Afrika-Reise
Westsahara, 16.02. - 25.02.2014
Sturm
und Regen haben für eine schlaflose Nacht gesorgt. Früh morgens mache ich mich
auf den Weg. Von Coco bekomme ich per SMS noch einen Tipp für Boujdour und so
beschließe ich auf ungefähr halbem Weg nach Dakhla einen Stopp einzulegen. An
der Ortseinfahrt mal wieder eine Polizeikontrolle. Hier werden jedoch genau
gegensätzlich zur bisherigen Erfahrung nur noch Touristen angehalten und der
heimische Güterverkehr kann zügig passieren. Der Polizist fragt nach einem Fiche
und ob ich ihm denn ein Geschenk mitgebracht hätte. Dann geht es weiter, denn
der nächste Camper wartet bereits hinter mir. Hinter dem Strauß (hier das
obligatorische Stadttor) wird die Straße dann plötzlich sechsspurig, als hätten
die Marokkaner hier noch etwas Größeres vor.
Auf
dem Campingplatz kann ich mal wieder ein paar Service- und Hausmannsarbeiten
durchführen. Unter anderem muss ich die Treppe ausbauen und die Rollen fetten,
damit sie beim Wind nicht mit jeder Böe quietschen. Und wenn ich schon dabei
bin, werden auch gleich die Fenster-Riegel gefettet.
Nach dem Tanken nehme ich mal eine Überschlagsrechnung vor und berechne bisher angefallene Dieselkosten von durchschnittlich 27,40€/100km. Wenn man die Geländefahrten im Sand und in den Bergen bedenkt, gar nicht so schlecht. Und hier in der Westsahara kostet der Diesel 6,39DH/L = ca. 0,58€/L. Das sollte helfen die Kosten weiter zu senken (so lange ich nicht die Standheizung anschmeißen muss). J
Ein ganz neues Problem stellen seit heute Fliegen da. Plötzlich hatte ich eine ganze Armada m Auto. Also kaufe ich auf dem Souk eine schöne Fliegenklatsche um wieder für Ordnung zu sorgen.
Position: |
N 26° 7' 54.9" W 14° 29' 44.1" |
Kilometerstand: |
24.211 km |
Bereits vor 8:00 Uhr fahren die Italiener wieder ab, die gestern Abend spät in Dunkelheit als Gruppe auf den Platz kamen. Also mache auch ich mich fertig. Als ich Wasser tanke stelle ich fest, dass dieses versalzen ist und sehe davon ab den Tank damit zu füllen. Wenn ich sparsam bin reicht das Wasser noch für ein paar Tage. Vor Mauretanien muss ich jedoch noch mal Frischwasser bunkern.
An der Ortsausfahrt dann die erste Polizeikontrolle mit der gleichen Zeremonie wie gestern. Zusätzlich möchte der Polizist noch ein paar Euro in Dirham gewechselt haben. Vermutlich Trinkgelder von Touristen.
Auf
der Route nach Süden kommen mir auf einer sehr schmalen und ausgebrochenen
Straße erstaunlich viele Italienische Wohnmobile entgegen. So viele hatte ich in
ganz Marokko sonst nicht wahrgenommen.
Acht Kilometer hinter Boujdour mache ich einen Abstecher an den Strand. Ein Tipp für eine zukünftige Übernachtung. Heute regnet es jedoch noch zu viel um hier zu bleiben. Einige Zeit später kommt noch eine Polizeikontrolle an der eine Straße rechts ab zum Strand führt. Ich fahre die Seitenstraße hinein um zu erkunden wo sie hin führt, denn auf meiner Karte ist sie nicht verzeichnet. Sie führt hinunter zum Strand und dort einige Kilometer an den Dünen entlang bevor sie an einem Parkplatz in eine Piste mündet. Hier kann man sicherlich auch ein paar schöne Tage verbringen, wenn das Wetter passt. Ich kehre um und fahre weiter Richtung Dakhla.
Als
ich in einen Ort mit großem Wasserturm und viel Grün komme, halte ich an um
Wasser zu tanken. Leider sind die Zapfstellen außer Betrieb. Es kommt jedoch
jemand von dem abgesperrten Gelände und sagt ich könne Wasser haben, das sei
jedoch nicht als Trinkwasser geeignet. Dann lädt er mich zu sich ein. Er ist
Fußballfan und erinnert sich an einige deutsche Fußballer vergangener Zeiten. In
seinem Büro hat er entsprechende Poster aufgehängt. Daneben mehrere Fotos und
Grußkarten von Touristen die mit dem Fahrrad hier vorbei gekommen sind.
Anscheinend halten Autofahrer hier nicht so häufig an. Als ich mich verabschiede
bittet er mich um eine Flasche Trinkwasser. Solch eine Ironie. Aber einen Liter
sauberes Wasser kann ich immer entbehren und es gibt einen zufriedenen
Marokkaner mehr.
Kaum
2 km weiter sehe ich wofür das Wasser gebraucht wird. Hier hausen viele Fischer,
die eine große Flotte an Fischerbooten unterhalten. Eine eigens neu gebaute
Straße führt zum schmalen Sandstrand an dem die Boote zu Wasser gelassen werden.
Mir fällt ein interessantes Schild auf, welches auf eine scharfe Linkskurve
aufmerksam machen soll. Da sie anscheinend nur ein Schild für Rechtskurven
hatten, wurde kurzer Hand die Linie händisch in die ‚richtige‘ Richtung
verlängert. So viel Einfallsreichtum muss man erst mal haben.
Dann
ist es nicht mehr weit bis zur Abzweigung nach Dakhla. Natürlich mit
Polizeikontrolle. Kurz vor der Stadt suche ich mir einen Platz an der
Atlantikküste, da die Stellplätze zur Lagune recht nahe an der Straße liegen.
Dafür muss ich jedoch wieder mehr Wind und Gischt in Kauf nehmen. Nach einem
Erkundungsspaziergang wird das Abendessen zubereitet – Rindergeschnetzeltes an
einer Chili-Rahm-Soße und dazu marokkanische Nudeln. Hhhmmmm, lecker. Das
Richtige für einen Trucker.
Position: |
N 23° 47' 59.0" W 15° 54' 52.6" |
Kilometerstand: |
24.569 km |
Heute
stehen organisatorische Dinge und ein Besuch in Dakhla auf dem Plan. Die Stadt
besteht überwiegend aus militärischen Einrichtungen. Überall sieht man Uniformen
herum laufen und man trifft immer häufiger auch Fahrzeuge der UN an, die hier in
der Westsahara eine Aufseher Rolle hat, so lange es noch keinen endgültigen
Frieden um den Grenzverlauf gibt.
In
einem Restaurant gibt es Tanjine und dann gehe ich in den lokalen Geschäften ein
paar Lebensmittel einkaufen. Anschließend fahre ich zum Tanken und hoffe hier
auch meinen Wasservorrat auffüllen zu können. Leider negativ. Ich werde zum
lokalen Wasserwerk in der Stadt geschickt. Dort stehen zwar alle Türen offen,
aber ich treffe niemanden an. Also kein Wasser. Als nächstes versuche ich es am
Campingplatz. Hier muss ist erst einen Preis für Wasser aushandeln. Auch hier
wird das Wasser mit Tankwagen angeliefert und kommt vermutlich aus dem gleichen
Wasserwerk.
Auf dem Campingplatz treffe ich auf das Team der Rally Dresden-Dakar-Banjul. In einem Tross von 50 Autos fahren sie von Deutschland aus nach Banjul, Gambia, um dort die Autos für einen guten Zweck zu versteigern. Bei einigen Autos braucht man sicherlich Zuversicht, bei anderen ist man froh dass drei Mechaniker im Team dabei sind. Alle Autos sind bis unters Dach mit Benzin und anderen Sachen beladen, die ebenfalls versteigert oder gespendet werden sollen. Eine moderne Karavane.
Position: |
N 23° 46' 15.4" W 15° 54' 3.1" |
Kilometerstand: |
24.626 km |
Es ist weiterhin super windig und so verbringe ich den Tag damit meine weitere Reise zu planen und logistische Dinge wie Visa und Routenplanung voran zu bringen. Bei anhaltendem Wind um 50km/h vergeht die Lust auf eine Wanderung am Strand recht rasch.
Am
Morgen bekomme ich plötzlich Besuch. Ein 4x4-LKW fährt auf den ‚Hof‘. Peter und
Brigitte. Sie kommen gerade aus dem Senegal und haben natürlich mal wieder
Informationen die für mich interessant sind. Wegen des Windes fahren sie jedoch
recht bald weiter und ich kümmere mich mal wieder um meinem Aktionsplan. Das im
Wind klappernde Kabel wird befestigt und das defekte Spiegelglas ausgetauscht.
Anschließend fahre ich nach Dakhla um noch mal frische Sachen einzukaufen. Für die Nacht fahre ich an das Nordende der Lagune, in der Hoffnung hier hinter einem der Hügel etwas windgeschützter stehen zu können. Aber hier kommt der Wind einfach nur aus einer anderen Richtung und somit wird es wohl wenig ruhiger heute Nacht. Die Kite-Surfer die hier stehen freut es jedoch wenn der Wind ordentlich bläst und so kann ich auch noch einige Kiter auf dem Wasser beobachten.
Position: |
N 23° 54' 8.6" W 15° 47' 13.4" |
Kilometerstand: |
24.663 km |
Als ich heute Morgen am Update meiner Farzeug-Dokumentation arbeite, fährt ein grüner MB 911 Rundhauber vorbei. Ich gehe gleich mal raus und lerne David und Rupal kennen. Sie wollen auch weiter Richtung Süden, aber erst noch nach Dakhla um ein paar Besorgungen zu machen. Vielleicht treffen wir uns später noch mal.
Als
sportliche Einlage unternehme ich eine Wanderung zur Atlantikküste. Sieht gar
nicht so weit aus, denke ich mir. Doch durch den Sand und gegen den Wind wird
das zu einer echten Aufgabe. Allerdings ist neben Müll und Wind nicht viel
Besonderes anzutreffen.
Als ich zurück beim Auto bin, erhalte ich Nachricht von David, dass sie eine tolle Lagune mit viel Grün gefunden haben in der es auch recht windstill sei. Also beschließe ich umzuziehen, denn der Platz hier oben ist nicht sonderlich attraktiv.
In der Lagune gibt es in einem traditionellen Zelt eine Polizeistation. So kommt am Abend auch ein Polizist im Jogging-Anzug um einen Fiche von uns zu holen. Sehr gewissenhaft prüft er alles und verabschiedet sich wieder.- Wo wohl all die Fiche-Daten landen….?
Position: |
N 23° 49' 57.8" W 15° 51' 53.5" |
Kilometerstand: |
24.677 km |
Den
Vormittag verbringe ich mit der Organisation des Visum-Antrages für Senegal.
Hier ist seit Juli 2013 eine elektronische Pre-Registrierung und Bezahlung im
Internet erforderlich. Dabei legt man sich dann fest wo man das ebenfalls seit
Juli erforderliche biometrische Visum abholen möchte. Berlin ist mir z weit und
den Grenzübergang Rosso
möchte ich möglichst umgehen. Also werde ich wohl der Botschaft in Nouakchott
einen Besuch abstatten.
Anschließend nehme ich mir mal wieder ein paar kleine Projekte vor. So wird das Radio endlich mal über einen Schalter mit der ‚Zündspannung‘ versorgt, so dass ich jetzt auch länger als 30 Minuten Musik genießen kann. Außerdem installiere ich einen weiteren Klappenhalter in der Küche und tausche ein defektes Pushlock-Türschloss aus.
So geht der Tag dahin.
Der heutige Tag steht noch mal ganz im Zeichen von kleineren Aufgaben wie den Luftfilter zu reinigen, die Solarzellen von ihrer Salzschicht zu befreien und so lange ich noch mobiles Internet habe, ein wenig Internet Recherche zu betreiben.
Der Platz an dem ich gerade stehe ist auch bei den Einheimischen sehr beliebt, so unternehmen viele ihren Sonntags-Ausflug hier her. Es ist zwischenzeitlich recht geschäftig in der Lagune. Einer kam und bat mich um meine Sandschaufel um sein Auto auszugraben, welches er im Sand festgefahren hatte. Ansonsten nichts Neues.
Die Bestätigung für das Senegal Visum ist eingetroffen, so fahren wir nach Dakhla um es auszudrucken und um unsere finalen Einkäufe frischer Lebensmittel zu machen. Die Polizeikontrollen waren heute sehr genau, so wurden unsere Daten sogar im Computer überprüft, denn das Marokko Visum läuft bald aus und da fragen die Beamten schon mal genau nach wo man denn hin will.
Nach der Rückkehr zur Lagune treffe ich dort eine Familie mit zwei kleinen Kindern aus Bayern an. Es ist eine willkommene Abwechslung mal wieder mit Leuten aus der Heimat quatschen. Das wird wohl in nächster Zeit noch seltener werden. Trotzdem bin ich sehr gespannt, was mich als Nächstes erwartet.
Position: |
N 23° 49' 57.8" W 15° 51' 53.5" |
Kilometerstand: |
24.712 km |
Es
ist an der Zeit aufzubrechen. Wir verabschieden Oliver, der mit dem Fahrrad nach
Südafrika unterwegs ist und packen unsere Sachen. (Siehe:
http://afrique-a-velo.blogspot.fr ). Dann geht es los.
Wir fahren zur Hauptstraße und kommen an dem Wrack des Trucks vorbei, von dem wir gestern Abend spät noch den lauten Knall vernommen hatten, als er auf die Betonpfosten der Straßenbegrenzung aufgefahren war als ein Reifen geplatzt war. Der Truck hat erheblichen Schaden und der Trailer hat sich in Einzelteile zerlegt.
Richtung Norden haben wir ordentlichen Gegenwind und so komme ich nur im siebten Gang voran. An der Polizeikontrolle bei Kilometer 25 überholen wir Oliver der sich tapfer auf seinem Rad gegen den Wind stemmt. Sobald er die Kreuzung an der N1 erreicht wird er uns mit Rückenwind verfolgen.
Bereits
nach weniger als 100km machen wir einen Abstecher zum Strand am Puerto Rico
Beach bei N 23° 28' 44.8" W 15° 57' 7.5". Wenn es nicht so windig wäre, hätte
dies unser nächster Stellplatz werden können. Ein schöner Strand, eingerichtete
Stellplätze und die Marina Royal ist vor Ort um auf uns aufzupassen. Ein
weiterer Indikator für Luxus sind die aufgestellten Mülleimer.
Der
Verkehr ist inzwischen abgeebbt. Nur noch vereinzelt kommen uns Autos entgegen
oder überholen uns. Die Straße ist dafür recht gut in Schuss. Das einzig
interessante auf der ansonsten langweiligen Strecke sind die großen Dünen aus
weißem Sand. Sie sehen aus als wären sie gebleicht worden. Ganz anders als noch
weiter im Norden.
Wir
fahren weiter und suchen etwas später einen Stellplatz an der Küste. Jedoch
besteht die gesamte Küstenlinie aus steilen Klippen, so dass wir nur oben am
Meer, dem Wind ausgesetzt stehen könnten. So fahren wir weiter bis zur letzten
Tankstelle, wo wir noch mal relativ günstig unsere Tanks auffüllen. Von hier aus
sind es noch zirka 70km bis zur Grenze nach Mauretanien. Also wird es Zeit einen
Parkplatz für die Nacht zu finden. Allerdings gibt es kaum noch Pisten die von
der Hauptstraße abgehen. Somit begnügen wir uns mit einer steinigen Offroad
Zufahrt zwischen die versandeten Steinhügel. Hier bleiben wir außer Sichtweite
der Straße. Hier gibt es sehr interessante Gesteinsformationen, die durch den
Wind und Sand regelrecht aus dem Fels gefräst wurden.
Position: |
N 21° 35' 27.5" W 16° 55' 29.4" |
Kilometerstand: |
25.055 km |