bevor es wieder auf die Straße geht. Leichte Wolken dämpfen das Sonnenlicht und so bleibt es heute etwas kühler.

In Sikasso tanke ich noch Mal nach und fahre dann über eine nagelneue Straße zur Grenze. Außer einer kleinen Umleitung, die mich über diese abenteuerliche Brücke führt. Die Grenzstation ist noch nicht fertig und so erfolgt die Grenzabfertigung an der alten Piste. Für den Stempel, um das CPD abzustempeln, wird vom Zoll jemand mit dem Motorrad losgeschickt, um an dem neuen Zoll-Amt einen Stempel zu besorgen. Ansonsten geht die Ausreise aus Mali recht problemlos. Am Polizeiposten dachte ich bereits in Burkina Faso zu sein, doch die schicken mich weiter und nach zirka ein oder zwei Kilometern komme ich an den ersten Polizeiposten von Burkina Faso. Hier wird gründlicher untersucht als bei den letzten Grenzkontrollen. Dafür erwarten sie auch eine entsprechende Gebühr (für Tee) die ich zahlen soll. Selbiges bei der Gendarmerie. Lediglich der Zoll war akkurat, auch wenn ich ihnen beim Abstempeln des CPD gut zureden musste.

Jetzt bin ich bereits viel schneller in Burkina Faso als ich das so gedacht hatte und die Ortsnamen bekommen Überlänge. Aber auf der einen Seite gibt es am Trans-Sahelian Highway rechts und links nicht so viel zu sehen und auch kaum Möglichkeiten sich mal an einen schönen Ort zu ‚verstecken‘, noch laden die Tagestemperaturen zum Verweilen ein. Hinzu kommt, dass ich heute gelesen habe, dass es inzwischen auch in Mali die ersten Verdachtsfälle von Ebola gibt. Ich hoffe nicht dass sie in den kommenden Tagen hinter mir die Grenze schließen, dann wäre die Heimfahrt etwas weiter als gedacht. Auf der anderen Seite gibt es im Norden Malis die Besorgnis um Übergriffe auf Touristen durch die Al-Qaida im Maghreb (AQM). Die nördlich Route gefällt mir daher auch nicht viel besser.

Kurz vor Bobo Dioulasso, der zweitgrößten Stadt Burkina Fasos, schlage ich mein Nachtlager auf. Es hatte kurz zuvor geregnet und so sind die Temperaturen auf frische 30°C gesunken. Allerdings mit recht hoher Luftfeuchtigkeit, was es auch nicht viel erträglicher macht.

Position:

N 11° 5' 36.8"  W 4° 34' 21.4"

Kilometerstand:

29.592 km

 

Donnerstag, 10.04.2014 – Ouagadougou

Ich scheine Jetlag zu haben, denn es wird ‚spürbar‘ früher hell und so gibt es zeitig Frühstück. Kein Wunder, denn die vergangenen Tage bin ich ein ganzes Stück weit nach Osten gekommen.

Ohne Visum an die Grenze zu Ghana zu fahren scheint mir aussichtslos zu sein, also nach Ouagadougou, zur Botschaft Ghanas. Da morgen Freitag ist, weiß ich nicht ob die morgen geschlossen haben. Also will ich versuchen heute noch dort hin zu gelangen. Es sind 389 km. Auf guter Straße sollte das in fünf Stunden machbar sein. Und es ist ja noch früh.

Nach etwa einer Stunde Fahrt auf sehr guter Straße komme ich an ein Schild welches meine Hoffnung zeitig zur Botschaft zu kommen mächtig schmälert: „Baustelle auf den nächsten 121,5 km“. Zeitweise komme ich nur im Schritttempo voran. Auf einer schlechten Piste kommt mir Polizei auf Motorrädern entgegen, die mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit die Piste für ein Gefolge aus Lkws mit Nespresso Aufschrift frei machen. Vermutlich soll der Kaffee noch heiß serviert werden. So funktioniert Public Relations in Afrika.

Und immer wieder Kontrollstellen. Die der Douane/Zoll nehme ich schon nicht mehr ernst und durchfahre sie. Schließlich habe ich keine Güter zu verzollen. Für die Straßen und jene die sich noch im Bau befinden wird eine üppige Maut erhoben. Insgesamt dreimal werde ich heute zur Kasse gebeten. Hinzu kommen die Abgaben an die Kommune, die meist gleich neben der Mautstelle anzutreffen ist. Also was Kosten und Abgaben angeht ist Burkina Faso ganz oben auf meiner Liste angekommen. Auch wenn die Straßen überwiegend in gutem Zustand sind.

So rinnt die Zeit dahin. Es ist bereits kurz vor 16:00 Uhr als ich nach Ouagadougou komme. Die zwei Fahrspuren sind nicht breit genug um einen Lkw zu überholen. Außerdem fahren die meist schief und nehmen viel Platz ein. Das liegt meist an einer schräg eingebauten Achse. Eines der am häufigsten zu beobachtenden Probleme bei den noch fahrenden Fahrzeugen. Übrigens habe ich inzwischen eine Erklärung warum Pannenfahrzeuge häufig entgegen der Fahrtrichtung am Fahrbahnrad geparkt sind. Es wird das Fahrzeug immer so abgestellt, dass der Wagenheber an der Seite mit der Panne auf festem und sauberem Untergrund (der Fahrbahn) steht. So lässt es sich angenehmer am Fahrzeug arbeiten.

Mein Navi lotst mich zwar richtig, aber es geht mitten durch die Stadt. So kommt es, dass mich die Polizei anhält, dann aber weiter schickt, als sie bemerken dass es sich um einen „Touri“ handelt. Jetzt noch einen Parkplatz finden und zur Botschaft. Leider vergebens. Ich soll morgen wieder kommen. Öffnungszeiten von 8:00 bis 14:00 Uhr. Bearbeitungszeit für ein Visum: Drei Tage!

Leider häufen sich gerade die Ereignisse die gegen meine Motivation arbeiten. Ich will gerne morgen früh noch mal her kommen, sollte ich jedoch drei Tage plus ggf. das Wochenende in Ouagadougou auf das Visum warten müssen, dann werde ich wohl einen neuen Plan machen wollen, denn die Stadt ist nicht so dolle und einen Übernachtungsplatz muss ich jetzt auch noch finden, der mir erlaubt morgen früh wieder in der Stadt zu sein. Auch nicht ganz so einfach in einer Millionenstadt, wo zwei Quadratmeter häufig schon eine ganze Wohnung darstellen. Das war ein anstrengender Tag.

Position:

N 12° 27' 2.4"  W 1° 20' 3.0"

Kilometerstand:

30.013 km

 

Freitag, 11.04.2014 – Po

Durch die Rush Hour quäle ich mich zur Botschaft von Ghana durch. Ich bin der erste und komme gleich dran. Eddison, der Mann am Gate, macht einiges möglich und ist sehr hilfsbereit. Ich soll einen Brief an den hiesigen Botschafter schreiben, warum ich von ihm ein Visum haben möchte und dies nicht zuvor in Berlin erledigt hätte. Okay, das kann ich erklären und schreibe einen umfassenden Brief. Mit diesem und dem penibel ausgefüllten Visa-Formular spricht der Sachbearbeiter beim Botschafter vor. Noch ein paar Rückfragen und dann bekomme ich einen Abholschein für 13:00 Uhr. Super!

Für die Rückreise brauche ich noch ein neues Transit-Visum für Mali. Ich will versuchen dieses heute noch zu bekommen. Also fahre ich zur Botschaft von Mali in der Nähe des Flughafens. Leider gibt es hier keine Botschaft mehr. Die seit umgezogen und am nächsten Kreisverkehr zu finden. Meine Suche dort endet ergebnislos. Ich beschließe weiter zu fahren, da es inzwischen so spät ist, dass ich das Visum heute sowieso nicht mehr bekomme. Vielleicht gibt es in Accra eine Botschaft von Mali, dann versuche ich es dort.

Am Straßenrand halte ich an einem Stand um Obst und Gemüse zu kaufen. Erst denke ich es ist niemand da, doch dann kommt ein kleines Mädchen unter dem Wagen aus dem Schatten hervor. Sie hatte ein tolles Angebot und so kaufe ich eine Tüte voll mit Gesundem. Beim Bezahlen tut sie sich sehr schwer mit dem Wechselgeld. Entweder weil sie nicht genügend hat oder weil ihr der korrekte Preis nicht ‚einfällt‘. Egal, wenn sie mir noch mehr Wechselgeld geben will sind die Sachen viel zu billig. Also drücke ich ihr das Hartgeld wieder in die Hand und sie freut sich riesig.

Wenige hundert Meter weiter hat ein Verkehrsunfall stattgefunden. Ein Toyota Pickup ist frontal in irgendwas rein gefahren. Genaueres konnte ich auf Grund der sich gebildeten Menschentraube nicht erkennen, doch lagen die Trümmerteile weit verteilt und der Toyota sah sehr stark beschädigt aus. Ich bahne mir einen Weg vorbei am Ort des Geschehens, denn die Verkehrsführung übernimmt nicht etwas die Polizei, sondern jeder selbst.

Jetzt fahre ich auf der RN5 Richtung Süden. Es gibt wie immer kaum Möglichkeiten Rast zu machen. An einer Stelle die sich ggf. geeignet hätte fahre ich vorbei. Ich will zum Campement im Nationalpark. Vielleicht kann ich dort ein paar Tage bleiben und mich erholen. Die Piste vom ‚Grade 2‘ sollte eigentlich ganz gut sein, aber die ‚Secondary Road‘ zur Piste hin ist schon nur eine solche. Die Piste selbst ist mit Wasser gefüllten Schlaglöchern übersät. Rechts und links wird Ackerbau betrieben, die Gegend ist dicht besiedelt. Auch von Mücken.

Kurz vor der Tor-Einfahrt zum Nationalpark liegt linker Hand das Campement de Elefant. Hier frage ich ob ich über Nacht stehen darf. Nach einer telefonischen Rückfrage sagt die Dame mir das sei okay für 5.000 CFA. Das finde ich etwas teuer und fahre zum Park vor. Hier sagt man mir, dass das Campen im Park verboten sei, wegen der wilden Tiere. Okay, das lasse ich für ein Zelt gelten, aber nicht für den ‚wilden‘ Antares, der sich gefreut hätte unter Artgenossen zu sein. Außerdem sei die nochmals 35 km lange Piste ab hier um einiges schlechter als das bisherige Stück. Also beschließe ich wegen der fortgeschrittenen Zeit doch beim Campement de Elefant zu übernachten.

Ich liege bereits im Bett, als gegen halb zehn der Manager anklopft und mich sprechen will. Es ginge nicht dass ich hier im Auto schlafe erklärt er mir mit einer entgegenwehenden Alkoholfahne. Er wäre für meine Sicherheit verantwortlich und hier könne schließlich alles Mögliche passieren. Ich erwidere dass das abgesprochen sei und ich bereits dafür gezahlt habe. Dann ruft er die Dame mit der ich gesprochen und bei der ich gezahlt habe. Das Gespräch wird lauter und vor vermutlich allen Angestellten eskaliert die Situation zwischen den beiden. Dann sind sich beide darüber einig ihren Job zu kündigen. Es endet mit einem beidseitigen lauten „Halleluja“. Ich bekomme mein Geld zurück und werde aufgefordert zu gehen. Es ist inzwischen 22:00 Uhr. Am Posten zum Park hatte ich bereits gefragt, dort darf ich nicht stehen, also fahre ich bis in den Ort Po zurück und dort auf der Hauptstraße nordwärts bis zu der Stelle wo ich den freien Platz gesehen hatte. Insgesamt über 50 km Piste und Straße bei Dunkelheit. Jetzt weiß ich wieder warum ich Zusatzscheinwerfer brauche, auch wenn ich nie im Dunkeln fahren will. Dann folgt die letzte Überraschung, denn ich muss nochmal Maut bezahlen. Das gelöste Mautticket ist ja nur für Fahrtrichtung Süden. Ich zahle nur einen Voucher für die halbe Strecke und komme gegen halb zwölf an die Stelle, wo ich abseits einen schiefen aber ansonsten tollen Platz finde. – Da sag noch mal einer in Afrika sei nichts los!

Position:

N 11° 27' 35.8" W 1° 10' 48.5"

Kilometerstand:

30.260 km