Afrika-Reise
Mauretanien, 26.02. - 21.03.2014
Heute soll es über die Grenze nach
Mauretanien gehen. Ab hier, so sagt man sich, fängt Afrika erst richtig an.
Selbst der Marokkanische Polizist an der Grenze gesteht ein, das Marokko zur
Hälfte europäisch ist. In Ruhe packen wir unsere Sachen zusammen und dann fährt
David voraus. Es sind nur noch wenige Kilometer bis zur Grenze. Dort stehen
bereits einige Pkw in der Schlange. Wir werden jedoch wie Lkw abgefertigt und
haben eine eigene Warte-Spur für uns. Dann beginnen die Formalitäten. Alle Lkw
werden durchleuchtet. David’s 911er kommt gemeinsam mit einem weiteren kleinen
Lkw dran, während ich noch warten muss. Abwechselnd kommen einige Fahrzeuge aus
Nord-Süd- und dann welche aus Süd-Nord-Richtung dran. Es dauert noch über eine
halbe Stunde nachdem David in der Halle verschwunden war, bis ich dran komme.
Ich teile mir ebenfalls die Durchleuchtungsprozedur mit einem kleineren Lkw, der
jedoch aus dem Süden kommt.
So
stehen wir Front an Front in der Halle mit dem Röntgengerät. Der Polizist und
ich verstehen uns gut, so habe ich das Privileg nach vorne raus fahren zu
dürfen, der andere Lkw muss nach der Sicherheitsprozedur also wieder
zurücksetzen um mir den Weg frei zu machen. Dann stehe ich wieder Seite an Seite
mit David. Jetzt folgt weiterer Zoll und Polizei-Kram. Als ich alles erledigt
habe, muss David jedoch noch auf den Polizeichef warten um etwas zu klären. Ich
beschließe schon mal raus zu fahren um Platz auf dem Hof frei zu machen. Wir
wollen uns später zur gemeinsamen Einreise nach Mauretanien treffen. Jetzt nur
noch zwei Mal anhalten und die Papiere prüfen lassen und schon stehe ich am
Anfang einer ernsthaften Piste durch das verminte Niemandsland. Dieses Gebite
ist von Autowracks, Reifen und Fernsehern nur so übersät. Allerdings kann man so
auch nicht von der befahrbaren Piste abkommen. Rechts ud links liegen nämlich
noch Minen zur Grenzsicherung.
Hier
tummeln sich Schlepper und Auto-Schieber. Eine ganz andere Welt tut sich auf.
Ich finde Kontakt zu Ahmed, der seine Dienste anbietet. Doch zunächst warte ich
auf die anderen. Nach einer geschlagenen Stunde finde ich auf meinem
marokkanischen Handy jedoch eine SMS mit der Nachricht, dass David seine
Probleme mit den Behörden hier nicht lösen konnte und zurück nach Dakhla muss.
Inzwischen
sind drei Stunden vergangen seit dem wir an der Grenze angekommen waren. Also
muss ich umdisponieren und alleine weiter ziehen. Jetzt komme ich auf Ahmed
zurück, der mir den „besten“ Weg über die wirklich felsige Piste zeigt und
anschließend bei der Einreise behilflich ist. Er weiß die Hintertüren der Büros
für mich zu öffnen und die entsprechenden Unterlagen sowie das gewünschte Visum
zu bekommen. Es geht auch hier durch verschiedene Büros und nach zirka zwei
Stunden an der Mauretanischen Grenze ist auch hier alles erledigt. Ich darf
durch die letzte Schranke fahren und fühle mich wie befreit.
Die Straße ist ab hier auch wieder geteert. Und zwar breiter als in Marokko. Hier passen auch zwei ausgewachsene Lkw nebeneinander vorbei ohne sich mit den Spiegeln zu berühren. Da es bereits spät geworden ist, habe ich jedoch keinen Gegenverkehr mehr. Stattdessen befindet sich kurz hinter der Grenze die erste Polizeikontrolle. Hier zeige ich meinen Pass vor. Etwas weiter an der Abzweigung Nouakchott/Nouadhibou ist eine Zoll-Kontrolle, die mich jedoch freundlich durch winkt. Hier fahre ich erstmals über die Bahngleise des Erz-Zuges. Auf dem Weg nach Nouadhibou folgt recht bald die nächste Polizeikontrolle. Hier kommt der Beamte übrigens nicht mehr zum Auto wie in Marokko, sondern der Fahrer geht zum Beamten. Dieser notiert sich meine Daten aus dem Pass und vom Fahrzeug. Dann darf ich weiter fahren. Gerade außer Sichtweite, ohne dass es einen erkennbaren Abzweig der Straße gegeben hätte, folgt die nächste Kontrolle. Diesmal probiere ich es mich einem Fiche und darf recht zügig weiter fahren. Aber nur wenige Meter, dann folgt eine weitere Zoll-Kontrolle. Hier winkt man mich wieder durch. An der letzten Polizeikontrolle vor Nouadhibou werde ich dann befragt wo es hin gehen soll, darf dann aber auch wieder fahren.
Jetzt
kommt die Stadt in Sichtweite. Rechts und links der Hauptstraße erscheinen
Geschäfte und eine endlose Kette an Werkstätten jeglicher Art. Es wirkt aber
alles anders auf mich. Ich fühle mich ein ganzes Stück weiter in Afrika als wie
das in den letzten Wochen der Fall war.
Dann
geht es durch ein schmales Tor auf den Camping Abba M, der sich ein einem
Hinterhof befindet. Es ist zwar sehr staubig, aber weniger windig als die
letzten Tage in der Westsahara. Trotzdem suche ich mir ein geschütztes Plätzchen
an der Mauer im Camp und beziehe Quartier. Der Campingplatz gleicht eher einem
Autohof, denn auch Trucks parker hier hinter verschlossenen Mauern. Ein Indiz
zur Sicherheitslage.
Ein Französisches Pärchen kommt mit ihrem Magirus Deutz Baujahr 1980 auf den Platz. Sie haben dieselbe Route vor wie ich, wollen sie jedoch auch alleine in Angriff nehmen. Ich muss mir jetzt überlegen wie lange ich hier auf David und Rupal warte.
Position: |
N 20° 54' 31.3" W 17° 3' 13.4" |
Kilometerstand: |
25.142 km |
Am
Morgen verabschiede ich mich noch von den beiden Franzosen. Vielleicht sehen wir
uns auf der Piste wieder. Dann unternehme ich einen Erkundungsspaziergang. Mal
sehen wo es hier so lang geht, denke ich mir. Aha, Richtung Hafen. Plötzlich
winken und rufen zwei Typen in Militäruniform etwas in meine Richtung. Ich drehe
mich um, dort ist niemand. Und schon kommt der Oberaufseher aus seinem Häuschen
auf mich zu. Ich könne doch nicht einfach auf dieser Straßenseite auf dem
Gehsteig laufen. Ich sähe doch dass hier die Einfahrt zum Gelände der Marine
sei. Also ich möge doch bitte die Straßenseite wechseln. Na, wenn es mehr nicht
ist, das mache ich zur Beruhigung der nervös gewordenen Herren doch gerne.
Eine
Stichstraße gibt den Blick auf das Wasser frei, also gehe ich vor zum Strand, wo
ein paar Kinder baden. Jedoch noch lange, denn auch sie werden weg geschickt.
Allerdings weiß ich nicht ob wegen des Platzes oder ob sie zur Schule sollen.
Ich gehe weiter und erkunde die vielen Geschäfte. Es gibt so ziemlich alles zu kaufen was man braucht. Es ist halt schwierig herauszufinden hinter welcher Tür sich das Gesuchte versteckt, denn hier sieht fast jeder Laden von außen gleich aus. Durch Zufall finde ich eine Bäckerei in der es richtig gutes Baguette gibt. So was Gutes habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Da kommt Freude auf.
Am
Nachmittag gehe ich in westlicher Richtung um mir die Bahnlinie und die
abgelegeneren Ortsteile anzusehen. Spätestens hier steche ich mit meiner
Hautfarbe hervor. Zum Glück finde ich in einer kleinen Nische den Einstieg zum
Souk. Sehr eng und kleine Pfade. Hier kaufe ich mir einen Turban um mich
angepasst zu kleiden, und damit ist nicht Fasching gemeint. Der Turban hilft
auch gegen den permanent in der Luft liegenden Staub, der sich sehr eindringlich
überall hin ausbreitet.
Die Autowracks am Straßenrand höre ich sagen: „Gestern bin ich aber noch gefahren, ehrlich!“
Trotz
der relativ lauten Musik gestern Abend im Ort, konnte ich sehr gut schlafen. Es
war lange nicht mehr so windig wie die letzten Tage und so machte mir auch die
‚Hitze‘ nichts aus. Wobei Hitze hier nicht das richtige Wort ist, denn etwas
über 30°C am Tag ist für hiesige Verhältnisse noch recht kühl und so sieht mal
die Locals mit Pullover und Jacke rum laufen. Die lange Hose ist hier eh
obligatorisch.
So hatte ich das Problem mit dem klappernden Kabel schon fast wieder vergessen, doch heute Morgen schien mir der geeignete Zeitpunkt und Ort zu sein, um das hintere Solarpanel los zu schrauben und das klappernde Kabel zu polstern um zukünftig auch bei starkem Wind wieder schlafen zu können. Das Ganze ging erstaunlich gut und in einer halben Stunde war das Projekt erledigt.
Da
ich schon mal die Leiter draußen hatte, wurde gleich mal das Salz vom
Fahrerhausdach abgewaschen, denn das wurde bei der Wäsche bisher noch nicht mit
einer ordentlichen Reinigung bedacht. Eine dicke Schicht aus klebrigem
Salzwasser und darauf befindlichem Sand schmücken Antares zur Karnevalszeit.
Jetzt wird es schon Zeit noch schnell etwas Brot zu kaufen, denn mit dem mittäglichen Gebet schließen die meisten Läden am heutigen Freitag. Doch ich habe Glück und bekomme noch ein Baguette für die nächsten Tage, in denen ich über 400km Sand-Piste ohne Einkaufsmöglichkeit zurücklegen will.
Genau
zur Zeit des großen Gebetes mache ich mich auf den Weg. Die Straßen sind wie
leer gefegt. Nur im Bereich der Moschee muss c mich durch die wild abgestellten
Autos mühen. Dann folgen wieder die vielen Checkpoints und eine knappe Stunde
später bin ich an der Straßenkreuzung wo ich auf David und Rupal warte. Wenige
Minuten kommen sie aus Richtung Grenze und sind froh nach sechs Stunden endlich
auch die Grenzformalitäten hinter sich gebracht zu haben und in Mauretanien zu
sein. Gemeinsam fahren wir nach Bou Lanouar um dort Trinkwasser zu kaufen. Als
ich am Straßenrand bei einigen Buden halte, treffen wir Oliver wieder, der mit
seinem Fahrrad inzwischen auch bis hier gekommen war. Oliver fährt jedoch weiter
nach Süden. Vermutlich wird er schneller im Senegal sein als wir.
In
Bou Lanouar gibt es keine Straßen und auch kaum erkennbare Pisten. Man fährt
halt zwischen den Häusern hindurch. Quer über die Wege liegen Kabel im Sand, die
die Häuser mit Strom versorgen. Ich hoffe die haben die Überfahrt von Antares
überlebt, denn der hat sich schon ganz schön durch den Sand gequält. An einer
Art Kiosk kaufen wir Wasser. Die größte Mengeneinheit ist 0,75L. Und das zu für
lokale Verhältnisse horrenden Preisen.
Als wir losfahren, stelle ich fest, dass mein Vorratsdruck der Feststellbremse zu gering ist und die Kontrolllampe nicht erlischt. Ich bleibe stehen um Druck aufzubauen, doch das gelingt nicht. Ich betätige die Feststellbremse noch mal und erreiche immerhin 8 Bar Druck. Jetzt fahre ich weiter, doch mit voll aufgepumpten Reifen ist auch dies ein Kraftakt. David ist mittlerweile zwischen den kleinen Hütten verschwunden und ich kann nur noch seinen Spuren im Sand folgen. Die Spuren führen bis vor zu den Bahngleisen. Dort lassen wir erstmal Luft aus unseren Reifen, denn die erwartete Piste ist keine. Es schein mehr oder weniger quer Feld ein zu gehen.
Während wir Luft ablassen, scharen sich einige Mütter mit ihren Kindern im Schatten von Antares. Ich will den Kindern einen Ball schenken und werfe dem einen Jungen einen Tennisball zu, worauf hin eine Mutter für ihren sehr ruhig neben ihr sitzenden Sohn auch einen Ball haben. Ich willige schließlich ein und werfe auch ihm einen Ball zu. Der Junge schafft es jedoch nicht den Ball zu fangen. Jetzt realisiere ich, dass er behindert ist. Zumindest mal kann er nicht laufen und scheint auch geistig beeinträchtigt zu sein. Anderen Kinder sind ebenfalls weniger schwere Einschränkungen oder Behinderungen anzusehen. Rupal erzählt mir später, dass sie sie gefragt haben ob sie Medizin oder Medikamente dabei hätte. Hier ist jedoch eine andere Art von Hilfe gefordert, die wir nicht im Stande sind zu liefern. Etwas hilflos bedrückt fahren wir los, denn es ist schon später Nachmittag. (Ich finde es in solchen Momenten übriens immer unangemessen Fotos zu machen, daher gibt es hier meist nur Text. - Mauretanien, als eines der ärmsten Länder der Welt stimmt da schon nachdenklich!)
Die Spuren denen wir folgen verlaufen sich recht bald im frisch verwehten Sand. In einem Weichsand Feld bleibe ich stecken. Nochmal Luft aus den Reifen lassen und zurück. Bei dieser Passage reißt meine Auspuffhalterung wieder ab. Seit Madrid bis hier her hat sie gehalten. Bei der Überprüfung des Schadens ziehe ich mir eine Verbrennung an der rechten Hand zu und stelle mich für die nächsten Tage auf entsprechende Einschränkungen ein.
Wir wählen eine andere Route, doch auch hier geht es durch frisch aufgewehten Sand. Nochmal muss ich weiter Luft aus den Reifen lassen – unter 3 Bar. Dann komme ich auch den Hügel hinauf. Jetzt geht es sehr nah an den Gleisen entlang Richtung Osten. In Bou Lanouar standen Schilder die vor den Minen im Grenzgebiet waren. Südlich der Gleise soll es angeblich keine Minen geben und wir versuchen möglichst dort zu fahren, wo es Spuren anderer Fahrzeuge gibt. Doch das wird immer schwerer. Wir drehen um 90° nach Süden ab und treffen nach 800m auf die Piste. Nun, zumindest auf das was als solches bezeichnet wird. Aber wir kommen jetzt etwas schneller voran und suchen uns - hoffnungsvoll für den nächsten Tag – einen Übernachtungsplatz an einem einsam stehenden Baum.
Hier herrscht wieder ein starker Wind und so bin ich sehr froh, dass die Kabel auf dem Dach fixiert sind und zumindest von denen keine störenden Geräusche in der Nacht ausgehen.
Position: |
N 21° 17' 40.5" W 16° 27' 17.7" |
Kilometerstand: |
25.240 km |
Bei Sonnenaufgang erscheint die Sonne ganz verschwommen im Staub oder Dunst am Horizont. Die Nacht ist kühl aber abends kann man noch recht lange draußen sitzen. Und bei Tagestemperaturen um die 30°C lässt es sich inzwischen recht gut aushalten.
Unsere heutige Etappe führt uns vorbei an dem entgleisten Güterzug. Die Waggons liegen vermutlich schon sehr lange hier und niemand ist bestrebt sie weg zu räumen. Sie verrosten an Ort und Stelle. Die heutige Gleisstrecke verläuft ein ganzes Stück weiter nördlich. Ich vermute, dass sie die Gleise nach dem Unglück einfach um die Trümmerteile herum gelegt haben. Der Schrottwert der hier liegenden Waggons könnte einen Mauretanier reich machen, aber das hat wohl noch niemand erkannt oder der Abtransport ist ihnen zu aufwendig.
Zum
Mittagessen halten wir an einem der wenigen Bäume in der Gegend. Unter dem
Schatten spendenden Baum lässt es sich gut aushalten und so machen wir uns erst
ganz gemächlich nach dem Essen wieder auf den Weg.
An
einer Polizeikontrolle werden wir mal wieder nach einem Fiche gefragt. Die
Polizeistation ist mit zwei modernen Quads mit Blaulicht recht gut ausgestattet.
Die Grenzsicherung wird hier sehr ernsthaft betrieben, doch wir dürfen nach
einer kurzen Befragung weiter fahren. Diese Kontrollen gehören inzwischen zu
meinem Alltag.
Die
Fahrt führt uns weiter über eine Buckelpiste. Durch eine Bodenwelle kommt
Antares stark ins Schaukeln und einige Sachen fliegen nicht nur durchs
Fahrerhaus. Mein Navigations-Notebook ist fast aus der Halterung geflogen. Das
richtige Desaster sehe ich allerdings erst als ich die Klappe zum Staufach öffne
um den Stuhl zum Relaxen heraus zu holen. Der Deckel von einem Glas mit
gefüllten Paprika hat sich geöffnet und der Inhalt durch die Gitterbox in
dieselbe und die darunter befindliche Vorratskiste entleert. Eine riesige
Sauerei durch das ausgelaufene Öl. Jetzt war für eineinhalb Stunden Großes
Reinemachen angesagt.
Abends wird gegrillt und Lagerfeuer gemacht. Zumindest der schöne Abend tröstet ein wenig über die Misere in der Vorratskammer hinweg.
Position: |
N 21° 16' 58.6" W 15° 16' 4.2" |
Kilometerstand: |
25.370 km |
In
der Nacht sind wieder zwei schwere Züge der Kategorie Extrem vorbei gefahren.
Ich wundere mich nur darüber, dass David und Rupal sie angeblich nicht gehört
haben. Als wir heue morgen draußen gefrühstückt haben, fuhr wieder ein Zug
vorbei. Als die zwei Loks an uns vorbei fuhren konnten wir das Ende nicht sehen
und als das Ende des Zuges bei uns vorbei kam, waren die Loks schon außer
Sichtweite. Und dies war mit zwei Lokomotiven bestimmt noch nicht der längste
Zug.
Seit
gestern haben wir drei Autos über die Hauptpiste, ein paar hundert Meter südlich
von unserem Stellplatz, vorbei fahren sehen. Sie hatten allesamt eine
entschieden höhere Reisegeschwindigkeit als wir sie bisher erreicht haben.
Allerdings hört man auch ein Donnern, welches durch die schnelle Fahrt über die
Wellblechpiste entsteht. Verschleiß spielt hier vermutlich keine Rolle, denn es
gibt ja noch genügend Platz um abgenutzte Autos abzustellen.
Wir fahren mal über schmalere Piste und mal über die breite Hauptpiste, die jedoch mit grobem Wellblech belegt ist. Nach den Ereignissen gestern fahre ich heute etwas langsamer und bedachter. Als wir durch einen Ort kommen, ist es gut so dass ich langsam fahre und den Leuten an den Bahngleisen zuwinke, denn zwei von ihnen sind Grenzbeamte, die mir nicht nur aus Höflichkeit zuwinken, sondern auch wollen, dass ich zu ihnen komme. Wir geben unsere Fiche ab, die im Zelt überprüft werden, und dürfen dann weiter fahren.
Dann
kommen wir in ein sehr sandiges Gebiet und die Piste verschwindet unter
Sanddünen. Zeitweise fahren wir ohne erkennbare Spuren einfach Richtung Osten.
Immer auf der Suche nach der günstigsten Spur. Irgendwann taucht dann auch die
Piste wieder auf. Sie führt uns auf eine Ortschaft zu. Südlich dieser Ortschaft
schließen sich kleine Berge an, dort ist also kein Durchkommen. Somit fahren wir
zwischen den Gleisen und den nächsten Hütten entlang. Stellenweise führt uns der
Weg sogar über das erste Gleisbett, welches anscheinend nicht mehr in Betrieb
ist und mittlerweile vollständig eingesandet ist.
Nach einem kurzen Stück Piste geht es erneut in eine fast jungfräuliche Dünenlandschaft. Es scheinen nur wenige Fahrzeuge kürzlich hier entlang gefahren zu sein. Wir fragen uns wie die Einheimischen mit ihren 190er Mercedes, die wir morgens getroffen hatten, hier durch nach Choum kommen wollen. Mehr als einmal reicht die Kraft von Antares nicht aus um im fünften Gang mit Schwung durch den Sand zu kommen und da Herunterschalten mit Anhalten gleichzusetzen ist, hatte ich einige Male die Herausforderung im weichen Sand anfahren zu müssen. Dies gelingt mir nur mit Hilfe der Getriebe-Untersetzung.
Kurz
bevor wir einen Übernachtungsplatz ansteuern wollen, sinkt Plötzlich meine
Hinterachse ein und ich komme zum Stehen. Der Versuch der Selbstbefreiung ohne
zu Schaufeln misslingt. Also schaufele ich die Räder frei, lege die
Differenzialsperren ein und wähle einen kleinen Gang der Untersetzung. Ich komme
nicht vorwärts, kann aber vier Meter zurücksetzen bevor ich erneut fest stecke.
Jetzt sind vier Räder auszugraben. Zum ersten Mal kommen die Sandbleche zum
Einsatz. Leider war das Vorhängeschloss an den Sandblechen bereits so sehr
festgerostet, dass ich es auf sägen musste. Inzwischen war auch David
zurückgekommen, der ein Stück voraus gefahren war. David will mit dem Seil
ziehend unterstützen, also bekommt jeder zwei Sandbleche für die Hinterräder.
Als David anfährt, fahre auch ich los. Bevor sich das Seil spannt, bin ich aus
eigener Kraft aus dem Loch heraus gefahren. Nun zügig alles wieder einpacken und
weiter zu dem Stellplatz den David und Rupal in vier Kilometern Entfernung
bereits ausgekundschaftet hatten.
Zwischen
den Dünen auf einer leichten Anhöhe finden wir einen tollen Stelllatz für die
Nacht. Ein paar wilde Dromedare kommen des Weges entlang. Leider sind sie recht
scheu, so dass wir nicht nah an sie heran kommen. Dann ist es Zeit für den Sun
Downer und etwas Erholung von dem ereignisreichen Tag. Während des Abendessens
kommt uns dann noch ein sehr kleiner Wüstenbewohner besuchen. Neben dem tollen
Sternenhimmel ist er mein nächtliches Fotomotiv des Tages (der Nacht).
Position: |
N 21° 11' 36.3" W 14° 7' 44.8" |
Kilometerstand: |
25.496 km |
Gestern
Abend und heute Morgen kamen je ein Geländewagen über die Piste gefahren. Der am
Abend fuhr in absoluter Dunkelheit nur im Licht seiner Scheinwerfer. Mir ist
rätselhaft wie und warum die Einheimischen das machen. Auch der Zug brummte in
der Nacht zweimal an uns vorbei. An einem Zug der am Morgen vorbei kam zählte
ich hinter zwei Lokomotiven 165 Waggons. Und das war nicht der längste Zug den
wir bislang angetroffen haben.
Die
weitere Piste ist immer noch stark versandet aber zumindest sind keine größeren
Dünen mehr zu passieren. Das Tagesziel, der Monolith von Ben Amira, ist im Staub
bereits schemenhaft zu sehen. Kurz vor dem Ort queren wir die Gleise nach Norden
und fahren dann direkt auf den Monolithen zu, der nach dem Ayers Rock der
zweitgrößte, gleichwohl doch höchste, Monolith der Welt sein soll.
Zwischen
den Sträuchern suchen wir uns einen Platz für die Nacht. Da der Wind aus
nord-östlicher Richtung kommt, wiegen wir uns an einem geschützten Platz in
Sicherheit und am Nachmittag ist der Wind auch fast zum Erliegen gekommen.
Ich
parke meinen Truck nach dem ersten Anlauf nochmal um, damit wir zwischen Baum
und Antares eine weitere Hängematte aufspannen können. So lässt sich der Tag
genießen. Nach dem Abendessen entstehen noch ein paar experimentelle Fotos von
unserem atemraubenden Stellplatz, doch wenig später frischt der Wind auf, der
jetzt unglücklicherweise aus westlicher Richtung weht. Somit ist der Abend
draußen recht bald beendet, obwohl die Temperaturen und der tolle Sternenhimmel
noch zum Verweilen einladen.
Position: |
N 21° 13' 27.0" W 13° 39' 56.9" |
Kilometerstand: |
25.547 km |
Eigentlich wollten wir einen Tag hier am
Monolithen bleiben. In der Nacht ist aber ein starker Wind aufgekommen, so dass
wir unseren Plan auf den Monolithen zu steigen verworfen und beschlossen haben
weiter zu fahren.
Wir fahren erst auf unseren eigenen Spuren
zurück bis wir an eine Piste kommen der wir folgen. Die Piste ist jedoch kurz
darauf von Dünen verschüttet und wir fahren offroad Richtung Bahngleise, die wir
wieder queren müssen um auf die Hauptpiste zu kommen. Zuvor warten wir jedoch
bis sich der anrollende Güterzug aus Nouadhibou in Bewegung gesetzt und an uns
vorbei gefahren ist. Er hat anscheinend gehalten um Passagiere im Ort
abzusetzen.
Unsere Strecke führt wieder durch
Weichsandfelder und Dünen. Dann entscheiden wir uns nicht bis Choum zu fahren,
sondern über eine Tangente Richtung Südost, um dort später auf die
Nationalstraße N1 zu stoßen. Hier ergibt sich eine wunderschön andere
Landschaft. Es ist eher Steppenhaft und verhältnismäßig grün. Die Piste und
Spurweite ‚Landrover‘ führt immer wieder durch Grasfelder und vorbei an kleinen
Bäumen und Büschen, zwischen denen wir einen tollen Platz für eine Mittagspause
finden. Dann geht es weiter Richtung Südsüdost. Als die zur Piste gehörigen
Spuren mehr werden, stellen wir fest, dass wir die Hauptpiste von Choum nach
Atar erreicht haben. Unsere Hoffnung auf eine Art Straße wurde jedoch
enttäuscht. Die einst geschobene Piste war mit dem schlimmsten Wellblech
behaftet,
so dass wir uns auf einer der nebenan verlaufenden Tracks halten.
Irgendwann kommen wir an eine Straßenbaustelle und von hier an ist die Piste
breiter, ja besteht sogar aus zwei Fahrspuren, und auch in besserem Zustand.
Dann geht es über eine Bergkette und an einem weiteren Kontrollposten vorbei. Vor uns liegt ein Tafelberg, den wir umrunden und hinter dem wir auf das nachfolgende Plateau hinauf fahren. Dort finden wir einen Stellplatz auf der ehemaligen Piste und genießen die tolle Aussicht ins Tal.
Position: |
N 20° 43' 19.9" W 13° 3' 41.4" |
Kilometerstand: |
25.676 km |
Man ahnt es schon. In der Nacht kam der
alte Bekannte Wind zurück. Zum Glück hat er am Morgen wieder nachgelassen. Wir
fahren nach gemeinsamen Frühstück weiter nach Atar. Zirka 20km vor Atar
erreichen wir geteerte Straße. Ein fast vergessenes Gefühl beim Fahren.
Atar ist ein Ort der sehr ruhig erscheint. Allerdings ist es auch schon fast Mittag und die Temperatur hat die 30°C-Marke weit überschritten. Am großen Kreisel im Zentrum finden wir einen großen Parkplatz. Bevor die Kolben still stehen, stehen bereits die ersten ‚Freunde‘ neben uns und haben die ultimativen Empfehlungen zum Shoppen für uns. Wir machen so unsere Erfahrungen und brauchen eine ganze Weile bis wir unsere Sachen beisammen haben. Durch Mulay kommen wir zu einem Camping, bei dem wir Wasser auffüllen können.
Die Zufahrt zum Campingplatz ist so schmal,
dass David seinen 911er noch auf den Hof bekommt, ich es aber erst gar nicht
probiere. Ich parke außerhalb neben der Mauer. Das Wasser kommt aus einem
Brunnen und die Pumpe braucht zwischendurch mal eine Pause um abzukühlen. So
bleiben wir eine ganze Weile hier und essen gemeinsam mit Fatima, der Chefin des
Camping, und ihren Kindern sowie Mulay. Anschließend folgt eine Mauretanische
Tee-Zeremonie, die, laut Mulay ganz wichtig, von der Marokkanischen abweicht.
Für die beiden Töchter habe ich etwas zum Malen dabei und so wird die Hälfte der
Malaufgaben erledigt, bevor wir weiter fahren. Ich bringe Mulay zurück in die
Stadt und dann geht es zum Tanken.
Nach der Tanke sind es noch ca. 30km Asphalt, bevor es an einer weiteren Polizeikontrolle links auf die Piste nach Terjit geht. Auch hier wird gerade kräftig gebaut. Teilweise fahren wir auf alter und teilweise auf der neuen Piste bis kurz vor Terjit. An der Kontrolle durch die Gendarmerie fragen wir nach und sie schicken uns in den Ort. Der Ort besteht aus Sicht eines Fahrzeugführers jedoch nur aus einer Sandpiste. Zwischen den teils aus Stroh errichteten Hütten, Mauern und Bäumen hindurch fahren wir zum Ende der Straße, welches der Einstieg zur Oase ist.
Es sind Schilder mit den Preisen für die
Oase aufgestellt. Gleich versucht man uns auch für die Übernachtung auf dem
Parkplatz zur Kasse zu bitten. Der Preis ist jedoch so hoch, dass wir
misstrauisch werden und nichts bezahlen, sondern morgen den Eintritt zur Oase
als angemessen erachten.
Es gibt noch einen Ankunfts-Drink und dann gesellen sich auch schon die ersten Mücken zu uns. Zum ersten Mal hole ich auf dieser Reise das ‚Nobite‘ raus. Doch man hört den Bach rauschen und die Grillen zirpen. Der Mond hat sich zu den hunderten Sternen gesellt und so ist es eine tolle Nacht (bisweilen ohne Wind).
Position: |
N 20° 15' 9.8" W 13° 5' 17.4" |
Kilometerstand: |
25.762 km |
Die Nachttemperaturen erinnern einen
ebenfalls daran, dass ich mich inzwischen ein ganzes Stück nach West-Afrika
vorgearbeitet habe. Erst gegen Morgen wird es etwas Kühler. Der Morgen ist nach
dem Frühstück jedoch recht bald vorbei.
Heute ist Rupals Geburtstag und den
verbringen wir zusammen in der Oase Terjit. Zwischen den Palmen verläuft
plätschernd ein Bach, der aus dem Berg entspringt. Dieser bringt eine
erfrischende Kühle und hat sogar einen kleinen Pool zum Baden. Für die Besucher
der Oase sind als Sonnenschutz Zeltdächer aufgespannt und mit Kissen ausgelegt.
Hier lässt es sich gut aushalten. Mittags bestellen wir Kuskus mit Gemüse und
spielen Cul-Schim-Shar, ein arabisches
Würfelspiel.
Der Souvenirverkäufer nimmt bereits seinen Platz ein bevor ich überhaupt aufstehe. Er hat Frau und Kinder dabei. Sie verbringen den ganzen Tag am Eingang zur Oase. Uns bringt er zum Frühstück einen Tee vorbei und ich revanchiere mich mit einem Geschenk, was mich allerdings auch gleich in ein Verkaufsgespräch verwickelt und schon bin ich ein Souvenir reicher.
Wir fahren zurück Richtung Atar. Auf der Wellblechpiste kommt uns das französische Pärchen mit ihrem Truck entgegen. Sie haben gute aktuelle Informationen über die Pisten nach Chinguetti und Ouadane für uns. Dann geht es in die Stadt. Etwas Brot kaufen und das Internet Cafe aufsuchen. Es gibt angeblich nur diesen einen Laden mit Internet-Anschluss im Ort. Leider funktioniert die Verbindung derzeit nicht und wir sollen doch abends oder am nächsten Tag noch mal vorbei kommen. Stattdessen fahren wir zum Camping Bab Sahara, dort bekommen wir neben einem leckeren Saft auch Zugang zum Internet um unsere E-Mails abzurufen.
Da es Freitagnachmittag ist, sind die
Straßen wie leer gefegt. Entsprechend gut kommen wir durch zum östlichen
Ortsausgang. Hier scheinen wir den Polizisten bei seinem Gebet zu stören, als
wir an seinen Checkpoint kommen. Dann geht es über eine sehr gute Piste durch
die Savanne. Da es kaum Wellblech gibt, können wir mit einer Geschwindigkeit von
über 60km/h dahin rauschen.
Nach einem sehr steilen Anstieg kommen wir
auf dem Hochplateau an. Hier fahren wir zum Fort Sagane. Das Fort liegt an der
alten Piste von Atar nach Chinguetti, die heute nur noch unter extremen
Bedingungen mit kleinen 4x4-Fahrzeugen zu befahren ist. Vieles von der
Serpentinen-Strecke ist der Erosion zum Opfer gefallen. Nebenan ist ein kleiner
Campsite angelegt auf dem wir übernachten. Die Besichtigung der Felsgravuren am
nächsten Tag ist inklusive. Der Preis wurde diesmal schwer verhandelt um nicht
wieder über den Tisch gezogen zu werden.
Wir unternehmen noch eine Wanderung zu den Felsabbrüchen der um das Plateau liegenden Canyons und zu dem Fort Sagane, welches eine wichtige Rolle im Krieg zwischen Algeriern und Franzosen gespielt hat. (Allerdings habe ich später gelesen, dass das Fort 1985 nur für einen gleichnamigen Film gebaut wurde.)
Position: |
N 20° 32' 15.2" W 12° 47' 43.3" |
Kilometerstand: |
25.848 km |
Am Morgen kommt Mohamed um uns die
Felsgravuren zu zeigen. Einige Zeichnungen sind gut erhalten, bei anderen ist
viel Phantasie gefragt um die gedeuteten Tiere zu erkennen.
Es ist leicht
bedeckt und so lässt es sich sehr gut aushalten. Die Location gefällt uns so
gut, dass wir noch einen weiteren Tag bleiben wollen. Mohamed will uns als Dank
am Nachmittag noch die anderen Gravuren zeigen, die etwas entfernt an den Felsen
zu finden sind. Hier sind Giraffen und Elefanten zu erkennen, die vor zirka
6.000 Jahren hier heimisch gewesen sein müssen.
Mittags sind wir zum Teetrinken bei Mohamed
eingeladen. Die Verständigung ist immer noch eine Herausforderung, und so kommt
es, dass unsere Teerunde zum Sprachkurs wird. Aber die arabischen Worte sind so
sehr anders als alle uns bekannten Sprachen und so fällt es mir schwer alle die
Begriffe zu merken.
Es ist schon wieder später Vormittag geworden als wir uns auf den Weg machen. Wir verlassen unseren tollen Camp Site in Richtung Ouadane. Erst geht es noch über die Zufahrtspiste und dann über die sehr gute Piste Richtung Nordost. Es gibt kaum Wellblech auf der Piste, was uns hohe Geschwindigkeiten und zügiges Vorankommen ermöglicht. Die zirka 130km bewältigen wir in ungefähr drei Stunden. Auf halbem Weg machen wir eine Rast in einer savannenartigen Landschaft. Hier wächst unerwartet viel Grün, und deswegen haben sich hier auch zahlreiche Hirten mit ihren Herden angesiedelt.
Kurz vor Ouadane wird die Straße dann doch
noch zur Geduldsprobe auf Wellblech. Bis zum Ortskern ist verschärftes
Durchrütteln angesagt. Aber spätestens bei der freundlichen Begrüßung am
obligatorischen Militärposten ist auch dies schon wieder vergessen.
Über eine
steile Rampe geht es in den ‚neuen‘ Ortsteil von Ouadane. Einem Schild folgend
gelangen wir zu einem Markt und finden mit Hilfe eines Führers den Bäcker um
Brot zu kaufen. Die Brotausgabe erfolgt an einem ungefähr 40*40cm großen, oder
besser gesagt kleinen, Fenster. Keine Schrift oder Zeichen deuten darauf hin,
dass hier der Bäcker sein Handwerk ausübt. Allein dafür braucht man hier also
schon einen Führer.
Unsere Autos werden wie gewöhnlich von
dutzenden Kindern belagert. Ich bin erstaunt dass doch einige von ihnen Englisch
sprechen. Unterfahrschutz und Heckträger dienen üblicherweise als temporäre
Sportgeräte für Klimmzüge und andere Kletterübungen. David verabredet mit dem
Führer der uns zum Brot gebracht hat, morgen eine Tour durch die historische
Altstadt zu machen. Dann fahren wir wieder aus dem Ort heraus um uns einen
Stellplatz zu suchen.
Hinter dem Ort, zurück entlang der Piste
die wir gekommen waren, wollen wir uns zwischen den Palmen postieren. Doch die
Palmgärten sind eingezäunt. Die Sandpiste wird sehr weich für die fast
vollständig aufgepumpter Reifen. Als wir zur Lagebesprechung anhalten, kommen
wir nur schwer wieder los. Dann finden wir aber einen schönen Platz im Sand am
Flussbett. Bäume spenden Schatten und erlauben uns die Hängematten in Betrieb zu
nehmen.
Abends wird gegrillt und Kinder aus dem benachbarten Dorf kommen vorbei um uns ein paar Souvenirs zu verkaufen. Nach einem kleinen Anstandsgeschäft reparieren wir ihre Taschenlampe damit sie wieder heil mit Licht nach Hause kommen.
Position: |
N 20° 56' 53.9" W 11° 38' 54.7" |
Kilometerstand: |
26.005 km |
Heute steht die Besichtigung von Ouadane auf dem Plan. Dazu gehen wir die 3,5km zum Ort zurück. Der Weg führt uns durch Palmengärten mit sandigem Boden. Es ist ein anstrengender Marsch. Doch die Landschaft ist toll und jede Anstrengung wert.
Irgendwie finden wir einen Weg durch die
Ruinen am Hang zum Dorfplatz. Dort hatten wir zwischen 10:00 und 11:00 Uhr den
Guide erwartet. Leider war er nicht da und so machen wir uns selbst auf den Weg
um den Ort zu erkunden. Enge Gassen führen zwischen überwiegend verfallenen
Gebäuden hindurch. Eine überirdisch verlegte Wasserleitung zeugt von moderner
Infrastruktur und Leben im Ort. Als Rupal im Hotel de Ville fragt ob wir einen
Tee bekommen können (sie hatte angenommen es sei ein Hotel und nicht das
Rathaus), trafen wir auch wieder auf unseren Guide. Er bat uns für die
Besichtigung der als Unesco Weltkulturerbe ausgezeichneten Stadt jeder 1.000 UM
zu bezahlen. Da wir bereits das Meiste gesehen hatten, dachten wir das sei nicht
nötig, aber er bestand auf die obligatorische Abgabe. Dann holte er einen
Führer, der uns dann den Teil zeigte, den wir noch nicht betreten, sondern nur
aus der Ferne gesehen hatten. Somit sind beide Seiten zufrieden gestellt.
Allerdings wird es mittlerweile recht heiß und so beenden wir die Führung
frühzeitig und gehen zurück zu den Trucks.
Nachmittags kommen mal wieder ein paar Kinder zu Besuch. Sie bringen Karotten und Datteln mit. Ich tausche Buntstifte und Malblock gegen Datteln ein. Doch damit bin ich die Kids noch lange nicht los. Sie bleiben noch fast eine Stunde bei mir sitzen und genießen offensichtlich die Anwesenheit der 'Besucher'.
Nach einem gemütlichen Start in den Tag stehen mal wieder ein paar kleinere Projekte an. Das Reserverad wird umgehängt und die Fahrradhülle erneut geflickt. Das Reserve-AdBlue kommt in den Tank, denn hier läuft Antares auch ohne Pipi einwandfrei. Also kann das Zeug auch zügig verbrannt werden. Während der ganzen Zeit werde ich von vier der heimischen Kinder beobachtet. Erst aus der Ferne, dann aus der Nähe und dann hautnah. Nach getaner Arbeit fragen sie nach einem Geschenk und machen sich dann aus dem Staub, als ich nur etwas zum Tauschen anbieten will.
Am
Nachmittag kommt die ganze Familie der Kids. Zwei Frauen mit geschätzt 15
Kindern jeglichen Alters belagern erst mich und nach einer halben Stunde dann
Rupal und David. Es ist super lustig, auch wenn wir uns gegenseitig nur mäßig
verständigen können. Ich biete ihnen Erdnüsse an um die sie sich reißen, doch
dann spucken sie sie wieder aus, als sie merken das diese salzig und nicht süß
sind. Freiwillig geben sie sie zurück. Eines der Mädchen spricht etwas Englisch
und Rupal Französisch, so gelingt wenigstens ein weinig Konversation.
Zwischendurch kommt noch ein Polizist im Geländewagen vorbei, der sich erkundigt
wie lange wir bleiben und nach einem Fiche fragt. Dann ist er auch schon wieder
weg, was wir von der kinderreichen Meute nicht sagen können. Doch irgendwann
ziehen auch sie von dannen und wir haben wieder unsere Ruhe.
Als wir wieder Cul-Schim-Shar spielen, tauchen die Jungs vom Nachmittag wieder auf. Sie gesellen sich zu uns und amüsieren sich köstlich, als sie uns zusehen. Inzwischen habe ich gelernt und habe statt Erdnüssen ein Bonbon für jeden. Der Kleinste, Bab, ist am schnellsten und greift gleich zweimal zu. Er lacht aber auch am meisten und ist ein lustiges Kerlchen. Ein Junge hat einen Verband am Bein der bereits durchblutet, also hole ich eine Wundauflage und einen Verband, doch er scheut, also gebe ich den Verband einem der größeren Jungs mit um ihn vielleicht später zu verwenden. Erst als es dunkel wird macht sich die Clique auf den Weg nach Hause.
Ich liege noch eine ganze Weile in der Hängematte und blicke in die Sterne. Zwischen den zahlreichen Sternen, die man hier am klaren Himmel sieht, kommen noch ein Satellit sowie eine Sternschnuppe vorbei. Ein fast perfekter Abend.
Es weht mal wieder ein heftiger Wind und innerhalb von 10 Minuten nachdem ich die Tür geöffnet habe, ist der gesamte Innenraum mit einer feinen Sandschicht überzogen. Also drinnen frühstücken und dann raus gehen. Einmal draußen, werde ich von unzähligen Fliegen umschwärmt. Ich habe keine Idee, wie ich diese lästigen Biester wieder loswerden soll, denn trotz des Windes bleiben sie mir dicht auf der Pelle. Es gilt die Biester um jeden Preis draußen zu halten. Es hat bestimmt lustig ausgesehen wie ich die Fliegen vertrieben habe bevor ich durch den Türspalt gehuscht bin.
Etwas
früher als geplant brechen wir Richtung Atar auf. Erstmal auf der Piste
angekommen kann die Längssperre raus genommen werden und wieder gemütlich
dahingebraust werden. David und Rupal nehmen einen Anhalter mit, der unterwegs
weitere Freunde am Straßenrand erkennt. Also halten wir an um zweimal 20L Wasser
zu spendieren, die der alte Mann und die Frau sonst per Anhalter aus der Ferne
hätten holen müssen. Der Mann fragt nach Vitaminen, was hier ein sehr
offensichtliches Bedürfnis ist, und so gebe ich ihm einige Mandarinen und
wasserlösliche Vitamintabletten. Man kann den Menschen hier so einfach das Leben
erleichtern, dass man die Gelegenheit dazu nicht auslassen sollte.
An dem Abzweig nach Chinguetti verlässt uns der Mitfahrer und kurz darauf fahren wir ins Grüne um eine Rast zu machen. Da es noch früh ist, beschließen wir noch heute bis Atar zu fahren um dort einzukaufen und Wasser beim Camping Inimi zu bunkern. Gesagt, getan.
Wir
teilen uns auf und ich fahre noch zum Bäcker und ins Internet Cafe während die
beiden zum Camping Inimi fahren, denn das Wassertanken dauert schon mal etwas
länger und wir können nur nacheinander an die einzige Zapfstelle, die von einer
Brunnenpumpe bedient wird und zwischendurch mal eine Betriebspause benötigt um
abzukühlen. Das Internet Cafe schließt weil Gebetszeit ist und so fahre ich
weiter zum Camping. Dort treffe ich auf den Bruder des Besitzers, der mir vor
ein paar Tagen seine Visitenkarte gegeben hatte. Er erinnert sich auch sofort an
mich und dan trinken wir erstmal einen Tee. Anschließend bekomme ich Zugang zu
seinem WLAN und werde gebeten seinen Computer und Facebook Account auf seinem
Computer einzurichten. Nichts leichter als das. Das Laden und Versenden der
E-Mails der vergangenen Tage dauert ebenso lange wie das Füllen von 200L Wasser.
Dann fahren wir wieder gemeinsam weiter. Wir wollen ein Stück aus der Stadt raus und einen ruhigen Übernachtungsplatz suchen. Etwas 60km südlich von Atar biegen wir von der Straße ab und folgen einer Piste zu ein paar Hügeln, die uns gefallen. Die Piste führt uns an ein paar Hütten vorbei, wo uns Einheimische zuwinken. Nach weiteren zwei oder drei Kilometern erreichen wir die Hügel, an denen ich dann doch Luft aus den Reifen lassen muss um an den gewünschten Stellpatz zu gelangen. Was man für den richtigen Übernachtungsplatz nicht alles tut, denn morgen früh muss ich nach 200m die Luft wieder auffüllen.
Als
wir uns eingerichtet haben, erscheinen drei kleine Jungs, die aus dem Dorf hier
her gelaufen sein müssen. Sie schleichen in respektablem Abstand um die Autos.
Dann kommen vier Mädchen hinzu und ich versuche die Kontaktaufnahme. Allerdings
sprechen sie nur Arabisch und so bleibt es vorerst schwierig. Ich bin dabei
Fotos von unserem Stellplatz zu machen als ich bemerke, dass die Kinder sich dem
Foto entziehen wollen und der Kamera ausweichen. Sie verstecken sich hinter
Büschen und legen sich auf den Boden. Derweil kommt über die Prärie ein Toyota
Pickup angefahren und stoppt bei uns. Drei Männer steigen aus und begrüßen uns.
Sie sind ebenfalls aus dem Ort. In ihrer Gegenwart werden auch die Kinder etwas
zutraulicher und auch mutiger. Einer von ihnen spricht gutes Englisch und so
verwickelt er uns in eine Diskussion über den Zweiten Weltkrieg, Hitler.
Wir
stimmen seiner Ansicht nicht ganz zu, verstehen aber, dass das Ende des Krieges
auch die Autonomie Mauretaniens von Frankreich ermöglicht hatte. (Zumindest im
entferntesten Sinne). Die Frauen kamen erst jetzt mit dem Mouli-Karren bei uns
an. Sie waren naturgemäß etwas langsamer unterwegs als der Toyota. Dafür hatten
sie Souvenirs und Geschenke dabei. Wir saßen einer Verkäuferschar von mehr als
zehn Frauen in jedem Alter gegenüber. Die Männer hatten jetzt Sendepause. Die
Kinder mischten heftig mit und boten selbst Dinge an, die die Mütter nicht
unbedingt verkaufen wollten. Es ist super lustig und am Ende hat jeder etwas was
er mitnimmt. Als die Sonne gerade hinter dem Horizont verschwindet, steigt die
gesamte Meute in und auf den Pickup und verlässt uns winkend Richtung Heimat.
Dies ist eine der vielen wertvollen Begegnungen, an die ich mich hoffentlich
noch lange erinnern werde.
Dank Außendusche ist das Badezimmer heute mit einem glühend-roten Himmel gekachelt. Die Hängematte ist zwischen den Trucks aufgespannt und die Sternschnuppe des Tages kommt als ich, gemütlich in der Hängematte baumelnd, den Tag ausklingen lasse.
Position: |
N 20° 12' 59.0" W 13° 20' 11.8" |
Kilometerstand: |
26.244 km |
Die
halbe Strecke nach Nouakchott soll das heutige Tagesziel sein. Wir fahren früh
los. Einmal aus dem Sand heraus, pumpe ich die Reifen wieder auf bevor wir auf
die lange Asphaltstrecke gehen. Die Straße ist sehr gut und es herrscht wenig
Verkehr. Dann steht ein Mann winkend am Straßenrand neben einem offensichtlich
liegengebliebenen Rundhauber. Die drei Männer haben das Planetengetriebe hinten
rechts bereits zerlegt. Zumindest die Teile die noch heile sind, denn drei der
fünf Planeten Zahnräder haben sich in unzählige Kleinteile aufgelöst und dabei
erheblichen Schaden an den anderen Teilen verursacht, die jedoch nicht so
einfach zu tauschen sind. Erstaunlicherweise hatten sie eine Tüte voll mit
Ersatz-Planeten Zahnräder dabei. Aber die Achse war innen und außen extrem stark
beschädigt. So warteten die drei bereits seit drei Tagen auf Hilfe und hatten
Hunger. Dagegen konnten wir etwas unternehmen und kramten frische Lebensmittel
aus unseren Vorräten. Dann überließen wir die drei wieder ihrem Schicksal und
fuhren weiter.
Als
wir nach Akjoujt kommen, suchen wir eine Bäckerei um unseren Brotvorrat wieder
aufzufüllen. Wir finden eine tolle Bäckerei mit lecker anmutendem Gebäck. Hier
decken wir uns ein und als wir aus dem Laden kommen, spricht uns der Besitzer
an, der auf die deutschen Fahrzeuge aufmerksam geworden war. Er hatte 13 Jahre
in Bonn gelebt und spricht akzentfrei Deutsch. Wir bekommen gute Informationen
zu den Straßenverhältnissen auf den Wegen nach Mali. Das hilft uns sicherlich
bei der Routenwahl weiter. Hier im Ort haben die Straßen LED-Beleuchtung mit
Solar-Zellen.
Bei der Mittagspause herrschen draußen 35°C, so dass wir weiter fahren und am Abend ein Bad im Meer nehmen wollen. Also halten wir uns ran. Es sind noch zirka 250km bis Nouakchott. Aber die Straße ist frei und lässt sich sehr gut fahren. Vor Nouakchott beginnen dann wieder vermehrt die Straßenkontrollen und meine Fiche gehen bald aus. Ich muss dringend noch ein paar dutzend Kopien machen.
Als
ich nach Nouakchott rein fahre, fühle ich mich an Nouadhibou erinnert. Doch
recht bald nimmt der Verkehr weiter zu und die vier bis sechs-spurige Straße
versinkt unter dem Verkehr. Abgebogen wird mit Mut, sprich wer mehr Mut hat, hat
auch Vorfahrt. Ich habe mehr Gewicht und somit ein gewisses Recht des Stärkeren,
was aber nicht alle beeindruckt. Zwischen den LED-Straßenlaternen stehen jetzt
auch mal Ampeln.
Es
wird bereits gehupt bevor das rote Licht erloschen ist. Hier wird auf die Tube
gedrückt. Und es scheint normal zu sein, von der rechten Spur nach links
abzubiegen, auch wenn somit die gesamte Ampelphase nix mehr geht. Ein Auto
tuschiert einen Abbiegenden und wird sofort von einem Polizisten hinter der
Kreuzung herausgewunken. Desto weiter wir in die Stadt kommen, desto dichter
wird der Verkehr. Die Taxen fahren langsam und halten unvermittelt an um weitere
Fahrgäste aufzunehmen oder aussteigen zu lassen. Links drängeln sich Wagemutige
an mir vorbei. Es wird schon mal ganz schön eng und ich versuche noch das
Geschehen auf Fotos festzuhalten. Ich finde es sehr unterhaltsam und lache mich
halb tot über die Verkehrsverhältnisse hier. Dann kracht es vor mir auf der
Kreuzung. Nur leicht, aber jetzt staut sich der Verkehr erstmal. Ich mache mich
schnell aus dem Staub. An der nächsten Kreuzung geht es rechts ab und wieder aus
der Stadt heraus zu einem Platz am Strand, der uns empfohlen wurde - Camping Les
Sultans.
Wir fahren an den Strand. Der Sand ist sehr weich. Auch Luft ablassen reicht hier nicht aus. Also erstmal schwimmen gehen, denn die Sonne ist inzwischen ‚im Meer untergegangen‘. Anschließend genießen wir die heiße Dusche welche Wasser nur tröpfchenweise liefert. Dafür ist das Abendessen im Restaurant sehr lecker und der Orangensaft ist frisch gepresst.
Position: |
N 18° 13' 6.5" W 16° 2' 9.5" |
Kilometerstand: |
26.655 km |
Heute Morgen steht erstmal die große Befreiungsaktion an. Luft ablassen und vom Strand zurück auf die Piste fahren. Antares braucht eine Extrawurst und benötigt Sandbleche, da selbst bei nur noch zwei Bar Luftdruck in den Reifen der Sand zu weich ist als dass ich rückwärts heraus fahren kann.
Wir wollen uns etwas abseits einen Stellplatz im Grünen suchen, da der Mehrwert des Camping nicht dem Preis entspricht. David findet einen schönen Platz etwas nördlich, jedoch wäre hier wieder sehr weicher Sand bis zum Meer und ich müsste wieder die Luft ablassen, die ich gerade erst wieder aufgepumpt hatte um in die Stadt zu fahren. Leider haben wir erst danach erfahren, dass die Botschaften heute nicht wie gedacht ab Mittag, sondern ganztägig geschlossen haben.
Während David und Rupal sich an den Strand durchkämpfen, fahre ich in die Stadt um dort ein wenig die Lage auszukundschaften. Die beiden in Internet-Foren besprochenen Auberges, bei denen man auch campen kann, sind so abschreckend, dass ich hier auf keinen Fall bleiben möchte. Ich fahre in südlicher Richtung und dann zurück zur Nationalstraße N1. Dabei komme ich erst durch die Armenviertel und dann am Ziegenmarkt vorbei. Hier gibt es Ziege gegrillt, geschlachtet und lebendig. Und zwar genau in dieser Reihenfolge. Der leckere Duft von den Grillständen zuerst, und wenn man die tausenden Ziegen gesehen hat, ist der Appetit auch schon wieder weg. Ein riesiges Gelände mit Ziegen, so weit ich gucken kann. Auf der anderen Straßenseite wurde Heu gehandelt, denn die Tiere brauchen schließlich auch etwas zum fressen. Schließlich passen nicht alle auf den Grill.
Ich komme im Süden wieder auf die N1. Der Kreisverkehr erinnert mich eher an eine Seitenstraße und nicht an die Hauptausfallstraße von Nouakchott nach Süden. Die Schlaglöcher muss man hier schon als Krater bezeichnen. Stellenweise weiche ich auf den sandigen Streifen neben der Straße aus um die größten Löcher zu umfahren. Die Pisten im Norden waren mir da fast lieber.
Da
am Freitagmittag für gewöhnlich wenig Verkehr ist, beschließe ich ein paar
Seitenstraßen durch die Einkaufszone zu fahren. Und es sind wirklich kaum Autos
unterwegs. An einer Bank halte ich um Geld am Automaten zu ziehen. Ich parke
seitlich auf der Straße. Um 14:30 Uhr sind die Straßen wie leer gefegt. Wo
gestern noch ein turbulentes Gedränge herrschte, ist jetzt kein Auto mehr zu
sehen. Alle sind zum Beeten in die Moscheen gegangen. Für gut eine halbe Stunde
gehört die Stadt mir.
Ich fahre zurück zum Strand beim Camping Les Sultanes. Da der Parkplatz am Camping von Tagesgästen belegt ist, stelle ich mich neben eine Piste zwischen die Dünen ohne zu sehr in den weichen Sand zu fahren. Morgen soll es dann zur Botschaft gehen.
Position: |
N 18° 13' 50.9" W 16° 2' 0.5" |
Kilometerstand: |
26.747 km |
Vielleicht waren wir einfach nur naiv oder haben wirklich geglaubt dass nach einem arbeitsfreien Freitag die Botschaft heute geöffnet hat. – Hat sie leider nicht. Wir sollen morgen um 11:00Uhr wiederkommen.
Wir versuchen unser Glück bei der Taamin Versicherung um die Cart Brune, eine Haftpflichtversicherung für mehrere westafrikanische Staaten, zu bekommen. Das Büro hat auch geöffnet. Die Dame im Büro lässt uns jedoch wissen, dass die Taamin den Versicherungsservice für die Cart Brune eingestellt hat. Stattdessen verweist sie uns an eine Versicherung namens Maar, gleich neben der Bank BIM in Richtung Flughafen. Nach mehreren Kilometern entlang der LKW-Reparatur-Meile keine Spur von einem solchen Büro. Hier treffen wir auf Touristen die nach Atar wollen. Wir geben unsere Erfahrungen weiter und wünschen gute Reise. Dann wollen wir wenigstens ein paar Kopien von unseren Fiche machen, denn wir haben nicht mehr genügend um zurück zum Strand und wieder in die Stadt zu kommen. Im dritten Shop in den wir geschickt werden haben wir Glück und sie machen Fotokopien – mit einem Tintenstrahldrucker (MFP). Die ursprünglich bestellten 3*30=90 Kopien reduzieren wir auf fünf für jeden, sonst stehen wir noch morgen hier.
Dann
teilen wir uns auf. Ich versuche weiter eine Versicherung zu finden. Beim
nächsten Versicherungsmakler steigen wir bereits in die Details des Fahrzeugs
ein als er mir mitteilt dass sie nur Versicherungen für Mauretanien anbieten.
Schade. Weiter geht’s. Im nächsten Büro verweist man mich vielversprechend an
die Versicherungen Nasser oder Saar. Ich solle hinter der Moschee rechts
abbiegen und dort nochmal jemanden fragen. Nun, so genau wie die Wegbeschreibung
war, so zielführend die Suche. Erst werde ich zu einer ausgemusterten Werkstatt
gelotst und als ich beim Militärposten nachfragen will, blicke ich in den
Gewehrlauf, dann aber helfen sie mir und mit der Hilfe von fünf Soldaten und
vier Männern von der Straße bekomme ich die richtige Richtung gezeigt. Bingo.
Die Versicherung heiß also NASR SA. Allerdings scheint das Gebäude verlassen.
Ich kann lediglich einen Blick ins Archiv werfen. Ich denke hier muss ich auch
morgen nochmal vorbei schauen.
Ich fahre zurück zum Strand um den Rest des Tages zu relaxen. Es ist zu warm um weiter umher zu fahren. Außerdem haben die meisten Geschäfte eh geschlossen.
Position: |
N 18° 13' 50.9" W 16° 2' 0.5" |
Kilometerstand: |
26.810 km |
Bevor
wir zur Botschaft fahren um unsere Visa zu holen, wollen wir noch in einem
Internet-Cafe online gehen. Leider gibt es unter der erwarteten Adresse kein
Internet-Cafe (mehr). Also fahren wir umher und erleben dabei Sightseeing live.
Irgendwann werden wir neben der Universität fündig.
Für das Visum müssen wir die ersten drei Seiten aus unserem Ausweis als Kopie mitbringen. Natürlich haben wir lediglich die „informative Seite“ kopiert. Also müssen wir von den anderen Seiten noch in einem nahe liegenden Verwaltungs-Gebäude Mauretaniens Kopien anfertigen lassen. Spannend aber unkompliziert und sehr hilfsbereite Menschen überall. Dann geht alles seinen Gang und nach einer Stunde inklusive Wartezeit hat jeder sein Visum in der Hand (im Pass).
Während
David und Rupal sich um weitere Angelegenheiten kümmern, versuche ich eine
Versicherung für das Carte Brune zu finden, welche mehrere West-Afrikanische
Länder abdeckt. Ich versuche mein Glück noch mal bei der Taamin Versicherung und
siehe da, mit anderem Personal ergeben sich ganz andere Möglichkeiten. Nach
weniger als einer Stunde habe ich die Versicherung in der Tasche.
Als nächstes steht ein Besuch des Postamtes auf dem Plan. 14:15 Uhr, die Post hat gerade geschlossen. Ein Mann diskutiert mit dem Wachmann und gibt mir anschließend zu verstehen, dass sie Post in 2 Stunden, also gegen 16:00 Uhr wieder öffnet. Hierbleiben oder auf Morgen verschieben? Nun, ich versuche mal Geld in CFA zu wechseln. Dabei komme ich selbst zur Mittagspause in eine große Mauretanische Bank, doch Geld wechseln sie nur Euro gegen Ouiuga. Man verweist mich zum Schwarzmarkt – nein, der Markt heißt so: ‚Marche Noir‘. Also suche ich mal weiter.
Ich
komme in einen kleinen Souk, wo ich günstig meine letzten Fiche vervielfältigen
kann. Dies ist vermutlich wichtiger als eine Versicherung zu haben, sonst kommt
man an jeder Straßen-Kontrolle in ernsthafte Diskussionen und vermutlich bekommt
man den Unmut des Gegenübers zu spüren. Das brauche ich nicht, also immer
genügend Fiche dabei haben.
Dann schaue ich noch bei einem anderen Markt vorbei und gerate an Geldwechsler vom echten Schwarzmarkt, die mir aber einen fragwürdigen Kurs bieten, also ziehe ich weiter und investiere erstmal in Bananen. Leider gibt es hier am Markt, aber auch anderswo, die andere Seite der Stadt, die (mir) absolut 'stinkt'.
Zurück bei der Post warte ich darauf dass es 16:00 Uhr wird. Um 16:15 Uhr spricht mich Gjosch an. Er arbeitet in den Goldmienen bei Nouadhibou nd wartet auf seine Mitfahrgelegenheit Richtung Norden. Er sagt mir dass die Post heute nicht mehr auf macht. Stattdessen bringt er mich zu einem benachbarten Paketschop, wo ich nach etwas gutem Zureden auch meine Post loswerde. Hier hätte ich auch schon vor 2 Stunden hin gehen können….
Jetzt noch zum Tanken und zurück zum Strand, wo ich mich wieder mit den anderen treffen will. Die Wolken gewinnen die Überhand und so sind es zum Schwimmen heute nur noch 27°C ohne Sonnenschein. Ein wenig frisch für meinen Geschmack J
Position: |
N 18° 13' 50.9" W 16° 2' 0.5" |
Kilometerstand: |
26.858 km |
Da Rupal und David noch einige Dinge in der Stadt zu erledigen haben und ich nicht unvorbereitet ohne Ziel alleine weiter fahren will, lege ich ein oder zwei Ruhetage ein. So bleibt Zeit die nächsten Ziele zu recherchieren, zu lesen und etwas Routenplanung zu machen.
Heute ist ebenfalls Ruhetag. Da Tetra Packs nicht Pisten-tauglich sind, habe ich wieder mal etwas zum Aufräumen gefunden. Anschließend gehe ich an den Strand zum Baden und Relaxen.
Die
Nacht war nicht zu warm, jedoch sehr schwül. Ich habe schlecht und wenig
geschlafen. Trotzdem zieht es mich früh morgens raus. Ich mache mich recht bald
auf den Weg in die Stadt um noch einem im Internet Cafe vorbei zu schauen bevor
ich mich mit den anderen treffe. Dann geht es langsam Richtung Süden. Auf der
Hauptstraße ist der Teufel los. Dann rempeln David und ein Local leicht
aneinander. Da wittert einer seinen alten Mercedes neu lackieren zu lassen, aber
man einigt sich schnell und weiter geht’s. Ich möchte so bald wie möglich wieder
etwas anderes sehen als diese dreckige Stadt. (oben: Wasserträger; unten:
Kieskutscher; rechts: Autoreparatur auf der Fahrbahn mit Betonabsicherung statt
auf dem mega-breiten Seitenstreifen)
Erstmal folgen schöne orange-rote Dünen entlang des Weges. Die Straße ist mit unzähligen bis zu Badewannen großen Schlaglöchern übersät. Hier fahren überwiegend Anwohner und der Grenzverkehr, für den man keine ordentliche Straße zu benötigen scheint. Es möchte auch niemand vom Asphalt runter fahren, denn die Kanten sind selbst für einen Lkw erheblich. Das sorgt bei Gegenverkehr immer für Spannung – wer zuckt zuletzt bzw. wer hat länger die Nerven drauf zu halten. Aber noch schlimmer sind die Pickup-Fahrer die überholen wollen ohne vom Teer Belag runter fahren zu müssen. Diese Kandidaten muss man immer im Spiegel behalten bis man sie irgendwo vorbei lassen kann. Dann kommen meist schon die nächsten Raser von hinten.
Als wir an einen Checkpoint der Gendarmerie kommen, werden wir gefragt wohin es geht und ob wir über Rosso oder Diama nach Senegal fahren wollen. Da mein Französisch hier endet, holt der Gendarm seinen Kollegen, so denke ich, aber es scheint sein Bruder oder Freund zu sein, denn der meint unsere Versicherung sei nicht die richtige – er könne uns eine verkaufen. Wegen der Moskitos können wir auch nicht vor der Grenze übernachten, die um 18:00 Uhr schließt – er hat im Ort einen Campingplatz. Und ganz zufällig hat er auch einen Guide für uns, der nur 20 Euro kostet. An dieser Stelle beenden wir die Verkaufsveranstaltung und fahren weiter. Der Gendarm ist bereits mit den Nächsten beschäftigt.
Im
Ort biege ich zwischen zwei unscheinbaren Häusern rechts ab. Entlang der
Müllkippe, die sich teilweise bis auf die Piste erstreckt, geht es Richtung
Westen dem Meer entgegen. Mein Kartenmaterial hat für diesen Ort nicht einmal
einen Namen. Die Piste ist zu breit als dass sie nur zu einem einsamen Strand
für Overlander führt. Und nach zirka 14 km Piste kommen wir an einer
Fischersiedlung am Meer an. Hier können und wollen wir nicht stehen bleiben.
Also zurück bis hinter die Dünen und dort auf einer schmalen Piste (Spurbreite
Landrover) Richtung Süden.
Nach
ein bis zwei Kilometern bleiben wir an einer Ausbuchtung der Piste direkt neben
den Dünen stehen. Nicht atemraubend schön aber für eine Nacht ganz okay.
Rein in die Badehose und zum Schwimmen ans Meer. Dazu geht es über die ziemlich hohen Dünen 200 – 300 m weit bis zum Strand. Wenn man den Müll ausblendet, ist man ganz alleine hier. Das Wasser ist jedoch sehr kalt und so bin ich schnell wieder raus. Da der Wind auch recht frisch daher kommt, gehe ich mit einem Grillabend dagegen an und heize ordentlich ein.
Position: |
N 17° 11' 0.4" W 16° 12' 1.2" |
Kilometerstand: |
27.011 km |
Es
geht über dieselbe Piste zurück zur Hauptstraße. Im Ort kaufe ich noch etwas
Brot und teures Obst und Gemüse ein. Dann geht es weiter auf der bekannten
schlechten Teerstraße. Irgendwann kommt der erwartete Abzweig auf die Piste nach
Diama. Doch hier ist inzwischen eine nagelneue Teerschicht aufgebracht und es
herrscht kaum Verkehr. So geht es ungewohnt zügig voran.
Die
Freude währt nicht lange. Dann ist die Straße gesperrt und es geht über eine
üble Piste mit tiefen Sandlöchern weiter. Mich überholt ein Pkw, der an einer
Abzweigung links zur neuen Straße fährt. Ich ihm nach. Neben der neuen Straße
geht es vor bis zu den Teermaschinen. Hier werde ich aufgefordert wieder zurück
zu fahren und die Piste zu nutzen. David und Rupal, die hinter mir waren sind
bereits vor mir zurück auf der Piste und stehen bei einem Wasserkutscher, der
sich im losen Sand am Pistenrand festgefahren hat. Jetzt lässt er das Wasser ab
um wieder raus zu kommen. Sie fragen mich ob ich einen Abschleppgurt dabei habe.
Klar, also zwischen den Wasserkutscher und einen MAN 33.400 gespannt. Allerdings
gräbt sich der MAN auch ein. Also probieren sie die Bergung nach hinten. Das
klappt, nur hat mein Gurt jetzt ein Loch, weil sie ihn um einen scharfkantigen
Träger gelegt hatten. Naja.
Ich säubere gerade mein Profil von frischem Teer, den ich mir an der Baustelle eingefangen hatte um zu vermeiden dass sich das Zeug gleich unter dem ganzen Auto verteilt, als ein beladener MAN 33.400 an selbiger Stelle mitten auf der Piste stecken bleibt. Er versucht mit Freilegen der Räder aus eigener Kraft aus dem Sand zu kommen. Dann hole ich meinen Gurt wieder raus und Antares hilft dem Brummi aus dem Sand. Dann packen wir schnell zusammen um zu verschwinden bevor der nächste Lkw kommt.
Es
ist nicht mehr weit aber die Piste ist schlecht. Dann geht es in einer
Spitzkehre über einen Damm und durch einen Ort zum Jagdschloss Keur Massene.
Rechts und links der Piste hat sich inzwischen dichtes Buschland breit gemacht.
Hier können sich wahrlich Tiere gute verstecken. Das Jagdschloss ist jedoch kaum
als Schloss zu erkennen.
Außerdem
ist uns der Parkplatz zum Campen erheblich zu teuer und den Blick auf den See
nicht wert, also fahren wir weiter zum Damm.
Die Piste 5 km zurück und dann bis zum Damm des Senegal Flusses. Der Fluss ist nicht zu sehen. Aber rundherum scheint es feucht und weich zu sein. Hier einen Stellplatz für eine Nacht, und nicht für die Ewigkeit, zu finden wird schwierig. Am zweiten Gendarmerie-Posten werden unsere Autos genauestens inspiziert, inklusive Probesitzen. Dann wird nach Geschenken gefragt. Wasser ja, Diesel nein.
Nach
ein paar weiteren Kilometern auf bzw. neben dem Damm biegen wir auf eine schmale
Piste ab und richten uns neben ein paar Büschen und Bäumen ein. Hier sind
Schwärme von Vögeln zu Hause. Ich mache mich bewaffnet mit dem Fotoapparat auf
die Pirsch und versuche ein paar von den flinken Dingern zu erwischen. Gar nicht
so einfach.
Position: |
N 16° 29' 10.7" W 16° 18' 42.8" |
Kilometerstand: |
27.137 km |