Afrika-Reise
Marokko, 05.12. - 31.12.2013
Nach
wenig aber gutem Schlaf erledige ich noch ein paar Dinge in der Stadt und fahre
dann zum Hafen. Das Terminal nach Tanger ist etwas schwieriger zu erreichen, da
ein neues Terminal gerade gebaut wird. Die Zufahrt ist für LKW gesperrt, aber an
diese Schilder habe ich mich inzwischen gewöhnt und ich bin genau richtig.
Allerdings ist die Einfahrt auch nicht für Lkw gemacht und so komme ich nur ganz
knapp ohne zu Reversieren durch die Einfahrt. Hier begrüßen mich wild winkend
die ersten ‚Schlepper‘, die aber keine sind. Sie scheinen offizielle oder
inoffizielle Einweiser zu sein. Egal, es ist viel Platz und da finde ich alleine
eine angemessene Position.
Eine
halbe Stunde vor Abfahrt macht der Check-In von FRS die Schranken auf. Als
rechts und links jeweils nur wenige Zentimeter zu den Kontrollhäuschen bleiben,
merke ich mal wieder dass dieses Terminal nicht für große Expeditionsmobile
konzipiert ist. Es sind nicht viele Autos da und so geht es ziemlich ruhig und
zügig voran. Nur ich muss zur Seite fahren und mein Ticket verschwindet für eine
viertel Stunde im Kontroll-Häuschen. Letztendlich darf ich aber auch zum Zoll
weiter fahren. Der Zoll verabschiedet mich auf Deutsch und dann geht es zum
Schiff. Hier bin ich wieder viel zu früh. Erst wurden die Pkw auf das Oberdeck
verladen, dann werden unzählige Trailer rückwärts in das Schiff verladen.
Anschließend kommen die kommerziellen Trucks dran und ich bin der letzte Truck,
der auf die Fähre darf. Rückwärts einparken auf der Fähre. Mich wundert dass
kein Fahrzeug verzurrt wird. Es scheint demnach wohl eine gemütliche Überfahrt
zu werden.
Vom Oberdeck beobachte ich die Abfahrt. Dann suche ich den Marokkanischen Zöllner auf um mir den notwendigen Einreisestempel abzuholen. Die anderen Passagiere scheinen schon da gewesen zu sein, denn ich muss nicht warten. Im Gegenteil, der Security Chef vom Schiff hatte meinen Antares gesehen und spricht mich darauf an. Er ist interessiert wohin ich will und gibt mir noch den besorgniserregenden Rat „Do not trust anybody!“. Nach einem kurzen Pläuschchen habe ich meinen Stempel mit der Immigration Number. Jetzt genieße ich die Überfahrt.
Nach dem LIFO Prinzip bin ich logischerweise einer der Ersten die von Bord fahren dürfen. Die Grenzformalitäten sind nicht so kompliziert wie ich das zuvor gelesen hatte. Schlepper sind mir nicht begegnet. Zwei, drei Mal zwischen Zoll und Polizei hin und her und dem Zöllner erklären dass Adolf schon tot ist, dann geht es weiter. Eine Fahrzeugkontrolle muss ich nicht erdulden.
Auf dem Parkplatz gibt es eine kurze Pause und etwas zu essen. Etwas Geld wechseln an einer der Wechselstuben. Der Kurs ist nicht sonderlich gut, aber etwas Bargeld möchte ich schon dabei haben, zumal ich noch entscheiden muss in welche Richtung ich aus dem Hafen fahre.
Ich biege Richtung Tetouan nach Norden ab.
Nach wenigen Kilometern die erste Polizeikontrolle. Als ich über die Bergkuppe
komme verliert sich mein Blick in einem schönen Tal mit Sandstrand. Zu spät –
hier hätte ich vielleicht links abbiegen sollen und am Strand übernachten. Auf
der anderen Seite ist das auch keine gute Idee, denn hier ist Grenzgebiet nach
Europa und daher viel Polizei sowie Gauner. Die Straße schlängelt sich am Berg
entlang in die Höhe. Es ist kalt und bewölkt. Trotzdem finde ich den ersten
Eindruck Marokkos atemberaubend. Hier stehen mehr Bäume als ich in den letzten
Wochen in Spanien gesehen habe. Neu hingegen sind die Ziegen auf der Straße.
Ich fahre an der Küstenstraße entlang und
bin schon wieder beeindruckt. Eine Uferpromenade wie sie sich so mancher Kurort
wünscht. Zebrastreifen haben hier allerdings wieder eine andere Bedeutung als in
Spanien. Wenn ich für einen Passanten halte, brettert nebenan ein Pkw durch. –
Das gehört wohl so in Marokko. Es kommen noch zwei weitere Polizeikontrollen und
dann erreiche ich Martil. Eigentlich wollte ich auf den Campingplatz, doch ich
versuche es mal mit dem Parkplatz am Strand.
Position: |
N 35° 39' 58.6" W 5° 17' 9.4" |
Kilometerstand: |
19.231 km |
Mein erster Eindruck erinnert mich an Portugal. Abends kommen die Jugendlichen mit ihren Autos oder Rollern und toben sich aus. Die Nacht war jedoch ruhig. Morgens werde ich dann von den Straßenfegern geweckt, die jeden Krümel vom Parkplatz fegen. Am Strand treffe ich den Security Manager von der Hotelanlage. Er sagt, dass hier nur von Juni bis September Gäste sind und die Anlage die restliche Zeit leer steht und von seinem Team bewacht wird. Sauber halten tun sie es trotzdem. Alles ist in gutem Zustand, außer dem Strand.
Ich
fahre nach Martil auf den Campingplatz um einen Service-Stopp einzulegen. Der
Platz ist derzeit wenig besucht und die Anlage hat schon bessere Zeiten gesehen.
Aber für meine Bedürfnisse ist es allemal ausreichend. Von hier aus kann ich zu
Fuß in die Stadt gehen. Ich lerne Hassan kennen. Er spricht ausgezeichnet
Deutsch und arbeitet auf dem Campingplatz. Hassan sagt mir, dass ich alles was
ich brauche auch in Martil bekomme und eine Fahrt nach Tetouan nicht notwendig
sei. Und ich solle nicht dort hinfahren wenn mir jemand vom Tourismusbüro gesagt
hätte, dass dort gerade heute ein großer Markt stattfände. Mit der Zeit bekommt
man so einige Schlepper-Tricks mit. Mal sehen wann ich auf den ersten
hereinfalle…
In Martil ist erstmal Siesta oder wie das hier auch immer heißen mag. Also komme ich später zurück und besorge mir eine Prepaid UMTS Karte samt Modem für einen Monat zum Preis von 230DH – umgerechnet gut 20€. Die Prepaid Telefonkarte mit Guthaben für 1h Gespräch nach Alemagne kostet 100DH plus 30DH als MicroSIM Zuschnitt.
Ich finde es super spannend zu sehen was
und welche Läden sich hinter den sonst verschlossenen und wenig spektakulären
Blechtoren so verbergen. Das eine ist eine Teleboutique, dann ein Möbelladen,
eine Autowerkstatt und am nächsten Tor verkauft einer Zement, Steine und
Baustahl. Es ist schon spannend durch die Straßen zu spazieren und zu erkunden
was hier so angeboten wird. Trotzdem denke ich geht es den Menschen hier
vergleichsweise gut.
Was die Marokkaner nicht haben ist Sonnenlicht am Abend. Bereits um 18:00h ist es stockfinster. Jedoch gibt es hier wieder Vögel, die ich in Spanien zuletzt nicht mehr gehört habe. Das Gezwitscher erinnert mich ein wenig an zu Hause im Frühling.
Position: |
N 35° 37' 43.8" W 5° 16' 35.2" |
Kilometerstand: |
19.239 km |
Damit ich die neue Telefonkarte nicht immer wechseln muss, kaufe ich mir heute noch ein Telefon. Gewöhnungsbedürftig ist die arabische Tastatur. Und der Lautsprecher erfüllt nicht ganz meine Erwartungen, dafür kostet das neue Samsung auch nur knapp 20€.
Isabel und Eduardo sind für ein verlängertes Wochenende nach Marokko gekommen. Sie fahren am Montag zurück und vielleicht treffen wir uns dann in Tetouan oder so.
Nachmittags
steht das Projekt Lackreparatur an der Kabine an. Zweige und Äste hatten
insbesondere an der rechten Seite ihre Spuren oben an der Kabine hinterlassen.
Um das GFK vor Witterungseinflüssen zu schütze will ich die Stellen säubern und
mit Lack versiegeln. Einmal auf dem Dach entdecke ich einige Roststellen an der
Dachluke des Fahrerhauses. Also dehne ich mein Projekt mittels Change Request
aus und entferne den Rost, der vermutlich durch das Salzwasser in Portugal
begünstigt wurde. Betroffen ist eine flexible Stelle an der die Dachluke
befestigt ist. Mit Sikaflex wird diese neu versiegelt und kann in ein paar Tagen
ebenfalls lackiert werden. Dann sollte hier erstmal wieder Ruhe einkehren.
Nach getaner Arbeit gibt es zur Belohnung ein besonderes Menü: Bayerische Weißwürste mit Händlmaier Senf und dazugehörigem Saft aus der Dose. – Hmmmmm!!!!!
Zum
2. Advent ist Kontaktpflege mit der Heimat angesagt, also telefoniere ich
erstmal etwas mit zu Hause. Dann grübel ich über der Karte und meinem
Navigations-Programm um die weitere Route zu definieren. Anschließend steht
Relaxen und Lesen in der wohligen Sonne vor dem Auto auf dem Programm.
Am
Nachmittag gehe ich noch mal nach Martil in den Ort. Am heutigen Sonntag sind
ganz andere Autos auf der Straße. 5er, X5, Q5, M- & E-Klasse, Range Rover sowie
Cheyenne heißen die heutigen Modelle. Eine andere Welt, die aber auch zeigt wie
weit die soziale Schere hier auseinander zeigt.
Am Strand, der heute übrigens maschinell vom Strandgut des letzten Sturms befreit wurde, haben die Kids einen Gummibalg im Sand eingegraben, auf dem sie wie ein Trampolin springen und Saltos vorführen. Des Weiteren steht Fußball hoch im Kurs und auch Fahrradfahren ist recht angesagt.
Für mich ist heute ein besonderer Tag, denn heute bin ich seit 100 Tagen auf Reise. Mein erstes Jubiläum sozusagen.
Resümee nach 100 Tagen:
Es war definitiv die richtige Entscheidung auf diese Reise zu gehen!
Nimm dir die Zeit die du brauchst. Du musst aber nicht jeden Winkel besuchen, denn sonst kommst du nie ins nächste Land.
Conil - zwischen 'Ankommen' und Weiterfahrt.
Lass dich auf die Werte und Gepflogenheiten anderer Länder und Kulturen ein, dann erreichst du auch dein Ziel. Wenn es auch manchmal einen Tag länger dauern mag.
Sein Zuhause dabei zu haben erleichtert die Reise im Vergleich zum Reisen mit Zelt ungemein. - Nicht wegen des Komforts, sondern weil man ein Zuhause hat und nicht jeden Tag ein Neues suchen muss.
Alleine zu Reisen ist manchmal schwierig, aber so lernt man definitiv mehr Menschen kennen. - Und es waren bereits Großartige dabei !
Mache keinen detaillierten Reiseplan, denn der überholt sich schneller als man fahren kann.
Und noch eins: Es zeigt einem welche/r wahre Freund/in bis hier mitreist (mitliest) :-)
Nach
Redaktionsschluss, es ist schon nach 21:00 Uhr, rollt ein größeres Fahrzeug über
den Campingplatz. Es ist ein Unimog. Als er abbiegt und ich die Silhouette des
Fahrzeugs sehen kann, erkenne ich sie. Es sind Isabel und Eduardo mit den Kids.
Da haben sie sich heute bereits auf den Weg gemacht und sind bis nach Martil
gekommen um mich zu besuchen. Und ich freue mich sie nach über einem Monat
wieder zu sehen.
Zum
gemeinsamen Frühstück gehen wir alle zusammen in ein Cafe am Strand. Auf dem Weg
dorthin kommen wir an drei Kamelen vorbei, die auf dem freien Platz verweilen.
Nadia findet die Kamele super interessant und so bleibt nach dem Frühstück und
einem kurzen Abstecher an den Strand auch nicht viel Zeit bis wir wieder bei den
Kamelen landen. Nadi und Paula wollen zusammen eine Runde auf dem Kamel reiten,
was ihnen sichtlich eine echte Gaudi bereitet. Dann ist es an der Zeit
aufzubrechen. Isa und Familie fahren nach Tanger Med zur Fähre, um wieder nach
Spanien zurück zu fahren und ich setze meine Fahrt entlang der Küste fort. Zuvor
teste ich jedoch das Warensortiment im hiesigen Marjane Supermarkt an und tanke
den Laster voll.
Im
Marjane finde ich endlich ein externes Kochfeld für draußen. Jetzt kann es auch
mal Bratkartoffeln geben. In Spanien hatte ich vergebens nach einem geeigneten
Teil gesucht, nachdem ich eines in Frankreich im Supermarkt gesehen hatte. Jetzt
ist auch die Outdoor-Küche komplett.
Im Marjane gibt es auch was es hier eigentlich nicht gibt: Bier. Und das zu einem unerträglichen Preis von umgerechnet 1,50€ pro 0,33L Heinecken. Hier hat man sogar kleine Dosen mit 0,25L eingeführt um bei der Preisgestaltung etwas mehr Spielraum zu haben. Aua!
Beim Tanken legt sich der Schmerz wieder ein wenig. Zum ersten Mal auf meiner Reise tanke ich beide Tanks ganz voll und zahle so wenig wie noch nie. Aber in der West Sahara soll der Diesel nochmal um ein Drittel günstiger sein. Mal sehen wie gut er meinem Antares denn so schmeckt. Die Zapfsäule nebenan zeigt vom letzten Kunden noch 5,73L Super für 70 DH an, da macht der Tankwart gerade das Geschäft des Tages mit mir.
An
Tetouan vorbei geht es entlang der Mittelmeerküste über eine gute Straße. Auch
wenn sie erst vor Kurzen erbaut wurde, man sieht der Straße schon ein wenig
Verschleiß an. Was mich heute mal wieder stört sind die Resonanzen bei
1.300U/Min. Ich traue der Auspuffhalterung zwar zu dass sie jetzt hält, aber die
Vibrationen erreichen meine Auto-Seele, und das tut weh.
Am
Abzweig nach Oued Laou steht mal wieder so ein doofes Schild mit Lkw Symbol in
der Mitte. Also fahre ich weiter. An der nächsten Abzweigung dann die
Bauchentscheidung doch in den Ort zu fahren. Die Straße ist breit und führt
direkt zum Strand. Der örtliche Campingplatz ist dem Bau-Wahn zum Opfer
gefallen. Hier entstehen jetzt Häuser mit Wohnungen. Aber auf einem Parkplatz am
Strand darf man stehen – für 30DH – also bleibe ich heute hier, dann ist morgen
die Weiterfahrt etwas entspannter.
Position: |
N 35° 26' 55.2" W 5° 5' 26.5" |
Kilometerstand: |
19.296 km |
Von Oued Laou fahre ich entlang einer wenig
befahren Straße. Diese führt in die Berge, so dass ich fast glauben könnte ich
sei in den Alpen. Aber die Steigung der Straße ist für europäische Verhältnisse
manchmal schon ganz schön üppig. Gut dass Antares ausreichend Gänge zur
Verfügung hat um runterzuschalten. Zum Glück ist wenig Verkehr auf dieser so
schönen Strecke, da kann ich die Fahrt richtig genießen. Als ich allerdings
einmal zum Fotostopp anhielt und aussteigen wollte, hielten mich mehrere
kläffende Hunde davon ab und ich fuhr noch ein Stückchen weiter, wo dann
lediglich ein Local zum Gucken auf mich zukam.
Entlang dieser Strecke gibt es mehrfach die
Möglichkeit für freies Campen. Zum Beispiel unten am Fluss. Eigentlich eine
schöne Stelle, aber ich bin erst wenige Kilometer weit gefahren und es ist noch
früh am Tag. Also weiter nach Chefchaouen.
Ich werde von einem Auto überholt, welches dann vor mir so langsam fährt, dass ich fast bremsen muss. Aber er hält nicht an sondern hält ein kleines Beutelchen aus dem Fenster und signalisiert ob ich es kaufen wolle. Bei nächster Gelegenheit fährt er erwartungsvoll rechts ran, doch meine Antwort schreibe ich in die zurückgelassene Staubwolke.
Chefchaouen war früher mal eine spanische
Kolonie, daher wird hier noch häufig Spanisch gesprochen. Erstaunt bin ich eher
darüber, wie häufig man hier auch auf Deutsch angesprochen wird. Die
Europäischen Kennzeichen machen es möglich. Allerdings heißt es meist nix Gutes,
wenn jemand einen auf Deutsch anspricht. Meist endet es in der Frage nach Geld
oder dem Angebot von Hasch.
Meine Befürchtung dass die Straßen in der
Stadt schmal und für Antares und mich zu eng sein könnten bewahrheitet sich
zumindest auf der gewählten Route nicht. Am Berg hinauf habe ich einen Reisebus
hinter mir, das beruhigt mich immer. Wo der lang fährt passe ich auch durch. Allerdings biegt dieser rechts ab, wo ich
weiter den Berg hinauf fahre. Am Hotel Atlas befindet sich ein großer Parkplatz
und von hier man hat einen tollen Blick über den Ort.
Über einen Pfad mit unzähligen
Treppenstufen gelange ich nach Chefchaouen in den Ort und nach wenigen
Häuserblocks in den Souk, den Markt im alten Stadtkern innerhalb der Stadtmauern. Hier
fahren keine Autos mehr. Wenn etwas zu transportieren ist, dann halten Esel
oder, z.B. bei der Müllabfuhr, Motorrad-Dreiräder her. Obwohl in den meisten
Gassen gerademal nur zwei Passanten aneinander vorbei gehen können. Und weil es so
eng ist, entkommt man auch den Rufen der Verkäufer nicht. So werde auch ich
Besitzer einer neuen traditionellen marokkanischen Jacke aus echtem Kamelhaar. Meine Hoffnung ruht darauf, dass ich
mit dieser Jacke – sie hat immerhin eine Kapuze gegen den kalten Wind – weniger häufig
als Tourist angesehen und zum Haschkauf animiert werde.
Mittags bestelle ich mir in einem Lokal Chicken Tajine und Tee. Essengehen ist hier günstiger als in Spanien Lebensmittel für ein Gericht zu kaufen. Der Tee ist lecker, allerdings sehr süß und fällt somit eher in die Kategorie Nachtisch.
Der Ort ist sehr schön und ruhig. Die Häuser sind alle einheitlich in einem Hellblau gestrichen. Zum Glück scheinen derzeit nicht allzu viele Touristen hier zu sein und so kann ich mich ganz entspannt durch die Gassen schieben. Auch wenn das mein erster traditioneller marokkanischer Ort ist den ich besuche, so kann ich jedem nur empfehlen hier mal Halt zu machen und sich Chefchaouen anzusehen.
Position: |
N 35° 10' 24.4" W 5° 15' 53.2" |
Kilometerstand: |
19.351 km |
Ich
lasse mir nicht viel Zeit, denn der Tag ist kurz. Nur schnell etwas Brot gekauft
und dann los. Es geht erstmal steil vom Berg hinunter und dann südlich aus
Chefchaouen hinaus. Die ursprüngliche Idee über eine Nebenstraße zu fahren habe
ich verworfen, nachdem Albert mit vom schlechten Zustand und starken
Baustellenverkehr auf der Strecke berichtete. Also geht es auf der Hauptstraße
Richtung Süden. Allerdings komme ich hier auch nur mit
40
– 50 km/h voran. Bodenwellen, Senken, Schlaglöcher und in Teer gegossene
Wellblechpiste sind die eine Sache, die Art der anderen Verkehrsteilnehmer und
deren Verhalten die andere. Zum Beispiel biegt vor mir ein langsam fahrender
Traktor rechts ab um dann links herum einen U-Turn über die Straße zu fahren. Da
war nur wenig Platz übrig! Auch sonst ist es haarsträubend zu sehen wie
Passagiere in der offenen Hecktür eines Transporters oder stehend auf der
Heckleiter mitfahren. Übrigens haben die Fahrschulwagen hier ein zweites Lenkrad
auf der Beifahrerseite für den Fahrlehrer :-)
Die
Landschaft wird flacher und die Landwirtschaft nimmt zu. Mehr Landwirtschaft –
weniger Hasch-Brüder. Irgendwann nimmt auch der dichte Verkehr allmählich ab und
das Fahren wird ein wenig entspannter.
Als
ich kurz vor Moulay Idriss zu den archäologischen Stätten von Volubilis fahre,
werde ich gleich von der Security begrüßt. Hier dürfe ich nicht parken und der
Eingang sei eine Straße weiter. Klar, dort kostet das Parken 10 DH und der
Eintritt nochmal 10 DH. Schlimmer wiegt noch, dass ich hier nicht über Nacht
stehen bleiben darf, denn das war eigentlich der Plan.
Also
schaue ich mir die alten Gemäuer an. Das Areal ist riesig. Allerdings gleichen
die Überbleibsel der ehemaligen Gebäude recht bald Eins dem Anderen. Die Wolken
und tief stehende Sonne machen das Fotografieren schwierig, aber es gelingen mir
doch ein paar gute Aufnahmen. Im Cafe genieße ich noch einen Tee, bevor ich
weiter fahre.
Ich
will gerade los fahren, da spring ein kleiner Affe auf mein linkes Vorderrad.
Vermutlich wollte es adoptiert werden oder aber er hat heute noch nichts zu
essen bekommen, denn Touristen sind gerade nicht sonderlich viele hier. Mir
kommt’s entgegen. Den Affen lasse ich jedoch zurück.
Moulay Idriss selbst liegt steil am Hang und bietet mir vermutlich auch keinen geeigneten Stellplatz. Also steuere ich den nahe gelegenen Campingplatz Bellevue an. Die Zufahrtsstraße hat schon den Titel Offroad-Strecke verdient, so ausgewaschen wie sie ist. Dann folgt noch eine letzte Übung, schadfrei durch das Tor zu kommen – geschafft. Ich stelle Antares ab und wenig später bricht die Dunkelheit herein. Ein langer Tag geht zu Ende.
Position: |
N 34° 0' 52.2" W 5° 33' 42.8" |
Kilometerstand: |
19.541 km |
Nock,
nock! - Ich liege noch im Bett als es an der Tür klopft. Es ist der Junge vom
Campingplatz und bietet jedem Gast einen Tee zum Frühstück an. Leider bin ich
nicht schnell genug an der Tür, da ist er schon weiter gezogen. Doch später als
ich mit einem Schweizer draußen stehe kommt er zurück und so kommen wir beide
noch in den Genuss eines frischen Tees zum Frühstück. Seit dem Frühstück habe
ich auch einen neuen vierbeinigen Freund. Er hat den halben Tag neben mir
gewacht, ist aber sehr scheu und hält immer respektvoll Abstand. Wer weiß was
der Hund mal erlebt hat.
Heute
ist mal wieder so ein Tag für alles Mögliche und nichts Richtiges. Wäsche
waschen, nachlesen was ich gestern angeschaut habe
J, Planung
für morgen und so weiter. Am Nachmittag will ich mich noch etwas bewegen und
gehe entlang der Nebenstraße den Berg hinauf. Plötzlich komme ich unerwartet in
einen Ort, der auf keiner meiner Karten verzeichnet ist. Es gibt sogar eine
Einkaufsstraße.
Das
Warenangebot ist jedoch in jeden Laden fast gleich. Zumindest haben sie gemein,
dass jeder Laden ca. 2m² für das Ziegen-Angebot abgetrennt hat über dem wiederum
die Hühner angeboten werden. Aus Scham habe ich keine Fotos gemacht, denn die
Menschen hier haben wohl noch nie einen Touristen in ihrem Ort gesehen.
Auf
dem Rückweg kaufe ich noch ein paar Mandarinen ein. Interessanter Weise nennt
der Verkäufer erst den Preis, 2 DH, und ein anderer fragt mich dann ob ich ein
oder zwei Kilo haben möchte. – Hier bin ich angekommen! Gleich überlege ich wie
viele Tage ich wohl hier bleiben möchte.
Zurück am Campingplatz nehme ich mir endlich mal meinen Sprach-Kurs zur Hand und pauke ein wenig Französisch. Dabei bricht auch schon die Dämmerung an und verzaubert den Himmel in ein glutrotes Farbenmeer.
Heute
unternehme ich meine erste MTB-Tour in Marokko. Und mein Fuß meldet sich zurück,
denn das häufige Anhalten und rausdrehen aus den Klickies – ich setze meist den
linken Fuß ab – mag er gar nicht. Wie Barbara schon sagt, wenn ich hier mit dem
Rad fahre, denken die Leute ich sei meschugge. Und so war es wohl auch. Dennoch
haben sie alle nett zurück gegrüßt. Und wenn man meint mal allein zu sein und
die Landschaft genießen will, kommen irgendwo Stimmen von Ziegenhirten oder
Olivenpflückern her. Marokkaner sind immer und überall.
Meine
Tour führt mich ins Hinterland, wo ich über einen Track nach Moulay Idriss
fahren will. Ich will auch erkunden ob ich den als „Grade 2“ gekennzeichneten
Track mit Antares fahren kann. Die Einfahrt in die Straße über den Berg führt
über eine Müllhalde, aber das wäre noch zu schaffen. Nase zu und durch. Doch
recht bald wird die Piste wegen Auswaschungen stellenweise sehr eng und ich
verwerfe bereits jetzt den Plan mit dem Truck hier entlang zu fahren. Doch als
MTB Strecke ist es besten geeignet. Vor allem weil wir Mitte Dezember haben und
ich in schöner Berglandschaft Biken darf.
Mir fällt auf, „Jede Straße wird irgendwann mal zur Piste“, und das gilt meines Erachtens auch im Übertragenen Sinn für viele andere Aspekte des Lebens. Denk mal drüber nach! Hier ist es aber im wörtlichen Sinn gemeint.
Ich überhole zwei Vieh-Tracks, die auf gleicher Route unterwegs sind wie ich. Ziegen, Esel und Kühe, begleitet von kläffenden Hunden, an die ich mich inzwischen fast gewöhnt habe. Hunde die bellen beißen nicht. „Salam Alaikum“, „Salam. Comment Ca-va?“, „Bien“… mein täglicher Arabisch und Französisch-Kurs für unterwegs. Es ist bemerkenswert was ein paar Bruchstücke einer Sprache ausmachen können. Generell habe ich den Eindruck gewonnen dass die Marokkaner sehr freundlich und aufgeschlossen sind, auch wenn der soziale Unterschied offensichtlich ist - der Menschliche ist es nicht.
Hier
oben am Berg teilt sich der Weg und die Schilder sind für mich nicht sonderlich
aufschlussreich. Aber ich liebe es neue Wege zu erkunden und so fahre ich dort
hin, wo mein GPS keinen Weg mehr kennt. Es gibt sie noch, die ‚Virgin Tracks‘,
dessen bin ich mir seit heute ganz sicher. Ich komme an einem umgestürzten Baum
vorbei. Hier wäre mit Antares Schluss, oder aber ich wäre einen Tag damit
beschäftigt Kaminholz zu machen. Mit dem Bike geht es weiter auf einem mit
Kiefernnadel gepolsterten Weg. Es fährt sich wie auf Wolken, ist allerdings auch
sehr rutschig auf dem Zeug. Einmal erwische ich eine Sackgasse und erreiche dann
aber den Gipfel.
Jetzt
die Quizfrage: Dem Weg weiter ins südliche Tal folgen oder zurück und den
nördlichen Track nach Moulay Idriss nehmen? Ich fahre zurück, denn
Moulay
Idriss möchte ich mir schon ansehen.
Dann kommt eine Gelegenheit links in eine
Art Trail abzubiegen – soll ich es wagen? Wo führt er hin? Nein, ich will hier
nicht verloren gehen und so bleibe ich auf dem Track. Das stellt sich auch als
gute Entscheidung heraus, denn der Track mutiert kurz darauf zu einem echten
Downhill-Abenteuer. Hier ist mein Fully in seinem Element!
Plötzlich
kommen vier nicht unwesentlich größere Hunde als zuvor mit gefletschten Zähnen
und knurrend auf mich zu gerannt, als ich gerade ein Bauern-Lager passiere.
Jetzt war es Zeit für ein Tempotraining, denn die Kammeraden sahen nicht nur
nach Bellen aus. Nur gut dass es bergab geht und so donnere ich die
ausgewaschene Piste hinunter. Spaß macht es aber trotzdem, nachdem das Adrenalin
abgeflossen war. Jetzt kamen ein paar Stellen wo auch Antares passen müsste. Die
Straße fehlt regelrecht auf einer Länge von 10m. Stattdessen ein ebenso tiefer
Graben. Und wenn man meint es geht nicht schlimmer – Schlimmer geht immer. Der
Wasserstrom der diese Verwüstungen angerichtet hat, hat auch vor dem Friedhof
nicht halt gemacht und so sind einige Gräber frei gespült und stehen halb in der
Luft.
Kurz
darauf erreiche ich Moulay Idriss. Der Ort sagt mir nicht sonderlich zu.
Insbesondere, da sie die Hauptstraße auf 5t beschränkt haben, mögen sie mich
hier wohl nicht sonderlich. Wegen der vielen Treppen – der Ort ist auf einem
Hügel erbaut – sehe ich von einer näheren Besichtigung dieses so wichtigen
Wallfahrt Ortes ab und fahre ins Tal, wo ich über die Fernstraße wieder zurück
zum Camping fahre.
Nach
dem Frühstück und dem obligatorischen Tee vom Camping packe ich zusammen. Um
Frischwasser zu tanken und Abwasser los zu werden muss ich zwischen Bäumen und
Laternen hindurch in die hinterste Ecke rangieren, was mir aber mit der Hilfe
von Rachid ganz gut gelingt. Erst am Abend fällt mir ein, dass Rachid, als er
mir half den Schlauch aufzuwickeln, wohl den Schraubanschluss nicht wieder vom
Wasserhahn gelöst und am Schlauch gelassen haben könnte. In Fes schaue ich nach.
Und genau so ist es. Mist!
Nach
Meknes sind es zirka 20 km. Ich habe mir einige potenzielle Parkplätze
rausgesucht und steuere zielstrebig den ersten Platz an, der unmittelbar an der
Hauptstraße liegt. Es scheint ein privater Platz zu sein, so frage ich den
älteren Herrn, der vor seinem Haus sitzt, um Erlaubnis. Es ist so als wenn ich
auf einen alten Freund treffe. Mit 7 DH ist die Parkgebühr bezahlt und ich gehe
nur wenige Minuten bis ins Zentrum.
In einem der kleinen Läden finde ich auch einen passenden Stecker für die hiesigen Stromanschlüsse. Den brauche ich für den Fall, dass mal die Sonne vom Himmel fällt und mein Solarpanel nicht mehr genügend Strom liefert. Die Capex-Kosten belaufen sich auf 8 DH.
Ich versuche mich zu orientieren und laufe entlang der Mauern des Königspalastes. Allerdings ist weit und breit kein Eingang zu sehen oder er verbirgt sich hinter einer der verschlossenen Tore. Lediglich einen kleinen Teil kann ich besuchen. Ich glaube ich bin auf der falschen seite.
Ein
kleines Tor gibt den Zugang zur Medina frei. Ich gehe links, rechts, immer der
Nase nach und schon bin ich in einem Gewirr aus Gängen und Tunneln zwischen den
Wohnhäusern. Ich finde es spannend. Auch wenn es einmal richtig finster wird, am
Ende kommt wieder Licht. Und wenn man fast denk verloren zu sein, dann stehen
genau dort die Kinder, die einem für kleines Geld wieder den Weg nach draußen
weisen wollen. Ein Irrgarten im Maisfeld ist nichts dagegen.
Wieder
draußen, folge ich einer anderen Gasse in den nördlichen Teil der Medina. Hier
sind ebenfalls dunkle, schmale Gassen, in denen meist Frauen ihre gebrauchten
Habseligkeiten feilbieten. Etwas weiter sind es dann richtige Läden, jedoch
jeder nur wenige Quadratmeter groß und bis unter die Decke mit den originalsten
Originalprodukten die man sich nur wünschen kann. In einem Laden interessierte
ich mich für ein Sweatshirt von BOSS. Originalware, wie mir versichert wurde. Um
die Größe herauszufinden schaue ich auf das Etikett. Das kleine Etikett sagt
Größe ‚L‘, wohingegen dass BOSS Label Größe ‚XL‘ angibt. Ich probiere es an und
es ist definitiv zu klein. Doch viel schlimmer ist, dass ich nach dem Ausziehen
des Shirts die originalen BOSS Fusseln auf meinem T-Shirt habe und aussehe wie
ein schwarzes Schaf welches nicht ordentlich geschoren wurde. Na super, und so
soll ich jetzt den ganzen Tag rumlaufen – egal.
Die
Medina ist räumlich und thematisch gegliedert. Wenn man den Bereich mit Stoff
und Zwirn verlässt, kommt man zu dem Kleidern und Schuhen. Daran schließt sich
Eisen- und Haushaltswaren an, wonach der Obst und Gemüse Markt kommt. Es ist so,
dass jeder die gleichen Artikel verkauft. Die Wahl des Ladens ist also entweder
willkürlich, nach Sympathie des Verkäufers oder dem Preis unterlegen. Als ich
einen Aufschraub-Ausgießer für meine AdBlue (Wasser)-Kanister suche, werde ich
von einem Händler zu ungefähr einem Dutzend Läden geführt, er war sehr bemüht,
aber sowas hatte keiner im Sortiment. Dann bedankte ich mich höflich und setzte
der Sucherei ein Ende.
Zurück am Auto ist die Familie des älteren Herrn präsent. Ich gehe auf sie zu und will Hallo sagen. Es sind drei Töchter, zwei Söhne, die Mutter und Oma versammelt. Mit etwas englischer Unterstützung bekomme ich einen Französisch-Arabisch Crash-Kurs. Es ist super lustig. Die Mutter möchte mit mir mitfahren, oder aber ich soll ihre Töchter mitnehmen, damit sie ihre Ruhe hat J. Es fällt mir schwer Abschied zu nehmen, aber es ist bereits spät und im Dunkeln möchte ich nicht nach Fes fahren müssen.
Aus
der so breiten Einfahrt ist eine recht schmale Ausfahrt geworden, da ein
Marokkaner dachte dass sein Mercedes im Tor stehend eine gute Figur machen
würde. Es passt so gerade und ich mache mich auf den Weg. Noch einmal um den
Block und dann geht es durch dichten Verkehr gen Osten. So langsam gewöhne ich
mich an die marokkanischen „Verkehrsregeln“ und lasse das Blinken gleich mal
sein. Am chaotischsten ist der Verkehr als ich um Fes herum durch die Vororte
fahre. Es dämmert bereits und die Märkte entlang der Straße haben wieder
geöffnet. Entsprechend viel ist neben und auf der Straße los. Aber angepasst an
das Chaos komme ich sogar ohne Navi ganz gut an mein Ziel - dem Camping Diamant
Vert. Hier begrüßt mich gleich mal ein Franzose, den ich bereits aus Martil
kenne. Die Welt ist klein.
Insbesondere die Begegnung mit der Familie in Meknes hat mich heute sehr berührt. Die Menschen hier haben einen ganz speziellen Charme, der mir sehr gut gefällt. Ich bin gespannt was ich in diesem Land noch so alles erleben werde.
Position: |
N 33° 59' 11.5" W 5° 1' 5.7" |
Kilometerstand: |
19.620 km |
Mit
dem Shuttle fahre ich in die Stadt. Und wiedermal spricht der Fahrer, neben
Französisch, besser Deutsch als Englisch. Mit Antares hätte es hier keine
Parkmöglichkeit gegeben. Ich beginne die Erkundung der Medina Bali (der alten
Medina) von oben und schlendere langsam die verwundenen Gassen hinunter. Immer
bergab. Heute habe ich mir mal ein Synonym zugelegt. Ich heiße Paul bin
Backpacker und komme aus der Gegend von London, GB. An einem Töpferladen
erwischt mich dann ein hartnäckiger Schlepper. Er will kein Geld, aber mir
seinen Laden zeigen. Klar! Da ich aus UK komme ist sein Spitzname rein zufällig
‚Tower Bridge‘. Okay, er beschreibt mir was sie an Keramiken herstellen und dass
er 3.000 Menschen im Obergeschoß beschäftigt.
Ich
frage nach und er sagt er kann es mir zeigen wenn ich ihm nicht glaube. (Ich
überschlage mal kurz: 3.000 Menschen * ca. 70kg = 210 Tonnen über mir in diesem
Haus. Ich sollte sofort hier weg! ). Dann ruft Mr. Tower Bridge seinen Bruder,
der mir mehr über die Herstellung erzählen soll, Dieser erklärt mir sie haben
3.000 Menschen, die außerhalb von Fes die Keramiken mit traditionellen Mustern
herstellen. (Ich bin beruhigt
J ).
Nach
der Keramik ist Leder dran. Im Haus gegenüber steigen Mr. Tower Bridge und ich
ein schmales Treppenhaus empor. Hier
kommen sonst keine Touristen hin, sagt er, denn dies sei die Fabrik und kein
ordinärer Laden. Oben angekommen finde ich mich auf einer Galerie wieder, von
der aus ich einen schönen Blick auf die vielen Becken habe, in denen das Leder
eingefärbt wird. Okay, dachte ich mir, das war es doch Wert. Dann geht es noch
ein eine traditionelle Pharmacy. Vermutlich gehört diese auch zum Familien
Imperium.
Ein
Mädel erklärt mir hier was sie im Angebot haben. Sie hat eine Erkältung und ich
empfehle ihr doch einen Selbstversuch, den sie auch gleich unternimmt. Black
Anis - kleine Kügelchen in einem festen dünnen Tuch zerreiben und unter ein
Nasenloch gehalten, dann, während man das andere Nasenloch zuhält, einatmen.
Wow, und das ohne Rezept aus der Apotheke. Hier ist es möglich. Anschließend
geht es noch zum Teppichhändler. Aber als Backpacker ohne Wohnung macht es
natürlich keinen Sinn einen Teppich zu kaufen – auch nicht für die Liebsten zu
Hause. Trotzdem plaudern wir eine ganze Weile bevor ich mich verabschiede. Dann
ist Mr. Tower Bridge wieder zur Stelle und erinnert sich natürlich nicht mehr an
Gesagtes bzgl. Geld und erwartet seinen Obolus.
Jetzt
brauche ich erstmal einen Tee. An einem für die Medina großen Platz setze ich
mich in ein winziges Cafe und beobachte das Treiben bei einem Glas Tee. In Fes
sind bedeutend mehr Touristen unterwegs als in Meknes und auch die Drücker sind
Nerv tötend hier. Zu essen gibt es Fingerfood, schön mit Rechts. Dann erkunde
ich weitere Gassen. Ich suche die Gassen auf, in denen keine Läden und keine
Menschen mehr sind. Ab hier kann man sich richtig schön verlaufen und sich dann
wieder einen Weg aus dem Labyrinth suchen. Das macht Spaß. Außerdem bekommt man
so einen Einblick hinter die Kulissen. Es ist auch zu erkennen welche Bemühungen
mit provisorischen Stützen durch die UNESCO unternommen werden um das Kulturgut
vor dem Kollaps zu bewahren. Dann komme ich an einem Teehaus vorbei. Es sind
derzeit keine Gäste da. Ich gehe auf die Dachterrasse, von wo aus ich bei einem
weiteren Tee einen schönen Blich auf einen Garten mit Olivenbäumen mitten in der
Medina von Fes habe.
Bei
einem Eisenwaren Händler kaufe ich einen Trichter und suche noch einen ½“
Schlauchanschluss. Die Verständigung klappt einigermaßen gut. Doch als er mich
schließlich fragt wo ich her komme und ich sage aus Deutschland, macht er mir
auf Deutsch Vorwürfe, dass ich das nicht eher gesagt habe, denn er spricht
besser Deutsch als Englisch. Noch etwas Smalltalk und weiter geht’s.
Um Punkt 16:00 Uhr holt mich mein Shuttle wie vereinbart wieder ab. Der Fahrer dreht für mich noch eine Extra Runde am Königspalast vorbei, damit ich zumindest ein Foto machen kann. Dann bin ich froh wieder zurück am Auto zu sein und meine Ruhe zu haben.
Nach den Erlebnissen gestern fällt es mir
nicht schwer heute in den Hohen Atlas zu fahren und dort hoffentlich wieder
etwas mehr Ruhe zu finden. Ich wähle kleine Straßen. Die Teerdecke ist keine 3m
breit und ziemlich ausgefranzt. So muss ich konzentriert fahren, auch wenn es
kaum Gegenverkehr gibt. Aber mein Blick schweift immer wieder in die
wunderschöne Landschaft.
An einer Gabelung biege ich nochmal ein
eine kleinere Straße ab und im nächsten Ort stehe ich vor der Wahl einer 4x4
Piste oder weiter der Straße folgen. Ich wähle die Piste, fahre jedoch gleich zu
Anfang in die falsche Straße rein. Unterwegs werden Kinderaugen mit Bonbons zum
Glänzen gebracht. Als ich jedoch an einen Damm komme, kehre ich um und nehme die
vermeintlich richtige Piste. Die Spurbreite der Piste ist schmaler und für
Geländewagen gedacht. Rechts und links Stacheldrahtzaun der Tiergehege. Und dann
kleine Betonbrücken über die Bäche. Ob das alles hält? – Langsam taste ich mich
vorwärts.
Es erstaunt mich eigentlich nicht dass die
Menschen mich verwundert ansehen. Aber alle winken zurück, wenn man den ersten
Schritt macht. Insbesondere die Kinder begrüßen die Abwechslung im Ort und sind
zum Teil ganz aufgeregt. Bei mir hingegen steigt die Anspannung, denn die Bäume
am Pistenrand zollen ihren Tribut. Und dann sorgt ein stabiler Ast dafür, dass
der rechte Spiegel ans Fahrzeug an klappt. Leider so schnell, dass er am oberen
Spiegel, der für den Blick auf das Rad da ist, anschlägt und zerspringt. – Ich
wollte doch ein Spiegelglas als Ersatzteil einpacken….:-(
Am See ‚Dayet Aaoua‘ mache ich eine Pause
und dann geht es über gut ausgebaute Straße weiter nach Ifrane. Ifrane sieht aus
wie ein europäisches Bergdorf. Ich will zum Campingplatz im Ort. Dazu muss ich
an einem Verkehrspolizisten vorbei, der neben einem Verbotsschild für Lkw steht.
Aber kein Einwand. Glück gehabt. Hilft aber nichts, denn der Campingplatz ist
geschlossen.
Der nächste ist in Azrou. Also mache ich mich wieder auf den Weg.
Da ich die Route nicht geplant hatte, fahre ich ohne Navigation und lande auf
der ‚falschen‘ Ausfallstraße. Als ich das bemerke ist ein Umkehren auch nicht
mehr sinnvoll. Außerdem tun sich vor mir gerade die ersten Berge in schöner
Landschaft auf und so fahre ich weiter. Nach einer Weile führt links eine Piste
ab, der folge ich um mir einen Übernachtungsplatz im Grünen zu suchen. Auf einer
Hochebene finde ich einen super tollen Platz. Die Steinhütten der Hirten sind
verlassen. Vermutlich sind sie über den Winter ins Tal gezogen. So störe ich
hier oben zumindest niemanden.
Position: |
N 33° 25' 18.8" W 5° 3' 22.3" |
Kilometerstand: |
19.752 km |
Am Morgen muss ich noch einige logistische Dinge erledigen. Erstaunlicherweise ist der UMTS Empfang hier um ein Vielfaches besser als am Camping in Fes. Es wird Mittag bis ich los komme. Eigentlich habe ich heute keine große Lust auf weitere Offroad-Einlagen, denn die Sicht ist bescheiden und es regnet leicht bei niedrigen Temperaturen. Bis zurück zur Piste komme ich nochmal bei den Schaf-Hirten vorbei die morgens bereits um mein Auto zogen. Leider sprechen sie nur Arabisch und kein Französisch. Somit ist unsere Unterredung recht schnell beendet. An der Piste angekommen hatte ich immer noch keinen Entschluss gefasst und biege spontan nach links ab und fahre weiter ins Tal. An der nächsten Gabelung soll es rechts zurück zur Straße gehen, doch dort droht dichter Wald und gegen Bäume bin ich gerade allergisch. Also fahre ich links, den Berg weiter hinunter. Obwohl meine Karte mich hier auf eine Sachgasse hinweist. Mal sehen.
Die
Piste ist schon schnuckelig. Nach einer Weile komme ich an eine weitere aber
unerwartete Gabelung. Die mehr befahrene und bessere Piste ist die, die in
meiner Karte nicht verzeichnet ist und Richtung Osten noch weiter von der Straße
wegführt. Also fahre ich weiter geradeaus. Nach ein paar weiteren Kilometern
komme ich an eine Grube, in der Schotter abgebaut wurde. Dahinter ist die Piste
sehr schlecht. Vom Hang kommen zwei Männer herunter gelaufen. Sie sagen dass die
Piste nicht gut sei und ich lieber anders herum fahren solle. Aber erstmal laden
sie mich zum Tee ein. Ihre Hütte liegt auf dem Hügel in Sichtweite. Sie lotsen
mich um die Gruber herum und so kann ich bis zur Hütte fahren.
Es
ist kalt und ich ziehe mir eine weitere Jacke über. Dann gehen wir in ihre
Hütte. Ich habe ein kleines Geschenk mitgebracht, denn mit leeren Händen kommt
man zu keiner Einladung. Im Wohnraum steht ein kleiner Ofen, der ganze Arbeit
leistet. Es ist auch ohne Niedrigenergiebauweise und Wärmedämmung schön warm in
der Hütte. Auf der Karte zeige ich Youssef wo ich herkomme und was meine
geplante Route ist. Youssefs Frau reicht uns Tee und Creps. Für zirka zwei
Stunden genieße ich diese herzliche Gastfreundschaft und will mich dann aber auf
den Weg machen. Antares hatte ich, ganz deutsch, schön ordentlich neben dem
Traktor geparkt. Für den Traktor haben sie keinen Diesel mehr und Youssef müsste
zu Fuß 10 km bis nach Ifrane laufen um einen Kanister Diesel zu kaufen. Er
bietet mir Geld wenn ich ihm etwas Diesel verkaufe. Sein Sohn holt einen
Schlauch und Kanister. Dann bitte ich Antares zum Aderlass und wir zapfen etwas
Diesel aus dem Tank – natürlich ohne Geld dafür zu nehmen. Mit einem guten
Gefühl mache ich mich wieder auf den Weg.
Bereits
bevor ich die Straße erreiche beginnt es zu Schneien. Im Schnee ist eine Piste
äußerst schwierig zu befahren, da man Steine, Felsen, Rinnen und Schlaglöcher
nicht mehr erkennt. So bin ich im Moment froh wieder auf Teer zu fahren.
Stellenweise hat die Straße ein dichtes weißes Kleid an. Neben der Zufahrt zum
Hotelkomplex von Mischliffen stehen Wachposten, die sich am Lagerfeuer
aufwärmen. Offene Feuer sehe ich jetzt häufiger am Straßenrand. Das Thermometer
ist auf 1°C gefallen.
Als
ich wieder auf die Hauptstraße N13 Richtung Midelt komme, verschwindet der
Schnee wieder. Dafür nimmt der Verkehr wieder zu und es ist wieder volle
Konzentration gefragt, wenn die Harakiri-Fahrer ohne etwas sehen zu können
überholen. Ich mache noch einen kleinen Abstecher zu einem See. Ich überlege ob
ich hier campieren soll. Eine Piste führt von der Zufahrtsstraße weg. Allerdings
stecke ich bereits nach 10m zwischen den Steinen am Wegesrand fest. Also fahre
ich lieber zurück auf die Hauptstraße und suche mir einen anderen Platz. Es
dämmert bereits als ich eine Gelegenheit erhalte auf eine Piste abzubiegen an
der ich über Nacht stehen kann.
Position: |
N 32° 51' 33.3" W 4° 56' 22.6" |
Kilometerstand: |
19.851 km |
Meinen
Übernachtungsplatz hatte ich wie immer ganz bewusst abseits der Straße gewählt
um meine Ruhe zu haben. Allerdings war dies wohl das Territorium von Wildhunden,
die nachts nicht schlafen, sondern unentwegt bellen. - Somit habe ich jetzt ein
kleines Schlafdefizit. Als ich mich ans Steuer setze, habe ich erstmals einen
freien Blick in Richtung Süden und erblicke das Panorama des mit Schnee
bedeckten Hohen Atlas. Ein Atem raubender Anblick. Einigen hat es wohl so sehr
den Atem genommen dass sie an Ort und Stelle verreckt sind. Jetzt freuen sich
die Aasfresser.
Die Piste führt mich an einem verlassenen Tagebau vorbei. Die Zufahrt ist mit Steinmännchen ‚blockiert‘. Doch ich denke mir, wenn ich über die Steinmännchen drüber fahren kann ohne sie umzuwerfen, dann darf ich da wohl rein fahren. Also fahre ich langsam auf die Steine zu. Dann verschwinden sie unter meinem Auto und ich warte auf ein Kratzen, aber nichts. Dann bin ich drin, und die Steinmännchen stehen auch noch. Aber außer einem riesigen Loch, welches inzwischen einen See beherbergt, ist nicht viel zu sehen.
Die
Piste gefällt mir und so fahre ich parallel zur Hauptstraße weiter auf dem
Schotter. Dies war wohl mal die Hauptverbindung zu und zwischen den Mienen. Nach
einer Brück folgt ein Hang, an dem die Piste vom Regen bereits ausgewaschen ist,
aber kein größeres Problem darstellt.
Als
nächstes folgt eine Engstelle, gesäumt von einer Mauer und einer (zu tiefen)
Auswaschung.
Mit
Steinen ist die befahrbare Breite markiert. Es passt so gerade – wie für uns
gemacht. Als nächste hält diese Strecke ein paar kleine Sanddünen für uns parat.
Hier kann ich mich schon mal an das Gefühl im Sand zu fahren gewöhnen. Alles in
allem eine sehr abwechslungsreiche Strecke, die aber schließlich auf die
Hauptstraße mündet, auf welcher es dann nach Midelt geht.
Midelt
macht einen sehr ordentlichen ersten Eindruck mit einer Parkanlage an der
Zufahrtsstraße. Die Stadt ist nicht sonderlich groß. Hier sollte es also
entspannt zugehen. Auf dem Camping Municipal gibt es befestigte Stellplätze wie
auch braune Wiesenflächen für artgerechte Haltung von 4x4-Fahrzeugen. Als
erstes, noch vor der Anmeldung, bekomme ich eine Einladung zum Tee, der ich auch
gleich mal nachkomme.
Während wir draußen sitzen und Tee trinken, kommen ein Iveco und ein Styer auf den Campingplatz. Peter und Nicole sind im Steyr unterwegs und haben dieselbe Farbe gewählt wie ich - ein Bruder im Geiste. Dann folgt das obligatorische Fachsimpeln.
Position: |
N 32° 40' 40.8" W 4° 44' 14.4" |
Kilometerstand: |
19.888 km |
Heute
früh bin ich nach Midelt um etwas einzukaufen. Als ich zurückkomme, sind Dani
und Kevin sowie Nicole und Peter im Begriff aufzubrechen. Sie warten ein paar
Minuten auf mich und so schließe ich mich an, denn in Midelt ist es kalt und es
hat begonnen etwas zu regnen. Somit fahren wir im Konvoi mit drei Fahrzeugen
Richtung Süden. Unterwegs legen wir noch einen Stopp ein um Tee zu trinken.
Wir
fahren gerade durch die Gorges du Ziz, als uns ein Steyr entgegen kommt und wir
daraufhin anhalten. Martin kommt aus dem Kreis Segeberg und ist auf dem Weg nach
Fes. Kurzerhand entschließen wir uns einen Übernachtungsplatz in der Gegend zu
suchen und so fahren Martin und Peter los um einen Weg zum Fluss zu suchen. Nach
geraumer Zeit kommen sie zurück und wir fahren mit allen Autos durch einen
kleinen Ort hinunter zum Fluss. Durch das Flussbett und den Fluss gelangen wir
auf eine staubige Sandbank, auf der wir uns einrichten. Wir stehen nur
unwesentlich höher als der aktuelle Wasserstand. Als Said kommt und uns einen
sicheren Stellplatz bei sich anbietet, ziehen wir kurz vor Sonnenuntergang
nochmal um. Die Fahrt führt also zurück durch ziemlich holperiges Gelände.
Antares bekommt mal richtig etwas zu tun.
Nach
wenigen Kilometern auf der Hauptstraße führt eine schmale Piste um eine spitze
Kehre hinunter zu Saids Parkplatz. Martin ist mit seinem Steyr 12M18 schnell um
die Kurve, ich muss reversieren. Wer Weg ist sehr schmal und teilweise
grenzwertig für mein Auto. Rechts große Felsen und links tiefer Abgrund zum Tal.
Ich kann die Einfahrt der Piste nicht sehen, so tief und steil liegt sie unter
mir. Langsam taste ich mich vorwärts und nach 10 Minuten Anspannung ist es
geschafft. Wir finden einen rustikalen Stellplatz, wo wir bei Lagerfeuer
gemeinsam etwas trinken und essen.
Position: |
N 32° 5' 7.0" W 4° 22' 54.8" |
Kilometerstand: |
20.005 km |
Ziemlich früh heute Morgen macht Martin
sich auf den Weg nach Fes. Etwas später starten wir als Konvoi Richtung Süden.
Ich ‚darf‘ den Guide-Job übernehmen. Also fahren wir über die schmale Piste am
Hang zurück zur Hauptstraße und dann weiter bis zum Barrage Al Hassan Addakhil.
Hier führt eine Piste bis ans Ufer. Allerdings ist nichts Besonderes zu sehen.
Allerdings ist es sehr windig und der feine Staub am Ufer lässt die Aussicht in
einem beigen Schleier verstummen. In der Ferne sehen wir wie zwei Frauen mit
ihren Pferden auf uns zukommen. Sie sind auf der Suche nach Futter, welches sie
hier am See-Ufer finden.
Während wir pausieren kommt ein weiteres deutsches Paar mit ihrem Toyota an. Nach einem kurzen Gespräch machen wir uns auch wieder auf den Weg, denn der Wind ist kalt und bissig. In Er Rachidia machen wir Stopp um in einem Straßenlokal zu essen.
Hinter
Er Rachidia folgt eine weite Ebene. Auf der linken Seite tobt ein leichter
Sandsturm, so dass die Sicht eingeschränkt ist. Abrupt ist die Ebene zu Ende und
die Straße führt in ein üppig mit Palmen bewachsenes Tal. Leider verpasse ich
die Einfahrt zum Parkplatz und so kommen wir erst weiter unten zu unserem
Foto-Stopp. Hier erkennen wir eine kleine Straße die am gegenüber liegenden Ufer
durch das Tal führt.
Wir beschließen auf diese Straße zu fahren und dort einen
Platz für die Nacht zu finden. Jetzt fährt Kevin vor. Als es im ersten Ort eine
Engstelle gibt, links jedoch eine relativ breite Straße weiter führt,
kundschaften wir die Lage aus. Um uns herum zig interessierte Kinder. Außerdem
blockieren wir den
wenigen Verkehr. Wir sind uns einig, dass die Engstelle zu
schaffen sein müsste. Also lotsen wir zuerst Peter mit seinem Steyr hindurch.
Dabei müssen wir noch eine Freiluftleitung etwas höher legen, damit es auch bei
mir passt. Als nächster bin ich mit Antares dran. Vom Spiegel bleiben an jeder
Seite 5 cm zur Hauswand, doch es passt. Für Kevin ist es ein Leichtes zu folgen.
Dann
geht es durch ein Flussbett auf eine besser ausgebaute Straße. Bei den Häusern
oder auf einem Campground wollen wir nicht stehen, also fahren wir über eine
rudimentäre Piste in Richtung Berge. Nach einer weiteren halben Stunde einigen
wir uns dann darauf, wo wir uns in dieser unendlich weiten und gleich
aussehenden Landschaft für die Nacht einrichten wollen.
Position: |
N 31° 39' 0.8" W 4° 14' 23.5" |
Kilometerstand: |
20.095 km |
Der
starke Wind und die trockene Luft haben mir letzte Nacht den Schlaf geraubt. Wir
haben immer noch Hoffnung dass der Wind irgendwann mal nachlässt. Also machen
wir uns wieder zu dritt auf den Weg. An einer Gabelung nehmen wir einen anderen
Weg, als der den wir gestern gekommen sind. Kurz darauf müssen wir einen
ausgewaschenen Oued kreuzen. Die Piste ist weggespült, also begradigen wir die
Umfahrung ein wenig und räumen einige Steine
zurecht,
dann geht es über grobes Geröll zur anderen Seite, w die Piste weiter führt.
Wieder auf der Teerstraße, kommen wir in den grünen Teil des Tals. Rechts und
links stehen Palmen, deren Zweige weit in die Fahrbahn hineinreichen und mich
zur langsamen Fahrt nötigen. Kevin und auch Peter huschen mehr oder weniger
unten durch und sind schon außer Sichtweite. Die Straße besteht eigentlich nur
aus 90° Kurven. Es geht immer wieder links und rechts um die Kurve. Zum Glück
kommt uns nur selten ein Auto entgegen.
Als
wir die Hauptstraße erreichen, geht es wieder zügiger voran und wir erreichen
nach einem Touristen-Stopp an Thermalquellen, Erfoud. Hier tanken wir Diesel und
Wasser nach, um uns für eine mehrtägige Reise ins Hinterland vorzubereiten.
Im
Ort parken wir unsere Fahrzeuge am Straßenrand – Nico bleibt mit den Hunden in
ihrem Auto zurück, während wir anderen zum Markt gehen, einkaufen. Die Zeit
verfliegt. Als wir zurückkommen, schmeißen Kinder mit Steinen nach den Hunden im
Auto. Peter nimmt die Verfolgung auf und erwischt die Bengel zu Hause, wo es von
der Mutter eine entsprechende Ansage gibt.
Kurz
hinter Erfoud erreichen wir Mezouga. Die Hauptverbindung führt durch den Ort,
also fahren wir durch ein großes, aber für unsere Fahrzeuge kleines Tor in den
Ort. Man erkennt deutlich den Unterschied zum weiter entwickelten Norden des
Landes. Wir halten uns nicht lange auf. Unser Plan ist es nördlich über Pisten
den Erg Chebbi zu umfahren und dort einen geeigneten Stellplatz mit wenig Wind
zu finden.
Die
Piste besteht aus solidem Wellblech, daher fahren wir querfeldein. Der
Untergrund ist flach und so kommen wir hier ebenso schnell voran wie auf der
Straße. An einer Funkstation biegen wir auf eine nochmal weniger befahrene
Piste, die kurz darauf die ersten Dünen für uns parat hält. Nicht wirklich
vorbereitet
fahren
wir hinein. Prompt bleibt Peter vor mir stecken. Sein Auto ist mehr als ein
Drittel leichter als meins, so beginne ich mich zu fragen, was ich anders machen
will, um nicht stecken zu bleiben.
Kollektiv
beginnen wir Luft aus unseren Reifen zu lassen und Peter freizuschaufeln. Mit
zwei, drei Anläufen kommt er frei. Ich, inzwischen auf weichen Pneus unterwegs,
nehme einen anderen Winkel um nicht zu sehr in der nun weich gefahrenen Spur
‚festgesaugt‘ zu werden und bin froh mit Schwung in einem Zug durch den Sand zu
kommen. Hier fängt unser Sandkasten an. Allerdings kommt der Sand aufgrund des
Windes auch von allen Seiten und durch alle Ritzen.
Kurz
darauf fährt sich Kevin fest, als er umkehren wollte, weil der Sand vor ich zu
weich wurde. Hier ist mit einem Schleppgurt die Bergung schnell getan. Dann
richten wir uns auf einem Plateau mit festem Untergrund für die Nacht ein. Moren
können wir mit frischem Elan unsere Übungen fortsetzen.
Zum Abend haben Dani ein Chili und Nico Reis gekocht. Ich stelle den Speisesaal und die Getränke. So sitzen wir abends noch nett zusammen und lassen den Tag ausklingen.
Position: |
N 31° 17' 52.1" W 4° 4' 28.8" |
Kilometerstand: |
20.142 km |
Von
dort wo wir stehen gibt es keinen fahrbaren Weg zum Erg Chebbi, also fahren wir
etwas auf unseren eigenen Spuren zurück, um etwas westlich über festeren Boden
entlang einer rudimentären Piste östlich am Erg Chebbi vorbei zu kommen.
Plötzlich tauchen kleine Kinder auf, die uns den rechten
Weg
weisen wollen. Aber so recht wollen wir uns auf ihren Rat nicht verlassen uns
suchen lieber selbst einen verlässlichen Weg.
Zum Teil ist das querfeldein Fahren eine ganz schöne Bewährungsprobe. Für Antares und auch für meine Nerven, die zur Hälften in meiner Kabine mitfahren. Auauaua.
Nach
einer Mittagspause fahren wir in eine Gegend mit kleineren Dünen und üben
langsam immer größere Abenteuer, denn Peter als auch ich haben beide Prämiere
mit unseren Autos im Sand. Dann wird der Luftdruck immer weiter angepasst, bis
wir endlich wie auf Flummies durch die Dünen fahren. Die Tanknadel bewegt sich
genauso schnell nach unten wie der Drehzahlmesser im losen Sand nach oben.
Nach
unzähligen Kreisen und ausgedehnter Foto-Session fahren wir weiter Richtung
Süden. Mal über festeren Grund, mal über kleinere Dünen. Wir suchen uns unseren
Weg. Doch dann bleibt Kevin stecken, als er gerade dem weichen Sand entfliehen
will. Jetzt heißt es Sand schüppen, noch mehr Luft aus den Reifen und dann den
Schleppgurt an Peter’s Steyr angehängt. Nach dem Freischleppen mussten dann die
Reifen erstmal wieder auf einen adäquaten Luftdruck gebracht werden, denn
0,5 Bar war dann doch etwas wenig.
Ein
Stückchen weiter baten uns Nomaden mit einem uralten Unimog um Hilfe. Sie
benötigten ein Montiereisen um etwas wieder in Gang zu bringen, dann rollten
auch sie weiter. Wir machen uns auf den Weg unser Nachtlager auf zu schlagen.
Türen, Klappen und Fenster knirschen von dem Sand, der sich für immer überall
verewigt hat. Zum Glück lässt der Wind nach, so können wir heute zum Essen
gemütlich draußen sitzen.
Position: |
N 31° 9' 29.4" W 3° 56' 10.5" |
Kilometerstand: |
20.208 km |
Heute ist Ruhetag. Der Wind hat nachgelassen und so können wir ganz entspannt den Tag genießen und einigen kleineren Projekten nachgehen sowie etwas ausspannen.
Am Abend gehe ich auf eine der größeren Dünen, in der Hoffnung von dort aus ins andere Tal sehen zu können. Aber nach einem anstrengenden Aufstieg bliche ich nur vor eine noch höhere Düne. In etwas Entfernung sehe und höre ich Touristen auf einer der großen Dünen. Dort möchte ich jetzt aber auch nicht sein.
Morgens
suchen wir uns einen Weg aus den Dünen. Der erste Versuch endet in einer
Sackgasse. Also orientieren wir uns an der Piste und wühlen uns wieder durch den
tiefen losen Sand. Dann kommen wir an einen Berg, der nicht aus Sand besteht und
fahren hinauf.
Oben
treffen wir, neben den obligatorischen Souvenirhändlern, zwei Deutsche Trucks.
Sie umfahren den Erg Chebbi in umgekehrter Richtung. Anschließend geht es in
einer steilen aber kurzen Abfahrt zurück in den Sand. Kurz darauf erreichen wir
die Straße zurück nach Merzouga. Hier heißt es erst einmal Luft aufpumpen und
die Reifen wieder auf Straßenfahrt vorbereiten.
Nach
einem kurzen Versorgungsstopp steuern wir einen Campingplatz an. Nebenan
campieren ein paar Franzosen wild. Für ihre laute Musik haben sie auch einen
Stromgenerator laufen, was uns gleich in feierliche Weihnachtsstimmung versetzt.
Ihre
lauten Mopeds tun ihr Übriges. Naja, morgen geht es weiter.
Unser gemeinsames Abendessen aus gegrilltem Truthahn, Kuskus, Gemüsepfanne und Wein, nehmen wir im Innenhof der Kasbah ein, wo es etwas weniger windig ist. Hier treffen wir uns später auch noch mit den Toyo Fahrern wieder, die wir vor einigen Tagen am See getroffen hatten. Sie werden uns ab morgen begleiten.
Position: |
N 31° 5' 52.2" W 4° 0' 20.5" |
Kilometerstand: |
20.240 km |
Heute früh steht noch ein Wasser. und Abwasser-Service auf dem Plan. Dann fahren wir los. Ein Pärchen mit ihrem Toyota schließt sich uns an um nach Mhamid zu fahren. Ich übernehme heute den Guide. Ich nutze den Track von Burkhard und Sabine aus dem GPS Offroad-Führer Marokko. Einst aus dem Ort, geht es zunächst über Teerstraße gen Süden. Über der weiten Landschaft hängt ein Schleier aus Sand.
In
Taouz verlassen wir die Straße und es geht auf einer Piste weiter. Zunächst ist
die Piste gut befahrbar. Uns kommt ein Konvoi aus vier Lkw entgegen, die wir
passieren lassen. Mit 20-30 km/h geht es über die steinige Piste. An einer
Anhöhe machen wir Rast.
Uns
kommen drei Spanier mit Geländewagen entgegen. Einer von ihnen hatte bereits
einen Überschlag hinter sich und war somit ohne Frontscheibe unterwegs. Aber die
Insassen waren wohl auf. Die Piste wird schlechter. Die Schlaglöcher,
Bodenwellen und Wellblechpiste nehmen zu. Immer wieder versuchen wir über die
verschiedenen Pisten das optimale Stück Strecke zu erwischen. Dann folgt ein
Sandsturm, der uns die Hand vor Augen nicht erkennen lässt. Wir kommen nur noch
langsam voran.
Vor
Ramlia ist die Piste mit kopfgroßen Steinen überzogen und lässt uns die
Geschwindigkeit weiter reduzieren. Dann navigiere ich durch den Ort, zwischen
Lehmbauten und unzähligen winkenden Kindern hindurch. Wir fahren jedoch gleich
weiter, ohne einen weiteren Stopp einzulegen. Es gibt nur eine Ortsausfahrt
Richtung Westen. Über einen kleinen Bach geht es entlang einer mit Palmen
gesäumten Sand-Piste. Anschließend eröffnet sich uns eine Sandlandschaft. Gut
dass wir vor ein paar Tagen das Sandfahren trainiert hatten. Die Piste zerteilt
sich in unzählige mehr oder weniger befahrene Spuren im Sand. Die Spuren winden
sich um knorrige Büsche durch den Sand. Hinter Antares steigt eine dichte
Staubwolke auf. Ich habe Mühe die nachfolgenden Autos zu erkennen.
Bislang
fahren wir ohne Luft aus den Reifen gelassen zu haben durch das Sandfeld. Eine
Flussdurchfahrt ist eine trocken, staubige Angelegenheit, denn Wasser gibt es
nur im Brunnen. Dann lassen die Büsche nach und es türmen sich Dünen auf. Die
Spuren verlieren sich zwischen den Dünen. Wir halten an und erkunden die
möglichen Routen. Die Luft ist mit Sand versetzt. Die Route verschwindet unter
den Dünen und sind länger nicht befahren worden, sprich jungfräuliche Dünen.
Leider ist nicht zu erkennen wie viele Dünen es sind, denn die Sicht ist
schlecht. Christin erkundet mit seinem Toyota eine Umfahrung im Süden. Dies
scheint uns die bessere Option, denn es ist bereits spät und eine Bergeaktion im
Sand könnte schnell bis in die Dunkelheit dauern, daher fahren wir Richtung
Süden. Wir befürchten, dass wir nahe oder gar über die Algerische Grenze kommen.
In
einer trockenen Seeplatte kommen wir wieder auf eine Art Piste. Dieses Stück
entpuppt sich jedoch als quälend schwere Strecke. Es ist holprig und staubig.
Mehr als einmal schaukelt der Aufbau dermaßen stark, dass ich erstmal anhalte um
dem Wanken Einhalt zu gewähren.
Dann
wieder ein paar Meter weiter. Auch bei langsamer Fahrt wirbele ich eine riesige
Staubwolke auf. Ab heute ist das Auto in jeder Ritze mit marokkanischem Staub
konserviert.
Gegen 17:00 Uhr erreichen wir ein steiniges Gebiet. Hier lässt der Staub nach und wir richten uns für die Nacht ein.
Position: |
N 30° 39' 56.0" W 4° 31' 20.3" |
Kilometerstand: |
20.332 km |
Ganz
früh am Morgen höre ich die ersten Lkw über die Piste unweit unseres
Übernachtungsplatzes vorbei ziehen. Es ist noch dunkel, da fahren die lokalen
Lkw zu den Mienen in unmittelbarer Nähe an den Berghängen.
Peter und ich versuchen aus den vielen Pisten auf den OSM Karten diejenige herauszufinden, die uns nach Zagora führt. Schlussendlich folgen wir weiterhin dem Track von der Pistenkuh. Ich übernehme wunschgemäß wieder die Führung. Nach einem steinigen Stück Piste wird das Tal weiter und die Möglichkeiten seine eigene Piste zu kreieren werden deutlich mehr. So fahren wir mal hintereinander, mal nebeneinander. Jedoch immer in Sichtweite.
Entlang der Piste gibt es immer wieder mal eine Auberge mit Camping. Die Piste scheint ein echter Touristen-Track zu sein. Gut das derzeit kaum Touristen unterwegs sind. Heute haben wir keine Begegnung mit irgendwelchen Touristen.
Irgendwann
sind die anderen so weit voraus gefahren, dass ich sie nicht mehr sehen kann.
Kevin und Dani warten an der nächsten Abzweigung. Als Guide beschließe ich auf
der dokumentierten Route zu bleiben, auch wenn die anderen abseits auf einer
anderen Route vorgeprescht sind. Für eine ganze Weile fahren wir ohne
Sichtkontakt getrennt voneinander.
Dann folgt ein steiniger Anstieg zu einem Hügel, auf welchem sich ein Militärposten befindet. Hier ist der Weg mit einer Kette versperrt. Zuerst müssen wir unsere Pässe vorlegen. Als der Beamte unsere Daten notiert, kommen auch Peter und Christian am Militärposten an. Sie wurden zuvor bereits von einem andren Militärposten auf die Piste zurück geschickt. Von nun an fahren wir wieder gemeinsam.
Es
geht weiter über steinige Piste. Plötzlich eröffnet sich vor mir eine fast 2m
tiefe Stufe in der Piste. Mit meinem Böschungswinkel kann ich hier nicht runter
fahren. Also fahre ich seitlich vorbei. Bettina fährt den Toyota unter
Einweisung von Christian hinunter und ist sichtlich stolz darauf, diese Passage
gemeistert zu haben. Gut gemacht!
Dann
geht es weiter auf steinigem und felsigem Untergrund in die Berge. Die Piste
wird zu einer schmalen Bergpiste. Gegenverkehr unerwünscht! Die Piste ist so
uneben, dass ich mit Untersetzung und zweitem Gang fahre. Trotzdem wird Antares
heftig durchgeschüttelt. Mehrmals muss ich anhalten um dem wankenden Fahrzeug
Einhalt zu gebieten. An einer Passhöhe dann die Möglichkeit abseits der Piste
anzuhalten. Hier schlagen wir unser Nachtlager auf und kochen zusammen auf
offenem Feuer eine Gemüsepfanne.
Das Telefon hat seit zwei Tagen keinen Empfang mehr. Jetzt sind wir wirklich im Niemandsland angekommen.
Position: |
N 30° 6' 4.2" W 5° 16' 12.6" |
Kilometerstand: |
20.443 km |
Nach
einer sehr stillen Nacht auf dem Bergplateau machen wir uns am Morgen wieder im
Konvoi auf den Weg. Es geht noch mal ein Stück bergauf bis zur Passhöhe. Vor
hier eröffnet sich ein schöner Weitblick ins Tal. Bis in die Ferne kann man die
Piste erkennen und sich ausmalen, womit man die nächste Stunde beschäftigt sein
wird. Jetzt geht es genauso langsam talwärts, wie zuletzt bergauf. Jeder Fels
und jedes Schlagloch will einzeln befahren werden. Das dauert. Die Aussicht ist
grandios. Die Piste ist gerade breit genug für Antares. Gut dass wir den ganzen
Tag keinen Gegenverkehr haben.
Im
weiten Tal haben wir dann Gelegenheit Höchstgeschwindigkeiten von über 60 km/h
zu erreichen. Schneller kann und will ich nicht fahren, denn regelmäßig sind (zu
tiefe) Querrinnen zu durchfahren, die, wenn man zu schnell ist, wie eine
Startrampe für eine Raumfähre wirken. Schließlich soll das Material noch ein
paar Tage durchhalten.
Es
folgt noch eine Pass-Querung, gefolgt von einem Militärposten. Die Beamten
notieren sich alle erdenklichen Daten, das dauert. Aber sie sind freundlich und
ich glaube auch ein wenig froh, dass endlich mal jemand vorbei kommt. Jetzt sind
es nur noch wenige Kilometer bis zur Straße, aber die letzten 2 km sind übelste
Wellblechpiste mit Senken von einem Meter und mehr. Wir kommen nur sehr langsam
voran und sind froh, als wir ohne Sperren mal wieder auf 70 km/h beschleunigen
können. Bis Zagora brauchen wir jetzt noch ca. eine halbe Stunde.
In
Zagora steuern wir die Werkstatt Gordito von Mohamed an um bei Peter die Getriebeöle zu wechseln.
Das dauert nur 5, vielleicht 10 Minuten, versichert einer der Werkstatt-Heinis.
Nach einer Stunde fahre Kevin, Dani und ich zum Camping Sindibad um zu sehen ob
ich mit Antares durch die enge Zufahrt komme. Sollten wir dort nicht rein
kommen, würden wir zurückkehren. Zum Glück wurde eine neue Zufahrt angelegt,
über die nun auch größere Fahrzeuge einfahren können. Wir suchen uns einen
schönen Stellplatz, wo auch die anderen beiden Platz finden. Es dauert noch über
zwei Stunden bis sie am Camping eintreffen.
Später gehen Dani, Kevin und ich noch zum anderen Campingplatz, wo wir den MAN-Fahrer vom Erg Chebbi wieder treffen. Dann wird es auch schon dunkel und nach einem kurzen Einkauf kehren wir zu unseren Fahrzeugen zurück, wo der Tag recht bald zu Ende geht.
Position: |
N 30° 19' 33.8" W 5° 50' 1.4" |
Kilometerstand: |
20.520 km |
Nach
der dreitägigen Tour ist heute Ruhetag angesagt und wir sind mit Beseitigung des
Sandes und anderen Wartung- und Instandsetzungs-Aufgaben beschäftigt. Ich stelle
fest, dass ein Fenster nicht vollständig dicht ist und Sand hindurch gekommen
ist. Das wird wohl eines meiner nächsten Projekte werden.
Den Nachmittag verbringe ich mit Lesen und abends unternehme ich eine Erkundungstour durch die angrenzenden Gärten, die allesamt mit mannshohen Lehmmauern eingefasst sind. Der letzte Garten ist somit eine Sackgasse. Aber hier treffe ich auf Einheimische, (sein Spitzname ist Aborigine, weil er wohl von Australien träumt) und er zeigt mir einen Weg über eine Mauer zum Fluss Draa. Ich bin auf der Suche nach ein paar schönen Fotomotiven, werde aber nicht so recht fündig und kehre bald zurück.
Es herrscht keine Eile, so legen wir einen weiteren Ruhetag ein. Heute ist Grand Souk und wir gehen Einkaufen. Beim Butcher / Metzger lasse ich mir Fleisch zuschneiden was ich abends grille. Alles nach Maß direkt vom großen Stück J.
Heute werden noch die Fenster geputzt, damit ich auch mal etwas anderes sehe als nur Sand. Ansonsten steht außer Chillen nicht Weiteres auf dem Plan.
Über das Ziel bin ich mir im Klaren, über die Route nicht. Soll ich die steinige Piste über M’hamid mitfahren oder lieber durch das schöne Dra-Tal über die Straße nach Four-Zguid fahren? Peter und Nico schließen sich Martin an, der gestern Abend mit seiner Freundin auf dem Campingplatz auftauchten. Sie wollen zusammen über die Piste nach Foum-Zguid fahren. Da ich ein anderes Reisetempo habe als die beiden, fahre ich mit Dani und Kevin ‚oben rum‘. Außerdem wird es nach Mittag, ehe wir los kommen, damit bleibt, wollen wir zu Silvester in Foum-Zguid sein, nur noch wenig Zeit und die Piste mag doch ein wenig länger dauern.
Wir gehen noch in Zagora etwas essen, da der Campingplatz Besitzer nicht da ist und wir daher nicht bezahlen können. Während des Essens kommen Peter und Nico vorbei gefahren, also scheint Mohamed jetzt vor Ort zu sein, also gehen wir nach dem Essen zurück und bezahlen, bevor wir uns auf den Weg machen. Ich bezahle noch 25 DH für Peter, der angeblich nicht genug Geld gehabt haben soll. Mal sehen, welche Geschichte stimmt.
Das Tal ist recht schön aber die Straße zieht sich eine ganze Weile dahin und der Verkehr bedarf meiner Aufmerksamkeit. Erst als wir in Agdz abbiegen wird der Verkehr weniger. In zwei Palmoasen am Straßenrand haben sich Franzosen mit selbstgebauten Wohnmobilen eingenistet um in Agdez Silvester zu feiern. – Wir ziehen weiter.
Unweit
eines Ortes hält mich ein Marokkaner an und fragt ob ich ihm etwas Diesel geben
könne, damit er nach Hause kommt. Nicht ganz überraschend hat er einen keinen
Kanister und Schlauch dabei. Als Dank werden wir zum Tee und Abendessen
eingeladen. Er hat ein großes Haus mit einem Hof auf dem wir über Nacht bleiben
können. Wir denken ein Tee wäre jetzt ganz angebracht und lassen uns auf das
windige Angebot ein. Der Peugeot wird angeschoben, was bei einem Diesel-Motor
ohne Diesel untypisch ist. Gepumpt hat er auch nicht, somit kommen bei uns die
ersten Zweifel auf. Im Ort parken wir bei dem Herrn zu Hause am Haus und
bekommen unseren Tee. Dani erinnert sich schon mal dort gewesen zu sein. Gleiche
Masche. Damals endete es in einem Teppich-Basar. Wir beschließen nach dem Tee
aufzubrechen und weiter zu fahren. Von einem aufdringlichen Teppichverkäufer
bleiben wir diesmal jedoch verschont.
Wenige
Kilometer weiter biegen wir auf eine Nebenstraße ab, die zu einer Miene führt.
Hier wollen wir uns einen Platz für die Nacht suchen. Es ist ein weitläufiges
Bergland, doch im Tal stehen ein paar Palmen, zu denen wir uns durchschlagen.
Doch es dauert nicht lange und wir erhalten den ersten Besuch abgestattet. Wenig
später folgt der nächste. Aber die Leute hier wollen nur wissen wer zu Besuch da
ist und starten kein Verkaufsgespräch. Diese Art der Begegnungen sind mir viel
Lieber, auch wenn es mit der Kommunikation schwieriger ist, weil sie keinen
Schwager haben, der in Stuttgart arbeitet und von dem sie hätten Deutsch lernen
können.
Position: |
N 30° 31' 0.6" W 6° 44' 12.1" |
Kilometerstand: |
20.675 km |
In
der Nacht ist die Temperatur auf -2°C gefallen. Damit können wir der Heimat
ernsthaft Konurrenz anbieten. Aber die Sonne scheint den ganzen Tag und so ist
es bereits wieder 14°C warm, als wir aufbrechen.
Die
Piste zurück zur Straße. Doch die Straße ist schlechter als die Piste und so
artet die Fahrt zu einer Slalom-Fahrt aus. Schlaglöcher im Teer sind schlimmer
als Löcher auf der Piste. Immer wieder kommen wir an kleineren Mienenfeldern
vorbei, in denen Kobalt abgebaut wird. Die Straße scheint fast ausschließlich
für den Mienen-Verkehr zu bestehen. Die Berge sind schroff und das Grün am
Wegesrand stammt aus dem Gestein und ist kein Moosgewächs wie zuerst gedacht.
Hinter
der Abzweigung nach Foum-Zguid wird die Straße wieder besser und die Zahl der
Touristen nimmt gleichfalls zu. Im Tal gibt es wieder Palmengärten und schöne
Oasen entlang des Flusslaufes. An einer Tankstelle fülle ich Diesel und Wasser
auf. Die ca. vierjährige Tochter des Tankwartes schaut vorbei und ich schenke
ihr einen Tennisball. (Schläger hat sie schon
J ). Dafür
werde ich mit meinem ersten Kuss einer Marokkanerin belohnt.
In
Foum-Zguid halten wir am Campingplatz, wo wir drei deutsche Trucks antreffen. Nach einem kurzen Plausch
fahren wir jedoch weiter, da wir herausfinden wollen, wo die Rally
Africa Race morgen Station machen wird. Nach einigem Suchen finden wir die
bereits aufgestellten Zelte in der Wüste. Allerdings ist sonst noch nichts los,
also fahren wir ein paar Kilometer weiter und suchen uns einen ruhigen Platz
abseits der Piste, um dort die Silvesternacht zu verbringen.
Position: |
N 29° 54' 55.3" W 6° 56' 7.9" |
Kilometerstand: |
20.803 km |