Afrika-Reise
Marokko, 01.01. - 31.01.2014
Ein
solch stilles Silvester habe ich wohl noch nirgends erlebt. Man hat nichts
gehört so weit draußen. Allerdings war das auch nicht anders zu erwarten, denn
die Moslems haben einen anderen Kalender und feiern kein Silvester.
Das
neue Jahr begann mit einem gemeinsamen bayrischen Frühstück.
Gegen Mittag fahren wir zum Camp des Africa Race, um ein paar Details in Erfahrung zu bringen. Eine Frau nimmt sich viel Zeit für uns und versorgt uns mit Informationen. Dann fahren wir zum Zielbereich, der ca. 5 km entfernt liegt. Hier kommen auch gerade die zwei Steyr an, die über die Piste am Erg Chegaga lang gefahren sind.
Es
dauert noch eine Weile bis das erste Auto und das erste Motorrad ins Ziel
kommen. Parallel kommen auch die Support Trucks vorbei, die über die Straße
kommen und zum Camp fahren, um sich dort auf den bevorstehenden Service-Einsatz
vorzubereiten. Wir fahren vor der Dämmerung ins Camp um uns dort etwas
umzusehen.
Obwohl
wir etwas abseits geparkt haben, stehen wir am späten Abend inmitten der
Service-Werkstatt und rund um uns herum brummen die Stromgeneratoren. Ich hoffe
noch, dass die Reparaturen irgendwann abgeschlossen sind und ich ins Bett gehen
kann um zu Schlafen.
Position: |
N 29° 59' 29.2" W 6° 55' 7.4" |
Kilometerstand: |
20.830 km |
Früh morgens werde ich von Motorengeräusch geweckt. Die Motorradfahrer sind die Ersten, die sich auf den Start vorbereiten. Die Fahrzeuge der Organisatoren verlassen bei Dämmerung das Camp um den Startbereich einzurichten, der etwas südlich vom Camp liegt. Um 7:25 Uhr schaue ich mir im Iternet die Wiederholung der Eurosport Reportage über den gestrigen Tag an und sehe sogar, dass Antares es als Backround-Model ins Fernsehen geschafft hat.
Gegen 11:00 Uhr ist das Camp verlassen und die Zelte werden abgebaut. Auch wir machen uns auf den Weg, um im Ort Peter und Nico aufzusuchen, die wegen einer defekten Lichtmaschine, die über Nacht repariert wurde, in Foum-Zguid geblieben waren. Heute ist Souk in Foum-Zguid und der findet auf der Hauptstraße statt. Ich bahne uns Meter für Meter den Weg durch das Gewühl. Rundherum muss ich aufpassen niemandem über die Füße zu fahren. Leider fehlt der Beifahrer, der die Fotos dazu machen würde. Naja. An der Tankstelle treffen wir uns alle nochmal. Dann fahre ich Richtung Norden weiter, während die anderen gemeinsam Südwest Werts nach Tata fahren.
Den ersten Teil der Strecke kenne ich bereits. Trotzdem sieht eine Landschaft aus der Gegenrichtung immer anders aus. Dann komme ich in die Berge. Die Straße ist eher eine gute Piste und wird teilweise noch ausgebaut. Die Anzahl an ‚Pastic-Fantastic‘ nimmt auch wieder zu. Die letzten Kilometer nach Quarzazate merke ich wieder in der Zivilisation zu sein. Nach den einsamen Wüstenfahrten und der unendlichen Weite, ist dies ein fast bedrängendes Gefühl, wieder in eine größere Stadt zu kommen.
Die
Anfahrt zum Campingplatz ist jedoch problemlos. Ich bleibe hier und schaue mir
Quarzazate an. Die Option noch bis zur Dades Schlucht weiter zu fahren verwerfe
ich, denn das wären nochmal 100 km. In Quarzazate, so habe ich den Eindruck,
spricht man als zweite Fremdsprache Deutsch. Die Anzahl der Touristen ist schon
recht groß. Entsprechend ist der Ort organisiert. Viele Restaurants und nur ein
kleiner Souk. Ich kaufe ein paar Kleinigkeiten ein und erledige logistische
Dinge, dann geht es bereits im Dunkeln zurück zum Campingplatz, denn der Hunger
ruft.
Position: |
N 30° 55' 22.4" W 6° 53' 10.7" |
Kilometerstand: |
21.018 km |
Nach einem gemütlichen Start mache ich mich bei 7°C auf den Weg und verlasse Quarzazate. Es dauert noch bis nach Mittag, bis ich Boumalne Dades erreiche. Hier will ich mich nach dem Zustand der Piste erkundigen. Das einzige Guide-Office welches ich auf die Schnelle finde, hat jedoch geschlossen. Also fahre ich los und biege in das Dades Tal ein.
Eigentlich nicht überraschend kommen mir
aus dem Tal unzählige Camper entgegen, die ihren Tagesausflug beendet haben.
Etwas nervig, denn die mögen gar nicht an die Seite fahren. Mit fortschreitender
Zeit wird auch der Verkehr weniger. Erst befinden sich noch diverse
Campingplätze am Wegesrand, doch diese nehmen immer mehr ab und unmittelbar
hinter der Dades Schlucht ist dann der letzte Camping. Ab hier finde ich wieder
das wahre Marokko vor, welches mir so gut gefällt.
Zuvor geht es aber erstmal in engen Serpentinen das enge Tal hinauf. Erst als ich oben angekommen bin bekomme ich einen Überblick wo ich rauf gefahren war, denn das Tal ist sehr eng und aus dem Führerhaus von Antares kann man während der Fahrt nicht so weit sehen. Aber die Aussicht von oben ist einfach nur fantastisch!
Einige
Stellen sind schon etwas enger. Gegenverkehr kann man hier nicht gebrauchen. In
der Dades-Schlucht kommen mir auch glatt zwei Autos entgegen. Der erste beharrt
darauf aus seiner Richtung rechts an der Mauer entlang zu fahren, während der
zweite Autofahrer etwas schlauer ist und die Seite an der Felswand wählt, so
dass wir aneinander vorbei fahren können, denn die überhängenden Felsen lassen
ein Ausweichen meinerseits nicht zu.
Nach den Passagen im Tal geht es in weiteren Serpentinen weiter in die Höhe. Die Straße windet sich kurvig um die Berghänge und immer wieder sind kleinere Ortschaften zu durchqueren. Es sind auch keine Touristen mehr hier oben, dabei wird es jetzt erst richtig spannend. Die Straße führt jetzt an einem Steilhang entlang. Schwindelfreiheit ist hhier von Vorteil.
Durch die unzähligen Foto-Stopps vergeht
die Zeit im Nu und ich muss mir langsam einen Stellplatz für die Nacht suchen.
Als ich in einer Kurve anhalte um ein Foto zu machen, sehe ich eine Piste in Tal
zu einem Fluss und einer Ortschaft führen. Mohammed, der am Wegesrand sitz,
meint dort unten könne ich ruhig übernachten. Also mache ich mich auf den Weg,
die enge Piste hinunter. Das letzte Stück über einen Bach geht fast 180° um die
Kurve, so dass ich zwei Anläufe brauche. Dann finde ich einen etwas schrägen
Stellplatz, aber für eine Nacht wird es schon gehen.
Inzwischen sind fast alle Kinder aus den
umliegenden Hütten eingetroffen. Mit dem Pulk machen wir uns auf den Weg, denn
Mohammed möchte mir eine schöne Stelle zum Fotografieren zeigen. – Klar! Ist
auch nicht schlecht, aber dann kehren wir zurück und zur Belohnung gibt es
Buntstifte und einen Schreibblock, der uns auch gleich bei der grafischen
Verständigung hilft. Jetzt muss ich die Meute nur noch wieder loswerden, aber es
dämmert bereits uns somit verabschiede ich mich für die Nacht und die Kids
ziehen auch ab.
Nach dem Abendessen schaue ich mir noch mal die Informationen über die Piste an, die mich morgen erwartet. Die schwitzigen Hände, von denen mir Nils berichtet hatte, habe ich heute schon gehabt. Doch die Herausforderungen kommen erst noch. Ich bin leicht nervös angespannt. Hoffentlich kann ich schlafen.
Position: |
N 31° 39' 59.7" W 5° 49' 44.6" |
Kilometerstand: |
21.187 km |
Wie erwartet habe ich wenig gut geschlafen und bin früh auf den Beinen. Meine Freunde sind auch schon wach und tummeln sich unweit vom Auto herum, wartend darauf dass ich raus komme. Die Kids hatten bereits ein Bild gemalt, welches sie mir stolz präsentierten. Dann verabschiede ich mich und nehme die Auffahrt zur Straße in Angriff.
Auf der Straße geht es weiter Richtung Norden. Ich entschließe mich wie geplant die Route durch die Dades-Schlucht zu vollenden. Wie von den Kids angekündigt findet im nächsten Ort ein großer Souk statt. Entsprechend voll ist die Straße, die hier durch ein Tor führt, an dem ich heute erstmals die Abmessungen von Antares verifiziere. Pass so gerade hindurch.
Jetzt
geht es abwechselnd auf Teer und Piste weiter. Es folgen immer wieder Engstellen
aus Sandpiste zwischen Häusern hindurch, wo ich jedes Mal denke, dass ich jetzt
am letzten Ort angekommen bin bevor es in die Berge geht, doch dann folgt wieder
ein Stück zweispurige Teerstraße und ein weiterer großer Ort. Ich bin erstaunt
wie der gesamte Lieferverkehr für diese Orte durch solch enge Nadelöhre geführt
werden kann. Aber es schein zu klappen.
In Ait Magrad hält mich ein Bergführer an um zu fragen wo ich hin möchte, denn viele verpassen die Abzweigung zur Tangente hinüber zur Todra-Schlucht. Als ich ihm bestätige dass ich nach Imilchil möchte, sagt er ich sei auf dem richtigen Weg. Er meint auch dass die Tour mit Antares zu schaffen sei, denn manchmal fahren auch LKW über die Piste nach Imilchil. Schnee gäbe es nicht, denn gestern seien Spanier mit einem Van über den Pass gekommen. Er selbst wartet auf ein Taxi, welches seine schwangere Frau ins Krankenaus bringt um sein erstes Kind zur Welt zu bringen. Ich wünsche ihm alles Gute für seine Familiengründung und verabschiede mich.
Langsam
wird es einsamer. Die Piste schlängelt sich jetzt in engen Serpentinen weiter in
die Höhe. In einigen Spitzkehren muss ich Reversieren um um die Kurve zu kommen,
so eng sind sie. Das Panorama ist atemraubend schön. Gut dass das Wetter auch
mitspielt, denn vor ein paar Tagen hat es hier oben noch geschneit.
Als
ich schon lange keine Hütten mehr gesehen habe, treffe ich zwei kleine Kinder am
Wegesrand an. Sie betteln nicht, sondern winken mir lächelnd zu. Trotzdem halte
ich an und gebe jedem von ihnen eine Mandarine. Jetzt hält das Lächeln wohl den
ganzen Tag an. Später bittet mit ein Hirte um Wasser. Wenn es doch immer so
einfach wäre Menschen glücklich zu machen. Etwas später verschenke ich meine
letzten Mandarinen und eine Jacke an einen Hirten, der für die Temperaturen
recht spärlich bekleidet ist. Er freut sich riesig.
Unterwegs
überholt mich ein Italiener mit seinem 4x4 Geländewagen. Er ist mit Frau und
Tochter unterwegs, jedoch viel schneller als ich. Nach einem kurzen Plausch
fährt er weiter. Nicht jedoch ohne mir mal wieder ein paar nützliche
Informationen über ein paar Pisten gegeben zu haben.
Ich nähere mich dem Wegpunkt HIBW11, der angeblich engsten Stelle der Piste. Und es stimmt, viel breiter darf das Auto nicht sein. Eng ist die Spurweite, denn Felsen auf der Hangseite und die begrenzte Pistenbreite zum Tal hin, machen diese Stelle definitiv zu einer Schlüsselstelle. Im ersten Gang und mit allen Spiegeln im Blick fahre ich langsam am Fels vorbei. Hier wünsche ich mir schon mal einen Einweiser. Aber für meine weitere Reise muss ich lernen auch alleine durch zu kommen. Wem zu Hause langweilig ist, dem kann ich nur empfehlen mal mit einem Lkw hier entlang zu fahren – Adrenalin pur.
Die
Passhöhe ist bei knapp 3.000m erreicht und dir Temperatur ist auf 12°C gesunken.
Jetzt geht es in langen Passagen abwärts. Ich bin jedoch froh, die Strecke genau
in diese Richtung zu fahren, denn die Serpentinen lassen sich besser bergauf als
bergab bewältigen. Hier geht es, zwar holprig, aber stetig über lange Passagen
in die Hochtäler. Ab und an sehe ich Hütten, in denen die Hirten zu leben
scheinen. Diese hatte ich mit ihren Tieren auf den Berghängen angetroffen.
Das einzige Auto welches mir heute entgegenkommt, treffe ich zum Glück an eine Kuppe an, wo ich gut ausweichen konnte. Nicht auszudenken wie eine längere Rückwärtsfahrt am Hang ausgesehen hätte.
In
Agoudal fällt eine Horde bettelnder Kinder und Jugendlicher über mich her. Ich
traue mich nicht einmal auszusteigen. Sie klettern am Fahrzeug hoch und halten
sich am Spiegel fest. Erwartungshaltung ist, dass jeder etwas bekommt. Was ich
bekomme ist das pure Entsetzen. Dies ist ein Verhalten, was ich in Marokko zuvor
noch nicht erlebt hatte. Selbst wenige Kilometer zuvor waren die Menschen noch
respektvoll und freundlich. Schockiert fahre ich weiter und biege im Ort auf die
Teerstraße Richtung Imilchil. Es geht noch einige Male durch enge Ortschaften
und hier werfen erstmals Kinder mit Steinen nach mir.
Als gute Tat nehme ich einen Anhalter mit nach Imilchil. Ich versuche ihm Informationen über die weiterführenden Wege zu entlocken, aber so recht weiß er wohl auch nicht Bescheid und unsere Sprachbarriere macht es nicht leichter. Er lädt mich zu sich nach Hause ein, wenn ich nicht auf dem Camping stehen möchte, doch ich lehne dankend ab denn dazu hätte ich wieder 15km zurück fahren müssen, dass hätte ihm wohl ganz gut ins Konzept gepasst.
In Imilchil orientiere ich mich und fahre in Richtung Piste aus dem Ort, halte jedoch an, als ich sehe dass diese nicht so recht dokumentiert ist. Ich fahre zurück und erkundige mich an der Tankstelle. Hier sagt man mir, dass die Piste schlecht sei und die als schwierig und gefährlich markierte Straße R317 inzwischen geteert sei. Also folge ich der Straße, an der ich nach weiteren 5km auch einen Campingplatz antreffe, auf dem ich übernachte. – Ein antrengender und super genialer Tag. Ich bin auf!
Position: |
N 32° 11' 48.9" W 5° 38' 31.3" |
Kilometerstand: |
21.299 km |
Neben
diesem See nahe der Straße, auf den ich beim Frühstück blicke, gibt es noch
einen weiteren, sehr viel ruhiger gelegenen See weiter hinten im Tal. Den will
ich mir vor der Weiterfahrt noch ansehen. Eine recht neue Piste, deren Zustand
besser ist als alles was ich bisher in Marokko gesehen habe, führt ins Tal. Auch
hier kommen Kinder aus den Hütten, als sie Motorengeräusche vernehmen. Mustafa
und Hussein folgen mir bis zum Ende der Straße, wo ich einen Stopp einlege.
Hussein ist 14 Jahre alt und hat in der Schule Englisch gelernt. Er erzählt mir
dass die beiden Seen auf Berber Bart bzw. Frau bedeuten. Ich erhalte eine
Einladung zum Tee, aber ich habe noch nicht einmal den Motor warm gefahren und
habe noch ein ganzes Stück vor mir, so lehne ich dankend ab und mache mich
wieder auf den Weg. Hussein und Mustafa haben jetzt warme Socken und etwas zum
Malen.
Zurück
auf der Hauptstraße geht es nochmal bergan, bevor sich das nächste Tal öffnet.
Die Straße mutiert hier zur Piste und Antares windet sich nur ganz langsam um
jeden einzelnen Felsvorsprung herum. Es ist mal wieder etwas enger auf diesem
Abschnitt. Dann schlängelt sich die Straße in Serpentinen gen Tal. Ganz langsam,
nur mit Motorbremse, tuckern wir hinab. Es gibt keine Dörfer hier oben, sondern
nur vereinzelte Hütten. Am Wegesrand treffe ich Fatima an, die hier ihr Vieh
oder besser das Vieh der Familie hütet. Ihr sowie einem anderen Mädchen und zwei
Hirten zuvor, lasse ich einige Kleider da,
denn
nachts ist es sehr kalt hier oben und etwas zum Anziehen scheinen sie bitter
nötig zu haben.
Es ist eine schwierige Entscheidung mit den Spenden oder Geschenken. Zum einen möchte man helfen indem man den Menschen auf direktem Wege Kleider oder andere Kleinigkeiten zukommen lässt. Auf der anderen Seite will man dem Betteln und der damit verbundenen Erwartungshaltung keinen Vorschub leisten. Was wirklich besser ist habe ich für mich noch nicht abschließend geklärt, aber irgendwann ist jeder Koffer leer und damit das Problem, für mich im Moment, nicht mehr existent.
Es
wird wieder grüner um mich herum, woran man erkennt, dass die Klimascheide
zwischen dem trockenen, wüstenähnlichen Südosten und dem fruchtbaren Norden
überwunden wurde. Der Zustand der Straße ist gut, wird aber zunehmend
schlechter, desto weiter ich ins Tal komme. Die Strecke wurde ausschließlich aus
Kurven gebaut, von den Geraden hatten sie wohl keine Bauteile mehr. Es gibt ewig
keine Kreuzung oder Abzweig. Diese Straße ist für einen weiten Teil die einzige
Versorgungsstrecke zu den Einwohnern hier oben.
Laut
der Michelin Karte ist der zweite Teil der heutigen Strecke schwierig und
gefährlich zu befahren. Der Teer, der vor Zeiten mal aufgebracht wurde ist
abgefahren und trägt nur zur Verschlimmbesserung der Verkehrssicherheit bei.
Eine neue Brücke über den Oued El Abid ist noch nicht für den Verkehr
freigegeben. Die alte Brücke wird aus guten Gründen ersetzt und ist nur für 20t
freigegeben - Inschallah. Ich finde das 20t-Schild kommt etwas spät, denn einen
Abzweig für eine Alternativroute gab es seit über einer Stunde nicht mehr. Aber
größere Trucks fahren hier wahrscheinlich eh nicht, oder sie haben keine Angst –
auch nicht vor alten Brücken.
Endlich erreiche ich die ersehnte Nationalstraße N8 nach Beni Mellal. Dort finde ich jedoch keinen Campingplatz. Ohne zu wissen wo ich genau hin will, fahre ich nicht in die Stadt. Es wird bereits dunkel. Autos sind ohne Licht unterwegs und Fahrräder als Falschfahrer. Es wird höchste Zeit, dass ich die Straße verlasse. Ich halte an einer Afriquia Tankstelle und nächtige dort.
Position: |
N 32° 17' 27.3" W 6° 26' 4.3" |
Kilometerstand: |
21.496 km |
Trotz der Nähe zur Straße habe ich hier erstaunlich gut genächtigt. Natürlich tanke ich als Dank und mache mich dann auf den Weg nach Marrakesch. Die Nationalstraßen, wie die N8, sind eigentlich in brauchbarem Zustand. Sie sind ähnlich breit wie Bundesstraßen in Deutschland. Allerdings sind hier lediglich fünf bis sechs Meter davon geteert und die Hälfte teil man sich mit dem Gegenverkehr. Eigentlich sollte ich mich inzwischen daran gewöhnt haben, aber es sind doch immer wieder kuriose Erlebnisse, die der hiesige Straßenverkehr bereithält.
Die
Strecke ist frei und ich fahre 70 bis 80 km/h. Trotzdem meinen Busse und andere
Lkw mich zu überholen. Eine durchgezogene Linie hat hier eine andere Bedeutung
als in Europa. Problematisch wird es dann, wenn während eines Überholmanövers
halt noch ein Radfahrer zu überholen ist. Da geht schon mal die Straße aus. Von
Bodenwellen, die meist nicht lange auf sich warten lassen, ganz zu schweigen.
Als mich dann ein doppelstöckiger Viehtransporter überholt, muss ich aus ganz
anderen Gründen Abstand halten, es stinkt.
Und
wer beim dritten Schild nicht zu schnell ist, war beim ersten viel zu langsam
(Foto rechts). In einem Ort ist die dort vierspurige Straße durch einen mit
Bordsteinen erhobenen Mittelstreifen nach Richtungsfahrbahnen getrennt. Das
hinderte den Pferdekutscher jedoch nicht die Fahrbahnseite zu wechseln und
dieser kam mir dann auf der linken Fahrspur entgegen. Ein Radfahrer
transportiert ca. 2m lange Bretter – natürlich quer auf dem Gepäckträger. Dabei
teilt er sich dann die Fahrbahn mit den Autos. Dies sind nur einige Erlebnisse
von heute auf marokkanischen Straßen.
Kurz vor Marrakesch passiere ich einige Polizeikontrollen. An mehrere Stellen wird die Geschwindigkeit kontrolliert. Hier ist die Polizei sehr aktiv. Plötzlich stoppt mich ein Polizist, während sein Kollege mich durchwinkt. Dieser winkt dann seinen Kollegen ab, was für mich bedeutet den Druck aufs rechte Pedal wieder zu erhöhen. Dann stehen Polizei und Militär im Abstand von ca. 20m beidseitig entlang der Straße. Fast kein Gebäude an dem keine marokkanische Flagge hängt. Hier, so vermute ich, wird wohl der König empfangen.
Ich steuere den Marjane Supermarkt im Norden der Stadt an. Es geht über eine sechsspurige Hauptstraße. Die dritte Ausfahrt im Kreisverkehr ist meine, daher blinke ich wie hier üblich links, um anzuzeigen, dass ich nicht ausfahre. Das kümmert einen Einheimischen nicht und überholt mich links um dann eine Ausfahrt zuvor abzufahren. Da durfte ich Antares mal bitten seinen Bremstest vom TÜV zu wiederholen. Das war knapp! Der Polizist – die stehen ja heute an jeder Kreuzung – hatte das Manöver beobachtet, konnte aber auch nur mit dem Kopf schütteln.
Nach dem Großeinkauf habe ich mich
entschlossen auf den Campingplatz
Ourikacamp im Süden zu fahren, den Peter mir empfohlen hat. Der ist zwar
etwas teurer, aber besser gelegen. Nur muss ich um dorthin zu kommen einmal
durch Marrakesch. Laut Karte muss ich mich einfach auf der Hauptstraße halten
und sollte direkt dorthin kommen. Nach wenigen Kilometern ist diese Straße
jedoch für Lkw gesperrt. Den ersten Polizisten stört das nicht. Auch der zweite,
dritte und vierte lässt mich durchfahren.
Mir kommt sogar ein Unimog
Expeditionsmobil entgegen. Doch dann nimmt es ein Polizist sehr genau und weist
mich ab. Jetzt geht es durch Nebenstraßen und Baugebiete bevor ich wieder auf
die Ausfallstraße komme. Dem König sei Dank.
Das Ourikacamp ist die wohl nobelste Herberge die ich auf meiner Reise bisher angesteuert habe. Es gibt sogar einen Pool, den ich auch gleich ausprobiere. Aua, das Wasser ist eisig kalt. War Anfang Januar eigentlich auch nicht anders zu erwarten. Erfrischend war es trotzdem.
Am Pool treffe ich noch zwei Bayern die drei Wochen mit dem Bike durch Marokko gefahren sind und ihre Reise hier in Marrakesch beenden. Eine Einladung von zwei Schweizer vertage ich auf morgen, da mich Kopfschmerzen plagen und ich mich lieber zurückziehen mag.
Position: |
N 31° 31' 38.4" W 7° 57' 33.3" |
Kilometerstand: |
21.706 km |
Als ich morgens raus gehe, finde ich auf der Treppe eine Nachricht von Petra und Peter vor. (Die zwei mit dem Fahrrad). Sie sind schon aufgebrochen und wünschen mir noch eine gute Weiterreise. Ich hab mich echt gefreut, nur leider habe ich keine Kontaktdaten von ihnen.
Heute ist Service-Tag. Wäsche waschen, auf- und umräumen, Reisebericht schreiben und natürlich am Pool liegen und relaxen. Marrakesch selbst hebe ich mir für morgen auf.
Heute
will ich nach Marrakesch in die Stadt. Der Plan ist mit dem Bus rein zu fahren,
aber dann nehme ich ein Grand Taxi, denn das kostet genau dasselbe wie der Bus
und der lässt gerade auf sich warten. Dafür lerne ich wie man sechs Passagiere
plus Fahrer in ein Auto bekommt.
Die
Medina von Marrakesch ist nochmal etwas größer als was ich bisher z.B. in Fes
gesehen habe. Allerdings ist man hier ebenso nachdrücklich hinter den Touristen
her wie ich es bereits in Fes erlebt habe. Entspannt durch die Stadt laufen ist
nicht. Einzig als ich auf einer Dachterrasse zu Mittag esse, habe ich einen
Moment meine Ruhe.
Ich
schaue mir die Gerbereien an, die nach dem Besuch in Fes jedoch eine reine
Enttäuschung sind. Schmutzig, vermüllt und kein echtes Fotomotiv welches lohnt.
Dennoch wollen sie nachher Geld dafür, dass ich trotzdem Fotos gemacht habe. Da
sie mein Angebot als zu gering zurückgewiesen haben, gingen sie bei mir heute
leer aus. Die Dreistigkeit kennt teilweise keine Grenzen. Andere, wie der
Besitzer dieses etwas überfüllten Blechwaren-Ladens, lasen mich dann wieder
anstandslos Fotos machen.
Der
wohl bekannteste und wirklich lebhafte Platz ist der Djamaa el Fna. Am späten
Nachmittag, bei Dämmerung und nach Sonnenuntergang geht hier das Leben erst
richtig los. Das wissen auch die Geschäftsleute und Straßenkünstler. Um ein Foto
von einer der
Dachterrassen machen zu dürfen zahlt man dann gerne mal 15 DH für einen Tee. Bei
den Straßenkünstlern muss man darauf achten dass man keinen fotografiert den man
nicht auch dafür bezahlt, sonst wird man angehalten das Foto zu löschen. Und bei
den vielen Imbissständen steht alle 5m die beste Imbissbude auf dem ganzen
Platz. Hier habe ich jedoch einige sehr nette Leute getroffen und mich mit
einigen auch länger unterhalten, obwohl ich nicht bei ihnen gegessen habe. Es
gibt sie also auch hier, die positiven Eindrücke die in Erinnerung bleiben.
Die Rückfahrt gestaltet sich etwas schwieriger, denn ich finde nicht die richtige Haltestelle für Bus Nummer 25 und die abfahrenden Grand Taxis sind bereits alle überfüllt. Daher nehme ich ein freies Taxi, der mich dann aber auch für den Abendtarif von 100 DH direkt bis nach Hause bringt. Das ist mal das zwanzigfache der Hinfahrt. Nicht schlecht, oder? Aber ich kann verstehen warum das Fahren im Dunkeln hier solch einen hohen Gefahrenzuschlag erfordert….
Heute gibt es nicht viel zu berichten. Ich lese, liege am Pool und verbringe den halben Nachmittag mit Theresa und Sigi, den beiden netten Schweizern.
Abends ziehen bereits die ersten Wolken auf und ich spute mich um den Grill ans Laufen zu bekommen. Für die kommenden Tage soll das Wetter eher durchwachsen werden.
Ich überlege hin und her. Hier bleiben? Weiterfahren? Wo hin, bei dem wolkigen Wetter. In den Bergen ist die Sicht gleich Null, so viel kann ich von hier beurteilen.
Letztendlich
entschließe ich mich nach Essaouira weiter zu fahren. Den Pass über den
Tizi-n-Test werde ich bei nächster Gelegenheit mal befahren. Aber wenn die
Sichtweite dermaßen beschränkt ist, habe ich auch nichts davon, wenn ich heute
über die Berge fahre.
In
Essaouira stehe ich auf einem Parkplatz direkt am Strand. Unschwer zu erkennen,
dass man hier vom Tourismus lebt. Die Uferpromenade wird zwar gerade neu
angelegt, ansonsten ist es aber wenig schön und erheblich vermüllt.
Bis
in die Stadt sind es jedoch nur ca. 15 Minuten Fußweg. Also gehe ich am
Nachmittag in den Ort. Seit langem bin ich mal wieder in einem Hafen. Hier
werden größere Fischerboote restauriert und neu aufgebaut.
Mit
unzähligen kleinen Booten, die gerade für den nächsten Fang mit Ködern
ausgestattet werden, findet wohl der Großteil des Fischfangs statt. Weiter in
der Stadt gibt es einige touristische Cafes und Restaurants. Geht man weiter,
findet man einen Souk ähnlich wie in den anderen Städten vor, nur etwas kleiner.
Ich suche noch, was ich hier als Besonderheit ausmachen könnte, werde aber nicht
so recht fündig. Daher beschließe ich gleich morgen weiter zu fahren.
Position: |
N 31° 29' 41.7" W 9° 45' 51.3" |
Kilometerstand: |
21.895 km |
Dies
sei ein sehr ruhiger Stellplatz, wurde mir gestern vom Parkwächter versichert.
Leider ist ‚ruhig‘ relativ und ich erinnere mich an zahlreiche Autos, die nachts
vorbeifuhren. Meine Route Richtung Süden ist bereits geplant. Also mache ich
mich auf den Weg.
Nur
wenige Kilometer südlich von Essaouira erreiche ich Sidi Kaouki, wo Lydia und
Albert einige Zeit verbracht hatten. Daher schaue ich mir den Campingplatz Sidi
Kaouki Beach mal an. Eine sehr ordentliche und saubere Anlage. Allerdings ist
der Platz ziemlich ausgebucht und zum anderen wenig abenteuerlich.
Ich
fahre also weiter. Die schmale Straße führt durch eine einsame Gegend. Neben
Ziegen-Zucht gibt es hier auch Landwirtschaft, allerdings auf sehr steinigem
Boden.
Als ich wieder auf der Nationalstraße N1 bin, komme ich wieder zügig voran. An eine Bergkuppe habe ich einen tollen Blick über die Küste auf den Atlantik. Meine Karte deutet am Ende einer Piste, etwas abseits der Straße, auf einen Parkplatz hin. Dort will ich eine Pause einlegen, doch als ich dort ankomme, richte ich mich gleich zum Bleiben ein. Ein Schweizer Mobil steht bereits seit gestern hier. Ansonsten erfreue ich mich an der Abgeschiedenheit und lausche der Brandung unten an der Steilküste.
Position: |
N 30° 45' 42.0" W 9° 49' 47.2" |
Kilometerstand: |
22.015 km |
Ich
verlasse den schönen Platz. Die beiden Schweizer ‚schicke‘ ich zum Ourikacamp
und mein Ziel soll der Platz südlich von Taghazout sein, wo man wild campen
kann. Es ist nicht weit. Die Straße führt immer in gewisser Höhe an der
Steilküste entlang. Die Sicht ist allerdings begrenzt durch starken Dunst der in
der Luft liegt. Trotzdem mache ich hier und dort mal einen Stopp.
Dann komme ich an den Platz mit ziemlich vielen Caravans. Er liegt unmittelbar an der Straße und auch die kargen Bäume helfen nicht den Gesamteindruck zu verbessern. Ohne anzuhalten fahre ich weiter nach Agadir. Hier will ich auf den Campingplatz, der schön zentral gelegen ist um von dort aus in die Stadt zu gehen. Die Zufahrt erfolgt wieder über eine Straße mit diesem komischen Schild mit dem Lkw-Symbol drauf. Egal, ist ja nicht weit. Vor dem Campingplatz stehen bereits drei Wohnmobile, die vermutlich auf einen freien Platz warten. Zum einen finde ich keinen freien Platz und zum anderen ist die Durchfahrtshöhe unter dem Beton-Portal zu niedrig als dass Antares hier rein fahren könnte.
Also fahre ich weiter. Nächster Stopp ist der wohl letzte Marjan auf dem Weg in den Süden. Hier kaufe ich nochmal Dinge ein, die es sonst nur schwer zu bekommen gibt. Dann noch im Baumarkt vorbei und ein wenig Holzkohle kaufen, denn zum Grillen soll man nicht das wenige Holz verwenden, welches die Einheimischen so dringend brauchen.
Weiter
geht es durch Agadir Richtung Süden. Mein nächster geplanter Stopp wäre ein
Camping an der Küste hinter Tiznit. Knappe 100 km. Also ich dort ankomme drehe
ich nach einer kurzen Besichtigung gleich wieder um. Die Parzellen sind viel zu
klein und rechtfertigen keine 80 Dh. An der Uferpromenade könnte ich wohl auch
gegen Gebühr parken, die Situation dort ist aber nicht besser. Also fahre ich
zurück auf die Küstenstraße, die mich der Sonne entgegen nach Südwesten führt.
Ich halte Ausschau nach einem geeigneten Platz, doch es kommt keiner. Inzwischen
blendet die Sonne so sehr, dass es schwierig wird die Straße oder
entgegenkommende Fahrzeuge richtig zu erkennen. Dann eine breitere
Zufahrtsstraße zu einer Lokalität - dem Fischerei-Institut. Dort stehen schon
ein paar Autos. Ich stelle mich dazu. Dann gehe ich zum Wasser um mir den
Sonnenuntergang anzusehen. So kommt es, dass ich heute mal wieder viel weiter
gefahren bin als ich eigentlich wollte.
Position: |
N 29° 40' 3.0" W 9° 58' 52.3" |
Kilometerstand: |
22.214 km |
Gestern
bin ich viel weiter gefahren als geplant. Heute hingegen bin ich nur wenige
Kilometer weit gekommen. Wieder mal ein Beleg dafür, dass Reiseplanung Nonsens
ist.
Es waren weniger als 5 km die ich gefahren war, als ich auf einem Felsvorsprung hinter einer Kurve einen bekannten MAN sah. In Tarifa waren wir uns bereits begegnet. Also hielt ich an um Hallo zu sagen. Als nach Klopfen eine Frau das Fenster öffnete, sagte sie, ihr Mann hätte sich gestern den Arm gebrochen und ist etwas unpässlich. Sie werden wohl auf einen Campingplatz gehen um sich dort für die nächsten Wochen einzurichten. Wir quatschen ein wenig, dann hinterlasse ich meine Genesungswünsche und ich mache mich wieder auf den Weg. Die Koordinaten des Stellplatzes habe ich mir natürlich noch notiert, denn der ist echt schön.
Kurz
darauf komme ich nach Mirleft in den Ort. Als ich den Fluss überquere sehe ich
ein paar Fahrzeuge an der Mündung stehen. Also drehe ich bei nächster
Gelegenheit um und kehre zurück. Über eine kurze Piste geht es zum Mirleft
Plage. Die Piste ist mit jedem Auto größer als ein R4 sowieso nur aus südlicher
Richtung anzufahren,
denn
sie geht im spitzen Winkel von der Straße ab.
Ich stelle mich provisorisch auf den Platz und will eine kurze Rast einlegen. Dann komme ich mit Gudrun und Bernd ins Gespräch. Die beiden waren vor einiger Zeit bereits mit ihrer 'Wüstenmaus' in West-Afrika unterwegs und so weiß Bernd mir einiges zu berichten. Wir quatschen den ganzen Nachmittag, so dass ich beschließe heute hier zu übernachten.
Position: |
N 29° 35' 24.9" W 10° 2' 12.4" |
Kilometerstand: |
22.229 km |
Über Nacht hat die Gischt, die durch die starke und laute Brandung entstanden ist, einen Schleier aus Salz über mein Auto gelegt. Spiegel und Scheiben sind mattiert. Ich fahre früh los nach Sidi Ifni. Dort liegen drei oder vier Campingplätze nebeneinander. Ich quartiere mich auf dem hintersten Platz direkt am Meer ein. Die Steilküste reflektiert das Meeresrauschen, so dass es hier eine Geräuschkulisse im Surround-Sound hat.
Ich lerne Jürgen im seinem roten MB 911 Rundhauber kennen. Wir gehen zusammen in den Ort etwas essen. Der Markt hat geschlossen und es ist trotz vieler Menschen auf den Straßen recht ruhig. Der König hat Geburtstag! Drei Tage lang sind Geschäfte geschlossen und das Leben kommt fast zum Erliegen.
Es weht ein eisiger Wind aus West. Trotzdem setze ich mich in die nachmittägliche Sonne vor mein Auto und will etwas lesen. Doch kurz darauf kommt ein Pärchen die sich für Antares interessieren und so kommt es, dass wir uns bis nach 23:00 Uhr unterhalten. Und heute habe ich leider kein einziges Foto für euch gemacht.
Zwischendurch lerne ich noch einen Holländer kennen, der kürzlich Bekanntschaft mit Eric gemacht hat, der sich für seinen Pinzgauer 6x6 interessierte. Wieder mal schließt sich ein Kreis.
Position: |
N 29° 22' 57.7" W 10° 10' 32.8" |
Kilometerstand: |
22.262 km |
Gemeinsam
mit Jürgen will ich heute zum Fort Bou-Jerif fahren. Nach dem Tanken stellen wir
fest dass alle Geldautomaten im Ort leer sind. Vermutlich wegen der vergangenen
zwei Feiertage. Also ziehen wir ohne von dannen. Die Route führt weiter über
eine schmale Straße. Dann kommt eine Kreuzung an der bereits ein unübersehbares
Schild zum FBJ (Fort Bou-Jerif) aufgestellt ist. Kurz darauf biegen wir von der
geteerten Straße auf eine ordentliche Piste ab. Hier macht das Fahren wieder
doppelt so viel Spaß. Die Landschaft ist schön anzusehen. Einige Oued-Querungen
und steinige Passagen machen es interessant und sorgen für Abwechslung.
Und
dann komme ich an den Scheitelpunkt einer Kuppe, und dann liegt es vor mir, das
Fort Bou-Jerif, bzw. deren Ruinen. Die Piste führt noch einmal einen sandigen
Hang hinunter, vor dem auf einem Schild bei Nässe gewarnt wird. Weiter durch das
Oued und hinauf zum Fort. Campieren ist hier leider verboten. Also schauen wir
uns das Fort an und fahren dann weiter zum Campingplatz FBJ, welcher gleich
hinter dem nächsten Hügel liegt.
Wir
sind fast die einzigen Gäste. Das Restaurant hat trotzdem geöffnet und so gönnen
wir uns einen traditionellen Tee als Berber-Whisky zur Ankunft. Später heize ich
den Grill mit der neuen marokkanischen Holzkohle ein, die viel besser
funktioniert als die heimische Kohle. Bei fast Vollmond sitzen wir noch recht
lange draußen und genießen die Einsamkeit der Gegend. Nur der knatternde
Generator für den benötigten Strom, der in der Ferne aufgestellt ist, stört ein
wenig.
Position: |
N 29° 4' 56.9" W 10° 19' 48.8" |
Kilometerstand: |
22.311 km |
Das
Camp am Fort Bou-Jerif ist ganz nett und großzügig angelegt. Der Pool lädt zum
erfrischenden Bad ein. Jedoch ist es heute Morgen bedeckt und nicht ganz warm
genug um nach einer Erfrischung zu verlangen. Daher schließe ich mich Jürgen an
um ans Meer Richtung Plage Blanche zu fahren. Zur Piste geht es zurück zum Fort,
wo uns ein Pärchen mit ihrem MB 1017 entgegen kommt. Achim und Jutta. Kurzerhand
entschließen sie sich mit uns mitzufahren. Somit sind wir drei Fahrzeuge des
gleichen Herstellers aus jeweils einer anderen Epoche. Ein tolles Bild. Achim
und Jutta kennen Peter und Nicole, die sie kurz zuvor noch etwas nördlich
getroffen hatten. Die Welt ist klein.
Die
Piste ist in einem gutem Zustand und es kommt uns lediglich ein Spanischer
Geländewagen entgegen. Trotzdem kommen wir nur langsam voran. An einer Engstelle
hilft Jürgen mir durch Einweisen zwischen Fels und Absatz zum Flussbett
hindurch. Dies ist genau solch eine Stelle, wo die Tragfähigkeit der
Schotterkante entscheidend ist, ob man heil durchkommt oder der Boden unter den
Rädern nachgibt. Heute geht alles gut. Man sieht deutlich wie knapp das
Radprofil am Rand der Piste verläuft.
An
einer Landzunge versuchen wir ans Meer zu kommen, doch vergebens. Also fahren
wir weiter. Später dann eine steile, schmale Abfahrt. Der Untergrund ist lose
und weich. Achim fährt vor und ein Stück der Piste bricht weg. Ich überlege mir,
ob ich alternativ mit einem Rad auf der Piste und dem rechten Rad auf der
anderen Seite des Grabens fahren soll. Weiter unten mündet allerdings eine
weitere Piste auf die unsere. Nach einem Erkundungsgang stelle ich fest, dass es
eine sichere Verbindung hinter dem Hügel gibt.
Also
fahre ich dort entlang und wir kommen alle heil im Mündungslauf eines Oued kurz
vor dem Strand an.
Jetzt
ist Zeit für einen Kaffee. So setzen wir uns raus und machen es uns trotz
einiger Tropfen Regen gemütlich. Später erklimmen wir den Hügel, um von dort
eine doch erstaunlich schönen Sonnenuntergang zu beobachten. Zur selben Zeit
kehren auch unsere Nachbarn nach Hause - in ihre Hütte. Die gucken etwas
erstaunt über ihre heutigen Nachbarn am Straßenrand.
Position: |
N 29° 6' 8.5" W 10° 26' 12.6" |
Kilometerstand: |
22.331 km |
Zwei Regenschauer in der letzten Nacht
haben mich jeweils geweckt. Bei starkem Regen hätte die Gefahr bestanden dass
das
Oued in dem wir standen sich hätte mit Wasser füllen können und wir hätten
ggf. einen höher gelegeneren Platz aufsuchen müssen. Aber die Schauer waren zum
Glück nicht so ergiebig, dass es gefährlich wurde.
Am Morgen erkunden wir das Flussbett, ob
man hier durch auf die Piste fahren kann. Leider ist die Schlüsselstelle mit
hohen Felsen verblockt. Also fahren wir über die Piste zurück. Es beginnt zu
regnen. Durch das Regenwasser ist der Boden stellenweise recht weich geworden
und wo ein Rinnsal die Piste kreuzt, ist oft mit Auswaschungen zu rechnen. Das
macht das Fahren heute recht spannend und interessant.
Wir queren einige Oueds und passieren
mehrere Hügel. Einmal merke ich wie mein Hinterrad an einer Auswaschung, die
bereits provisorisch mit Steinen aufgefüllt war, wegsackt. Mit einem beherzten
tritt auf’s Gaspedal kann ich jedoch das wegrutschen verhindern.
Die Fahrt in ein parallel zur Piste führendes Oued endet in einer Sackgasse. An einer Engstelle wollen wir nicht weiter fahren, da uns das Oued immer weiter von der eigentlichen Piste weg führen würde. Also drehen wir um und fahren auf der Piste den Berg hinauf. Heute lerne ich genau wie breit mein Auto ist.
Am Nachmittag folgt die wohl schwierigste
Schlüsselstelle dieser Tour an Wegpunkt STBW32. Hier geht es zwischen zwei
großen Felsen hindurch sehr steil hinunter zum Plage Blanche.
Eine
Alternativroute oben an der Steilküste entlang wollen wir nicht fahren. Also
rollen wir nacheinander zwischen den Felsen hindurch hinunter zum Strand. Jetzt
gibt es für viele Kilometer keine Möglichkeit mehr hinauf sondern nur noch
entlang des Strandes.
Am Strand verlaufen drei Pisten parallel.
Die beiden linken stehen überwiegend voll Wasser. Die rechte ist durchgängig
trocken und führt direkt am Wasser auf einem von der Brandung aufgehäuften
Kieselberg entlang. Dieser Route folgen wir zuerst.
Es ist sehr holperig, so
dass wir uns entschließen quer Feld ein zur anderen Piste zu queren. Ich fahre
vorweg. Kurz bevor ich die Piste erreiche stelle ich fest, dass eine Stelle mit
sehr weichem Untergrund kommt. Ich trete aufs Gas und schaffe es so eben bis auf
die Piste. Achim und Jürgen suchen sich eine etwas trockenere Durchfahrt, da sie
für diese Stelle kein ausreichend grobes Profil haben. Beide kommen sicher an.
Dann geht es weiter.
Die Piste ist immer wieder mal
überschwemmt. Dann folgt eine Passage wo rechts neben der Piste der Acker
gepflügt ist. Der Boden wurde bis zur Piste aufgelockert. Antares ist zu breit
und kommt mit seinen rechten Socken von der übrig gebliebenen Piste ab und
rutscht in den lockeren Boden. Ich gebe Gas und versuche wieder auf den festen
Boden zu gelangen – vergebens. Bis zur Achse steckt Antares im Schlamassel.
Ausgerechnet jetzt beginnt es zu regnen.
Bevor ich mich weiter eingrabe und die
Schräglage weiter verschlimmere, nehmen wir unsere Abschleppseile, verbinden sie
und Achim soll mir bei der Befreiung etwas seitlich Unterstützung geben. Doch
der Boden hier ist nicht befahrbar. Also kann er mir nur nach Hinten mit Zug
helfen. Ich schaufele den Schlamm auf der linken Seite weg um wieder festen
Grund unter den beiden noch Haftung habenden Rädern zu bekommen. Dann geht es
die letzten 100m wieder zurück, bis ich wieder festen Boden unter den Pneus
habe. Später stelle ich fest, dass mein GPS heute zweimal eine Meereshöhe von 1m
registriert hat. Dabei ist zu bedenken, dass das Gerät in 2m Höhe im Fahrerhaus
installiert ist. Kein Wunder dass das Wasser hier, insbesondere bei Flut wie
jetzt, nicht abläuft.
Wir beschließen umzukehren und wieder über die holprige Küsten Piste zu fahren. Ein Versuch von Achim am Strand zu fahren resultierte auch nicht in Erfolg. Über die runden Kiesel wieder vom Strand weg zu kommen brauchte drei Anläufe.
Dann kommen wir an eine Piste die vom Strand weg auf das Hochplateau führt. Noch einmal müssen wir das Feuchtgebiet queren und dann einen steilen Hang hinauf. Oben angekommen können wir aber über eine tolle Piste im sechsten Gang dahin brausen. Kurz bevor es dunkel wird, richten wir uns an der Steilküste für die Nacht ein und genießen erstmal ein Etappen-Bier.
Position: |
N 28° 58' 29.5" W 10° 34' 59.1" |
Kilometerstand: |
22.365 km |
Die vergangene Nacht war geprägt von Sturm,
Starkregen und Gewitter. An Schlaf war nicht zu denken. Das einzig gute ist,
dass das Heck von Antares nun wieder saubergewaschen ist. Der Plage Blanche ist
noch mehr als am Vorabend überschwemmt. Die Piste erkennt man jetzt deutlich was
Wasserstraße, gesäumt von Büschen.
Mit Achim, Jutta und Jürgen halte ich eine
Lagebesprechung ab. Bei den anhaltend trüben Wetteraussichten stellen wir uns
die Frage, ob wir oben an der Steilküste weiter fahren oder über die Teerstraße
ins Landesinnere, denn die 30 km lange Strandpassage endet mit der Durchquerung
des Oued Aoreora, was nach den Regenfällen vermutlich nicht möglich ist. Jürgen
entscheidet sich weiter zum Tan Tan Plage zu fahren. Achim und Jutta fahren mit
mir zum Fort Bou-Jerif, wo wir Dani und Kevin treffen.
Die
Fahrt zum FBJ ist entspannt. Erst über die ebenfalls zum Teil überschwemmte
Teerstraße und dann über eine steinige, später verschlammte Piste. Das Oued
Noun, welches direkt am Fort verläuft ist mit zirka einem Meter tiefem Wasser
gefüllt.
Dort
wo wir vor drei Tagen noch durchgefahren waren, existiert jetzt eine Sand- bzw.
Schlammbank. Kevin schafft es nicht mich dazu zu überreden eine Durchfahrt zu
riskieren, denn an der anderen Seite ist eine steile Auffahrt, die ebenfalls nur
noch aus weichem Matsch besteht. Ein Raufkommen dort ist ziemlich aussichtslos.
So verbringen wir einen entspannten Nachmittag, der kaum noch Regen und sogar
etwas Sonne für uns parat hält.
Position: |
N 29° 5' 34.2" W 10° 20' 4.4" |
Kilometerstand: |
22.407 km |
Über Nacht hat es wieder geregnet und der Fluss ist erneut angeschwollen. Eine Weiterfahrt ist wenig zielführend, also steht heute lediglich Relaxing und Hausarbeit an. Ein Spaziergang zum Aussichtsposten auf benachbartem Hügel endet im Regenschauer. Abends jedoch klart es auf und die Sterne sind zu sehen. Zwischen den Palmen ein tolles Bild. Die Hoffnung auf Morgen wächst.
Blauer Himmel – zumindest über unserem Stellplatz. Achim und Jutta entscheiden sich weiter gen Süden zu fahren, während Dani, Kevin und ich Richtung Guelmine fahren wollen um unsere Vorräte aufzufüllen. Wir erwarten eine kurze Fahrt über die Piste, doch es soll ganz anders kommen.
Hinter
dem FBJ Camping biegen wir links auf die Piste Richtung Guelmine ab. Seit den
Regenfällen scheint hier noch niemand gefahren zu sein. Wir drücken dem weichen
Boden den Stempel unserer Pneus auf. An einigen Stellen ist der Boden so weich,
dass wir die Piste verlassen und nebenan durch die Landschaft fahren. Dann
werden wir zu Starssenbauern, denn der Regen hat mehrmals so viel von der Piste
weggespült, dass wir die Löcher mit Steinen auffüllen mussten um die Stelle
passieren zu können. Aber auch dann versinken die Steine noch im weichen Boden,
sobald wir darüber fahren.
Schließlich
führt die Piste ins Flussbett. Hier fließt noch immer recht viel Wasser. Aber
noch schlimmer scheint die Ausfahrt auf der anderen Seite zu sein. Wir zögern
und verwerfen den Gedanken der Durchfahrt als ein Einheimischer am
gegenüberliegenden Ufer uns signalisiert, dass es hier kein Weiterkommen gibt.
Jetzt heißt es auf der schalen Piste am Berghang umdrehen.
Etwa
100m zurück ist eine etwas breitere Stelle. Hier fahre ich rückwärts talseitig
rein. Der Untergrund ist weich und im Spiegel sehe ich wie das Hinterrad
seitlich wegrutscht. Ich nutze den einen Meter Spielraum nach vorne. Hier liegen
drei Felsen im Weg, von denen ich einen zur Seite bewegen kann. Um die anderen
zwei muss ich herum fahren. Dank Danis und Kevins Hilfe beim Einweisen gelingt
mir die Kehrtwende in mehreren Zügen und wir fahren selbige Piste zurück, die
wir gekommen waren.
An einer Gabelung beschließen wir links abzubiegen um einen sehr matschigen Teil der Piste zu umgehen. Und tatsächlich ist dieser Teil trockener. Bis wir an eine Pfütze kommen die von der Größe zwischen Teich und See einzugruppieren ist. Allerdings ist sie nicht sonderlich tief und die Durchfahrt mehr spektakulär als schwierig.
Dann
jedoch kommen einige Oued-Querungen die uns einiges abverlangen. Es befindet
sich zwar kein Wasser mehr in den Oueds, aber das Wasser hat zum einen Schlamm
und zum anderen steile Stufen an Ein- und Ausfahrten der Piste hinterlassen.
Steine
werden beiseite geräumt und einmal eine Erdstufe mit der Schaufel befahrbar
gemacht. Bei der Durchfahrt teste ich Antares‘ Steigfähigkeit. Der
Unterfahrschutz streift, trotz dem dass er hochgeklappt ist, durch den Kies.
Rückwärts geht es jetzt nicht mehr. Dann gebrauche ich alle Differentialsperren
um im zweiten oder dritten Anlauf den Steilhang hinauf zu kommen. Anschließend
fragt der Motor nach Öl, denn das scheint am Messstab vorbei gelaufen zu sein
und somit ergab sich kurzfristig ein zu geringer Ölstand.
Nach
einigen solchen Durchquerungen kommen wir zur Hauptpiste auf der auch schon
diverse Reifenspuren zu sehen sind. Von hier an geht es zügig zur Straße und
dann nach Guelmine. An einer Senke in der der Fluss über die Straße führt haben
wir die Gelegenheit unsere Autos etwas zu ‚waschen‘. Das macht Spaß und sorgt
für spektakuläre Fotos.
Dann gehen wir in Guelmine etwas essen und auf den Souk zum Einkaufen. Anschließend suchen wir einen Übernachtungsplatz. Das Tor zum Campingplatz in Abaynou ist zu klein für Antares, also stellen wir uns etwas abseits in die Wildnis.
Position: |
N 29° 7' 7.0" W 10° 1' 22.9" |
Kilometerstand: |
22.502 km |
Mit jedem Tag wird man älter und da muss man auch schon mal etwas für sein Äußeres tun. Dani hilft mir heute dabei und schneidet mir die Haare. Jetzt sehe ich wieder wie ein Schuljunge aus. J
So
recht wissen wir nicht wie der optimale Plan einer Route für uns aussieht und so
fahren wir vorbei am Campingplatz mit den Thermen, wo ich noch schnell einen
Service-Stopp einlege, weiter ins Hinterland. Erst über eine sehr gute Piste,
dann über eine kürzlich geteerte Straße. Die Landschaft ist durch den kürzlich
gefallenen Regen bereits erkennbar grüner geworden. Hier verkehren fast keine
Autos und so rollen wir langsam durch diese schöne Gegend, die mich sehr an den
Atlas erinnert.
Irgendwann
schlägt Kevin vor nach Sidi Ifni zu fahren um dort etwas zu essen. Er führt uns
in ein kleines Restaurant, wo wir für 25 Dh sehr gut und üppig essen. Während
wir gerade speisen, kommen Edwin und Irene sowie Oliver vorbei. Sie sind
Bekannte von Kevin und mit ihren Iveco 4x4 auf dem Weg Richtung Süden. Nach
einem kurzen Plausch gehen wir über den Markt, essen Donuts und trinken Tee zum
Dessert. Dann fahren wir gemeinsam nach Norden. An der Ortsausfahrt von Sidi
Ifni werden wir unfreiwillig durch einen Polizisten getrennt. Dieser meinte
nämlich, dass ich einen LKW fahre und deutete auf das bereits bekannte Schild
mit dem roten Kreis und dem LKW Symbol hin. Da ich keine Lust auf eine
Diskussion hatte, biege ich ab und spute mich um Dani und Kevin nach ca. 2 km an
der nächsten Kreuzung wieder einzuholen. Am Mirleft Plage halten wir für die
Nacht.
Position: |
N 29° 35' 24.8" W 10° 2' 12.5" |
Kilometerstand: |
22.619 km |
Gestern Abend kam spät noch ein Auto auf den Parkplatz. Es fuhr nah an mir vorbei, drehte und fuhr bis zum Strand vor. Dann stieg ein Mann aus und suchte etwas. Ein weiterer lief mit einer Taschenlampe um die Wohnmobile. Was sind das für Gestalten? Ich schaue etwas genauer hin und erkenne bei einem eine Pistole am Gürtel. Im Scheinwerferlicht sehe ich dann auch eine Leuchtweste funkeln. Alles deutet auf Polizei hin und so ist es auch. Also alles gut. Die Beamten sprechen mit den beiden aus dem deutschen Feuerwehrauto und fahren anschließend weiter. Heute Morgen erfahre ich dann, dass sie wirklich nach jemandem gesucht hatten.
Ich verabschiede mich von Dani und Kevin, die weiter Richtung Agadir fahren. Ich fülle noch das fehlende Öl bei Antares nach und räume das immer noch griffbereit liegende Bergewerkzeug weg.
Letztendlich habe ich mich dazu entschlossen heute weiter Richtung Tafraout zu fahren. Jedoch nicht über die Küstenstraße sondern durchs bergige Hinterland. Als ich nach Tiznit rein fahre, denke ich mir dass ich doch auch einen Tag hier bleiben könnte und dass hier jemand auf dem Campingplatz verweilt, den ich kenne. Also halte ich am Camping im Ort. Hier ist jedoch alles überfüllt und die auf den Parkplätzen stehenden Womos werden abends von der Polizei vertrieben.
Auf dem Campingplatz halte ich Ausschau nach dem MAN von Reinhard und Anne und werde fündig. Wir verbringen eine Stunde miteinander und dann ziehe ich weiter. Ich habe den Tipp bekommen, dass es an der Straße nach Tafraout noch einen Camping geben soll, also fahre ich dort hin, denn es ist inzwischen schon wieder Nachmittag geworden und bis nach Tafraoute ist es noch recht weit. Daher beende ich meine heutige Etappe hier.
Position: |
N 29° 41' 45.4" W 9° 42' 29.6" |
Kilometerstand: |
22.664 km |
Oh nein, der Blick aus dem Schlafzimmerfenster endet nach wenigen Metern in der Waschküche. Es hängt ein dichter Nebel in der Luft. Da überlege ich schon noch mal wie das mit der Weiterfahrt so ist. Aber nach dem Frühstück klart es bereits auf. Nur in den Bergen, dort wo ich hin will, hängen noch Wolken. Trotzdem fahre ich los.
Noch schnell Wasser auffüllen. Nee, schnell war da nix. Für etwas mehr als einen halben Tank habe ich eine halbe Stunde Geduld üben müssen. Interessant ist auch der Abfluss für Grauwasser, der zirka einen halben Meter über dem Boden in einem senkrechten Rohr daher kommt. Ich glaube ich bin der erste, der sein Abwasser aus dem Auto direkt in diesen hohen Abfluss entleeren kann. Die Franzosen, die den Platz belagern, laufen derweil mit Eimern hin und her und bringen ihr Abwasser zur Entsorgung in besagtes Rohr. (Habe vergessen ein Foto davon zu machen).
Die Straße von Tiznit Richtung Tafraout scheint nur für Wohnmobile gebaut worden zu sein. Zumindest machen sie den überwiegenden Teil des Verkehrs aus.
Beim Hotel/Restaurant Kerdous lege ich einen Zwischenstopp ein um etwas zu essen. Plötzlich entert eine geführte Womo Reisegruppe den Parkplatz und im Nu stehe ich von einer zweiten Plastikhaut umgeben auf einem überfüllten Parkplatz. Nichts wie weiter.
In
Jamaa Idaoussemlal gabelt sich die Straße. Beide Wege führen nach Tafraout. Ich
nehme die linke Route, die durch den Ort führt. Mit der Ortsdurchfahrt verändert
sich die Welt wieder. Kein 'Plastik' mehr auf der Straße. Vermutlich wissen die
alle von der langen Straßen-Baustelle die auf dieser Route zu passieren ist.
Abschnittweise besteht die Strecke aus unplaniertem, lockerem Boden. Ich habe
Respekt von den Pkw-Fahrern, die hier entlang fahren. Aber die Arbeiten sind in
vollem Gang und bald wird auch hier eine edle Asphaltdecke für mehr Plastik auf
der Strecke sorgen.
Es
ist erstaunlich, dass hier schon so viele Büsche in ihrer Blüte stehen. Als ich
anhalte um Fotos zu machen, kommen Fatima und Hafid auf mich zu. Sie sind sehr
nett, höflich und nicht aufdringlich. Ich habe noch einen Mal Block mit
Malaufgaben den ich ihnen schenke. Wir besprechen die Aufgaben, was sie total
amüsiert. Sie sind voll dabei. Toll!
Weiter geht es durch die ewige Baustelle. Dann ein Schild mit arabischer Schrift, welches nach rechts weist. Gut dass mein Navi für mich übersetzt und mich ebenfalls nach rechts ableitet – hier geht es zu den blauen Steinen. (Vermutlich steht hier noch kein Touri-Schild weil auf dieser Seite kaum Touristen lang kommen.)
Bei
Sonnenschein und blauem Himmel komme ich über die Kuppe hinter der die blau
angemalten Felsen liegen. Ein toller Anblick. Ich suche die Einfahrt zu den
zwischen den Felsen verlaufenden Pisten. Es gibt nur noch zwei Zufahrten von der
breit ausgebauten neuen Piste. Ich nehme die zweite. Dann geht es über eine
etwas ausgewaschene Piste zum Wunsch-Stellplatz. Einparken und Motor abstellen.
Super Location.
Jetzt noch eine Besteigung der Felsen und ein paar Fotos machen. Dann den Tag ausklingen lassen.
Position: |
N 29° 40' 17.6" W 8° 58' 21.8" |
Kilometerstand: |
22.770 km |
Nach einer stürmischen Nacht lässt der Wind
am Morgen nach. Um die Gegend besser zu erkunden schnalle ich mein Bike ab und
mache mich auf den Weg. Zuvor ist noch der Sand und Staub aus dem Erg zu
beseitigen, der sich über das Fahrrad hergemacht hat. Nach einer Piste komme ich
auf ein Felsplateau mit rund gewaschenen Felsen. Wenn ich über den Fels fahre,
splittert die Oberfläche ab wie Glas. Die Form der Felsen erlaubt schönes
Trail-Fahren in jedem Schwierigkeitsgrad. Ich suche mir einen Weg der fahrbar
zurück ins Tal führt. Bis auf 20m geling mir das auch. Ein geniales Gelände für
den nächsten Fahrtechnik-Kurs. Allerdings sorgen Dornenbüsche mit
durchschlagenden Dornen auch für einen Reparaturstopp.
Zurück am Parkplatz warte ich auf die
Ankunft der anderen, die heute hier her kommen wollen. Als ich mir gerade ein
Buch genommen habe um zu lesen, erhalte ich eine SMS, das es ein Problem mit
einem umgekippten Fahrzeug gibt. Sie sind nicht weit entfernt und so kann ich
hin laufen. Der Bagger von der benachbarten Baustelle wurde bereits von
Marokkanern informiert und ist auch schon auf dem Weg. Ich hole meinen Bergegurt
und nach einer guten Stunde steht das Fahrzeug wieder auf den Rädern. Dann ist
erstmal Ankommen und Aufräumen angesagt. Das angekündigte Ente-Essen muss auf
Morgen verschoben werden.
Wir sind derzeit mit vier Fahrzeugen hier.
Somit kommt beim gemeinsamen Frühstück eine lange Tafel zusammen. Eine lustige
Truppe, mit der man viel Spaß haben kann.
Für heute stehen einige Reparaturen am
geborgenen Truck an. Mit vereinten Kräften und ein paar guten Ideen werden
Lösungen gesucht und Ersatzteile improvisiert. Nebenbei wollen Hunde und Kinder
unterhalten werden.
Alles in allem vergeht ein Tag im Flug, wenn man mit einer geselligen Gruppe unterwegs ist und so ist es auch heute. Abends gibt es dann die angekündigte Ente von Coco. Ein Traum. Gegen die Kälte hilft uns später ein Lagerfeuer, denn es ist abends sehr kalt hier oben.
Heute ist noch Mal ein sehr relaxter Tag
mit gemeinsamen Frühstück und ein paar kleinere Projekte werden abgeschlossen,
die schon lange auf der Liste stehen. Coco, Jens, Sabine und Loui machen sich
auf den Weg gen Agadir. Den Nachmittag verbringen wir mit Kaffeetrinken und
quatschen.
Nebenan bauen die Marokkaner am Fundament für ein Hotel. Der Bagger nimmt ein wenig von der idyllischen Ruhe, aber am späten Nachmittag kehrt auch hier Ruhe ein und es wird Wochenende.
Am
Morgen gehen wir zu einem Felsplateau hinauf, auf dem Achim zuvor ein
Expeditionsmobil hat parken sehen. Ich hab so eine Ahnung wer das denn sein
könnte. Und so ist es auch. Edwin und Irene, die zwei, die ich in Sidi Ifni
kennengelernt hatte. Wir tauschen Informationen über Pisten und Offroad-Strecken
aus. Unter anderem empfiehlt uns Edwin nach Ait Mansour zu fahren. Ait Mansour
liegt in einem ruhigen Tal unweit von hier, in dem Palmen wachsen.
Da
es inzwischen bereits Nachmittag geworden war, entschließen wir uns gemeinsam
nach Ait Mansur zu fahren. Die Strecke führt erstmal über eine lange Bergetappe
mit unzähligen Serpentinen über die östliche Bergkette. In einem kleinen Dort
kaufen wir Brot und ½ kg Pasta aus den großen Säcken, welche in dem kleinen
Keller-Laden in der Ecke stehen. Neben Pasta werden hier Linsen, Mais, Reis,
Nüsse und diverse andere Grundnahrungsmittel als Kilo-Ware angeboten.
Die
Straße führt hinunter ins Tal, wo sie stellenweise eng um hohe Felsvorsprünge
herum führt. Dann kommen die ersten Palmen in Sichtweite. Laut Edwin sei das Tal
mit den Palmen zu eng für unsere Fahrzeuge
,
doch wir fahren in den grünen Garten hinein um einen Parkplatz zu finden. Einmal
wird es kniffelig, als uns ein Fahrzeug entgegen, doch kurz darauf kommen wir zu
einem großzügigen Parkplatz, wo wir für die Nacht einen schönen Platz finden.
Hier ist es fühlbar wärmer, so dass wir abends lange draußen sitzen.
Position: |
N 29° 32' 53.0" W 8° 52' 36.9" |
Kilometerstand: |
22.799 km |
Nach
gemeinsamem Frühstück steht generelle Routenplanung an. Ich erhalte einen Anruf
von Peter, dass er bis 6.2. in Agadir sein wird. Achim überlegt, ob er den Tizi-n-Test in Angriff nehmen soll. Ich will
noch Besorgungen in Agadir machen und Freunde an der Küste treffen.
Doch
bevor wir überhaupt zu Ende planen, steigen wir aus dem Tal auf einen Hügel, auf
dessen Gipfel eine Ruine thront. Diese wollen wir erklimmen um Fotos vom grünen
Tal mit rot-braunen Felswänden zu machen. Ein beschwerlicher Aufstieg, denn der
Großteil der Gemäuer sind eingestürzt und nun muss man über die losen Steine
klettern. Doch es lohnt sich. Von hier oben haben wir einen tollen Blick ins Tal
und entdecken so manches Detail, welches einem sonst verborgen geblieben wäre.
Nach
dem Abstieg gehen wir der Straße entlang bis in den Ort Ait Mansour. Es fahren
kaum Autos durch dieses Tal und im Ort treffen wir fast keine Menschen an. Eine
angenehme Ruhe.
Zurück am Auto gibt es Kaffee und Kuchen, den Jutta gebacken hatte. Anschließend fahren wir zurück Richtung Tafraout. Diesmal wollen wir uns oberhalb auf die Felsen stellen um abends länger Sonne und freien Weitblick über das Tal zu haben.
Allerdings pfeift hier der Wind auch kräftiger, so dass es mit dem draußen sitzen heute nix wird. Die Wolkenfront im Westen will auch nichts Gutes heißen - langsam schiebt sie sich zwischen den Berggipfeln hindurch und kommt uns unaufhörlich näher.
Position: |
N 29° 39' 59.2" W 8° 58' 27.1" |
Kilometerstand: |
22.825 km |
Es ist windig und bewölkt. Genau die Wetterlage um weiter zu fahren. Wir fahren durch Tafraout, wo wir am Camping Granite Rose einen Service-Stopp einlegen. Gegenüber stehen viele Wild-Camper auf einem wenig spektakulären Freigelände. Ich bin froh nicht schon früher hier her gefahren zu sein.
Wir
steuern durch den Ort in nördliche Richtung auf die Berge zu. Die Straße hat
teilweise eine ordentliche Steigung. Mehrmals müssen wir schnellere Fahrzeuge
passieren lassen. Noch schneller kommen die Wolken und der Regen. Wir besuchen
gerade die Kasbah Tizourgane, welche zu einem recht schönen Hotel ausgebaut
wird, als es zu regnen beginnt. Die Sicht wird neben dem Regen durch Nebel und
Wolken weiter beeinträchtigt, so dass die Fahrt recht anstrengend wird. Auf
schmaler Straße am Berghang entlang ist das alles andere als eine entspannte
Fahrt. So suchen wir uns einen Platz zum Parken.
Es klart noch mal kurz auf und dann folgt ein toller Sonnenuntergang.
Position: |
N 30° 2' 34.7" W 9° 3' 59.8" |
Kilometerstand: |
22.921 km |
Der
Morgen ist vielversprechend. Der Regen und Wolken sind verzogen. Die Sonne
gewinnt die Oberhand. Bevor wir aufbrechen bekommen wir noch Besuch von dem
Offroader aus FFB, den wir bereits gestern angetroffen hatten.
Nach
einem kurzen Schnack kommen wir los und über die schmale, ausgefranzte Straße
mit einigen Baustellen-Abschnitten geht es nach Ait Baha. Im Ort decken wir uns
mit Lebensmitteln ein und trinken zur Verabschiedung einen Tee. Unsere Autos
haben wir auf einem Parkplatz ortsnah an einer Brück abgestellt, über die die
Kinder aus der Schule kommen. Im Nu werden wir von dutzenden Kindern belagert.
Einige machen schon mal eine Sitzprobe auf Achims Motorrad. Als Jutta ein Foto
machen will scheuen einige zurück, andere machen Fratzen. Aber niemand ist
ernsthaft aufdringlich.
Während Achim und Jutta gen Norden aufbrechen steuere ich süd-westwärts. Die Straße bleibt spannend. Der Verkehr ist hier zum Glück geringer, denn die Kanten des Fahrbahnbelages, den man bei Gegenverkehr unweigerlich runter und wieder rauf fahren muss, sind ziemlich heftig. Da ist jedes Auto weniger willkommen.
Mein Weg führt über Serpentinen. Als ich über den letzten Berg Richtung Küste blicke, sehe ich eine braune Wand aus Sand. An der Küste weht ein heftiger Wind, der Sand und Staub aufwirbelt und über das weite Land verteilt. Ich steuere auf Sidi R’bat zu um mir den Stellplatz am Strand anzusehen. Auf Grund des Sturms halte ich es jedoch nur wenige Minuten dort aus und fahre weiter zum Camping Wassay, wo ich Coco und die anderen wiedertreffe. Hier ist es zwar auch windig, aber ohne den lästigen Sand und so können wir zum gemeinsamen Abendessen draußen sitzen.
Position: |
N 30° 3' 18.4" W 9° 41' 20.5" |
Kilometerstand: |
23.025 km |
Nach
einer sehr windigen Nacht, die mich eher an eine Seefahrt erinnert als an
Camping, bin ich froh das morgens die Sonne aufgeht.
Wir
packen ein und fahren zusammen mit Frank und seinem Unimog zum Argan Bauern.
Über die Hauptstraße im Konvoi mit vier Fahrzeugen Richtung Agadir. Ein Polizist
sperrt für uns sogar ‚seinen‘ Kreisverkehr, so dass wir zusammen durchfahren
können. Trotzdem dauert die Fahrt durch Agadir recht lange. In Aourir biegen wir
rechts ab. Die Straße, äähhmm Piste, durch den Ort war schon fast als Offroad zu
bezeichnen. Dann geht es über eine schmale Straße in einem Tal hinauf bis nach
Alma. Hier halten wir vor einem kleinen Laden. Es gibt Tee und Brot zum
Probieren von Argan-Honig und Argan-Öl. Das Argan-Öl wird selbst hergestellt und
nicht mit Olivenöl versetzt, wie jenes, welches man häufig am Straßenrand
angeboten bekommt.
Leider
hat der Bauer nicht mehr genügend Öl vorrätig und es ist Freitag, sprich
Wochenende. Aber zu Morgen will er frisches Öl pressen (lassen) (das ist nämlich
Frauenarbeit). Wir sollen wieder kommen. Die Verkostung von Honig und Öl waren
eine echte Gaumenfreude, so dass wohl ein weiterer Besuch hier im Laden ansteht.
Die anderen fahren zum Flughafen zurück. Ich verabschiede mich erneut von ihnen und fahre nach Tagazout, wo ich Dani und Kevin wieder treffe. Als ich nach wenigen Kilometern dort eintreffe, lerne ich gleich Christian, Peter, Horst, Garry und Hassan kennen, bevor ich es schaffe meine Kabinentür aufzuschließen. Alles langjährig Reisende oder Weltenbummler. Hassan besitzt eine Spedition und fährt mehrmals jährlich nach Mali. Er hat interessante Geschichten und auch einige Tipps auf Lager.
Als ich später einen Spaziergang über den benachbarten Platz der ‚Platte‘ mache, treffe ich zwischen hunderten von Plastiks auch die Wüstenmaus wieder, die ich zuvor in Mirleft kennengelernt hatte. Marokko ist klein…
Position: |
N 30° 32' 8.6" W 9° 41' 50.9" |
Kilometerstand: |
23.141 km |